Soldbuch, 14. Ingerimm 1027 BF
Ankunft in Gareth. Nur Vier von uns haben sie schließlich erreicht, die Kaiserstadt, Hauptstadt des Reiches, Mittelpunkt der Welt. Man kennt sie aus der Ferne, so weit ist sie. Von Horizont zu Horizont reicht sie und überall sind Menschen. Doch prächtig war unser Blick nicht, wie es uns die Bauern auf dem Weg beschrieben. Finstere Berge mit feurigem Atem erheben sich über die Stadt, Elend ist Haus und Mensch vor den großen Mauern. Und die Brache der Dämonen lässt allein den Blick erschauern.
Dennoch gewaltig diese Stadt der Kaiser. Hinter jedem Bauwerk ist noch ein Bauwerk. Hinter jedem Mensch geht noch ein Mensch. Jede Ecke hat ihren Verkauf, in jeder Gasse findet sich ein Laden. Elend schiebt sich ohne Beine auf gleicher Straße wie Adel hoch zu Ross.
Zwei Monate Krieg in Darpatien lagen hinter uns und wir hofften auf ein wenig Ruhe und sichere Rast. Ivan, die Verrückte Maraskanerin, der Leutnant und meine Wenigkeit. So viele Söldnerseelen verloren wir in Darpatien, doch wir waren noch da. So kehrten wir bei erster Gelegenheit ein und ließen Bier fließen, auch weil Rondra von ihrem nahen Zorn kündete. Und selbst in dieser heruntergekommenen Kaschemme konnten wir Volk aus allen Himmelsrichtungen sehen. Sogar einen Mann des kleinen Volkes, der aussah als konnte er Gold scheißen.
Als Rondras Zorn weitergezogen war, traten wir wieder auf die Straße. Unser nächster Weg führte an einem mächtigen Gebäude vorbei, wo Leutnant Trogar eine Nachricht zu überbringen hatte. Welche Nachricht auch immer dies war, ein kluger Mann hält sich aus den Angelegenheiten von Zauberern heraus und fragt nicht. Nach einiger Zeit kam er dann tatsächlich mit einem Auftrag für Gutes Gold wieder heraus. Einen anderen Zauberer sollten wir suchen, bei gewöhnlichem Lohn und Gefahrenzulage. Obwohl unsere Kriegskasse noch für mindestens zwei Wochen gefüllt war, erschien es uns unklug auf dieses Gold zu verzichten.
Dennoch suchten wir uns erst einmal eine Unterkunft, um unseren Tross zu verstauen und eine Mahlzeit einzunehmen. Silkwiesen Stube hieß das Gasthaus und ist ein Treff für Veteranen, wie uns berichtet wurde und es den Anschein hatte. Ein preiswertes Zimmer mit echten Betten wurde bezahlt und es gab die Hoffnung die Betten in der Nacht tatsächlich auch zu sehen. Auch die Speisen des Hauses schienen ordentliches Handwerk zu sein. Im Schankraum kamen wir mit einem der Veteranen ins Gespräch, er warnte uns vor diesem Südquartier. Dort wo wir den Verschwundenen suchen wollten, solle das Recht des Stärkeren herrschen. Doch das schreckte uns nicht. Nachdem wir uns gestärkt und beratschlagt hatten, brachen wir auf den Magister Falke zu suchen.
Auf unserem Weg tiefer in diese Stadt vor den Toren des Alten Gareths begegneten wir einem weiteren Zauberer. Schien ein recht junger Bücherwurm zu sein mit Namen Brin. Jedenfalls konnte er uns einen Hinweis geben, der uns zum Speichermarkt führte. Dort fanden wir wiederum einen Bettler, der uns weiterhelfen konnte. Angeblich hatte der Verschwundene Umgang mit einem Mann namens Greifenfurter, der an einem Ort mit Namen Zauberschmiede haust. Schnell war diese Mietskaserne gefunden und obwohl die Verrückte Maraskanerin sich mit einem Totschläger angelegt hatte, gelangten wir ohne weiteres Federlesens hinein und konnten mit diesem Iryan Greifenfurter sprechen. Er kannte den Verschwundenen tatsächlich und berichtete von dessen Beobachtungen im Südquartier: Schattenhafte Gestalten an der Brache, verschwundene Menschen, zu wenige Leichen in den Gassen. Außerdem erzählte uns der Alte, dass Falke häufiger in Begleitung einer Frau gesehen wurde.
Trotz dieser dunklen Nachrichten und der hereinbrechenden Nacht suchten wir weiter. Auf dem Speichermarkt fanden wir noch einen Händler, der die Frau in Begleitung Falkes sogar kannte und wusste wo sie zu finden war. Es handelte sich um eine ehemalige Hure mit Namen Tsaiane Winterbach. Also machten wir uns auf zum Gardelweg, wo die Frau eine Behausung besitzen und die Zukunft verkünden sollte.
Die Hütte der Frau war das einzige intakte Gebäude in der ganzen Straße, der Rest schien vor langer Zeit einem Feuer zum Opfer gefallen zu sein. Wer oder was immer in den Ruinen hauste war still genug, um uns Kampflärm aus der Hütte gewahr werden zu lassen. Bevor wie sie noch erreichen konnte hörte ich laute Worte, mit dem unverwechselbaren Klang der Kehle eines Zauberers. Dann konnten wir das Feuer auch hören und das Flackern hinter dem Holz erahnen. Mit dem Spieß voran, gedeckt von meinen Männern, stürmte ich in die gute Stube. Dort lag der gesuchte Magus am Boden, wie wir nach dem Kampf im Schein von Kerzenlicht feststellen konnten. Zuerst aber mussten wir uns um zwei Totschläger kümmern, die die liegende Gestalt mit Knüppel und Streitkolben bearbeiteten. Doch dies bereitete uns keinerlei Mühe, schon eher einen von ihnen am Leben zu lassen.
Der Magus hatte es irgendwie geschafft zu überleben, wie auch eine kohlende Leiche von seiner Zauberkraft zeugte. Der Magus war recht mitgenommen von dem Angriff der Lumpen, konnte sich aber auf den Beinen halten. Er erzählte von diesen zwielichtigen Gestalten (welche wirklich kränklich und mehr als ärmlich aussahen), die seit einiger Zeit die armen Viertel offenbar unsicher machen. Von Verschwundenen, die offenbar in die Kanalisation geschleppt wurden, ob tot oder lebendig. Und von seiner Geliebten, mit der er diesen Umtrieben auf den Grund gehen wollte. Doch dann waren sie in dieser Hütte von einem halben Dutzend dieser widerwärtigen Totschläger überfallen worden und offenbar hatten sie die Frau verschleppt.
Obwohl nicht von der Lust beseelt der Spur dieser widerlichen Gestalten zu folgen, beschlossen wir es dennoch, nach eindringlicher Bitte des Magus und dem Versprechen von 100 Dukaten. Der Magus konnte uns Ausrüstung überlassen, die er selbst zu Erforschung der Kanalisation beschafft hatte, und uns den Weg zum nächsten Eingang weisen. Mir gefiel dieser ganze Spuk trotzdem nicht, auch weil der Magus nun allein durch die Nacht zurück zu seinem Orden laufen wollte um weitere Hilfe zu holen. Würden wir am Ende gar keine weitere Münze sehen, obwohl wir den Auftrag erfüllt hatten?
Allein – 100 Dukaten für ein paar Stunden Müh und meinem Herrn gefälligem Kampf.
Wir verabschiedeten uns von Magister Falke und ließen auch den Totschläger zurück, dessen Leben wir verschonten aber nun nicht ausfragen konnten. Im Licht zweier Sturmlaternen und des brennenden Stabes des Leutnants geht es hinab in die Kanalisation. Vier Schritt in die dunkle Tiefe, über alte eiserne Stiegen senkrecht hinab.
Die Dunkelheit empfing uns mit Schatten und bestialischem Gestank. Wir folgten einem Steg, neben uns ein Rinnsal aus Abfall und Notdurft, welches wir gar nicht richtig ins Auge fassen wollten. Noch war die Decke des Ganges über meinem Schädel, aber breit war der rutschige Steg nicht gerade. Schlechte Sicht, beengter Raum und keinerlei Ortskenntnis beunruhigten mich, obwohl die kränklichen Gestalten auch so kaum eine Gefahr darstellten. Doch hier unten mochte es sicher noch andere Kreaturen geben.
Doch die Würfel waren gefallen und wir folgten den scharfen Augen von Ivan. Seine Fähigkeit auch aus größter Entfernung den Heller zu treffen schien sich auch beim Lesen von Spuren bezahlt zu machen. Natürlich hielten wir unsere Waffen bereit und achteten ebenso scharf auf die uns umgebende Dunkelheit, wie auch auf den unsicheren Steg vor uns.
Plötzlich schlug uns eine Welle Ratten entgegen. Welcher Trossbursche hat nicht schon einmal eine Ratte erschlagen müssen? Doch dies war eine ganze Horde von diesen Kreaturen und sie strömte auf uns zu, um uns herum. Einige konnten wir in das dreckige Rinnsal befördern, andere gleich erschlagen, doch zu meinem Unglück erwischte mich doch eines der Biester am Fuße. Im nächsten Augenblick verschwanden die dicken und harrigen Gestalten aber auch schon wieder in der Dunkelheit. Offensichtlich wollten sie nicht über uns herfallen, sondern an uns vorbei. Also schickte ich die Verrückte Maraskanerin und Ivan nach vorn. Spähtrupp.
Als der Leutnant und ich wenig später laute Rufe vor uns in der Dunkelheit hörten, stürmten wir vorwärts. Wir halfen Ivan durch eine Mauerspalte in der er stecken geblieben war, um dann in einen Raum zu gelangen, in dem die Verrückte Maraskanerin ein paar Diebe überrascht hatte. Die Diebe flohen, wurden aber von unserem Schnitter direkt verfolgt. Augenblicke später sind wir in dem Gang, den die Diebe zu Flucht benutzten und wieder bei ihr. Sie hat tatsächlich zwei der Schurken gestellt und kampfunfähig gemacht.
Die beiden Halunken schienen tatsächlich nur harmlose Diebe zu sein, die eine Villa ausgeräumt hatten und dann durch die Kanalisation geflüchtet waren. In ihren Beutesäcken fanden sich kostbare Gewänder, aber wir hatten keinen Arm mehr frei. Also brachten wir die beiden zum reden und ließen sie dann mit ihrer Beute laufen. Viel konnten sie uns leider nicht sagen und erst recht nichts Neues über die Entführer. Aber offenbar müssen wir uns nach Norden halten. Als wäre es so einfach sich in dieser stinkenden, ekelhaften Dunkelheit zu orientieren.
Wir bewegten uns weiter durch die dunklen, feuchten und stinkenden Gänge. Unsere Lichtquellen ließen finstere Schatten über dunklen Stein huschen und auch wenn wir Kreidezeichen anbrachten hatte ich schon längst das Gefühl hier unten für immer verloren zu sein. Und dann führten die Spuren in Gänge, die immer enger und niedriger wurden.
Ich konnte nur noch kriechen, musste mich dabei seitlich bewegen, so eng und niedrig war der Gang dem wir schließlich folgten. Dazu musste ich den Schein der Laterne nach vorne richten und mit der anderen Hand den Spieß noch mitführen. Die dunklen glitschigen Wände links und rechts nahmen mir den Atem und die Kameraden vor und hinter mir das Gefühl hier wieder heraus zu kommen. Wir hatten uns die 100 Dukaten schon längst verdient.
Plötzlich endete der Gang und wurde von einem Tunnel aus fließendem Unrat gekreuzt. Unter uns die zähfließende, gurgelnde Maße, uns gegenüber in ein paar Schritt Entfernung eine Öffnung in der der Gang fortlief. Jenseits des Hindernisses aus Unrat gab es einen Balken, der zu uns herüber musste, damit wir nicht in die Drecksbrühe unter uns zu steigen hatten. Doch noch während Schnitter vor mir die Lage erspähte, warf das Rinnsaal unter uns Blasen und begann zu brodeln. Dann erhob sich aus dem Dreck eine unförmige Gestalt. Mit einem Mal war Schnitter verschwunden und eine Kreatur wie ein gewölbtes Langschild mit Insektengliedern darunter kroch in den Gang hinein direkt auf mich zu!
Ohne zu zögern stach ich mit dem Spieß in das Ding hinein und traf es schon mit dem zweiten Stoß schwer genug, damit es wieder aus dem Gang befördert und zurück in die eklige Brühe fiel. Da es sich dort unten nicht mehr rührte, konnte Schnitte mir dann den Balken von der anderen Seite anreichen. Ich hatte keine Zeit zu überlegen, wo sie wohl gerade noch abgeblieben war und wie sie die Brühe aus Unrat vermieden hatte. Denn schon hörten wir erneutes Kratzen und Schaben vor uns in der Dunkelheit des Ganges, den wir noch nicht wieder richtig betreten hatten.
Ich konnte blasses Fleisch sehen, grünlich oder gräulich? Es hatte so etwas wie Arme und daran Hände, aber die Finger waren zu schwärzlichen Klauen verformt. Es zischte und zuckte, wand sich gar schrecklich und stank wahrhaft grausig nach Verwesung. Doch ich kam nicht heran, befand sich doch Schnitter vor mir in diesem engen Gang. Augenblicke später jedoch war auch diesem Ding durch Schnitters Schnitter und Trogars Zauber der Garaus gemacht. Es zerfloss zu einer ekelhaften Brühe, aber das hätte mich nicht weiter wundern sollen – hier unten schien jedes Ding und jede Kreatur von ekelhafter Beschaffenheit zu sein.
Wir krochen weiter.
Als der Gang erneut endete, konnten wir diesmal in einen größeren herabsteigen, welcher wieder einen Steg und ein widerliches Rinnsal daneben aufwies. Doch dann hörten wir aus zwei Richtungen Stimmen. Einmal von hinten, offenbar solche zwielichtige Gestalten wie jene welchen wir auf der Spur waren. Außerdem aus der Dunkelheit vor uns, von wo eine Gestalt auf uns zu stolperte.
Die stolpernde Gestalt erwies sich als verängstigter Rattenfänger, der bei unserem Anblick ausrutschte und dann bewusstlos zu Boden fiel. Oder erst fiel und dann das Bewusstsein verlor. Jedenfalls war er dann erst einmal still und rührte sich nicht mehr. Hinter uns aber machten sich vier Gestalten daran uns auf den Pelz zu rücken.
Zu ihrem Pech mussten sie dabei durch diesen wirklich engen Gang, den wir dem Gnadenlosen sei Dank gerade entronnen waren. Während wir uns also aufstellten, um sie mit blutigen Grüßen zu empfangen, machte Ivan sein Mordinstrument bereit. Dann leuchteten wir in den Gang und der Bornländer zerschmetterte mit seinen Kugeln drei der Gestalten den Schädel, noch ehe sie auch nur in unsere Nähe gelangt waren. Der Vierte wandte sich zur Flucht, aber schon war Schnitter hinter ihm her. Leider machte die Verrückte Maraskanerin ihrem Ruf wieder alle Ehre und kehrte ohne Gefangenen zurück. Aber entkommen war der üble Hund natürlich nicht.
Während wir darauf warten mussten, dass der Rattenfänger wieder zu sich kam, schickte ich den Leutnant auf Spähtrupp. Wenig später erschien er wieder und berichtete von Fackelschein und Bosparano voraus. Doch erst einmal mussten wir dem Rattenfänger die Zunge lösen, nachdem er wieder bei uns war. Offenbar war er dabei gewesen seinen Lehrling anzuleiten, als er von einer Kreatur mit schwarzen Augenhöhlen angegriffen worden war, deren Beschreibung uns bekannt vorkam. Offenbar gab es hier unten noch mehr von diesen Kreaturen, die uns in dem Gang aufgelauert hatte. Eine davon hatte dann wohl den Lehrling gefressen.
Da wir mit dem völlig verängstigten und verwundeten Mann nicht anfangen konnten, schickten wir ihn den Weg zurück, den wir gekommen waren. Und zu einem Tempel, möglichst den der Boroni, damit möglicherweise ein Versuch unternommen werden konnte die Leichen von hier unten zu Bergen. Denn hier unten gab es weder die Möglichkeit sie zu begraben noch war es sinnvoll sie zu verbrennen, was ansonsten unsere Pflicht gewesen wäre. Aber die Härten des Krieges mussten wir nun mal akzeptieren.
Wir schlichen zu der Stelle, zu dem Raum, wo der Leutnant Leben ausgemacht hatte. Dort trafen wir dann tatsächlich auf eine weitere dieser unnatürlichen und widerlichen Kreaturen. Sie sah ein wenig anders aus, als die aus dem Tunnel, aber kein Mensch gleicht dem anderen wirklich. Nicht größer als 1,60 Schritt war sie, spindeldürr, mit einem grotesken Buckel und wild aus dem Gesicht stehenden Hauern. Doch nicht nur die Kreatur fanden wir dort, auch einen dicklichen Zauberer in schwarzer Robe. Er schien dabei dem Ding Befehle zu geben, die dieses Ding aber nicht befolgen wollte. Dennoch schien es unter einer Art Bann zu stehen, denn es griff ihn nicht an.
Nach einem, äh, Missverständnis konnten wir mit dem Zauberer überein kommen. Offenbar suchte dieser Simonian von Mörderthal ebenfalls nach einem Verschwundenen hier unten. Wir taten uns also zusammen und Ivan schoss dem Ding den Schädel mit einem Schuss vom Körper, was das Leben dieses widerlichen Dinges beendete. Jedenfalls schienen es keine Untote zu sein. Aber ich konnte nur raten.
Wir gingen nach Norden, jedenfalls glaubten wir das. Denn auch der Zauberer behauptete unser Ziel sei im Norden zu finden, er habe dies im Schädel der widerlichen Kreatur sehen können. Was für eine Zauberei er auch benutzt haben mochte, seine feine Robe sah nicht so aus, als wollte er hier unten länger es nötig bleiben. Deswegen vertraute ich seinen Worten erst einmal.
Nach einer Weile stillen Marsches durch Dunkelheit und Ekel endete der Weg vor einer Öffnung, die mit einer massigen Steinplatte verschlossen war. Obwohl wir suchten, fanden wir keinen Weg den Stein zu bewegen. Ihn aus dem Weg zu schieben gelang mir nicht. Also nahm ich meinen mächtigen Spieß und zerschlug den Stein weit genug, damit wir hindurch kamen. Zu meinem Leidwesen benötigte ich nur vier mächtige Hiebe, statt neun.
Weiter ging es durch das Labyrinth der Gänge, begleitet vom ekelhaften Gestank von Rinnsalen aus Unrat und Dreck. Allerdings hatten sich unsere Nasen schon halbwegs daran gewöhnt und wenn man nicht genau hinsah … Schließlich trafen wir auf einen weiteren Dieb, der hier unten unterwegs war. Er war darauf bedacht den schnellsten Weg hier heraus zu finden, denn er berichtete von einem Dämonenbaum, der seinen Bruder an eines dieser schwarzäugigen Biester und den anderen Gefährten an einen Baum verloren hatte. An einen Arkhobal, einen Dämonenbaum welcher seine Umgebung langsam Stück für Stück auffrisst.
Er nannte uns die Stelle wo der Baum zu finden war, doch meine Kameraden brachten mich schließlich davon ab sofort lozuziehen und dieses Unwesen zur Strecke zu bringen. Und möglicherweise waren wir tatsächlich nicht bereit für diesen Kampf. Doch ich merkte mir die Wegbeschreibung und die Umgebung genau, um später darauf zurückzukommen. Diesem Bösen durfte nicht zu lange Pardon geschenkt werden. Wir aber zogen weiter, um die entführte Frau endlich zu finden.
Kaum hatten wir die nächsten zwei Ecken hinter uns gebracht, kroch erneut eine widerliche Kreatur aus der Dunkelheit auf uns zu. Eine riesige nackte Schnecke mit widerlichen Kratern überall. Doch mit Schüssen des Bornländers und Hieben meines Spießes war dieses Ding in zwei Augenblicken zerschlagen. Ich sammelte die von diesem Ding abgefeuerten Stachel ein, die in meiner Rüstung steckengeblieben war und verstaute sie. Möglicherweise konnte man sie ja einem Alchemisten verkaufen.
Als nächstes erreichten wir nach weiterem Weg durch Dunkelheit, Gestank, Kälte und Feuchtigkeit eine schwere Tür. Dahinter hatten sich Aussätzige verbarrikadiert. Zumindest erzählte uns dies die Stimme, die hinter dem schweren mit Eisen beschlagenen Holz ertönte. Wir zogen es vor ihr zu glauben.
Schließlich gerieten wir in einen älteren Teil der Kanalisation. Möglicherweise gar kein Teil einer Kanalisation, denn die Wände und die Decke wichen endlich vor uns zurück und gaben uns ein wenig Platz. Weit und breit floss kein träger Fluss aus Auswurf und Unrat. Die Wände schienen mit einfachen Werkzeug in den Fels getrieben worden zu sein.
Dann plötzlich standen wir vor einem Durchbruch zu einem riesigen Raum, dessen Decke mindestens sieben oder acht Schritt hoch war. Dünne Säulen sahen wir, getaucht in ein befremdliches Licht. Auf dem Boden schien es ein Mosaik zu geben. Weit und breit war kein Staub zu erkennen.
Vorsichtig betraten wir den Raum und bewegten uns vorwärts. Der Zauberer folgte uns mit Abstand, was sein Verderben war. Denn nach vielleicht fünfzehn oder zwanzig Schritt regte sich plötzlich Leben über unseren Köpfen. Fledermäuse! Einem Schauer gleich fielen sie auf uns herab. Doch noch gerade rechtzeitig fiel mir ein, dass man Fledermäuse mit Geschrei vertreiben konnte. Ob ich das an einem Wachtfeuer in Darpatien einmal gehört hatte? Jedenfalls brüllten wir aus Leibeskräften und es half. Die Fledermäuse waren wir los.
Doch dafür sprang nun ein halbes Dutzend dieser grausigen Kreaturen mit den schwarzen Augenhöhlen aus der Dunkelheit und griff uns an.
Ich ging natürlich an der Spitze und konnte nicht genau erkennen, was sich hinten tat. Doch einer der ersten Angriffe muss gleich diesen Mörderthal-Zauberer erwischt haben. Jedenfalls stürzte ich mich auf diese Dinger, die sich mir aber nicht stellen wollten und nur meine Kameraden attackierten. Ob sie die Gunst des Gnadenlosen in mir erkannten und mich deshalb mieden? Jedenfalls dauerte es trotz des überraschenden Überfalls nicht lange, um diese gräulichen Kreaturen niederzumetzeln, auch wenn sie noch durch zwei weitere etwas unbeweglichere Exemplare verstärkt wurden. Doch gerade als nur noch eines dieser Biester stand, wirkte der Zauberer noch einen Feuerzauber. Ob schon tot oder nicht, der verfluchte Zauber erwischte eine Säule und dies schien der schon beeinträchtigen Decke des Raumes den Rest zu geben. Sie stürzte herab auf uns.
Gerade wollte ich einen triumphierenden Siegesschrei ausstoßen, denn obwohl um mich herum große und schwere Steinstücke herabgestürzt waren, hatte ich keinen Kratzer abbekommen, da brach der Boden des Raumes ein. Mit lautem Getöse, knirschend und krachend sprang der Stein und ich fiel in die schwarze Tiefe.
Ich fiel und fiel, war zu überrascht um zu schreien. Doch dann begriff ich, dass ich mich im freien Fall befand und mir der Sieg in der Schlacht möglicherweise gestohlen worden war. Für einen Moment glaubt ich ewig zu fallen, dann schlug ich auf. Hart. Der Schmerz lief durch meine Glieder, aber ich hieß ihn willkommen. Im nächsten Augenblick wurde es kalt und nass um mich herum und Wasser drückte in meinen Mund, war überall. Ich fiel noch immer, nur sanfter.
Ich versank in einem unterirdischen See.