Rezension Clansroman Tremere

Nepharite

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Eric Griffin - Clansroman Tremere


[User-Rezi] von Nepharite


Aisling Sturbridge, Regentin des von Clansmitgliedern liebevoll "G5B" genannten Tremere-Gildenhauses zu New York, hat es nicht leicht. Der Mord an ihrem Secundus Johnston Foley und einem Novizen droht den Clan in seinen Grundfesten zu erschüttern, vor der Tür der eigentlich uneinnehmbaren Festung lauern die Rudel des Sabbat und der schlechte Leumund der Tremere innerhalb der Camarilla macht es zwingend notwendig, dass Sturbridge vor der Ratsversammlung in Baltimore die politischen Interessen ihres Clans vertritt. Unglücklicherweise fiel dort vor kurzem schon eine Tremere-Regentin einem Attentäter zum Opfer. Zu allem Überfluss taucht ein Gesandter aus dem Wiener Tremere-Mutterhaus in New York auf, der die Zustände im G5B als nicht akzeptabel beurteilt und mit der faktischen Entmachtung Aislings droht. Als sei das Unleben nicht schon schwer genug, macht ihr die Schülerin Eva zunehmend Probleme, da diese weitaus mehr zu sein scheint als sie vorgibt;... und wenn nur nicht dauernd diese Visionen ihrer toten Tochter und der Kinder im Brunnen wären....

Der Auftakt des Buches ist wahrhaft furios. Eine expressive und surreale Szenerie, der Kampf Sturbridges mit einem koldunischen Hexer des Tzimisce-Clans in überwältigender Farbenpracht beschrieben: ein Strohfeuer, das nach ganzen acht Seiten erlischt, um nur noch an wenigen Stellen wieder aufzuflackern.

Die Handlung wird zunehmend verworren, springt ohne Notwendigkeit von Figur zu Figur, von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit. Der Stil des Autors, sein Satzbau, die Konstruktion der Geschichte, die verwendete Metaphorik bzw. Bildersprache wirken angestrengt, überfrachtet und um eine Originalität bemüht, die auf den Leser keinerlei Rücksicht nimmt. Viele Details und Nuancen der Geschichte erschließen sich aufgrund der verwendeten sibyllinischen Symbolik nur mühsam -wenn überhaupt. Zusammen mit der um eine vermeintliche Intellektualität bemühten Sprache scheint sie die Handlungsmängel und den -insbesondere in Bezug auf den Gesamtzyklus- allenfalls blass-rosa Faden mit vielen Worten zu etwas bedeutsamen aufblähen zu wollen.

Die Protagonisten von Aisling Sturbridge über Eva bis zu Nikolai aus dem Hause Goratrix bleiben so schemenhaft, ephemer wie der Autor schreiben würde, so nichtssagend, dass der Leser weder Antipathie noch Sympathie für die Protagonisten empfindet.

Trotzalledem kann man erstaunlicherweise sogar diesem Buch zwei positive Aspekte abgewinnen -und das ist nicht ironisch gemeint. Erstens wird dem Leser deutlich vor Augen geführt wie absurd das Gedankenkonstrukt der tremer´schen Pyramide ist, jener Idee, die der Clan wie ein Banner vor sich her trägt. Im New Yorker Gildenhaus G5B scheren sich offensichtlich einige "Organisationseinheiten" einen Dreck um die Hierarchie und intrigieren und morden munter vor sich hin. Die "Lohnsklaven" unter den Lesern mögen daraus die Lebensweisheit ziehen: keine Organisation ist so mächtig, als dass ihre Mitglieder sich nicht mehr oder weniger subversiv ihre Freiräume erstreiten könnten. Soviel zu den sozio-ökonomischen Aspekten.

Zweitens veranschaulicht insbesondere die Schilderung der thaumaturgischen Rituale der Tremere, wie realitätsfern im Grunde das um düsteren Realismus bemühte Rollenspielszenario der "Welt der Dunkelheit" in Wahrheit ist -eine Erkenntnis, die labilen Lesern und Spielern leicht abhanden kommen kann ;). Die Ingredienzenliste für eine Beschwörung liest sich wie aus einer mittelalterlichen Abhandlung über Hexerei entnommen und der Leser fiebert förmlich so coolen Sprüchen wie ?lirumlarumlöffelstiel...? oder ?hokuspokusfidibus...? entgegen.

Fazit: Der Wert des Buches besteht allenfalls darin, den Zyklus zu komplettieren und den ansonsten freibleibenden dreizehnten Platz im Bücherregal zu füllen. Nicht empfehlenswert.Den Artikel im Blog lesen
 
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