Aktuelle Rollenspielverkaufszahlen?

sma

0101010
Registriert
7. Oktober 2006
Beiträge
526
Sagt einmal, gibt es irgendwo aktuelle Verkaufszahlen von Rollenspielen - sei es national oder international? Ich bin da einfach neugierig, wie groß unser Markt eigentlich ist.

Ich habe eine alte Liste hier gefunden. Ich kann im ebundesanzeiger die Zahlen der Verlage, die GmbHs sind (Ulisses, Pegasus, 13Mann), einsehen, aber außer für ein Gefühl der relativen Größe hilft das wenig.

Die Top 5 (weltweit vermute ich) sind laut ICv2 Pathfinder, D&D, WH40k, Dragon Age und DCC. Da ich die letzten beiden doch eher für kleinere Titel gehalten hätte, vermute ich einen deutlichen Unterschied in der Auflage. Rang #6 bis #80 bekommt man leider nur zu sehen, wenn man viel Geld zahlt.

Stefan
 
Diese "weltweiten" (soweit man den anglo-amerikanischen Absatzmarkt = Welt ansieht) Top-5 ändern sich alle Nase lang. Die ersten beiden Plätze hat Pathfinder und D&D seit längerem inne. Danach kam und kommt oft Warhammer in unterschiedlichen Ausprägungen. aber schon ab Platz 4 kommen solche Indie-Überraschungserfolge wie Dresden-Files-RPG oder eben DCC mal auf, nur um kurz darauf wieder die oberen Plätze zu räumen.
 
Sagt einmal, gibt es irgendwo aktuelle Verkaufszahlen von Rollenspielen - sei es national oder international? Ich bin da einfach neugierig, wie groß unser Markt eigentlich ist.

Ich hab ein Youtube-Video von Erik Mona aus dem Jahr 2009 gesehen, einen der Macher vom Pathfinder Rollenspiel.

Dort erzählt er, dass D&D in den 80er etwa eine Million GRWs verkauft (siehe 35-40 min im Video).
Heutzutage verkaufen nur die TopVerlage mehr als 5000 Druck-Exemplare ihrer GRWs. Dafür werden die PDFs immer beliebter und auch der Druck kann günstiger gestaltet werden, damit sich das noch lohnt.

Also etwas aktueller, aber nicht genauer, als deine Liste.
 
Man könnte eine Liste von Kickstarter-Projekten machen, wieviele Backer es da so im Schnitt pro Projekt gibt. Da hat man ja viele vertreten: Autoren mit ihren Heartbreaker/Erstprojekten, kleinere Verlage und größere Verlage wie White Wolf/CCP und Monte Cook.

Keine Ahnung wie repräsentativ das ist, aber es wäre ein Anfang.
 
Keine schlechte Idee, aber ich habe die Vermutung, dass man damit immer noch keine realistische Abschätzung für die Großen der Branche bekommt. Selbst Cook kommt nur auf 4600 Unterstützer.

Chaosium, hatte ich vorhin in einem Forum gelesen, hat in den 90ern 6000 Exemplare der Berge des Wahnsinns gedruckt - ein wahnsinniger Berg Bücher ;) Für die Neuauflage des Orient-Expresses haben sich bei Kickstarter nur 1300 Leute interessiert. Vielleicht eine andere Zeit, aber sind die 225.000 deutschen Cthulhu-Käufer seit 2004 alle weggebrochen? Rechnerisch wären das ~9700 pro Jahr, weltweit müssten das doch mindestens 40.000 oder so sein. Das müsste aber eigentlich in der ICv2-Statistik auftauchen. Wird da Chaosium nicht gezählt? Sind die Verkäufe nicht existent? Zähren die Fans alle von alten Auflagen?

Stefan
 
@sma
Die deutschen Cthulhu Käufer sollten mit der Pegasus Ausgabe vom Orient Express doch bestens versorgt sein. Wieso sollte sich da eine Neuauflage jetzt schon rechnen? Außerdem hat Pegasus vor Frank Hellers Weggang eine ziemliche Schlagzahl an Produkten vorgelegt (Arkham Country, Nocturnum, USA, Deutschland, etc.) . Ich hab nicht alles gekauft, aber selbst das habe ich noch nicht alles gelesen.
 
Hier noch ein paar Vermutungen speziell über die Verbreitung von Storyteller Games.
Nein, das bezieht sich auf "Story Games", nicht Storyteller Games. (Das erkennt man ziemlich gut, wenn man sich die Liste an Titeln ansieht.
Story Games sind der Auswurf an Forge-Ideen, welche sich ja direkt auf das deisghnen von Mechanismen für bessere Szenen-Erzähl-Spiele richtet. Das war ein klares abweichen von der Idee des "Storytellings", welches gerade mit den white Wolf-Systemen in den 90ern Populär geworden ist.
 
ICv2 Top 5 RPGs Summer 2012 (aus ICv2's Internal Correspondence #80):
1. Pathfinder
2. Dungeons & Dragons
3. Dark Heresy/Rogue Trader/Deathwatch
4. Dragon Age
5. Dungeon Crawl Classics

This chart of the Top 5 Roleplaying Games (hobby channel) reflects sales in Summer 2012. The charts are based on interviews with retailers, distributors, and manufacturers.

Die Angaben umfassen gedruckte, wie elektronische Medien.

Da nur sehr wenige Rollenspielverlage und Autoren definitive Verkaufszahlen veröffentlichen, ist man auf subjektive Verkaufslisten der jeweiligen Shops angewiesen.
 
ICv2 wird ja immer zitiert und hat seine Berechtigung, weil es eben diese Daten sammelt. Aber das sind amerikanische Händlerangaben, ausgesuchter (?) Händler.

sma schrieb:
Rang #6 bis #80 bekommt man leider nur zu sehen, wenn man viel Geld zahlt.
Betroffene (?) Händler können da ja so rankommen. Ich glaube Roland von Sphärenmeister hat die Informationen. Zumindest früher hatte er die. Müsste man ihn mal hier hinlenken.

Ansonsten gibt es immer mal wieder Befragungen und Statistiken zu Rollenspielen. Aber die sind eben auch nur begrenzt valide, vor allem, weil sie eben nicht periodisch widerholt werden, oder eben nur in bestimmten Medien platziert werden. ZB der Rollenspielstatistiker: http://rollenspielstatistiker.wordpress.com/

2009 war Frank Heller mit seinem Bericht "pen & Paper Rollenspiel am Ende" mal mit ein paar Zahlen rausgerückt. 3000er Auflage für ein DSA-Abenteuer galt als sehr erfolgreich.

Die jüngste DSA-Umfrage könnte man aber in dem Rahmen noch mal heranziehen. IIRC war die Zahl der Boten-Abonnenten zum Beispiel recht hoch.
 
Die Statistik ist ganz spannend (z.B. dass Leute im Schnitt mehr Rollenspielsysteme gespielt haben als sie besitzen – bei mir ist das definitiv umgekehrt ;) aber für Auflagen kann man da IMHO wenig ableiten.

Wenn die Leute 2009 im Schnitt 45€ pro Monat ausgeben, müssten die davon eigentlich jeden Monat zwei Abenteuer oder ein Regelwerk kaufen können. Da 2297 Leute befragt wurden, wäre das doch schon mal eine Gesamtauflage von 41.328 Dingen pro Jahr und eine Kaufkraft von 1,2 Mio € für Deutschland. Und da ich da nicht mitgemacht habe, war 2009 die Anzahl der Rollenspieler auch noch größer als 2297 Leute :)

Im AceOfDice-Blog hatten sie die Rollenspieler in Österreich auf 1000 geschätzt. Da Deutschland bummelig 10x mehr Leute hat, müssten es hier etwa 10.000 sein, d.h. 20% haben bei der Umfrage mitgemacht. Dann wäre die Kaufkraft 6 Mio € für 200.000 Publikationen. Wenn ich davon ausgehe, dass "die westliche Welt" ungefähr 80x mehr Leute hat als Österreich und immer noch annehme, dass die 1000 eine gute Schätzung ist, sind wir bei 80.000 Rollenspielern.

Das ist aber viel zu wenig, denn 1998 haben laut dem Ex-Vice-Present von WotC 2,5 Mio Leute regelmäßig rollengespielt. Die mögen jetzt vielleicht nicht mehr D&D spielen, aber vielleicht noch Pathfinder oder ein anderes System. Das sind 0,8% der Gesamtbevölkerung der USA und wenn ich das auf Österreich anwende, müssten sich dort 69131 Rollenspieler tummeln. Na gut, reduzieren wir das zur Sicherheit einfach um eine Zehnerpotenz. Dann haben wir knapp 7.000 in Österreich und demzufolge ca. 65.000 in Deutschland. Wenn jeder davon 45€ ausgibt, sind das zusammen 38 Mio € bzw. 1,2 Mio Publikationen. Nehme ich wiederum an, dass die westliche Welt irgendwo bei 680 Mio Leuten liegt, wären das eine halbe Million Rollenspieler, die im Jahr dann 270 Mio € (bzw. das Äquivalent) ausgeben und 9 Mio Publikationen erwerben.

Den Kuchen teilen sich nun (sagen wir einfach mal) 60 Rollenspielsysteme - wobei ich wild rate, dass 10 (A-System) davon 80% bekommen und 50 davon die verbleibenden 20%. Das macht dann pro A-System 700.000 Publikationen und pro B-System 36.000 Publikationen. Das sind natürlich nicht alles Regelwerke, sondern sagen wir einfach mal, da gibt es ein Verhältnis von 1:10. Dann verkauft ein A-System etwa 70.000 Exemplare und ein B-System etwa 3.600. Dafür das ich mir das jetzt einfach so aus den Fingern gesogen habe, passen die Zahlen doch ganz gut, finde ich :)

Stefan

Update: Die 2,5 Mio laut eines anderen Ex-WotC um Faktor 10 zu hoch gewesen sein. Wie gut, dass ich das eh schon zur Sicherheit durch 10 geteilt hatte. Also 0,25 Mio Leute.

1992 hatte die Zeitschrift Dungeon übrigens eine Auflage von 125.000 Exemplaren. Im selben Jahr wurden angeblich 175.000 Forgotten-Realms-Setting-Bücher verkauft. In 2007 hat der Dungeon noch eine Auflage von 32.000 "Exemplaren", also etwa 1/6. Daraus könnte man natürlich schließen, dass D&D-Supplements "nur" noch 29.000x verkauft wurden...
 
Im AceOfDice-Blog hatten sie die Rollenspieler in Österreich auf 1000 geschätzt. Da Deutschland bummelig 10x mehr Leute hat, müssten es hier etwa 10.000 sein, d.h. 20% haben bei der Umfrage mitgemacht. Dann wäre die Kaufkraft 6 Mio € für 200.000 Publikationen. Wenn ich davon ausgehe, dass "die westliche Welt" ungefähr 80x mehr Leute hat als Österreich und immer noch annehme, dass die 1000 eine gute Schätzung ist, sind wir bei 80.000 Rollenspielern.
Jugendszenen.com spricht von 150.000-600.000 aktiven Spielern. Wobei die sich auch mal ganz diplomatisch dazu enthalten, ob das für DE oder die ganze Welt gelten soll.^^ http://www.jugendszenen.com/szenen/rollenspieler/intro

Ansonsten mag man sich noch über die Umsatzzahlen ein Bild machen. (Verkürzte) Bilanzen der Verlage kriegt man ja öffentlich beim Bundesanzeiger zu sehen: https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet
 
Die Intro sagt, dass sie auch Online-Rollenspiele mit einbeziehen und dann sind derartige Zahlen auch wieder nicht schwer zu erreichen. Knapp 40.000 Leute haben alleine schon Gronkh über 100 Folgen beim Spielen von Risen 2 zugeschaut, wobei die ersten Folgen noch über 100.000 Zuschauer hatten. Ähnliches gilt für Dragon Age.

Den Bundesanzeiger erwähnte ich in meinem ersten Posting ja schon. Da komme ich aber nicht wirklich weiter, weil man bestenfalls sagen könnte, dass DSA + Pathfinder wohl ~2 Mio € Umsatz generieren, aber bereits bei Pegasus vermute ich, dass Vertrieb und Brettspiele gegenüber Cthulhu + Shadowrun + Midgard dominieren.

Bei 30€ pro Publikation käme ich auf 66.666, vielleicht 2:1 auf DSA und Pathfinder verteilt, macht etwa 20.000 Pathfinder-Publikationen und 40.000 DSA-Publikationen. Wenn davon 2 pro Monat erscheinen (keine Ahnung, was DSA so für einen Ausstoß hat), komme ich rechnerisch auf eine verkaufte Auflage von 1666 pro Publikation, also gedruckt vielleicht etwas zwischen 1000 und 3000.

Stefan
 
sma: Ulisses sind nicht nur ein Verlag, sondern waren noch bevor sie die Myranor-Lizens erworben haben bereits ein Distributor. Von daher dürften die Zahlen ähnlich problematisch sein, wie die von Pegasus-Spiele.
 
Übrigens: Aborea 2nd Edition wurde auf der SPIEL ausverkauft.

Also nicht die gesamte Auflage, aber deren Kontingent. Was aber auch schon mal kein schlechtes Zeichen ist. (Die waren damit in Halle 12.)
 
Im Jahr 2003 war für DSA die Auflagenstärke laut einem „Workshop“ auf der „RatCon“ wohl wie folgt:

„Da FanPro inzwischen von einem Abenteuer rund zwei- bis dreitausend Exemplare insgesamt und von Boxen rund 20.000 Boxen im Erscheinungsjahr verkauft werden, kann man sich leicht ausrechnen, inwiefern solche Netzkopien FanPro schaden. Es ist halt nicht mehr die gute Phase von 1997 bis 1999, wo bei den Abenteuern die Erstauflagen drei- bis viermal so oft verkauft worden sind.“

Quelle: http://www.vinsalt.de/Ticker/ratcon03_5.htm


Ein Jahr zuvor (2002) erschien die erste Edition von „Arcane Codex“ in einer Auflage von 2000 Exemplaren (siehe hier). Laut späteren Mitteilungen hatte man nach einem Jahr ungefähr die Hälfte davon abverkauft, die Gesamtauflage war dann aber erst nach insgesamt fünf Jahren vergriffen, weshalb das Grundregelwerk im Jahr 2007 optisch aufgehübscht nachgedruckt wurde.

Aktuellere Zahlen kenne ich nicht. Ich würde daher vermuten, daß DSA-Grundregelwerke eine Gesamtauflage von einigen Zehntausend erreichen, wohingegen die Grundregelwerke der übrigen auf deutsch erhältlichen Systeme eher Auflagen von einigen Tausend haben dürften. Quellenbücher werden meines Wissens in geringeren Stückzahlen abgesetzt und die Verkaufszahlen von Abenteuern bilden das Schlußlicht.
 
Zurück
Oben Unten