Rezension Codex Monstrorum [B!-Rezi]

Odin

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Codex Monstrorum


Myranor Quellenband [B!-Rezi]


Der „Codex Monstrorum“ ist nach dem „Myranischen Arsenal“ der zweite Quellenband, der für die zweite Regelauflage von Myranor erschienen ist. Nach den Waffen widmen die Myranor-Autoren Heike Kamaris und Jörg Raddatz sich in diesem Buch einem weiteren klassischen Spielhilfen-Thema: den Kreaturen.
Im Gegensatz zur „Zoo-Botanica Aventurica“ für das Schwestersystem DSA beinhaltet dieses Buch jedoch keine erschöpfende bibliographische Aufzählung sämtlicher bekannter Nutz-, Jagd- und Wildtiere, sondern stellt 58 ausgewählte, durchwegs recht außergewöhnliche Kreaturen und Bestien in Wort und Bild dar. Eine „Zoo-Botanica Myrana“ sei, laut Aussage der Autoren im Vorwort, auch nie geplant gewesen, noch würde sie ins Konzept Myranors passen, den Spielern und vor allem dem Spielleiter die größtmögliche Freiheit bei der Ausgestaltung seiner Abenteuerhintergründe zu lassen.

Äußerlich macht das Buch, wie mittlerweile von Ulisses gewohnt, einen hervorragenden Eindruck. Stabiles Hardcover mit Lesebändchen und eine sehr stimmige, von Ralf Berszuck stammende Titelillustration, die eine Szene mit mehreren der beschriebenen Kreaturen zeigt.

Inhalt:
Das es sich beim „Codes Monstrorum“ nicht um einen üblichen Quellenband handelt, wird schon auf den ersten Seiten nach dem Vorwort ersichtlich. Statt den sonst üblichen normalen Regel- und Hintergrundbeschreibungen ist der erste Teil des Bandes, der die Kreaturen und Pflanzen in Wort und Bild darstellt, in Form eines Reisetagebuches des Optimatischen Großwildjägers und Naturkundlers Quaternus thi Kouramnion verfasst. Dieser war nach einem eigentlich lapidaren Zwischenfall mit einem Standesbruder gezwungen, einige Jahre aus der Zivilisation zu verschwinden und unternahm so eher unfreiwillig eine weite Reise durch das gesamte Imperium und darüber hinaus.
Dieser Reisebericht erzählt teilweise schon beinahe in Romanform von den Erlebnissen des Optimaten, der natürlich standesgemäß nicht ohne mehrköpfige Begleitung reist. Der Schwerpunkt liegt hierbei bei den Begegnungen mit den verschiedenen Exemplaren der myranischen Flora und Fauna, die allesamt zumindest ungewöhnlich, zum größten Teil jedoch äußerst erschreckend und gefährlich sind. Dies muss auch der gute thi Kouramnion während seiner Reise feststellen, dezimiert sich doch seine Truppe treuer Gefährten im Laufe seiner Erzählung stetig und auch der Optimat selber ist vor den Schrecken, denen er begegnet am Ende nicht sicher.
Dies wird durch Ergänzungen des Tagebuches durch einen anderen Optimaten dargestellt, der die verlassen in der Wildnis vorgefundenen Aufzeichnungen für seinen Herrn sortiert, kommentiert und in die vorliegende Form gebracht hat.
Formal gliedern sich die einzelnen Kreaturenbeschreibungen in einen oder mehrere kurze Tagebucheinträge des Quaternus thi Kuramnion, in welchen jener die Umstände und Folgen der einzelnen Begegnungen schildert und einen eher wissenschaftlichen Teil, der Äußerlichkeiten, Verhalten, Jagdgewohnheiten und Fortpflanzungweise der entsprechenden Lebewesen darstellt.
Im Anschluss an diesen Hauptteil des Buches finden sich die Anhänge.
Der erste beinhaltet zu jeder beschriebenen Kreatur Anregungen, wie diese in eine laufende oder geplante Abenteuerhandlung oder Kampagne eingegliedert werden können und bietet die interessante Option die Erlebnisse des Optimaten als eigene Kampagne nachzuspielen.
Im zweiten Anhang werden dann zu jeder Kreatur alle relevanten Spielwerte geliefert.
Abschließend findet sich am Ende des Buches eine Karte der Reiseroute des Großwildjägers auf der auch die einzelnen Stationen der Kreaturen mit Seitenangabe verzeichnet sind.

Bewertung:
Das Konzept dieses Bandes, Hintergrundinformationen in Form von Quellentexten aus der Spielwelt darzustellen ist so wohl nicht neu, aber in diesem Fall äußerst gelungen und für den angestrebten Grad an Spiel(leiter)freiheit in Myranor sehr passend umgesetzt worden.
Der Großteil der beschriebenen Kreaturen ist völlig neu und in den bisherigen Publikationen noch gar nicht oder nur sehr spärlich beschrieben worden. Wobei bei der Auswahl die Unterschiede zwischen Aventurien und Myranor schon deutlich zu Tage treten, sind doch viele der Tiere von chimärischer oder auch daimonider Herkunft. Gewöhnliches Wild oder Nutzvieh ist hier nicht enthalten. Auch sind die Kreaturen durch die Bank wesentlich exotischer als alles in Aventurien vorkommende.
Jede der Kreaturen ist es im übrigen Wert, ihr zumindest eine kleine Szene in der laufenden Handlung zu widmen. Als zufällige Begegnungen am Wegesrand sind sie einfach zu ungewöhnlich und wohl auch zumeist zu gefährlich.
Die Texte lesen sich alle sehr flüssig und beinhalten erfreulich wenige Formfehler, was auf ein mittlerweile doch funktionierendes Lektorat bei Ulisses schließen lässt.
Das Layout des Buches ist überaus gelungen. Die Seiten sind in einem leichten Sepia-Stil gehalten und ringsum an den Rändern in der Form von zerfledertem Pergament und an den Ecken als metallene Buchbeschläge aufgemacht.
Jede Beschreibung ist mit einer schönen und sehr stimmigen Illustration von Caryad oder Michael Jaecks versehen, die dem Leser die jeweilige Kreatur sehr plastisch vor Augen führt.
Die in den Anhang ausgelagerten Spielwerte sind aufgrund von Seitenverweisen stets einfach aufzufinden und beeinträchtigen so nicht den Lesefluss. Auch lassen sie sich im Anhang durch die alphabetische Sortierung so einfacher auffinden.
Auch die Szenariovorschläge zu den einzelnen Kreaturen sind überaus praktisch und scheinen sehr brauchbar.

Abschließend ist zu sagen, dass es sich beim „Codes Monstrorum“ um ein rundum gelungenes Werk handelt, dass jedem Spielleiter guten Gewissens empfohlen werden kann. Spieler sollten aufgrund der über den ganzen Band verteilten Hintergrundinformationen bei der Lektüre zumindest vorsichtig sein. Das Konzept des Buches ist für Myranor äußerst passend und lässt darauf hoffen, dass Ulisses es auch bei kommenden Bänden wieder anwendet. Über einen „Codex Monstrorum II“ wird bei seitens des Verlags anscheinend schon nachgedacht.Den Artikel im Blog lesen
 
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