Rezension Arkham - Hexenstadt am Miskatonic [T-Rezi]

Taysal

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Arkham - Hexenstadt am Miskatonic


Cthulhu Quellenband [T-Rezi]


Mit „Arkham - Hexenstadt am Miskatonic“ eröffnet Pegasus die Reihe „Lovecraft Country Collection“, in der die fiktiven Städte und Orte behandelt werden, die in Lovecrafts Erzählungen vorkommen und fester Bestandteil des Mythos-Rollenspiels wurden. Um den vorliegenden Band zu gestalten, hat die deutsche Redaktion die beiden Bände „Arkham: Unveiling the Legend-Haunted City“ und „Miskatonic University: A Sourcebook“ übersetzt und zu „Arkham - Hexenstadt am Miskatonic“ verschmolzen. Natürlich fand auch eine redaktionelle Nachbearbeitung und Straffung des Ausgangsmaterials statt.

Das Buch selbst ist ein stabiler Hardcover mit gelungener Coverillustration. Das Papier ist hochwertig und das Layout übersichtlich gestaltet. Trotz einiger kleiner Spielereien, Werteblöcken, Fotos und Kartenmaterial, bleibt die grundlegende Ordnung erhalten. Mittels einem Inhaltsverzeichnis, einem thematisch sortierten Index und einem Personenverzeichnis findet sich der Leser hervorragend zurecht. Zudem liegt dem Buch ein großformatiger Stadtplan bei, der Arkham im Detail zeigt und eine üppige Nummerierung besitzt, die auf Örtlichkeiten im Buch verweist. Arkham ist eine Stadt, in der es so einiges zu entdecken gibt. Kenner der Erzählungen Lovecrafts werden übrigens viele Dinge wiedererkennen und -finden. Leider gibt es im Buch an den entsprechenden Stellen keinen Detailverweise auf die jeweiligen Geschichten. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen, ebenso wie ein fehlendes Lesebändchen.

Nach einem Vorwort erfährt der Leser erst einmal mehr über die Städte des Bundesstaats Massachusetts und wird dann in Arkham willkommen geheißen, um mehr über die historische Seite der Stadt zu erfahren. Dazu gehört eine Chronik nach Lovecraft, die von 1643 bis 1935 reicht. Es wird auf das Leben in Arkham eingegangen, wie die Öffnungszeiten, Bankkredite, Verwaltung, Behörden und das Verbrechen. Diese ganzen Details sorgen für eine authentische Beschreibung der Stadt und erlauben dem Spielleiter das Alltagsleben einfließen zu lassen. Es wird auch aufgeführt, wo und wie Charaktere ihre Fertigkeiten verbessern können.

Da in der beschriebenen Epoche (die sogenannten goldenen Zwanziger des letzten Jahrhunderts) Ruf und Ansehen von großer Bedeutung waren, gibt es dazu einen entsprechenden Abschnitt, bevor zum Stadtführer weitergeleitet wird. Dieser ist nach Stadtteilen und darin wiederum nach Gebäudenummern sortiert. Es gibt sehr viele Ortsbeschreibungen, in die auch Hintergrundwissen und Abenteuerideen verwoben wurden. Außerdem werden viele der Bewohner vorgestellt, die am jeweiligen Punkt angetroffen werden können. Die NSC werden dazu sogar mit Werten aufgeführt, so das der Spielleiter die Leute sofort aus dem Buch übernehmen kann.

Der Großteil des Buchs ist jedoch der Miskatonic-Universität vorbehalten. Fast zwei Drittel von „Arkham - Hexenstadt am Miskatonic“ drehen sich um die Universität, ihre Bewohner, Professoren, Studenten und Örtlichkeiten. So hat die Orne-Bibliothek ebenso ein eigenes Kapitel, wie das Universitätsmuseum und die Tunnel unter dem Campus. Neben der reinen Orts- und Personenbeschreibung, steht aber auch das Leben an der Universität im Mittelpunkt, ihre Geheimnisse, Studiengänge, Vereine, Organisationen und vieles mehr. Immerhin ist eine Universität dieser Größe bereits eine kleine Stadt. Und die Miskatonic-Universität wäre somit eine Stadt, die es in sich hat.

Die gesamte Thematik wird durch entsprechende Handouts unterstützt.So finden sich im Anhang Zeugnisse und Studienbücher für unterschiedliche Fachrichtungen. Immerhin führt das Spiel mit dem vorliegenden Band weg vom Einzelknaller, hin zur langfristigen Kampagne. Und die baut vor allem darauf, dass sich die Spielgruppe aus Studenten oder zumindest aus Charakteren mit Verbindung zur Universität zusammensetzt. Das ist ein spannender Aspekt, der durch die Handouts unterstützt wird. So können sich Charaktere Studiengänge aussuchen und halten schlussendlich ihr Zeugnis in den Händen. Allerdings sollte im Hinterkopf behalten werden, dass im Spiel viele Dinge vereinfacht und auch angepasst wurden. Das „Arkham - Hexenstadt am Miskatonic“ Studentenleben hat in dieser Form niemals stattgefunden, aber eine historisch korrekte Kampagne wäre zu kompliziert und würde zu viel Recherche benötigen. Die Vereinfachung der Thematik unterstützt somit ein spannendes Spiel.

Ganze zehn Seiten sind dem Spielleiter vorbehalten, damit dieser entsprechende Spiele auch gestalten kann. Die Geheimnisse der Universität werden weitgehend offenbart und es gibt gelungene Szenarioideen. Zudem finden sich im Anhang auch neue Zauber, nützliche Gegenstände und Informationen über vormenschliche Sprachen.

Die Übersetzung und Verschmelzung der beiden Originale ist sehr gelungen und flüssig zu lesen. Die Aufmachung des Buchs weiß zu begeistern und die Entwicklung weg vom Einzelknaller (One Shot) ist keinesfalls zwingend, aber eine erstrebenswerte Sache. Das dazu die Miskatonic-Universität in den Fokus rückt, sorgt für Stimmung. Immerhin sind es doch gerade die Studenten, die fürs Leben lernen sollen.

Die Bebilderung des Buchs ist hervorragend, leider gibt es nur wenig Kartenmaterial. Die Qualität der beigelegten Karte ist leider schlecht. Sie wirkt langweilig und gekünstelt, kann keinesfalls mit dem stimmigen Material aus dem Buch mithalten. Glücklicherweise kann das Buch aber auch ohne die Karte genutzt werden.

„Arkham - Hexenstadt am Miskatonic“ ist die gelungene Eröffnung der Reihe. Die hohe Qualität, der stimmige Inhalt und die Möglichkeit eine spannende Kampagne zu spielen, sprechen für sich. Top!

Der Quellenband ist übrigens Keith Herber (1949-2009) gewidmet, dem Begründer der Reihe.

Copyright © 2010 by Günther Lietz

Arkham - Hexenstadt am Miskatonic
Lovecraft Country Collection, Band 1
Cthulhu Quellenband


Pegasus Press Hardcover (07/2009)
316 Seiten, ISBN 978-3-939794-81-3
Autoren: Keith Herber, Sam Johnson
Herausgeber: Christopher Lang
Illustratoren: Yörn Buttelmann, Manfred Escher, Björn Lensig, Chris Schlicht
Übersetzer: Jens Kaufmann, Christopher Lang, Markus Widmer, Kai Zimmermann

Pegasus Spiele ONLINE: Cthulhu

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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