AW: [9.5.2008] Letzte Instruktionen für die Geissel
Anpassen war eines aber Malik hatte sich... überangepasst. Enio hatte ihm nicht das „Du“ angeboten, sondern ihm lediglich die Möglichkeit dargelegt sich gegenseitig mit dem Vornamen anzusprechen und auf Titel zu verzichten auf die der Brujah eh keinen Wert legte. Wäre der Malkavianer etwas aufmerksamer wäre ihm sicherlich aufgefallen, daß Enio ihn die ganze Zeit weiterhin „Gesiezt“ hatte. Für den Italiener war das eigentlich eine gängige Variation sich zwar mit dem Vornamen anzusprechen aber trotzdem beim „Sie“ zu bleiben. Das ging sogar recht einfach auf Italienisch. Zugegeben... die Englische Sprache bot da wenig Möglichkeiten. Enio verteilte seine Du und Sie Anreden sehr willkürlich. Aber bei all den Fitzelansichten über Anreden und Umgangsformen war es für Enio weit hergeholt in diesem Augenblick die Geissel zu korrigieren also machte er das was er in solchen Situationen immer machte. Er tat so als hätte er den Patzer nicht gehört und überging das Mißverständnis als ob es nie passiert wäre. Malik würde seinen Fehler schon bemerken. Spätestens wenn Enio weiterhin „Sie“ zu ihm sagen würde.
Enio nickte anerkennend als Malik die finstertaler Kainskinder lobte. Klar was auch sonst. Die Geissel hatte also auch schon bemerkt, daß hier ein paar zähe Hunde zu den Einwohnern zählten. Nun gut... Malik Trapper war ja offenbar selber einer und schien sich gut hier einzufinden. Wenn man das nach so kurzer Zeit überhaupt sagen konnte. „Ja... Jenny. Zu ihr und den anderen Clanlosen habe ich nachher noch etwas wichtiges zu sagen. Aber zuerst klären wir die anderen Dinge. Letztendlich haben sie höchstwarscheinlich recht und Zacharii ist noch lange nicht am Ende. Wir löschen nur die Nebenbrände, die durch sein Hauptfeuer entstanden sind. Aber wir haben jetzt das Ritual und wenn alles stimmt was ich bisher erfahren habe und was Noir behauptet, dann haben wir definitv eine realistische Chance dem Unhold ein endgültiges Grab zu schaufeln.“ Man könnte sich noch stundenlang alles schön reden und den Optimisten raushängen lassen. Manchmal half es sogar ein wenig. Aber immer nur kurz.
Dann rückte der Malkavianer mit einem Anliegen heraus... oder vielmehr redete er um den heißen Brei herum ohne die harten Fakten tatsächlich auszusprechen. Aber Enio war natürlich nicht doof und wußte genau auf was die Geissel hinaus wollte. Das würde nicht passieren. Nicht wenn Morgen hier zwei Archonten auftauchen wollten. Enio war der Letzte, der mit dem Finger auf jemand zeigen konnte aber er hatte seine ganz persönlich Grenze gezogen und die hörte da auf wo eine offizielle Legitimation für ein furchtbares Verbrechen anfing. „Malik! Es hat mich sehr gewundert als ich gehört habe, daß man Max überhaupt verschont hat. Einigen von uns war wohl nicht bewußt, daß eine Blutjagd keine Überlebenden hervorbringen sollte. Ich will niemanden verhören und ich will niemanden als Gefangen, Geisel oder zum spielen. Warum die Regentin Max nicht gleich einen Kopf kurzer gemacht hat weiß ich nicht so genau aber sie weiß mitlerweile, daß es nicht meinem Willen enstprach und das es korrigiert werden wird und zwar so schnell wie möglich. Bei aller Loyalität und dem Gefühl von Erfolg, das wir gerade geniesen dürfen, möchte ich aber hier und jetzt den Spielverderber spielen. Max Reser ist nach wie vor Brujah und daher gehört er niemandem auser dem Primogen der Brujah, der gerade zufällig auch noch Sheriff dieser verdammten Stadt ist und auf 400,-€ Basis sogar noch Kriegsherr. Demnach wird er durch meinen Befehl so schnell wie möglich vernichtet und zwar so unkompliziert, traditionsgetreu und zeitnah wie nur möglich. Kein Tremere wird an ihm herumspielen und kein Scharfrichter wird seine Zähne in sienen Hals schlagen und sein Blut und mehr kosten. Ich gehe davon aus, daß mein Standpunkt in dieser Sache unmißverständlich war. Was natürlich nichts daran ändert, daß sie als Geissel meinen ehemaligen Clansbruder hinrichten werden. Aber in eben genau diesem Rahmen, den ich gerade vorgegeben habe. Der Deputy wird dann ebenfalls anwesend sein.“ War das deutlich genug? Vermutlich ja. Falls Malik enttäuscht über die Haltung des Kriegsherren war, dann mußte er wohl damit klarkommen.
Enio glaubte der Geissel, daß er selbst nicht dafür verantwortlich war, daß Galante und d´Auvergne hier antrabten. Die ganze Sache schien nicht mit Maliks Ankunft hier unter einen Hut zu passen. Klar war er in Kontakt mit Lucinde gestanden aber warum schickte sie einen Malkavianer und warum wurde dann ein verfluchter Toreador-Archont Prinz? Ja... Enio war auch kein Politiker. Sonst würde die Sache hier auch vielleicht ganz anders ausgehen und die Archonten wären bereits wieder auf dem Heimweg. „Glauben sie mir... ich bilde mir viel ein wenn die Nacht lang ist aber eines ganz sicher nicht... das ich hinter irgendeinen Scheißplan sehe, den so Typen wie Guil oder Lucinde gesponnen haben. Ich habe es ihnen schon einmal gesagt: Lucinde wird sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel wenn es ihr danach ist und es wird sie einen Scheißdreck interessieren was sie für sie getan haben. Finstertal und die Vamire, die diese Stadt ihre Heimat nennen, vergessen nicht wer etwas für sie getan hat und kümmern sich um ihresgleichen. Sie sind jedenfalls auf dem richtigen Weg dazu einer von uns zu werden.“ Das klang zwar irgendwie fast nach einem Werbeslogan („Finstertal Army wants you“) aber wirkte trotzdem ein bißchen glaubwürdig, wenn man den aktuellen Zusammenhalt und Zielstrebigkeit betrachtete, wie die Blutsauger dieser Stadt vorgingen und niemand seine Anemositäten dem anderen Gegenüber ins Rampenlicht stellte. In Finstertal gab es zu Zeiten wie diesen keinen Platz für Politik oder Intrigen. „Es kann sicherlich nicht schaden wenn sie ihre Quellen abklopfen. Ich habe die meinen auch schon aktiviert. Die blöden Archonten denken sicher nicht, daß wir sonderlich viel über sie wissen aber im Gegenzug haben sie sicherlich jeden verdammten Rotz über uns recherchiert. Hoffen wir das wir nicht zu viele Leichen im Keller haben.“ Malik sollte eigentlich klar sein, daß es keinen dümmeren Zeitpunkt geben könnte als jetzt um sich die Seele eines anderen Kainiten einzuverleiben. Es war eigentlich fast so als ob man sich eine Zeilscheibe auf den Hinterkopf malte und dann im Slalom versuchte durch einen Schießübungsplatz zu rennen... oder vielmehr in Zeitlupe zu durchqueren. Vielleicht würde Malik Enio irgendwann einmal dafür danken, daß er ihn vor dieser Riesendummheit bewahrt hatte.
„Sie werden es übrigens kaum glauben aber Zieglowsky war recht kooperativ heute Nacht... für seine Verhältnisse. Natürlich ist er mitlerweile schon wieder tot aber das scheint für ihn ja gerade der Trend zu sein. Ist auch wurschd... Morgen sitzt er eh wieder da und schmeißt mit Beleidigungen um sich rum. Eigentlich solltem man ihn tatsächlich irgendwie erhalten. Und wenn es nur drum geht jemand zu haben, den man einmal pro Nacht töten könnte.“ Nicht das der Turiner das Bedürfnis hatte jemand allnächtlich zu töten aber es hörte sich einfach lässig an. Dieses köstliche Blut aber jede Nacht zu trinken... ja dafür würde er und sein Gewissen das ständige Ableben des Wiedergängers locker in kauf nehmen.