Aventurien [Alternatives Aventurien] Brig Lo

carthinius

Layoutspielkind
Registriert
3. August 2007
Beiträge
315
[Dies ist ein Crosspost vom Tanelorn, aber ich möchte dieses Thema auch gern hier diskutieren.]

Nachdem ich nebenan mal wieder die Altes Aventurien-Texte von Norbert gelesen habe, kramte ich ein paar meiner alten DSA-Sachen hervor. Ich habe mir ein paar der Yüce-Cover angeschaut, die Havena-Box durchgeblättert und meine Ausgabe vom "Grabmal von Brig-Lo" durchgelesen. Und da ist mir mal wieder der unglaublich krasse Unterschied aufgefallen, der zwischen diesen ganzen Dingen besteht. Speziell Brig-Lo fiel da negativ auf mit einer vollkommen absurden Mischung: Ein Cover mit einer mezoamerikanisch anmutenden Ruinenstadt, ein Abenteuer, angesiedelt in einem kleinen Weinbauern(!)-Dorf(!!), in dem der Hund begraben ist, obwohl es an der Schnittstelle mehrerer (verfeindeter?) Reiche liegt, neben einem der größten magisch-verfluchten Schlachtfelder des Kontinents - und es passiert nichts. Auf dem Schlachtfeld gibt es nicht mal Geistererscheinungen (die werden zwar als möglich erwähnt, aber das war es auch), kein Brig-Loer würde aber gleichzeitig als Grabräuber tätig werden (es sind aber trotzdem welche unterwegs...), das Schlachtfeld ist auch nur noch Gedenkstätte, auf dem man offenbar unbehelligt ein paar Monument errichten konnte, und der Mini-Dungeon, der offenbar auch mal eben angelegt werden konnte, ohne dass das irgendwen störte oder auffiel, der allerdings wenigstens eine halbwegs interessante Füllung bietet...

Was ich gern hätte: Abenteuer! Spinnt mit mir herum, was Brig Lo (der fehlende Bindestrich ist Absicht) alles zu bieten hat!
Ich mache mal einen Anfang mit ein paar schnellen Ideen.

Dämonenschlacht vor der Haustür
Vor 1000 Jahren tobte an dieser Stelle eine der gewaltigsten Schlachten, die Aventurien je gesehen hatte. Abertausende Kämpfer starben grausame Tode, verderbte magische Kräfte, die längst vergessen sind, wurden entfesselt, Tore in finstere Dimensionen wurden geöffnet und vielleicht nie wieder richtig geschlossen. Hela-Horas, die verruchte Gottkaiserin auf dem blutgetränkten Thron des Alten Reiches, zog mit ihren finsteren Legionen gegen die Aufständischen und beschwor höchstselbst mit ihren übermenschlichen Kräften die unaussprechlichsten Schrecken. Solch ein Ereignis kann nicht ohne Folgen bleiben.

Das Schlachtfeld
Warum Brig Lo? Weil Brig Lo ein wichtiger Stein im Fundament des Alten Reiches war. Die Stadt war schon alt, als das Alte Reich entstand, und niemand weiß mehr, wer sie erbaut hat. Viele der Monumente und Gebäude waren verlassen, als das Alte Reich seine gierigen Finger nach der Stadt ausstreckte, und es wusste, die alte Befestigung für seine Zwecke zu nutzen. Brig Lo wurde der Hauptumschlagplatz für Waren aus allen Teilen der Welt: Es war die letzte Stadt vor der Großen Wüste im Süden, verband die großen Karawanenrouten durch die todbringende Khom mit den Metropolen des Reichs im Westen und den aufstrebenden, rebellischen Städten im Norden. Hier fand man alles, was das Herz begehrte, wenn man den rechten Preis zahlen konnte: Sklaven, besonders die dunkelhäutigen Mädchen und Jungen aus den Regenwäldern, Rauschkraut und andere tödliche Substanzen aus Al'Anfa und Kostbarkeiten, die man nirgendwo sonst im Reich bekam. Brig Lo war reich. Und deswegen hatte Brig Lo viele Feinde, nicht nur die kriegerischen Novadi-Stämme, die ständig die Karawanen überfielen, sondern auch im Reich selbst. Es herrschte stets ein Machtkampf zwischen den Handelshäusern in Brig Lo und den Seefürsten des Alten Reichs, und mehr als einmal fielen auf beiden Seiten wichtige Personen Attentaten zum Opfer. Aber der kaiserthron war lange Zeit stark und wusste, wie er die die Streithähne gegeneinander ausspielen musste, ohne selbst darunter zu leiden oder das Reich zu gefährden.
Bis zu dem Zeitpunkt, als die Aufständischen Städte im Norden in Brig Lo immer mehr Einfluss gewannen und sich schließlich Brig Lo selbst als störrisch gegenüber kaiserlichen Weisungen herausstellte. Weder politischer Druck noch Intrigen, die die Schöne Kaiserin entspann, führten zu einer Entschärfung der Situation, und als eines Morgens die wichtigsten Männer Brig Los tot in ihren Betten gefunden wurden, entsetzlich entstellt und teilweise nicht mehr wiederzuerkennen, erhob sich der bewaffnete Widerstand. Dies konnte die Kaiserin nicht dulden und entsandte ihre Truppen. doch Brig Lo war eine befestigte Stadt, vielleicht sogar die größte Festung des Reiches, denn seit Jahrhunderten griffen die Novadis an - und niemand wusste, gegen welche Gefahren die alten Festungsmauern ursprünglich gebaut worden waren. Als nach wenigen Wochen der Belagerung schließlich auch noch die Nordstädte sich vom Reich lossagten und ihre eigene Armee Richtung Brig Lo schickten, hatte die Kaiserin genug und zog selbst gen Osten, um die Angelegenheit endgültig selbst zu regeln...
Innerhalb weniger Tage war die Schlacht geschlagen. Der Himmel war verdunkelt von magischen Energien und Rauch. Brig Lo war ein Hexenkessel, Freund und Feind schlachteten sich gegenseitig ab, der Wahnsinn griff um sich, die alten Mauern brachen und seltsame Klänge lagen in der Luft. Dunkle Schatten zogen zwischen den Kämpfenden umher und hielten mal hier, mal dort grausame Ernte. Manche sagen, die Götter haben in die Schlacht eingegriffen, andere sagen, die Stadt selbst wehrte sich gegen das Geschehen. Wie auch immer, die Schlacht war der Anfang vom Ende des Alten Reiches: Die Schöne Kaiserin musste geschlagen fliehen, die Aufständischen hatten zu große Verluste erlitten, um Brig Lo zu halten. Die Stadt lag in Trümmern und wurde verlassen. Selbst Einheimische, die willens waren, die Stadt wieder aufzubauen, konnten dies nicht. Immer noch hingen dunkle Wolken über den Ruinen, Schatten zogen durch die Straßen und Schreie und finstere Gesänge halten von die Mauern wieder, während Lichter tags und nachts durch die Nebel tanzten. Pesthauch lag in der Luft, niemand konnte die Toten bestatten, ohne wahnsinnig zu werden.

Und so überließ man Brig Lo seinem Schicksal. Das neue Reich stationierte ein Regiment bei Brig Lo, um die Ruinenstadt zu bewachen. Um die Garnison entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg ein kleines Städtchen namens Brigella. Aber niemand dort wagte, den Fluss Yaquir zu überqueren, um einen Fuß auf den Grund der Stadt zu setzen, die immer noch im Schatten dunkler Wolken liegt.
Dennoch gab es immer wieder Schatzjäger, die versuchten, die Reichtümer der Stadt zu heben – schließlich wurde Brig Lo nie geplündert, sondern musste nach der Schlacht überstürzt verlassen werden. Aber kaum einer von ihnen kam zurück. Die wenigen, die es schafften, sprachen nie über das Erlebte, aber mancher von ihnen muss Reichtümer erbeutet haben. Geschichten, dass keiner von ihnen mit seinem Gewinn glücklich wurde, gibt es viele, aber das schreckt die Abenteurer nicht ab, es immer wieder zu versuchen. Und so steigt auch 1000 Jahre nach der Schlacht die Zahl der Seelen, die in Brig Lo verbleiben...

Was will ich hier?
The stage is set. Was muss Brig Lo unbedingt haben? Was bietet Brigella? Welche Plothooks braucht Brig Lo? Was ist in Brig Lo tatsächlich geschehen und geschieht noch heute? Was können Abenteurer dort erleben? Was gibt es zu finden, was sollte lieber nicht gefunden werden?
Nehmt gern Versatzstücke aus dem frühen Aventurien, die hier passen, gern auch aktuelleres, wenn es passt! Ich will Abenteuer!

Was will ich hier nicht?
Rumgemäkel, dass das alles nicht Kanon-konform sei. Das ist mir bewusst und völlig egal. Ich will eine Ruinenstadt, die zum heruntergekommenen Havena der Anfangszeit passt, zu einem verderbten Al'Anfa und einem Kontinent voller Gefahren.
 
Ein paar optische Inspirationen:

Die immer noch beeindruckenden Kuppeldome von Brig Lo im Sonnenuntergang. Auf verwitterten Pfaden machen sich Glücksritter und Halsabschneider zum Jahrestag der Schlacht auf den Weg nach Brig Lo, in der Hoffnung, zu diesem denkwürdigen Tag in Brigella oder den Ruinen Zeuge von Ereignissen zu werden, die sich in bare Münze umsetzen lassen.
Im Vordergrund steht das Zolltor des Alten Reiches, nun ein Stützpunkt der Reichsgarnison und einiger Praioten, die hier bereits einen ersten Blick auf die Ankömmlinge haben und versuchen, die größten Störenfriede gleich im Auge zu behalten.
an_thonn_gate_by_andreasrocha-d3f2tx3.jpg

An-Thonn Gate · http://fav.me/d3f2tx3

Man sagt, in den Ruinen von Brig Lo stehen Tempel längst vergessener Kulte. Manche munkeln sogar, die Stadt sei einst von Anhängern des Dunklen Gottes ohne Namen geschaffen worden. Dass Dämonenverehrer und Anhänger geächteter Kirchen in Brig Lo ein und ausgingen, ist bekannt. Allerdings weiß niemand, ob die Anhänger jener unausprechlichen Kulte nicht auch heute noch nach versunkenem Wissen und Reliquien ihres Glaubens suchen. Nächtens sieht man auffallend oft Lichter in den Randbezirken der Ruinenanlage, die von keinem auftrechten Reichsbürger stammen können...
the_gathering_by_andreasrocha-d35a5f0.jpg

The Gathering · http://fav.me/d35a5f0

In den Trümmern des von Hela-Horas geschleiften Tempels des Sonnengottes im Umland Brig Los feiern die Praioten den Jahrestag mit ihren eigenen seltsamen Riten. Tagelang steht eine Feuersäule über dem verwitterten Steingerippe, und kaum ein Bewohner Brigellas weiß, was die Sonnenanhänger dort tun – und viele wollen es auch gar nicht wissen.
ritual_by_andreasrocha-d3drx4h.jpg

Ritual · http://fav.me/d3drx4h
 
So, hier auch nochmal mein kurzer Versuch, Norberts Darstellung von Schauplätzen umzusetzen für einen anderen Ort im "Alternativen Aventurien":
Kritik und Anregungen sind herzlich willkommen!

Thalusa, Stadt der Türme
An den Ufern des Stroms Thalus, der das brackige Wasser aus den Salzsteppen nahe der Khom in die Blutige See spült, liegt Thalusa. Erst eine unbedeutende Hafenstadt, wurde sie nach dem Untergang Brig Los vor 1000 Jahren urplötzlich der Hauptumschlagsplatz für die Güter aus dem Süden – insbesondere der Sklaven, an denen im Neuen Reich steter Mangel herrschte. Thalusa wurde sehr schnell sehr reich. Da die Stadt nur wenig Raum zum Gedeihen bot, wuchs sie in die Höhe. Die Sklaventürme kann man schon von weitem sehen, wie sie wie knochige Finger im Dunst der Bucht liegen, wenn sich die Nebel von der offenen See her gen Festland drängen.

Beherrscht wurde Thalusa noch vor wenigen Jahren von einem Rat aus Händlern, doch nun hat der Schwarzelf Dolguruk, ehemals Scharfrichter der Stadt, die Macht an sich gerissen und eigenhändig jeden hingerichtet, der sich ihm in den Weg stellte. Seitdem regiert er mit eiserner Hand und gnadenlosem Geist und hat Thalusa dem düsteren Gott Al'Mha'Moud geweiht, dem Zeitenwächter. Dolguruk lässt ihm einen Turm inmitten der Stadt als Tempel errichten, der alle anderen Türme in den Schatten stellen soll, und scheut nicht, so viele Sklaven zu verschleißen wie nötig. Und bei Engpässen wird auch vor der Bevölkerung nicht Halt gemacht...

Stärken:
Ressourcen: Thalusa ist reich an Sklaven und anderen Gütern als Hauptumschlagplatz zwischen Nord und Süd, auch wenn es kaum eigene Waren erzeugen kann. Ihr Reichtum ist legendär.
Verteidigung: Dolguruk hat mit der Schwarzen Garde eine mächtige Truppe aufgebaut, die ihm durch Bluteide treu ergeben ist und die Stadt bis zum letzten Mann verteidigen wird. Gerüchten zufolge sind ihre Mitglieder auch durch seine Zaubermächte und die Gaben seines Gottes längst nicht mehr menschlich...

Schwächen:
Tyrannei: Dolguruk hat zwar die Macht an sich gerissen, aber der Widerstand der Bevölkerung ist nicht gebrochen. Man munkelt hinter vorgehaltener Hand immer wieder von Aufständen, es gibt zahllose Verschwörungen... doch die Schwarze Garde hält die Stadt fest im Griff. Vielleicht hat sich auch einfach noch nicht die recht Gelegenheit für einen Aufstand geboten.

Gelegenheiten:
Bluteid: Dolguruk macht keinen Hehl daraus, dass ihm an mächtigen Bündnissen gelegen ist – allerdings zu seinen Konditionen. Niemand weiß, welche Vorteile einem daraus erwachsen können und wie seine Pläne jenseits der Stadtmauern aussehen.

Gefahren:
Düstere Weihe: Thalusa trägt das Ze ichen eines Gottes, den kaum jemand kennt. Die meisten Einwohner waren zuvor gläubige Anhänger des Sonnengottes, der im Neuen Reich veehrt wird, oder zollten den Wüstengöttern Respekt und können sich mit dem neuen Zwangsglauben nicht anfreunden. Al'Mha'Mouds Priester sind nicht zahlreich, aber die meisten der alten Kirchenvertreter hängen inzwischen an den Türmen und verwesen...

Und noch als Beispiel ein Inspirationsbild, das ich gleich mal mit einem alten DSA-Abenteuertitel versehen habe.
 
Zurück
Oben Unten