Am Hammer stand eine lange Schlange von Gästen, die darauf warteten, eingelassen zu werden. Bestimmt an die zwanzig Meter, muskelbepackte Biker-Club-Mitglieder und schnuckelige Chicks, drahtige kleine Männer, die nur nach dem Wort "Messerstecherei" schrien und verpickelte Studenten, Normalos und Möchtegerns, alle warteten mehr oder weniger gelassen, bis sie von zwei Schrank-artigen Securities abgetastet und eingelassen wurden. Offensichtlich war heute einiges los, im Schuppen!
Nina staunte nicht schlecht, als einer der beiden Sicherheitsangestellten sie freundlich zu sich winkte und ohne Bezahlung oder Erklärung zu fordern durch die Absperrung ließ. Er hatte sogar ein freundliches Lächeln für sie übrig. Vielleicht stand ja eine neue Geschäftsführerin vor ihm, das konnte man nie wissen.
Nina fiel auf, in dem knalligen Pink, das sie in der Dunkelheit der Disko hervorstechen ließ, aber auch, weil offenbar die wenigsten der Anwesenden eine andere Farbe als Schwarz trugen. Sicherlich: Eine oder zwei Damen waren - ganz Gothic - in weißen Brautkleidern erschienen, aber in den weiten des Hammer verliefen sich die Leute.
In einem der Gänge konnte Nina nun auch erkennen, warum heute so ein Trubel war: Es schien sich herumgesprochen zu haben, dass Motörhead einen kleinen Überraschungs-Gig in Finstertal hielten, von dem erst vor 5 Stunden auf der offiziellen Homepage berichtet worden war.
Tja... offenbar wohnte ein Freund der Band in Finstertal.
Nina strebte unbewusst die kleinere der beiden Hauptbars an, die sich nicht im Hauptraum befand (wo das Konzert stattfand), sondern im "Underground", der kleinen Extrakneipe im Kellergeschoss.
Nina hatte noch keine Minute auf ihrem Hocker gesessen, als schon Andrew die Treppe herabgeschritten kam. Heute trug er eine schwarze Hose, deren Stoff Nina nicht weiter zuordnen konnte. Nun, er war schwarz, aber...
Außerdem überraschte Andrew sie mit einem eng anliegenden schwarzen Schirt, ganz offensichtlich neuerer Machart. Das Shirt ließ erahnen, dass er zu seinem Tode zwar schon etwas älter, aber doch regelrecht durchtrainiert gewesen war.
Der Gehstock wirkte fast wie eine Verlängerund seiner linken Hand.
Grazil und doch Ehrfurcht gebietend schritt er auf die Theke zu, breitete die Arme aus und lächelte charmös.
"Nina, mein Schatz, wie passend, dass du kommen konntest."
Sanft nahm der Ahn das Mädchen in die Arme und hauchte ihr zwei Küsse auf die Wangen. Offensichtlich hatte er sich entschieden heute auf die sanfte Art mit ihr zu spielen... oder sie emotional erst einmal etwas zu pushen.
Ich sollte ihr vielleicht nicht erzählen, dass Martin gestern Nacht verstarb... und Carola sich das gleiche wünschen würde.
Nun... das alles hat noch Zeit... nur werde ich mich bald mit Ian zu Seneschall aufmachen müssen, um alles abzuklären... vielleicht lässt sich ja auch eine Abmachung wegen Nina machen?
Nun, egal, ein, zwei Stunden habe ich für mein neues Tierchen schon übrig...
"Dir geht es gut? Ausgezeichnet."
Andrew nahm es als selbstverständlich hin, dass es ihr in seiner Gegenwart hervorragend ging, schließlich hatte sie das Privileg bei ihm zu verweilen! Nun... auch wenn er es noch nicht offen zeigte.
"Was willst du lernen? Über was können wir uns heute unterhalten?"
Auf ein herrisches Schnippen seinerseits wurde Andrew ein Kristallbecher mit Rotwein(?) gereicht.
Beide schienen unbeobachtet und unbelauscht zu sein...
Out of Character
Bete mal, dass das heute bei Nikolai gut ausgeht... sonst wird Nina über kurz oder lang verrückt, wenn sie Andrew verliert...