Rezension Abenteuer. [B!-Rezi]

Infernal Teddy

mag Caninchen
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Abenteuer Ausgaben 0, 1 & 2


RPG Fanzine [A!-Rezi] von Infernal Teddy


Fanzines haben für mich immer einen seltsamen Beigeschmack. Über die Jahre habe ich wie viele andere auch gute Fanzines gelesen, aber auch wesentlich mehr schlechtere. Meine erste Veröffentlichungen außerhalb der Schülerzeitung waren in einem örtlichen Gothic-Fanzine (Plattenkritiken, falls es jemanden interessiert). Ich habe immer noch eine Schwäche für Fanzines, vor allem aus dem Rollenspielbereich. Und wenn mir dann noch die ersten drei Ausgaben kostenlos zugeschickt werden...

Mir liegen hier Ausgaben Eins und Zwei der „Abenteuer.“ vor, zusammen mit der „Ausgabe Null“, die extra für die NordCon erschien. Das Interessante an der „Abenteuer.“ - die, so weit ich das mitbekommen habe, im Umfeld Settembrinis entstand – ist die tatsache, das es keine Redaktion in der üblichen Form gibt. Wenn ein Artikel die Zustimmung von mindestens zwei „Peers“ findet, wird er angenommen, ein erfrischend demokratischer Gedanke. Um die Kosten gering zu halten werden alle Illustrationen entweder aus dem Public Domain – Bereich genommen, oder von assozierten Illustratoren zur verfügung gestellt.

Fangen wir mal mit der „Ausgabe Null“ an, die mit 24 Seiten das Leichtgewicht im Stapel ist. Hier werden dem Leser sechs Artikel mit unterschiedlichster Ausrichtung und Qualität geboten. Den Anfang macht „RIP“, bei dem der Autor auf drei Seiten versucht, aus dem Tod von Gary Gygax auch den Tod unseres Hobbies abzuleiten. Gut geschrieben, wenn ich dem Autor auch nicht zustimmen kann.“Das Erbe“ ist eine Sammlung von Abenteuerideen, die zwei Drittel einer Seite füllen, und – wenn man ehrlich ist – jeder nach zwei Minuten hätte schnell mal notieren können. Dagegen ist das Abenteuer „The Good, the Bad and the frigging Dangerous“ richtig nett. Naturlich kann man von sieben Seiten kein vollständige Abenteuer erwarten, aber die Ideen die hier entwickelt werden sind gut. Nominell spielt es in der Welt vom „Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin, ist aber Wertefrei, und sollte sich in jedem Setting spielen lassen. Als bekennender nicht-DSA-kenner kann ich nichts über die darauf folgende Überarbeitung der Schmiederegeln sagen, aber die Notizen für eine Cyberpunk 2020 Kampagne in Afrika und die Nekromantische Alarmanlage beweisen eine vorhandene Bandbreite und eine Bereitschaft, auch weit ab vom Üblichen nach material zu suchen.

Die Ausgabe 1 schlägt mit 130 Seiten wesentlich schwerer zu, und ist geklebt, statt getackert. Auch die Anzahl und Bandbreite der Artikel ist in die Höhe geschnellt. Ich greife hier einfach mal fünf persönlichen Highlights heraus. Als erstes hätten wir da ein kurzes aber informatives Interview mit dem Chefredakteur von Ars Magica, etwas, das ich eher für ein Blog erwarte als einem Fanzine. Mein persönliches Highlight ist die Kampagne für HeroQuest – das Brettspiel, nicht den Nachfolger von Hero Wars. Hier wird zwar auf einige Regeln bezug genommen, die mir Unbekannt sind, aber ich ziehe meinen Hut vor den Autoren. Für d20 sind hier gleich zwei unterschiedliche Interpretationen des Ritterstandes als Charakterklasse vorhanden, beide sehr Interessant, auch wenn ich selbst den Ritter eher als Prestige-Klasse sehe. Settembrini bietet mit „DSA: 100 Billionen Jahre“ ein sehr gelungenes Science Fantasy Setting für das Schwarze Auge, eines das ich vielleicht für Savage Worlds interpretieren werde. Der witzigste Artikel war aber der letzte: Eine Abhandlung über die seltsame Kultur der nicht spielenden Rollenspieler. Leider wurde nicht bei jedem Artikel klar, ob es für ein bestimmtes System geschrieben wurde, und wenn ja, für welches. Problematisch ist auch, das bei den d20-basierenden Artikel die OGL fehlt, das sollte nicht passieren.

Ausgabe 2 hat nur noch 86 Seiten und ist wieder getackert statt geklebt, der Preis ist allerdings um einen Euro gestiegen. In dieser Ausgabe finden sich jetzt auf jeder Seite unten Reiter, die einem zeigen für welches System der Artikel ist – Löblich! Die drei interessantesten Artikel sind „Die Gefiederte Kralle“, „Trolle auf der Wetterspitze“ und „Aventurischer Seehandel“. Bei der „Gefiederten Kralle“ handelt es sich um die Beschreibung eines Raumschiffes – mit Bodenpläne! - für die aktuelle fassung von Traveller (Wobei ich nicht der meinung bin das man dieses Schiff als „Stromlinienförmig“ bezeichen kann, nur so am Rande). „Trolle auf der Wetterspitze“ ist ein Szenario das in Mittelerde angesiedelt ist. Ursprünglich für das freie Regelwerk Legends of Middle-Earth geschrieben läßt es sich ohne Umstände an ein beliebiges FRPG anpassen. „Aventurischer Seehandel“ wurde für die aktuelle regelfassung geschrieben, und beschäftigt sich mit einem thema, der in vielen Fantasyrollenspielen zu kurz kommt. Die meisten Artikel sind universell, oder lassen sich ohne große Probleme an ein beliebiges System anpassen.

Fazit:
Normalerweise tue ich mich schwer damit, ein Fanzine zu empfehlen, aber Abenteuer. erhält meine vollste Zustimmung (Als eines von ZWEI. Das andere wäre Hier). Das Layout mag nicht das beste sein, aber es übersteht auf jeden Fall den „P-Test“ (Sieht es besser aus als ein Palladium-Produkt? Ja? Gut), und von einem Fanzine erwarte ich kein tolles Layout. Die interessante und demokratische Art der Artikelwahl ist garant dafür das sich interessante Artikel finden, und bisher war jede Ausgabe besser als die vorhergehende. Beide Daumen hoch!Den Artikel im Blog lesen
 
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