Rezension Das Opfer der Witwe

Taysal

RSP-Gott
verstorben
Registriert
17. September 2008
Beiträge
2.009
Das Opfer der Witwe


Lisa Smedman


Im Jahre 1372 TZ versucht die Drow Halisstra die Spinnengöttin Lolth zu erschlagen und scheitert. Sie wird von der mächtigen Göttin bestraft und in eine Kreatur verwandelt, die man die Büßerin nennen wird. Drei Jahre nach diesen Ereignissen entdeckt Halisstras Bruder Q'arlynd ein Portal in der zerstörten Dunkelelfenstadt Ched Nasad und verlässt über diesen magischen Weg das Unterreich.

An der Oberfläche angekommen dürstet es ihn nach Macht und Einfluss, will er sein Haus wieder Auferstehen lassen und zu alter Pracht führen. Doch der Kontakt mit den Priesterinnen der Eilistraee weckt ungeahnte Gefühle in seinem Herzen. Und so begibt sich auch Q'arlynd auf einen Pfad, der das Schicksal der Welt verändern kann …

Nach der in sich abgeschlossenen Reihe „Der Krieg der Spinnenkönigin“ (erschienen bei Feder & Schwert), dreht sich das Rad der Zeit erneut. Die Reihe „Vergessene Reiche“ gehört zur gleichnamigen Fantasy-Kampagnenwelt des beliebten Rollenspiels „Dungeons & Dragons“. 2008 wurde dieses Rollenspiel grundlegend verändert und auch sämtliche dazugehörigen Welten müssen sich diesen Veränderungen unterwerfen. Auch die Reihe „Vergessene Reiche“ gehört dazu. Ein Umstand, der viele alte Rollenspiel-Fans verärgerte, da die Veränderungen künstlich wirken und auf den liebgewonnenen Hintergrund drastisch einwirkte. Einige dieser Veränderungen werden durch die begleitenden Romane jedoch sehr schmackhaft gemacht – wie es „Das Opfer der Witwe“ beweist.

Im Roman - aus der fähigen Schreibfeder von Lisa Smedman – werden epische Schlachten geschlagen, treten Götter gegeneinander an und werden deren Anhänger wie Spielfiguren behandelt. Magie knistert an jeder Ecke und brutale Kämpfe sind an der Tagesordnung, ebenso wohlgeformte, halbnackte Kriegerinnen, die tanzend und singend die schlimmsten Monster in Stücke schlagen – oder selbst geschlagen werden. Das Szenario ist High-Fantasy vom Feinsten. Zauberei durchdringt jeden Winkel der bekannten Welt, epische Schlachten künden von der Ereignissen die alles verändern werden. Im ersten Band der Trilogie „Die Büßerin“ (auf dem Cover übrigens mit „ss“ geschrieben) sterben nicht nur normale Sterbliche, sondern auch Götter. Wobei die Sterblichen mit ein wenig Glück wiedererweckt werden können.

Neben all diesen epochalen Ereignissen, stehen aber auch die Charaktere im Mittelpunkt der Geschichte. Allen voran die beiden Hauptfiguren des Romans: Halisstra und Q'arlynd. Beide müssen eine Prophezeiung erfüllen und sind scheinbar Spielbälle der Götter. Schwester und Bruder, so unterschiedlich und doch mit so vielen Gemeinsamkeiten behaftet. Smedman versteht es einfach, ihren Figuren Leben einzuhauchen, sie nachvollziehbar agieren zu lassen. Besonders Q'arlynd erweist sich hier als vielschichtige Persönlichkeit, die bis zum Schluss überrascht. Überhaupt gibt es etliche überraschende Wendungen, die den Roman enorm spannend machen.

Auch das Ambiente wird von der Autorin hervorragend eingefangen und dargestellt. Viele Szenen spielen sich im Unterreich ab und stehen mit Spinnen und Spinnenmonstern in Verbindung. Die düstere und beklemmende Atmosphäre kommt sehr gut zum Tragen und oftmals stellen sich einem regelrecht die Haare auf. Doch auch die Kulisse auf der Oberwelt ist gut dargestellt, obwohl sie - verglichen mit den dunklen Kavernen des Unterreichs – in der Beschreibung ein wenig abfallen.

„Das Opfer der Witwe“ ist ein gut geschriebener Fantasyroman, der zu unterhalten weiß, Spannung erzeugt und die Welt der vergessenen Reiche nachhaltig verändert. Man darf zu Recht auf den zweiten Teil der Trilogie gespannt sein („Der Sturm der Toten“, Feder & Schwert).

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net, Taysals Abenteuerland und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
Zurück
Oben Unten