Brainstorming Charakterhintergrund - Welche Perspektive?

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Schriftliche Charakterhintergründe, Teil 2: Aus welcher Perspektive sollte ein Charakterhintergrund geschrieben sein?

Erzählt der Spieler etwas über den Charakter? Der Charakter über sich selbst? Anders?

mfG
jdw
 
Alles ist erlaubt, was die Information rüberbringt.

In Kurzform ist die Übersichtlichkeit ähnlich einem Lebenslauf bestimmend. Der wird ja in der Regel aus neutraler Perspektive geschrieben.

Wenn man tatsächlich etwas mehr ins Setting integriertes haben will, so kann man In-Game-Dokumente wie Dossiers über den Charakter verfassen (ich hatte mal für ein Forenrollenspiel in Deadlands eine Reihe eher unzusammenhängender "Dokumente" der Agency über meinen Charakter geschrieben, wie z.B. abgefangene Telegramme, Briefe etc. in denen man die Informationen über Beruf, Beziehungen, Herkunft etc. erst herauslesen mußte. War zwar nett, aber eben nicht kurz und nicht fürs Pen&Paper).

Bei Castle Falkenstein finde ich hingegen auch im Pen&Paper den Ansatz ein eigenes Tagebuch statt eines Charakterbogens zu führen sehr stimmig. Man kann es außerdem gut fortschreiben, womit tatsächlich eine Chronik des Charakters entsteht (aber es erfordert Arbeit des Spielers, was nicht jeder zu leisten willens ist).

In der Regel bin ich dagegen sich beim Charakterhintergrund zu verkünsteln und diesen aufzublähen (und jede nicht knapp an Informationsvermittlung orientierte, sondern erzählerisch ausgeschmückte Form ist ja ein Aufblähen - so schön das manchmal aufgemacht sein mag). Ich sage "in der Regel", da manche Spielsysteme bzw. Hintergründe wie z.B. Castle Falkenstein von sich aus schon ein wenig mehr auf Schnörkel und Stimmungsvolles statt rein auf Funktionales Wert legen - das sind dann die Ausnahmen.
 
Meiner Meinung nach sollst du in eienr Vorgeschichte was über den Charakter erfahren... was er erlebt hat, was ihn zu dem machte was er ist. Wie ich das ganze dann literarisch umsetze ist IMHO egal, so lange die wichtigen Infos herüberkommen.
Meistens schreibe ich die Vorgeschichte als Erzählung, hab aber auch schon eine Vorgeschichte nur aus Tagebucheinträgen und Briefen bestehen lassen als auch schon, eine war ein Dialog (mit wenigen Anmerkungen) und eine bestand aus Geschichten, die sich andere über ihn erzählen, Zeitungsberichten und normalen Erzählteilen.
 
Ich schreibe generell eine kurze Prosa mit einem kurzen Lebenslauf in 3.Person. Das sollte reichen. Schließlich geht es mir da um Infos, und die habe ich gerne in schnell absorbierbarer Form. Ein echter Lebenslauf mit Daten ist mir insofern zu aufwendig, weil ich mir dann Gedanken um die Daten machen müßte, und dazu habe ich eigentlich auch keine Lust.

Clear Ether!
Stayka
 
ich schreib das meistens so als würde er sich hinsetzten und grad anfangen sein memorandum zu schreiben (anne rice mäßig)

obwohl mir immer erst ne gute hintergrund geschichte einfällt wenn ich meinen chara schon einmal gespielt hab
 
Ich finde die Person ist schei**egal.
So lange ich die Infos kreige die ich brauche darf der Spieler auch gerne in Versform schreiben.
 
Ich muß zugeben, ich hasse in 1st Person geschriebenen Kram. Irgendwie kann ich mich damit nicht anfreunden, und wenn ich sowas lesen muß, ärgere ich mich meist so sehr über die Form, daß ich den Inhalt nicht mitkriege... Man reiche mir Prosa in 3rd Person von einem omniscient narrator, dann bin ich zufrieden ^_^
 
Sachtext in 3. Person, keine rührselige 1. Person-Jammerprosa bitte. Speziell weinerliche Tagebucheinträge verursachen mir Pickel in Regionen, die keine Pickel haben sollten.
Sachlich und informativ bleiben, ich muß mit dem Material arbeiten, und wenn man mir das unnötig schwer macht, dann werde ich leicht nachtragend.

Obwohl, ich wäre einer gute Saga in Versform nicht abgeneigt, gesetzt den Fall das Versmaß und der Reim werden eingehalten. Stabreime bevorzugt. :D

-Silver
 
Ich mag ehrlich gesagt auch lieber 3.Person Texte, aber eigentlich muss ich Burncrow zustimmen, die Person ist relativ egal. IMHO kommt es darauf an das die Hintergrundgeschichte gut rüber kommt und das kann man sowohl mit Texten in der 3.Person als auch Texten in der 1.Person machen. Ebensowenig kommt es IMHO darauf an ob man nun den Charhintergrund aus einzelnen Tagebucheinträgen macht oder einfach ein Text schreibt oder irgendwelche Bilder malt! Es muss halt informieren und wie gesagt den Charhintergrund entsprechend rüberkommen lassen.... Wie man das macht ist letztlich egal

So ist meine Meinung

MFG DT
 
Schon wahr. Aber wenn man Spieler ist, dann sollte man IMHO den Char Background so machen, daß der ST ihn verdauen kann ^_^ Und ehrlich gesagt, wenn mich ein Spieler mit tausend Tagebucheinträgen oder sonstwas zumüllen wollte, dann käme von mir ein "Bitte noch mal kurz und tabellarisch".

Clear Ether!
Stayka
 
Also ich schreib manchmal eine Art kurzen Prolog, in dem der Charakter ein fikitves Gegenüber (also den Leser/SL) anredet. Das soll aber nur die Funktion haben den Leser auf das, was da an trockenen Fakten hinterhergeschoben kommt neugierig zu machen.

Ein Hintergrund eines Charakters, der nur in chronologischer Reihenfolge alle "Begebenheiten" aufzählt à la:
24.Dez.1900 ich wurde geboren
3.Aug.1906 ich wurde eingeschult
XX ich hab's Abi geschafft
XY ich hab's Studium mit summa cum laude beendet
YZ der-und-der hat meine Begabung erkannt
... und hier steh ich nun ich armer Thor und bin so klug als wie zuvor
ist IMHO für's Klo!

Das ist mir dann doch zu informativ und kurz. So was ist furtrocken:furz:
Da frag ich mich, spielt der Spieler eigentlich einen Charakter mit "Seele" über den er sich ein paar Gedanken gemacht hat oder 'n statistisches Irgendwas? Dann lieber keinen Hintergrund als so was!!
Schließlich will der Spieler doch wohl eine Geschichte spielen, die eigentlich an die Geschichte seines Charakters irgendwie anknüpfen soll (oder nicht?)
 
Also, als ST bin ich nur an Daten interessiert oder eben einer kurzen mündlichen/schriftlichen Zusammenfassung. Den Rest soll der Spieler gefälligst im Spiel machen. ^_^
 
Schriftlich immer aus der 3rd Person-Persoektive. Von mir aus schön geschrieben, egal, hauptsache, ich kann als ST Informationen daraus ziehen, um später mit dem Charakter arbeiten zu können. Wenn ich jedoch meinem ST vorher/später etwas zu meinem Charakter erzähle, geschieht das meistens aus der 1st Person-Perspektive.

Be seeing you.
Glaswandler
 
@Schneezieglein: IMHO kann so eine tabelarischer Überblick ganz hilfreich sein. Ein Charhintergrund ist ja nicht nur für den ST da sondern auch für den Spieler selbst, er muss sich unter seinen Char etwas vorstellen, er muss ein Bild voraugen haben und muss seine Schwächen etc. kennen. Es reicht wenn der ST die einzelnen Fakten weiß wie z.B.
24.Dez.1900 ich wurde geboren
3.Aug.1906 ich wurde eingeschult
XX ich hab's Abi geschafft
XY ich hab's Studium mit summa cum laude beendet
YZ der-und-der hat meine Begabung erkannt
Sowas reicht dem ST aus um einen groben Überblick zu bekommen, wozu soll er genau wissen, wie z.B. der Char geboren wurde(Kaiserschnitt etc.). Wenn er um den Hintergrund eine Story aufbauen will dann kann er sich den Hintergrund ja nochmal genau angucken!!

Also IMHO sollte der ST die Imformation rein "faktiv" , taberlarisch oder so bekommen, der Spieler aber selbst sollte sich seinen Hintergrund genau überlegen so das er den Char "in und auswendig kennt"!
 
Ein personaler Ich-Erzähler für die Spieler, ein objektiver dritte Person Text für den Spieleiter. Personaler Ich-Erzähler, weil ein Charakter genau soviel über sich weis wie auch die anderen Spieler wissen können, Rest ist schliesliech SL Sache, besonders bei Spielen wie Cthulhu etc.
 
@Dirtytiger812:
Prinzipiell stimm ich dir da ja zu, dass der Hintergrund primär für den Spieler ist - und da kann was tabellarisches/chronologisches hilfreich sein. Es reicht aber IMHO nicht, um ein stimmiges Charakterbild mit Motivationen etc. für sich zu zeichnen (hab das in so ähnlicher Form auch schon im anderen Thread gepostet)
Aber wenn ich als SL NUR so was tabellarisches hab, ist mir das ein bißchen wenig. Ich habe nämlich das Ziel eine Story FÜR die Charaktere zu konzipieren und da wüßt ich gerne etwas anderes als nur chronologische Daten (mir ist es egal wann etwas passiert ist, weil es wichtiger sein könnte zu wissen, wie es passiert ist: z.B. dass der Char zwar alle wichtigen "Prüfungen" in seinem bisherigen Leben gemeistert hat, jedoch erst beim zweiten Anlauf oder mit 'ner riesen Menge Baldrian und Beta-Blockern... - an so was lässt sich eine Story aufhängen)
 
Schneezieglein schrieb:
... dass der Hintergrund primär für den Spieler ist - und da kann was tabellarisches/chronologisches hilfreich sein. Es reicht aber IMHO nicht, um ein stimmiges Charakterbild mit Motivationen etc. für sich zu zeichnen ... wenn ich als SL NUR so was tabellarisches hab, ist mir das ein bißchen wenig. Ich habe nämlich das Ziel eine Story FÜR die Charaktere zu konzipieren und da wüßt ich gerne etwas anderes als nur chronologische Daten ...
Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Je nach Spielsystem sind die tabellarisch-knappen, also ohne das persönliche Flair des Charakters abgefaßten Informationen ja bereits im knappen Charakterbogen enthalten (z.B. ein Kurz-Lebenslauf, wichtige Beziehungen zu Familie, Organisationen, Kulten, etc.). Ich möchte selbst in der knappsten Zwei-Sätze-Hintergrund-Form, daß der Spieler diese selbst frei formuliert. Dadurch bleibt die Möglichkeit gegeben neben der reinen Fakteninformation auch noch ein wenig Gefühl für diesen Charakter zu vermitteln. Und wenn man selbst über den eigenen Charakter auch nur zwei Minuten lang einen Hintergrund überlegen soll, so ist dies immer noch mehr und hilft den Charakter besser zu "unterfüttern", als wenn man nur die "nackten" Charakterwerte vorliegen hat.

Mir ist gestern dieser Artikel (mal wieder ;) ) untergekommen, dessen Aussage zu den Wahlmöglichkeiten eines Autors im Rollenspielsektor in der kreativen Darstellung der zu vermittelnden Informationen auch für Charakterhintergründe gültig ist: http://www.io.com/~sjohn/choices.htm.
 
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