AW: BDSM und das Böse
Sein wir doch mal ehrlich. Wieviele von uns würden mit dem Thema hausieren gehen das man selbst oder die Freundin es mag mit Striehmen einer Peitsche auf dem Körper durch die Gegend zu laufen?
Sicherlich gibt es Leute die... sich so wenig aus den Vorurteil machen die mit diesem Aspekt zusammen hängen... das sie offen damit umgehen. Aber die große Mehrheit geht damit nicht hausieren.
"Normales" Bondage mag von vielen noch als Erotisch empfunden werden, aber wenn es darum geht zu sagen "Ja, ich liebe es wenn mein Sexualpartner mir schmerzen zufügt" dann hört da für die meisten dann doch die lust zum "outing" auf.
In meiner Spielleiter karriere habe ich bislang 2 Sadisten und 5 Masochisten verwendet. Meist als "Gegner" für die Gruppe. Einmal in form eines schwulen Pärchens, bei dem ich meine Mitspieler zum ersten mal von einer Seite erleben durfte die ich nie im leben sehen wollte. Irgendwie war die kombination Schwul und BDSM beim Sexspiel auf Drogen so der Punkt bei dem die Spieler anfingen total durchzudrehen und die NSCs bestialisch hinzurichten (den Masochisten). Seit dem nutze ich Masochisten eigentlich fast ausschließlich als Kultisten oder um eine besondere form des Wahnsinns zu verdeutlichen. So z.b. vor 14 Tagen mit einem Slaanesh Kultisten der seinen Tod durch die Spieler erfahren wollte. Bei ihm wars die Kombination Kanibale und Masochist die ihn letztendlich auf einem Fleischerharken im Kühlhaus enden ließ.
Für mich, so rein aus meiner Erfahrung her, würde ich einfach sagen das die meisten Menschen bei Masochisten sofort an eine Art Untermensch denken. Jemand der pervers und abnormal ist. Meiner Erfahrung nach behandeln spieler Maschisten einfach anders als normale NPCs.
Das Leute mit solchen Neigungen aber auch normale Menschen sind weiß ich ebenfalls aus Erfahrung. Natürlich hat es einen Hintergrund wieso sie so empfinden wie sie es tun, aber ich glaube so weit will sich die Mehrheit garnicht damit befassen. Ich kenne z.b. eine (interessanterweise fällt es mir nicht gerade leicht dieses Wort zu verwenden) Sklavin, die es zwar sehr genießt die Unterwürfige zu sein, aber sich gleichermaßen unermesslich schämt und für abnormal/krank hält.
Wirft man dazu noch den Faktor USA mit ein, bekommt man ganz schnell doch eigentlich das Bild zusammen. Jemand der bei Schmerzen Lust empfinden kann nicht normal sein. Sex ist eh schlecht und wenn man mal von BDSM hört... woran denkt man? An Typen mit Gummimasken die irgendjemandem die Füße lecken und dabei dankbar sind.
Wer kann sich schon sowas als Held eines Spielfilms vorstellen? Der toughe, smarte Dirty Harry leckt nach feierabend Herrin Frau Dr Ursula die Füße, nach dem er sich in seine Lederhose und die Gummimaske mit reißverschluss gezwengt hat.
Oder stellt euch vor wie John McClaine heim zu seiner Holly kommt, sie ans den Bettpfosten fesselt und mit 20 hieben einer Peitsche belohnt, während sie freudig dabei stöhnt.
Ich selbst weiß für mich selbst, weil ich mich mit dem Thema befassen musste, das es eben nicht so ist wie man es aus dem Fernsehn kennt. Das eben nicht alle einen an der Klatsche haben und die ganze Zeit in Lack und Leder rum laufen. (Und ehrlich, ich empfinde eine Frau in einem Lederkorsett als ziemlich heiß) Trotzdem würde ich das Thema BDSM bestenfalls bei den Bösen in Rollenspiel Kampangen anschneiden. Das hat eigentlich 2 Hauptgründe.
1) Sexualität fällt bei mir unter den Tisch. Was die Spielercharaktere mit den NPCs in ihrem Schlafzimmer machen wird nicht ausgespielt. Aus diesem Grund werden die Helden bestenfalls in form von "Komik" mit dem Thema konfrontiert. (Marke: Du hast ne durchzechte nacht hinter dir, erinnerst dich an nichts, hast nen patzer beim Aufreißen gewürfelt und wachst neben einer Zwergendomina auf, dein Rücken tut dir weh)
2) Sind meine spieler meistens mit dem Thema Sex nur dann konfrontiert wenn es als zusätzlicher "Anreiz" dienen soll. Sex als "Strafe". Der Bösewicht der androht die Heldin zu vergewaltigen oder die heiße Baronin die sich als Schwarze Wittwe mit peitsche entpuppt.
Das mag sicherlich ziemlich Klischeehaft sein und tut sicherlich nichts zur Anerkennung von BDSM als durchaus akzeptable Sexualpraxis, aber dafür ist meine Rollenspielrunde auch nicht da. Ich empfinde es zwar als Schade, aber ich würde auch ungern das Risiko eingehen solche Themen in die Runde einzubauen ohne genau zu wissen wie die Leute darauf reagieren. Es bringt einfach nichts die Stimmung dadurch zu ruinieren das jemand sowas als absolut abstoßend und widerwärtig empfindet. In den Klischees weiß ich einfach es wird tolleriert. Die Lanze hat schon jemand gebrochen.
Ich meine wie würde die Gruppe wohl reagieren wenn sie heraus findet das der beliebte NPC XY, den sie schon jahre lang kennen, auf einmal auf Natursekt steht. Mir als Spielleiter geht da schon sofort das Bild im Kopfrum wie alle am Tisch das Gesicht verziehen, unabhängig davon wie sie vielleicht persönlich empfinden. Schlicht und ergreifend deshalb weils doch irgendwo Sozial nicht anerkannt ist.
Das ist wie eine Männerrunde. Wo jeder der größere Macho ist und dann nach Hause geht und der Freundin jeden Wunsch von den Augen abließt. Egal wie man vielleicht Persönlich etwas empfindet in erster Linie gibt es doch irgendwo themen die man nicht öffentlich ansprechen will.