Brain Damage Revisited

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Vorweg: Hier ist weder die Person Ron Edwards noch The Forge noch Rollenspieltheorie noch Forgespiele das Thema, sondern nur die Brain-Damage-These. Wer die These argumentativ zerlegen will hat alles Recht der Welt dazu, aber Offtopic-Beiträge des Strickmusters "Mr. Edwards ist dohv und seine Spiele und Theorien auch" oder "Forge ist toll und Theorie wichtig" gehören nicht hierher. Geht dazu in einen der bestehenden Theoriethreads oder macht einen neuen auf.



Zum Topic:
Wie sich die älteren unter uns sicher noch entsinnen können, stellte [wiki]Ron Edwards[/wiki] im Februar die These auf, dass "Storytelling" dem Hirn schade.

Jetzt wo sich der Hype um die Sache gelegt und die Gemüter sich beruhigt haben ist es hoffentlich möglich sachlich über diese These zu diskutieren.



Ich selbst war kritisch gegenüber dem ganzen (wie mein JonasB-Zitat im alten Thread dazu belegt), aber das hing v.a. mit dem schwammigen Begriff Storytelling zusammen, der alles mögliche bedeuten kann:
1.) Ein Rollenspiel von White Wolf (wo immer "storytelling game" im Untertitel zu finden ist).
2.) Eine Form von Rollenspiel, bei der viel Freiform betrieben wird.
3.) Das was Ron Edwards mit seiner Brain-Damage-These darunter versteht und was nur teilweise mit 1+2 zu tun hat.

Hier dürfte die Quelle aller Mißverständnisse zu finden sein, da ebenso wie bei Buzzwords wie "Munchkin" jeder davon ausging zu wissen was Storytelling ist, ohne sich genau anzuschauen was Ron Edwards damit eigentlich meint. (Gut, die Formulierung "brain damage" und die Vergewaltigungsmetapher dürften weiter dazu beigetragen haben dass bei einigen der hohe Blutdruck die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn abgeschnitten hat, aber ich schweife ab.)



Was ist also dieses Brain-Damaging-Storytelling (im folgenden kurz BDST)?
BDST rührt von einem System her, das keinen Deut bei dem Spielerlebnis hilft das der Klappentext verspricht, kein konkretes Spielziel bietet und dessen Mechanismen keinen einzelnen Spielstil gezielt unterstützen, sondern in alle Richtungen strahlen. Als Allheilmittel für die Probleme die beim buchstabengetreuen Befolgen des Spiels auftreten _müssen_ wird die Goldene Regel angepriesen, welche dem SL alle Rechte einräumt die Regeln spontan so zu ändern wie es ihm gefällt.
Ferner bietet das System haufenweise Fiktion in Form von Flufftexten, Metaplot und ausschweifenden Settingbeschreibungen, welche aber für das eigentliche Spiel wenig Nutzen bringen und nur den Sammlertrieb befriedigen.

(Ron Edwards nennt hier _keine_ Namen von Systemen. Ich habe zwar meine Vermutungen welche er meint, da ich aber nichts in den Text hineininterpretieren will was nicht direkt drinsteht und ferner keinen unproduktiven Systemkrieg anzetteln will verkneife ich mir, welche zu nennen.)



Einige Leute finden hier eine funktionale Lösung (etwa indem sie alle erzählerischen Elemente aus dem Spiel rausreißen, den Metaplot ignorieren und nur noch herausforderungsorientiert spielen), aber um diese Leute geht es nicht bei BDST. Es geht um Leute die nur auf eine suboptimale Lösung kommen.

Gemeint ist hier ein Spielstil, bei dem keiner genau weiß wo der Spaß herkommen soll und drauflosgespielt wird, mit dem diffusen Ziel "Story". Die Tatsache dass kein dezidiertes Belohnungssystem enthalten ist das bestimmtes Verhalten fördert, unterstützt diese Tatsache nur.

In der Praxis meint das einen hartwurstigen Spielablauf wo der Alltag der Charaktere bis ins Detail ausgespielt wird und keine Schnitte durchgeführt werden, sondern die Ingame-Zeit linear und weitestgehend gleichmäßig abläufig.
SL: "Es sind noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Was will dein Vampir noch machen?"
Spieler: "Ich will im Armenviertel etwas jagen gehen, reicht mir das noch?"
SL: "Also, alleine hin und zurück wären es schon anderthalb Stunden."
Spieler: "Na gut, dann gehe ich nicht jagen."
SL: "Was machst du dann?"
Spieler: "Ich, hm, lese in meinen okkulten Büchern."




Da die Charaktere ferner keinen starken inneren Antrieb haben (sei es nun Dungeons ausräumen um reich und mächtig zu werden, oder ein starker innerer thematischer Konflikt, oder ein Kicker) kommt von selbst keine Handlung und damit auch keine "Story" zustande. Hier ist der Spielleiter in der Pflicht "Story" zu erzeugen, wobei das Integrieren der teflonbeschichteten und antriebslosen SCs Railroading erfordert.
Mit der Zeit festigt sich die Vorstellung dass "Story" nur durch den Spielleiter entstehen kann als unumstößliches Axiom, und die Handlung wird zu seiner alleinigen Domäne. Die Aufgabe der Spieler beschränkt sich darauf Color zu produzieren und kleinere, für die "Story" irrelevante Dinge zu beeinflussen, wobei diese Tatsache nicht offen auf den Tisch gelegt wird, sondern so getan wird als ob die Spieler tatsächlich noch echten Einfluß hätten (z.B. Würfe hinter dem Sichtschirm die dann so oder so in die Richtung gedreht werden die der SL haben will, oder die Annullierung von durch die SCs vorgenommenen Beeinflussungen der Handlung durch "Zufälle" und retroaktive Änderungen der Hintergrundgeschichte).
Spieler: "Ich schieße mit meiner Schrotflinte auf den Baron... *würfel* Treffer, 19 Schaden."
SL: *würfel* .oO(Mist, er hat seinen Ausweichenwurf verhauen und nur 12 Trefferpunkte. Dabei brauche ich ihn noch für die Story. Hätte verdeckt würfeln müssen, dann hätte ich noch was drehen können.)
Spieler: "Also, ist nicht ausgewichen. Ist er jetzt tot?"
SL: "Äh, nein. Gerade als deine Kugeln ihn berühren leuchtet ein blaues Kraftfeld um ihn herum auf, und der Schrot prallt harmlos ab. Offenbar hatte er ein Schutzamulett." .oO(Puh, gerade noch mal was eingebaut was die Story rettet.)


Das Ergebnis ist hier also ein Spiel, bei dem man sich nicht auf die Regeln verlassen kann da sie mal gelten und mal nicht, je nachdem wie es dem SL in seine "Story" passt.
Ferner haben die Spieler keinen echten Einfluß auf die Handlung, sondern sind dazu verdammt Zuschauer und Wasserträger bei den Schachzügen der wichtigen NSCs zu sein. Erfolge sind kein Ergebnis von Spielerleistung oder harter thematischer Entscheidungen, sondern entspringen der Willkür eines einzelnen Spielteilnehmers.
Deprotagonisierung ist hier an der Tagesordnung (wie etwa bei obigem Schrotflintenschützen der vielleicht als guter Kämpfer ausgelegt war, das aber nicht zur Geltung bringen darf, da sein Schuß durch das retroaktiv eingefügte Schutzamulett entwertet wird).
Das fehlende Spielziel mit Etappen auf dem Weg dahin führt ferner zu einer Endloskampagne, in der keine Schlüsselszenen auftreten können und damit zu einer ewigen, ziellosen Tretmühle kommt, bei der nichts erinnerungswürdiges passieren kann.



Ist diese Form von Spiel nun hirnschädigend, im Sinne davon dass ein solches Spiel nur nach dem Blindes-Huhn-Prinzip Spaß erzeugen kann? Dass man sich jedes mal hinterher einreden muß dass das Spiel Spaß gemacht hat und man sich selektiv nur an die vom blinden Huhn BDST gefundenen Körner erinnert? Dass dieser Spielstil, wenn er sich als einzig richtiger im Kopf festfährt, dem Spielteilnehmer die Gelegenheit nimmt echten Spaß durch einen funktionalen Spielstil zu erfahren?
Ich würde alle diese Punkte aus persönlicher Konfrontation mit BDST heraus bejahen.

Um es noch einmal zu betonen: Mit BDST ist nur oben beschriebener Spielstil gemeint. Wer Vampire oder sonst ein WW-Spiel spielt ohne in o.g. Schema zu passen, ist nicht hirngeschädigt. Wer "storyorientiert" spielt, wobei die Spieler immer noch ernstzunehmenden Einfluß auf die Handlung haben, ist nicht hirngeschädigt. Wer Freiform spielt bei der offen auf dem Tisch liegt dass die Handlung nur vom SL gemacht wird und Konsumspieler gefragt sind, ist nicht hirngeschädigt.
Einzig wer in o.g. Schema paßt ist hirngeschädigt und wird eine harte Zeit vor sich haben, bis er aus diesem Schema ausbrechen und echten Spielspaß haben kann.

Damit ist die Diskussion eröffnet, und nicht vergessen - das Thema ist nur die Brain-Damage-These, nicht Rollenspieltheorie im allgemeinen.
 
AW: Brain Damage Revisited

Skyrock schrieb:
Einzig wer in o.g. Schema paßt ist hirngeschädigt und wird eine harte Zeit vor sich haben, bis er aus diesem Schema ausbrechen und echten Spielspaß haben kann.
"Echter Spielspaß"?
"ins o.g. Schema passen"?
"hirngeschädigt"?
Klingt doch alles sehr nach einem Glashaus und vielen Steinen.

Skyrock schrieb:
das Thema ist nur die Brain-Damage-These
Damit ist das Thema wohl asozialer und intoleranter Scheißdreck gepaart mit finsterstem Schubladendenken.
Let the bashing begin.

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Brain Damage Revisited

blut_und_glas schrieb:
Wäre das jetzt on-topic?
Wenn du mir zeigen kannst dass Ron Edwards Spielstil selbst in das BDST-Schema passt und seine Spiele und Theorien das fördern, dann ja. Allerdings habe ich da so meine Zweifel.

Bei der Wortwahl stimme ich dir zu - man hätte vosichtigere Ausdrücke als "Hirnschaden" und "Vergewaltigung" finden sollen, und statt dem mißverständlichen und schon belegten Storytelling hätte ich lieber zu einem neuen Wort gegriffen.

Bücherwurm schrieb:
"Echter Spielspaß"?
"ins o.g. Schema passen"?
"hirngeschädigt"?
Klingt doch alles sehr nach einem Glashaus und vielen Steinen.
"Hirngeschädigt" ist Ron Edwards' Wortwahl, nicht meine.

An "ins o.g. Schema passen" sehe ich nichts verwerfliches, denn wenn abstrakt über ein Phänomen sprechen will muß man kategorisieren.

Und ja, ich bin so arrogant von "echtem Spielspaß" zu reden. Du kannst mir natürlich gerne zeigen wie BDST Spaß macht - ich habe den Thread auch aufgemacht um Gegenargumente zu hören. Bisher klingt Ron Edwards' Argumentation aber für mich schlüssig, und um mich zu überzeugen erwarte ich etwas mehr als einen billigen Griff in die fäkalsprachliche Kiste.
 
AW: Brain Damage Revisited

Skyrock schrieb:
um mich zu überzeugen erwarte ich etwas mehr als einen billigen Griff in die fäkalsprachliche Kiste.
Und um mich zu einer sinnvollen Diskussion zu bewegen, braucht es mehr als die abgelutschten Übermenschen-Phantasien eines selbsterklärten Rollenspiel-Messias - insbesondere wenn sie vor dummen Verallgemeinerungen, beleidigenden Mutmaßungen und selbstverliebtem Verbaldünnpfiff strotzen.
Selber schuld, wenn Du darauf reinfällst oder Dich erdreistest es hier auch noch großspurig zu verteidigen.

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Brain Damage Revisited

Ich kann nur sagen: Ich habe Anfang des Jahres mit Leuten Magus gespielt, die das genauso gehandhabt haben, absolut der Meinung waren, das müsse alles so sein, und allen meinen Versuchen etwas zu ändern unzugänglich waren. Naja, die Runde ist eingeschlafen.

Ob das jetzt ein Gehirnschaden ist? Mit Sicherheit nicht im medizinischen Sinne. Aber Gerichtsshows Gucken ist ja auch kein anerkanntes Krankheitsbild.
 
AW: Brain Damage Revisited

Problem: Was du da oben verkündest ist ja alles gut und richtig, aber es ist NICHT die Brain Damage These :)

Ron Edwards sagt ja: Wenn du so spielst, dann kannst du keinen Spaß dabei haben, du musst dir diesen Spaß nur einreden, also hast du einen Hirnschaden.

Zum einen ist es beleidigend (isv. ziemliche Frechheit) Leuten nen Hirnschaden zu unterstellen.

Zum anderen halte ich den Schluß für gewagt das die Leute dabei keinen Spaß haben. Im Gegenteil. Ich glaube das man mit dieser Spielweise viele Spieler vergrault. Aber ich glaube auch das die Leute die das Hardcore betreiben an sowas Spaß haben. Auch als Spieler. Ich hab mal Vampire Larp gespielt, ich weiß das viele sowas total klasse finden. Die haben echten Spaß daran.

Zum letzten könnte ich nach dieser Argumentationsart genausogut behaupten das die Forge Brain Damage auslöst, weil man nicht mehr in der Lage ist nach diesen Spielen einen Konflikt im Spiel richtig zu lösen. Und obwohl ich Ausschlag kriege wenn ich an die zusammengenommen 40€ die für verschiedene Forgespiele von mir ausgegeben wurden denke (40€ wäre statt 4x Unsinn ein anständiges Spiel gewesen) - so erdreiste ich mich TROTZDEM nicht den Forge Leuten einen Hirnschaden zu unterstellen weil ihr Gehirn bei anderen Dingen Spaß hat als ich.

Und wieso Ron Edwards nicht verstehen kann das Brain Damage eine Beleidigung ist... das könnte man noch laaange und sarkastisch kommentieren.

Was ist also jetzt der Topic? Deine eigene These Skyrock, oder Ron's Braindamage?
 
AW: Brain Damage Revisited

Das Problem ist nicht die Wortwahl. Das Problem ist die ernst gemeinte Aussage. Er meint das ernst.

Ich habe ihn ja nun im Sommer in Berlin getroffen und mit ihm Bier getrunken und Sorcerer gespielt und hatte Spaß, und verstehe mich auch online gut mit ihm, aber klar ist, dass dieser Brain Damage Mist eine unverzeihliche Entgleisung war. Er hat wohl ein paar sehr schlechte Erfahrungen mit Spielern gemacht, die von „SL-Tyrannen“ verdorben worden sind. Er ist der Meinung, dass diese Spieler nicht mehr in der Lage sind, selbstständig zu einer „Story“ beizutragen, sondern nur noch darauf warten, den Stöckchen hinterher zu laufen, die der SL für sie wirft.

Diese Negativ-Erfahrung zieht sich durch all seine Artikel, siehe nur das „Impossible Thing Before Breakfast“. Für Ron war Railroading durch den SL immer schon Vergewaltigung. Mike Holmes hat den Begriff vom „Participationism“ geprägt, als eine Spielform, bei der die Spieler die „Diktatur“ des SL annehmen und Spaß daran haben. Diese Spielweise ist in Deutschland sehr verbreitet und „Stimmungsspiel“ nach wohl inzwischen auch hier geläufiger Definition. Wenn ein Spieler dir von seinem „geilen SL“ vorschwärmt, dann hat er wahrscheinlich genau so eine Runde, und Spaß dabei.

Skyrock, du hast in deiner Umschreibung schon alle Runden rausgefiltert, die unter die BDST-Definition von Ron fallen, obwohl ihre Runden gar nicht so gräuslich sind wie angenommen. In Wirklichkeit war der Rundumschlag aber etwas heftiger. Darüber hinaus ist er mit anmaßenden Unterstellungen gespickt und gipfelt in der schier unglaublichen Aussage, die betroffenen Spieler hätten ihre Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, verloren. Und als ob das nicht genug wäre, wird die Schuld daran auch noch den Autoren der genannten Rollenspiele gegeben. Wenn ich mir mein Vampire 1E-Regelwerk angucke, sehe ich da keinerlei Anleitung zur Spielervergewaltigung.

In meinen alten Star Wars d6-Runden war ich auch ein sehr autoritärer SL und habe meine Spielerinnen zur totalen Unselbständigkeit erzogen. Die Runden waren legendär, und die Spielerinnen fragen mich noch heute, warum wir nicht wieder so wie damals spielen können (wozu ich aber keine Lust mehr habe). Nach der Edwards’schen These müsste ich jetzt aufgeben, mit ihnen zu spielen, weil sie nicht in der Lage sind, selbständig zu einer Story beizutragen. Das wollen wir doch mal sehen.
 
AW: Brain Damage Revisited

Manchmal wenn man meint den Glauben an die Menschheit zu verlieren, dann gibt es doch noch jemanden, der vernünftig und sachlich, kundig und überlegt etwas kluges sagt.
Danke, Frank.

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Brain Damage Revisited

Saint of Killers schrieb:
Problem: Was du da oben verkündest ist ja alles gut und richtig, aber es ist NICHT die Brain Damage These :)

Ron Edwards sagt ja: Wenn du so spielst, dann kannst du keinen Spaß dabei haben, du musst dir diesen Spaß nur einreden, also hast du einen Hirnschaden.
Hä? Was ist da der Unterschied zwischen dem was ich geschrieben habe, und dem was in der Brain-Damage-These steht? (Abgesehen davon natürlich dass ich sie auf die Kernpunkte eingedampft und dabei kleinere Punkte entweder unter den Tisch fallen ließ oder mit anderen zusammengefasst habe. Und dass ich auf Fachbegriffe wie Force verzichtet, sondern diese umgangssprachlich umschrieben habe damit man den Text auch ohne drei Semester Big Model erfassen kann.)

Ich schreibe ja dass BDST nicht gezielt echten Spielspaß hervorrufen kann, sondern wie ein blindes Huhn nur gelegentlich mal ein erinnerungswürdiges Korn aufpickt.

Saint of Killers schrieb:
Zum anderen halte ich den Schluß für gewagt das die Leute dabei keinen Spaß haben. Im Gegenteil. Ich glaube das man mit dieser Spielweise viele Spieler vergrault. Aber ich glaube auch das die Leute die das Hardcore betreiben an sowas Spaß haben. Auch als Spieler. Ich hab mal Vampire Larp gespielt, ich weiß das viele sowas total klasse finden. Die haben echten Spaß daran.
Erzähle mir mehr vom Hintergrund dieser Leute. Was für Rollenspielerfahrungen hatten sie vorher? Mit welchen Systemen? Mit welchem Spielstil? Was hat sie von ihrem ursprünglichen Stil zu BDST getrieben? Kannten sie vielleicht einfach nichts anderes als BDST?

Ich kann nur für mich sprechen, aber auch ich bin einmal in die BDST-Falle getreten. Angefangen habe ich mit knallhartem ARS bei DSA3 und habe dann bei SR3 ARS weitergeführt. Was mich von ARS vertrieben hat war die Tatsache dass beide Systeme miesen Stoff für diesen Spielstil bieten - DSA3 war zu einfach auszunutzen und war dank Endlos-LE und dem Whiff-Faktor der PA ein Schlag ins Gesicht jedes Taktikers (da dieser mit Kaugummikämpfen bestraft wurde), während es bei SR3 einfach zu trivial war das System auszunutzen.

Mein Fehler war dass ich den Fehler beim Spielstil und nicht dem System gesucht habe, und damit lange Zeit von BDST beeinflußt war (wenn auch glücklicherweise nicht ganz mit den Auswüchsen, die ich geschildert habe - ich war nie ein Hartwurst-Method-Actor und habe meine Abenteuer als SL immer ergebnisoffen gehalten). Was mich schließlich geheilt hat war eine Konfrontation mit dem Hardcore des BDST, wo wirklich alle o.g. Punkte zugetroffen haben, und wo ich festgestellt habe dass ich mich eine völlig falsche Richtung verrenne.

Erst auf diesem Umweg bin ich wieder zu ARS zurückgekehrt und konnte wieder zufrieden sein.

@Vermi:
Hast du denn mit ihm über die Brain-Damage-These gesprochen? Meine einzige Quelle ist der verlinkte Forge-Thread, und da kann ich kein Pauschalurteil gegen alle "Storyteller" erkennen, sondern nur gegen eine Untergruppe auf die die im dritten Post ("The details") beschriebenen Merkmale zutreffen. (Ich weiß dass Settembrini in seinem Interview mit Ron auch über Brain Damage gesprochen hat, da ich aber erst ab Mitte des Monats wieder Flatrate habe kann ich das Video nicht ansehen ohne die Telekom reich und mich arm zu machen. Könnte sein dass da noch einmal neue Aspekte angesprochen und alte klargestellt werden.)

Natürlich gab es Spezis die alles mögliche reininterpretiert haben, und Leute die diese Spekulationen aufgegriffen und als Tatsachen behandelt haben, aber direkt von Ron Edwards kann ich kein Pauschalurteil rauslesen. (Ich nehme als leicht zu findendes Beispiel John Wick, der erst fragte ob er ein Hirnschädiger sei weil er 7th Sea und L5R geschrieben hat, und es dann wenige Posts später als Tatsache behandelte - ohne dass Ron Edwards etwas dazu geschrieben hätte.) Ich kann nur empfehlen sich den Thread noch einmal anzusehen und nur danach zu schauen was Ron Edwards direkt geschrieben hat.

Insofern weiß ich nicht ob deine alte Star-Wars-d6-Runde als Beispiel für "brain damage" herhalten kann. Wenn natürlich alle o.g. Punkte zutreffen sollten, könnte man darüber reden.

Ich halte auch nicht für glaubwürdig dass "Storytelling"-Systeme automatisch BDST auslösen, ich kann aber eine gewisse Korrelation feststellen wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe.

Ich will mich nicht dazu äußern ob BDST die Fähigkeit Geschichten zu verstehen reduziert oder nicht, da ich nur höchst selten Leute dazu nötige, Geschichten in Eröffnung, Klimax und Schluß aufzuteilen oder Textstellen zu interpretieren und damit in der Hinsicht keinerlei direktes Erfahrungsmaterial habe (das hatte ich im Deutsch LK mehr als zur Genüge).
Zumindest an der Unfähigkeit Konflikte zu erkennen scheint mir aber etwas dran zu sein. Ich erinnere hier nur einmal an den Spezi der Fotokopieren als solch wichtigen Konflikt empfand dass ein Wurf auf Intelligenz + Technik gefragt war ;) und wenn ich an meine persönlichen Erfahrungen mit "storyorientierten" Spielern zurückdenke, ist das ein Muster das man nicht selten antrifft.
 
AW: Brain Damage Revisited

Ich habe es bewusst vermieden, mich an der BD-Diskussion in Berlin zu beteiligen, auch wenn sie zwischen Settembrini und Ron geführt wurde. Ich verstehe aber den Post "THE DETAILS" nicht als eine Reihe kumulativer definierender Merkmale, sondern nur als Beschreibung typischer Manifestationen. Die Definition ist oben drüber, in "THE BIG PICTURE":

My claim is that the hobby of "story-oriented" role-playing as expressed by its most aggressive marketer of the term, and as represented and imitated by countless others, fails on all three counts. (1) Since the procedures don't work, and everyone knows it, you get the Golden Rule. (2) Since there is no "it" to do, and since social function is ignored as the necessary context, the ideal becomes to play "at all," with no social or creative metric to judge it as successful. (3) Since play is not fun, the only way to enjoy or validate the activity is to edit one's memory of play to recall it as fun, which carries the additional negative safety feature of critical repair of the techniques.

Da geht die Vermengung von Produkt und Praxis schon los, und es wird auch hübsch verallgemeinert. Nicht weil du keinen Spaß hast, ist es BDST, sondern weil es "Storytelling" Marke White Wolf ist, hast du keinen Spaß. Ich lese da keinen Disclaimer irgendeiner Form.

Ich lese jetzt nicht den ganzen ekligen Thread noch mal. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass keine Antwort auf die Frage, ob die Spiele von John Wick hirnschädigend sind, in diesem Kontext möglicherweise durchaus auch eine Antwort sein könnte.

Du hast allerdings Recht, dass es auf meine Star Wars-Gruppe nicht zutrifft, das habe ich mit dem "Impossible Thing" durcheinander geworfen. ;)
 
AW: Brain Damage Revisited

P.S.: Ich sage ja nicht, dass Vampire ein geniales Geschichtenerzähl-Spiel ist. Vampire 1E schon eher als das Post-Players Guide 2E-Vampire. Vampire hat von mir bekanntlich auch schon sein Fett wegbekommen. Aber in den Vampire-Büchern, die ich besitze, sehe ich nicht, wie BDST im System angelegt sein soll.
 
AW: Brain Damage Revisited

Bin ich der einzige, der angesichts des Titels dachte, daß in diesem Thread Regeln für Brain Damage in verschiedenen Schadenssystemen das Thema wären? Und bin ich der einzige, der das für interessanter als das tatsächliche Thema halten würde?

MfG

Tobias
 
AW: Brain Damage Revisited

Falsche Frage in einem Rollenpsielerforum, Soldat.

Brain Damage:
Klingt für mich nach Nörgeln auf hohem Niveau. Zumal ich irgendwie das Gefühl habe das kaum jemand versteht was der Mann eigentlich will. Mich eingeschlossen. ?(
 
AW: Brain Damage Revisited

Falsche Frage in einem Rollenpsielerforum, Soldat.

Brain Damage:
Klingt für mich nach Nörgeln auf hohem Niveau. Zumal ich irgendwie das Gefühl habe das kaum jemand versteht was der Mann eigentlich will. Mich eingeschlossen. ?(
 
AW: Brain Damage Revisited

Hm, ich glaube wir kommen hier nicht weiter, wenn wir uns nicht einig darüber sind was mit BDST gemeint war (nur das worauf die Punkte aus Post 3 zutreffen oder generell "Storytelling".)

Ich hatte halt kürzlich, als ich erneut den Brain-Damage-Thread gelesen hatte, den Eindruck dass alles ein Mißverständnis wäre das mit der Definition von "Storytelling" zu tun hat. Da die These mit der Eingrenzung auf das, was ich unter BDST verstanden habe, auf einmal Sinn gemacht hat, wollte ich meine Interpretation einmal in den Raum stellen und sehen ob sie auch für andere Leute Sinn macht, sowohl vom Sinn als auch vom Textverständnis her.

War die ganze Diskussion jetzt für die Katz? Nein, da Vermi mich mit guten, sachbezogenen Argumenten davon überzeugt hat, dass die Interpretation mit der allgemeinen Definition auch gültig sein könnte, welche die These natürlich zu merkbefreitem Unsinn machen würde, da zumindest ich genug "Storyteller" kenne die nicht in die BDST-Schublade fallen und schon ein Gegenbeweis ausreicht um eine These zu widerlegen.
Das beste wird wohl sein wenn ich Ron mal selbst anschreibe und frage, wie er das gemeint hat :) (Das Ergebnis kann ich dann natürlich hier reinschreiben, falls es jemanden interessiert.)
 
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