So, gestern war es nun tatsächlich soweit, dass ich meine drei frischen Rekruten Richtung Mauer schicken konnte. Im Grunde genommen wollte ich den Weg durch die Schenkung eigentlich recht kurz halten, nur aufgelockert durch ein paar kurze Szenen, in denen ich mal nachsehen wollte, wie sie auf moralische Dilemmata reagieren und einen kurzen Aufenthalt in Queenscrown, um eine Runde am Lagerfeuer zu nutzen, die Geschichte von der Guten Königin Alysanne sowie die ein oder andere weitere Geschichte mit Verbindung zur Nachtwache zu erzählen. Der letzte Halt vor der Schwarzen Festung sollte dann ein Aufenthalt in Mulwarft (Mole Town) sein, wo die Wanderkrähe, die sie rekrutiert hat, ihnen quasi einen letzten Abend in Freiheit spendieren (sprich ihnen einen netten Abend im Bordell ausgeben) wollte. Dafür hatte ich in etwa eine bis eineinhalb Stunden veranschlagt, so dass es dann an der Mauer mit der Ausbildung losgehen konnte.
Tatsächlich haben die beiden zwischengeschobenen Sequenzen, die als Planungsgrundlage eigentlich nur aus je einem Satz bestanden, sich jedoch erheblich ausgeweitet, so dass sich der gesamte gestrige Spieltag damit gefüllt hat. Für mich erfreulich, da ich dadurch für die nächsten Wochen schonmal genügend Material vorbereitet habe, um meine zukünftigen Schwarzen Brüder zu beschäftigen.
Die erste Begegnung wurde sogar tatsächlich ziemlich schnell gelöst. Während der Jagd in der Schenkung haben sie einen Wilderer aufgegriffen, der sich dazu gezwungen sah, um seine Kinder zu ernähren, nachdem seine Frau vor kurzem gestorben war. Die Rekruten standen nun quasi vor der Wahl, das Problem selbst zu lösen oder ihn zu der Wanderkrähe zu bringen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu geführt hätte, dass der Wilderer selbst seinen Weg zur Mauer gemacht hätte. Der junge Adlige aus dem Haus Flint, entschied sich doch eher, dem Wilderer den minderwertigen Bogen für etwa 20 Silberhirsche abzukaufen und ihm damit das Startkapital für eine kleine Schweinezucht zu geben. Damit hat er sich zunächst einmal einen Freund gemacht.
Gleichzeitig hatte einer von ihnen leichtfertig (unter Einfluss von reichlich gastfreundlich ausgeschenktem Alkohol, während die anderen beiden sich mit zwei Mägden beschäftigten) den Auftrag eines Lords angenommen, ein versiegeltes Schriftstück bei einem seiner Rivalen unauffällig zu deponieren. Nachdem die anderen beiden davon Wind bekamen (und entdeckten, dass das Schriftstück das Siegel eben jenes Lords trägt, dem sie es unterjubeln sollten), entschieden sie sich doch dafür, das Komplott lieber aufzudecken. Das hat tatsächlich sehr (sehr) lange gedauert, bis sie am Hof des Lords alle(?) beteiligten Verschwörer aufgedeckt hatten (ein eingeschüchteter Knecht sowie zwei gekaufte Wachen der Starks, die das gefälschte kompromittierende Schriftstück von dem Knecht in Empfang nehmen und an Lord Stark übergeben sollten), da der Knecht es zunächst schaffte, sich sauber herauszureden und den Verdacht von sich abzulenken.
Das Ergebnis: Sie haben sich einen wohlhabenden Lord zum Feind sowie einen weiteren Lord (das potentielle Opfer des Komplotts) zum Freund gemacht, der künftig die Nachtwache unterstützen wird - oder dies jedenfalls zugesagt hat. Nebenbei haben sie der Nachtwache drei neue Rekruten verschafft (den Knecht und die beiden Wachen) und damit drei künftige Schwarze Brüder, denen sie besser nicht zu oft den Rücken zudrehen, solange sie die Spannungen nicht aus der Welt geschafft haben. Alles in allem haben sie aber einen guten Eindruck auf den Bruder gemacht, so dass sie mit gutem Ansehen an der Mauer ankommen werden, auch wenn ihnen noch eine Standpauke bevorsteht, dass sie sich spätestens als eingeschworene Brüder der Nachtwache aus den Fehden der Lords herauszuhalten haben.Mal sehen, wie gut ihnen das gelingt, wenn der geprellte Lord nicht einsieht, sie daraus rauszuhalten und seine offene Rechnung mit ihnen begleichen will.
Fazit: Wir hatten alle deutlich Spaß, auch wenn ich gemerkt habe, dass ich als SL etwas eingerostet bin (das letzte Mal SL habe ich vor 9 Jahren gemacht und das letzte Mal P&P generell ist sicher auch gut 2 Jahre her). Aber solange sich alle auf die nächste Session freuen, bin ich zufrieden und kann in Ruhe an meiner Leistung feilen.
Zusätzlich wollen wir dann bald auch ein Haus erschaffen, so dass wir von Session zu Session den Handlungsstrang wechseln können. Mal sehen, ob die sich später dann ggf. auch überschneiden werden. Optionen durch NSCs halte ich mir diesbezüglich jedenfalls offen.
Aber ich habe auch für mich entschlossen, mich nicht in das enge Korsett des Metaplots zu zwängen. Wenn sich etwas durch die Spieler ändert, dann ändert es sich eben. Wenn ich als Spielleiter ein Ereignis übersehen habe - dann sehen wir halt, wie es sich damit weiter entwickelt.
Weder für mich noch für meine Spieler wäre das ein Grund zur Panik.
Nochmal danke für eure Ideen, ich werde sicherlich darauf zurückgreifen und dann auch gerne darüber berichten, was geschehen ist.