Rezension Coraline (I) [B!-Rezi]

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Coraline (I)


Neil Gaiman


Coraline Jones ist ein Mädchen an der Schwelle zur Pubertät. Voller Wissbegierde und Tatendrang, intelligent und auch schon mit einem gewissen Maß an Weisheit versehen. Doch auch das Kind steckt noch in Coraline, die Sehnsucht nach elterlicher Wärme, nach Zuneigung von Vater und Mutter. Neugierig wie ein kleines Kind blickt sie in die Welt. Coraline zieht mit ihren Eltern in ein altes Haus, das so groß ist, das es in mehrere Wohnungen aufgeteilt wurde. Ganz oben im Dachgeschoss wohnt ein alter Herr, der behauptet, eine Mäusekapelle zu trainieren. Neben ihnen leben zwei ältere Damen, pensionierte Schauspielerinnen mit ihren Hunden und ihren Erinnerungen an alte, wahrscheinlich bessere Zeiten.
Da Coralines Eltern immer sehr viel zu tun haben und kaum die Zeit finden, mit ihr etwas zu unternehmen oder mit ihr zu spielen, beginnt sie die nähere Umgebung des sehr weitläufigen Grundstückes zu erkunden. Dabei lernt sie den Wald mit seinen grossen, uralten Bäumen kennen, einen unheimlich tiefen Brunnen, der nur notdüftig mit Brettern bedeckt ist und eine schwarze Katze, die ihr immer mal wieder über den Weg läuft.

Mit der Zeit geht der Sommer vorrüber und der Herbst, die kältere Jahreszeit zwingt Coraline immer öfter im Haus zu bleben. Da sich am "Spielwert" ihrer Eltern nicht viel geändert hat, untersucht sie nun das Haus, kann aber nicht sehr viel interessantes entdecken. Nur eine abgeschlossene Tür im Salon weckt ihre Neugierde. Ihre Mutter erklärt ihr, das sich dahinter eine Mauer befindet, die Türe führte früher zu einem anderen Teil des Hauses, das nun als abgetrennte Wohnung auf einen neuen Mieter wartet. Da ihre Mutter vergisst, die Türe wieder abzuschliessen, schaut das junge Mädchen auch dann gleich selber nach, ob das gehörte auch tatsächlich der Wahrheit entspricht.
Eines Nachts wacht sie durch seltsame Geräusche auf, sie führen sie zu der besagten Türe, die nun offen steht und einen dunklen, langen Flur zeigt. Die Mauer ist verschwunden. Coraline betritt den Flur und betritt eine Welt, die aus einem Traum stammen könnte. Auch in dieser Parallelwelt leben ihre Eltern, verzerrte Abbilder ihrer Originale, mit Knöpfen statt Augen. Jedoch SIND sie auch anders als ihre Vorbilder, irgendwie interessanter, vielleicht liebevoller und auf alle Fälle kümmern sie sich um Coraline. Ihre "andere Mutter" möchte unbedingt, das Coraline ihre eigene Welt vergisst und bei ihr bleibt. Angesichts der neuen Spielmöglichkeiten und der für sie ideal umgestalteten Umwelt ein äusserst verlockendes Angebot. Gewarnt wird sie durch die schwarze Katze, die sie schon von der realen Welt kennt - hier jedoch sprechen vermag.

Doch sie kehrt erst einmal wieder in ihre normale Welt zurück - und fndet ihre Eltern nicht mehr. Ihre Hausmitbewohner warnen sie, das eine Gefahr sie zu verschlingen droht. Coraline jedoch, ausgestattet mit Proviant und einem Talisman dringt wieder in die unwirkliche Parallelwelt ein, erfüllt mit dem Gedanken ihre richtigen Eltern zu retten.

Das Kinderbuch von Neil Gaiman, mittlerweile auch Grundlage für einen Anmationsfilm, wurde hier aussergewöhnlich in einen Comic umgewandelt. Herausgekommen ist ein farbenfrohes Schauspiel voller skuriler Charaktere und Umgebungselemente, die eines Tim Burton würdig wären. Die grafische Umsetzung von Craig Russel, der in verschiedenen Mainstream-Comics wie Batman, Star Wars oder Conan schon seine Erfahrungen machte, ist durchwegs genial. Wähend er nicht allzusehr Wert auf Hintergründiges legt, was jedoch trotzdem ausreichend wirkt, erfreut man sich an den unzähligen realistischen und durchdringenden Gesichtsausdrücken der Protagonisten. Gerade diese Sequenzen, insbesondere mit Coralines "anderen" Eltern, machen den Comicband vielleicht nicht unbedingt zu einer geeigneten Lektüre für jünger Leser. Der Horror und das Böse, die durch die Zeichnungen wirken, erreichen den Leser des Comics mit voller Wucht. Selten hat man solche Charakterzeichnungen gesehen, die so das Grauen vermitteln ohne lächerlich zu wirken. Insofern ist die Comicadaption von Gaimans Roman ein sehr gelungenes Werk, das jeder Liebhaber von qualitativ hochwertigen Geschichten und Zeichnungen unbedingt besitzen sollte.

Meine Wertung: 10 von 10 Punkte

Titel: Coraline
Originaltitel: Coraline
nach einer Story von Neil Gaiman
Adaption und Zeichnungen: P. Craig Russell
Farben: Lovern Kindzierski
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Lettering: RAM
Verlag: PaniniComics (2009), Ausstattung: SC mit Faltcover, 196 Seiten, ISBN: 978-3-86607-819-2

Eine Besprechung / Rezension von Jürgen EglseerDen Artikel im Blog lesen
 
Oh ja. Ich bin vor ein paar Monaten eher zufällig über den Film gestolpert und fand Ihn sehr sehenswert. Nur bin ich nicht sicher ab welchem Alter ich den Kindern zutrauen würde. Es ist teilweise schon sehr skurril.
 
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