[Blutstränen I] Ein Fürst auf der Suche

Sanguis

Sanguis de Alá
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30. Oktober 2003
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Gunthardt von Nibelgard saß auf seinem prächtig verziertem Thron in den Hallen des Palastes. Einige Bedienstete huschten hin und her. Die Wachen standen am großem Portal, welches in den Thronsaal führte. Mit seiner linken Hand tippte Gunthardt nervös auf der Lehne des Thrones. Ein unscheinbarer Diener, welcher zuvor hinter ihm gestanden hatte beugte sich vor. Leise flüsterte der Fürst ihm etwas ins Ohr. Mit einem kleinem Nicken verschwand der Diener leise. Es verstrichen einige Augenblicke, dann wurde das große Portal aufgestossen und zwei große, bärige Männer traten herein. Einige Schritte vor dem Thron blieben sie stehen und beugten die Knie. Mit einer kleinen Geste erlaubte der Regent es ihnen sich zu erheben. Interessiert musterte er die beiden.

Tharung der Nordmann und Eberhardt von Finkenwald. Zwei seiner treuesten Vasallen in diesem Zeitalter. Nur wenigen Männern hätte er diesen Auftrag anvertrauen können, doch diese beiden würden ihn nicht enttäuschen. Ihre Familien waren alt und erhaben. Der eine kam aus dem hohen Norden, wo das Gesetz der Natur die Kämpfer formte und ihre Körper hart wie eine Wand aus Eis machte. Der andere entstammte einem der bedeutensten Häuser im menschlichen Adel dieses Landes. Aber er war nur ein zweitgeborener und hatte so keinen Anspruch auf ein Lehen. Wie so viele mit diesem Los entschied er sich, als General und Berater unter einem anderem Fürsten zu dienen, in der stillen Hoffnung, eines Tages als dessen Nachfolger auserkoren zu werden.

Gunthardt musste bei dem Gedanken fast schon unwillkürlich lächeln. Ein guter Herrscher vertraute seinen Untergebenen, aber er offenbarte ihnen nicht alle Pläne. Hätte Gunthardt den Edlen davon in Kenntnis gesetzt, was der erfolgreiche Ausgang des Auftrages für ihn bedeuten würde, dann hätte er diesen Gefolgsmann sicherlich verloren. Zumindest aber hätte er nicht mehr den hohen Wert für seine Pläne gehabt, was Gunthardt sehr bedauert hätte.

Der Nordmann trat vor und begann mit seiner tiefen Bassstimme zu sprechen. "Wie befohlen haben wir die neu errichtete Stadt des Grafen Xendors besetzt, doch fanden wir sie verlassen vor. Weder Graf Xendor noch ein anderer, welcher wohl im letzten Zeitalter von der Person weiß, die ihr sucht hat sich dort blicken lassen. Zwar haben die gelehrten Magister aus Thulfar die Bibliothek gefunden, aber unter den ganzen Folianten dort sind nur wenige, welche etwas über das Schicksal jenes Kriegers, von dem Ihr uns erzähltet, berichten."

Mit geneigtem Kopf trat er zurück, einen Wutanfall Gunthardts befürchtend. Dieses Verhalten war gerechtfertigt, denn der Nordmann musste um die bittere Enttäuschung im Herzen von Nibelgards wissen, aber der Fürst verbarg seine Erregung unter einer Maske aus Gleichgültigkeit. "Sei es wie es sei, ich möchte, dass ihr weitere Fürsten findet, welche mit besagtem Krieger Kontakt hatten. Es würde schon reichen zu wissen, wann er verschwand." Dieser Mann den er suchte war wichtig. Hoffentlich würden seine Untergebenen das auch verstehen.

Mit einer Verneigung entfernten sich der Nordmann und von Finkenwald. Gunthardt seufzte. Es war so schwer jemanden aus alter Zeit aufzuspüren, nachdem die Zeitenwende kam. Aber er musste ihn finden. Nur er konnte ihm die Antwort geben, die er schon sein Leben lang suchte.
 
Uups, ich hätte deine Gesichte ja beinahe übersehen *g*

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Nicht zu lang und dennoch gut geschrieben
 
nicht so lang wie Ferakos geschichten wolltest du sagen ggg

ne mir gefällts auch, vor allem weil ich ja die hintergründe kenn ;)
 
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