Belletristik Dass jede Wirklichkeit den Traum vernichtet.

Skar

Dr. Spiele
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#StandWithUkraine
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16. Januar 2003
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Verführer (Hermann Hesse)

Gewartet habe ich vor vielen Türen,
In manches Mädchenohr mein Lied gesungen,
Viel schöne Frauen sucht ich zu verführen,
Bei der und jener ist es mir gelungen.
Und immer, wenn ein Mund sich mir ergab,
Und immer, wenn die Gier Erfüllung fand,
Sank eine selige Phantasie ins Grab,
Hielt ich nur Fleisch in der enttäuschten Hand.
Der Kuß, um den ich innigst mich bemühte,
Die Nacht, um die ich lang voll Glut geworben,
Ward endlich mein – und war gebrochene Blüte,
Der Duft war hin, das Beste war verdorben.
Von manchem Lager stand ich auf voll Leid,
Und jede Sättigung ward Überdruß;
Ich sehnte glühend fort mich vom Genuß
Nach Traum, nach Sehnsucht und nach Einsamkeit.
O Fluch, daß kein Besitz mich kann beglücken,
Daß jede Wirklichkeit den Traum vernichtet,
Den ich von ihr im Werben mir gedichtet
Und der so selig klang, so voll Entzücken!
Nach neuen Blumen zögernd greift die Hand,
Zu neuer Werbung stimm ich mein Gedicht ...
Wehr dich, du schöne Frau, straff dein Gewand!
Entzücke, quäle – doch erhör mich nicht!
 
Ich kann gar nicht so genau sagen, worauf ich damit hinaus wollte.

Aber wenn Traum und Erstreben so sublim zur Wirklichkeit steht, schlägt dann Traum, Fiktion und Phantasie immer die Realität?
Und was bedeutet das für die Beschäftigung mit solchem?
 
Ich kann gar nicht so genau sagen, worauf ich damit hinaus wollte.
Was ganz neues. ;)

Aber wenn Traum und Erstreben so sublim zur Wirklichkeit steht, schlägt dann Traum, Fiktion und Phantasie immer die Realität?
Nein.

In meiner Fantasie und in meinen Träumen (auch wenn man diese nicht/kaum beeinflussen kann) unterliege ich keinen Einschränkungen. Ich kann alles erreichen und die Hindernisse, die mir auf meinem Weg begegnen, entstehen nur in meiner Fantasie.

Das mag auf den ersten Blick interessant sein, weil ich neue Erfahrungen machen kann. Das stimmt aber nicht. Kann ich in meinem Traum fliegen, fühlt sich das so an, wie ich mir Fliegen vorstelle. Ob die Möglichkeit fliegen zu können aber wirklich ein solchen Gemütszustand schafft, weiß ich nicht.

Also bin ich ja doch wieder in meinen Vorstellungen (wenn es um Emotionen geht) gefangen. Wenn ich noch nie angeschossen wurde, dann kann ich in meinem Traum/Fantasie auch angeschossen werde. Ich werde Schmerzen empfinden, die ich kenne.

In der Realität muß ich mich mit den realen Begebenheiten auseinandersetzen. Für mich ist es also schwieriger in der Realität seine Ziele zu erreichen und damit ist das Erfolgsempfinden auch höher.

Zudem weiß ich in meiner Fantasie ja in der Regel, wie die Geschichte endet. In der Realität ist der Ausgang nicht immer gewiss. Also ist sie für mich spannender.


Geht man nun von der subjektiven Fantasie weg und zieht die Fantasien Dritter heran, stimmen diese Punkte natürlich nicht immer. Bei einer fiktiven Geschichte weiß ich nicht immer, wie sie ausgeht. Ich kann mir denken, daß Conan auch aus dem tiefsten Verlies mit den abscheulichsten Monstern einen Ausweg findet, aber wie dieser aussieht, ist immer fraglich.

Dennoch übt die Realität mittlerweile eine höhere Faszination auf mich aus. "Black Hawk Down" hätte einer von vielen Kriegsromanen sein können, daß es aber die Aufbereitung einer realen Begebenheit ist, macht es für mich noch interessanter. "The Black Hand" hätte die fiktive Geschichte eines hispanischen Gangmitgliedes sein können, aber es die Lebensgeschichte eines Mannes, der maßgeblich an der Gründung einer der einflußreichsten Gangs in den USA beteiligt war. "Blood in - blood out" hätte ein Roman über eine ausgedachte Gang sein können, ist aber die die reale Beschreibung über die Aryan Brotherhood, einer Gang, die Banken besitzt.

So gerne ich auch fiktive Geschichten lese, fasziniert mich die Realität doch viel mehr.

Oder auch gerne: "Träume sind Schäume."
 
Kein noch so großartiger Pornofilm wird jemals einen realen Kuss schlagen. Nicht in dem Augenblick, in dem es passiert.

Kommt auf den Kuss an... und auf den Film ;)

Ich habe das Gedicht oben so verstanden, dass man dazu neigt, sich Dinge, denen man lange nachrennt, in immer schöneren Farben zu malen - und dann, wenn man sie haben kann, leicht enttäuscht wird, weil die Wirklichkeit nicht mit den überhöhten Erwartungen mithalten kann. Völlig normale Sache - ging doch jedem schonmal so. Und es heißt doch so schön: Vorfreude, schönste Freude.

Das Gedicht jetzt als Aufhänger zu nehmen für eine Diskussion zu nehmen, ob die Realität grundsätzlich besser ist als das, was man sich ausdenkt... naja ich weiß ja nicht...
 
Das Gedicht lehrt uns, das man manche Rollenspiele besser nur jahrelang ankündigen, niemals veröffentlichen sollte... Aera dürfte demnach das beste Rollenspiel aller Zeiten sein. Und bei Skar leckt glaube ich irgendwo eine Gasleitung in Haus oder Büro...
 
Kommt auf den Kuss an... und auf den Film ;)

Und darauf, ob man 'ne Schusswunde hat oder nicht, ob man nackt ist oder nicht, ob man gerade gegessen hat, etc etc und so weiter. Sagt sich auch viel leichter, wenn man gerade am Computer sitzt und beides bloß in der Theorie miteinander vergleicht. Jajaja, alles richtig.

Geh halt mal vom jeweils bestmöglichen Fall aus. *kick*
 
Und darauf, ob man 'ne Schusswunde hat oder nicht, ob man nackt ist oder nicht, ob man gerade gegessen hat, etc etc und so weiter. Sagt sich auch viel leichter, wenn man gerade am Computer sitzt und beides bloß in der Theorie miteinander vergleicht. Jajaja, alles richtig.

Geh halt mal vom jeweils bestmöglichen Fall aus. *kick*

Woher willst du denn wissen, in welcher Situation ich diesen Post verfasste :p Ich habe natürlich ausgiebige Feldforschung betrieben, ehe ich diesen meinen wissenschaftlich fundierten Post verfasste!
 
Mag sein, dass meine Feldstudien anders gelaufen sind. Ich empfand das Küssen halt bisher immer als etwas bedeutsames. Auch wenn der Kuss im Nachhinein betrachtet doof war, in dem Augenblick war's ein aufregenderes Gefühl, als ich bei einem Pornofilm empfinde. Auch einem guten. Selbst mit dem würde ich mich bloß vielleicht zehn Minuten beschäftigen. Aber den doofen Kuss ziehe ich bis zum bitteren Ende durch.

Andererseits hatte ich vielleicht auch noch keine richtig doofen Küsse. Kann ja sein.
 
*seufz* Du bist echt manchmal ne Spaßbremse. Ich hab doch bloß irgendnen Mist gepostet, weil sich mir der Sinn des Threads ebensowenig wie dem Ersteller selbst erschloß. ;)

Aber schön, wenn dein Leben voll guter Küsse ist - das ist doch was Feines :)
 
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