[31.12.2007] Des Planes letzter Feinschliff

Grinsekind

Antonin Philippe Tesnos
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Out of Character
hängt hiermit zusammen


Die Zeit war wie Sand durch seine Finger geronnen. Tatsächlich hatte er die Party gefunden, auf der Hamunaptra und weitere Kollegen aus der Szene auflegten. Und Fabian hatte sich ins wilde Getümmel gestürzt. Doch er war sich der Tatsache bewusst gewesen, dass er bald selbst zur 'Arbeit' antreten musste. Er hatte den Abend bereits jetzt in vollen Zügen ausgekostet und war inzwischen auf dem Weg zum Cocoonclub, wo er heute noch gegen 5 Uhr auflegen sollte. Mit dem schnellen Auto von Mentesse kämpfte er sich durch die Straßen der Technometropole. Wäre es nicht so schon an einem gewöhnlichen Abend gerammelt voll, so sorgte Sylvester dafür, dass die Stadt völlig durchdrehte.

Auf dem Main fuhren Schiffe mit unterschiedlichen Themen entlang, vollbeladen mit angetrunkenen Gästen. Als er eine Brücke überquerte kreuzte gerade ein als QueerBoat bezeichnetes Schiff die Brücke. Er sah den blitzenden Lichtern hinterher und dachte daran, warum er hier war. Natürlich war er nicht nur hier wegen seinem DJing. Normalerweiße wäre er wahrscheinlich nie nach Frankfurt gegangen, schon gar nicht für diesen Preis, aber es gab andere Dinge, die man hier erledigen konnte. Und für den Plan, den er und Jenny ausgearbeitet hatten, war eine Sache von großer Bedeutung.
Er würde am nächsten Abend noch einen Waffenhänderl treffen, der ihm von einem Bekannten empfohlen wurde.
Daniel und kannten sich seit Jahren. Sie hatten zusammen studiert und waren so etwas wie Partygenossen gewesen. Keine Freunde, aber eben den Kerl, den man immer bei coolen Parties trifft und ihn dann irgendwann mal anspricht und sich so kennen lernt. Dabei stellt sich heraus, dass man an der selben Uni studiert, recht ähnlichen Musikgeschmack hat und sowieso. Irgendwann fand man sich dann in der Bude des anderen wieder, in der man auf einer Homeparty jede Menge Speed vertilgte und auf Brüderschaft trank. Was am Ende übrig war, war dann eben das gemeinsame Interesse Drogen zu konsumieren und auf Parties zu gehen. Wie gesagt, ein Partygenosse.

Daniel hatte recht früh angefangen Drogen zu dealen um sich das Studium und ein wenig extra zu finanzieren. Zwar hatte Fabian auch ein wenig Erfahrungen damit gemacht, im großen und ganzen blieb er jedoch Konsument. Und da die meißten Drogen illegal waren, wurde man eben auch schnell mit einem gewissen Milieu vertraut. Zwar hatten Fabian und Daniel nie mehr groß Kontakt gehabt, als sie ihrer Wege gingen, doch natürlich wusste der Dealer von Fabian und dessen erfolgreicher DJ-Karriere. Daher war es ein leichtes gewesen, den Guten davon zu überzeugen ihm doch einen Gefallen zu tun. Ruhm öffnete viele Türen, das hatte Fabian schnell begriffen.
Doch wie gesagt, erst einmal musste sich der junge Brujah auf den Job konzentrieren. Und eigentlich war das nicht einmal richtige Arbeit, schließlich liebte der DJ das was er tat.

~

Zwar war der Abend für manchen schon vorbei, doch für Fabian lief noch alles mit hundert Prozent. Er hatte gerade erst sein Set beendet und sich in die VIP-Lounge begeben um noch ein bisschen mit der ein oder anderen Dame zu reden. Fabian fühlte sich definitiv in seinem Element. Er hatte den Laden bis auf die Grundmauern eingerissen, mit harten zerstörerischen Beats und noisigen Basswaves. Die Menge hatte getobt und nach mehr verlangt. Doch arrogant wie sonst nie hatte er keinen weiteren Track gespielt. Was unter anderem daran lag, dass er auch bald in sein gemietes Zimmer musste, wenn er nicht von der Sonne überascht werden wollte.
Von daher hielt er sich jetzt hier auf um den Abend entsprechend ausklingen zu lassen.

"Hey, das war ein klasse Set!"
Fabian blickte zu dem jungen Mann auf, der ihn angesprochen hatte. Ihm gegenüber stand ein typischer Yuppie -zumindest wenn man rein vom äußeren beurteilen mochte- und lächelte ihn breit an.
Fabian grinste zurück.
"Danke, freut mich immer eine Rückmeldung zu bekommen!"
Mit diesen Worten wollte er sich schon wieder umwenden und der Dame, die links neben ihm saß etwas ins Ohr flüstern, doch irgendetwas an dem Kerl schien ihm plötzlich unheimlich interessant und anziehnd. Mehr noch Fabian war wirklich froh von ihm zu hören, dass es ihm gefallen hatte. Das Seltsame an der Sache war, das er sonst keinen Deut darauf gab, was Andere dachten oder sagten.
"Hey, willst du dich dazu setzen?"

Der Mann -Julian Silber war sein Name- nickte, während seine Augen euphorisch funkelten. Fabian deutete es so, als sei der Unbekannte überwältigt von dem Angebot.
Er setzte sich, stellte das volle Glas Champagner auf dem kleinen Tischchen ab und streckte eine Hand aus.
Fabian war immer noch damit beschäftigt zu überlegen, wer der Typ wohl war, dass er so einen Eindruck auf ihn machte. Vielleicht war es ja jemand aus der Szene?
"Julian, freut mich dich kennen zu lernen deSade."
Fabian nickte. Normalerweiße würde er jetzt grinsen, da sein Gegenüber noch nicht einmal seinen echten Namen kannte, doch Julian schien echt in Ordnung zu sein.
Dann nahm er die Hand und schlug ein.
"Kannst mich Fabian nennen. Kennt man sich vielleicht schon?"
Der Brujah blinzelte irritiert. Was ging nur vor? Er interessierte sich doch sonst nie so für das Befinden einer anderen Person.
"Nein, nicht wirklich. Aber ich hab schonmal eine deiner Shows besucht, damals..."
Der Mann brach ab und schüttelte den Kopf. Es schien als hatte er etwas sagen wollen, was hier nicht her gehörte. Fabian verstand das sofort und nickte beschwichtigend.
"Großartig dass du wieder hier bist!"
"Hey, wäre es vielleicht möglich, dass du mal bei einer privaten Party aflegst? Nur ein paar sehr gute Freunde. Würde natürlich für Unterkunft sorgen, das ist ja klar..."
Fabian dachte kurz nach. Aber eigentlich war das sowieso geritzt, Julian schien ein wirklich guter Fan zu sein und sowieso war es ja kein Problem für den DJ. Früher hatte er auch aufgelegt und nur die Reise und Unterkunft bezahlt bekommen. Es war also sogar fast so wie früher. Vielleicht war Julian ja eienr aus der Oldschoolszene. Auch wenn er nicht so alt aussah. Aber man wusste ja nie.

Nachdem die beiden sich eine Weile unterhalten hatten und Fabian das Versprechen abgegeben hatte, definitv bei der Hausparty aufzulegen, verabschiedete sich Julian kurz mit der Dame, die vorhin noch an Fabians Lippen gehangen hatte, um sie kurz nach draußen auf eine Zigarette zu begleiten. Als der Andere weg war, lies sich Fabian zurück in die Couch fallen und atmete aus.
Dann brach plötzlich alles über ihm zusammen und er schlug sich gegen die Stirn. Natürlich, der Kerl hatte ihn manipuliert. Er hatte Fabians liebste Fähigkeit gegen ihn selbst gewandt. Und der Brujah hatte es nicht einmal bemerkt. Jetzt war Julian mit seinem Fang abgehauen und würde sich wohl gerade an ihrem Hals nähren. Fabian schüttelte den Kopf. Mit so etwas hatte er als letztes gerechnet. Hier auf ein Kainskind zu treffen, das ihn manipulierte. Aber gut, was der konnte, konnte Fabian schon lange.

Nach einigen Minuten kam Julian alleine zurück. Fabian nickte ihm zu und bot ihm erneut einen Platz an. Als sich der andere gesetzt hatte, aktivierte der junge Brujah seine übernatürliche Anziehungskraft und presste seine Aura nach außen. Sofort sah er, wie der andere scheinbar nur darauf wartete jedes Wort abzunicken, was Fabian von sich geben würde.
"Hey, nochmal zu der Hausparty. Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn wir die mehrere Tage lang dauern lassen. Ich hab immer gerne eine Party, die wirklich so alles daher gewesen in den Schatten stellt. Dabei wird natürlich oft der Ort völlig verwüstet, aber wenn man eine Party von solch sagenhaftem Ausmaß haben will, dann muss man natürlich auch gewisse Risikien eingehen und Verluste aktzeptieren."
Julian stimmte ihm brummend zu. Wahrscheinlich hatte der Kerl noch nie eine solche Party gefeiert.
"Außerdem brauch ich unbedingt ein paar Sachen, bevor wir das regeln können. Da wären also vier Flaschen bester Gin, zwei Flaschen Grasovka, mindestens 10 Gramm Kokain, 10 Stripperinnen, auf jedem Zimmer -ich kann natürlich nicht in einer Einzellzimmerwohnung übernachten, dass muss schon ein teureres Hotel sein- muss sich mindestens eine Packung Mentos SourMix befinden, allerdings ohne die Geschmäcker Lemon und Green Apple, ich brauche mindestens 10 Liter Evian Wasser, allerdings in kleinen Flaschen, ich mag die Großen nicht so, oder noch besser in Karaffen. Dann außerdem noch ein Fernseher im Großformat, schließlich will ich auch ein paar Filme sehen. Apropos, der muss Premiereanschluss haben. Sonst noch was?"
Fabian schien kurz nach zu denken.
"Achja, die Besucher sollten keine weise Kleidung tragen, ich hab vor eine gewisse Lichtshow mit zu bringen, die Crew dafür muss natürlich auch versorgt werden, da passt aber kein weis rein. Aber im großen und ganzen ist das natürlich nicht wirklich wichtig, sind nur kleine Nebensächlichkeiten. Im Prinzip völlig normal und da ich ja keine Gage bekomme, auch vollkommen verständlich, nicht?"
Wieder brummte Julian und schien sich irgendwie nicht so sicher zu sein, aber trotzdem, was der DJ da von sich gab klang ja nicht sooo weit hergeholt. Immerhin gab es Promis, die völlig durchgeknallte Wünsche hatten, richtig?
"Aber wie wäre es jetzt, wenn du uns noch was zu trinken holst. Haben die hier nicht eine Flasche Champagner für 300 Euro? Das wäre doch das optimale Getränk um auf die Vereinbarung anzustoßen, meinst du nicht?"
Julian stand sofort auf.
"Ja, kein Problem. Ich bin echt froh, dass du dich entschieden hast meine Party mitzuorganisieren. Mann, das wird echt eine enorme Fete..."
Damit verschwand er in Richtung Bar.

~

Es pisste so stark, dass er sich kaum traute das Gaspedal ordentlich durchzudrücken, doch arg weit hatte er es sowieso nicht mehr. Gestern hatte er das Missverständnis mit Julian Silber, der sich als frischgebackenes Toreadorküken herausgestellt hatte, aufgeklärt. Die Party an sich war natürlich abgesagt worden, aber sie hatten vereinbart sich doch noch einmal zu treffen, spätestens wenn Fabian in einem Monat zurück kehrte um seinen zweiten Gig hier zu spielen.
Das dies alles nur ein Cover hierfür war, wusste natürlich niemand außer dem Brujah und der Anarche.
Wie gesagt, es schüttete ziemlich stark, doch gleich hatte er den Ort erreicht, dem ihm Daniel genannt hatte. Dort würde ein Mann auf ihn warten, der sich Mayer nannte. Eigentlich sollte Daniel mitkommen, doch dessen Frau war gerade hochschwanger und er wollte sie nicht allein lassen. Besonders wenn es um so ein heikles Geschäft ging. Eigentlich hatte Daniel nicht mehr viel mit den ganzen Gechäften auf Hinterhöfen zu tun, aber seine Kontakte reichten immer noch weit. Und Fabian hatte ihn überzeugen können, ihm einen Gefallen zu tun.

Fabian würde dort erst einmal das Geld überreichen und in einem Monat die Ware abholen. Es war wahrlich ein großartiger Plan, den die Caitiff und er ausgeheckt hatte. Die Waffe an sich spielte nicht wirklich eine große Rolle, war aber wichtig um eine falsche Spur zu legen. Letztendlich würde die Geißel durch die Hand der Werwölfe sterben.
Die Idee der Tremeregeißel etwas vorzuspielen und sie an einen Treffpunkt zu locken hatte Jenny gehabt, doch dass man sie nicht selbst mit roher Gewalt ausschalten sollte, hatte Fabian ihr erst beibringen müssen. Am liebsten wäre die Gute natürlich Faust voran auf den Tremere zugestürmt. Den Trick mit dem sich als Geißel verkleiden und die Wölfe reizen hatten sie beide ausgeheckt, nachdem sie sich klar darüber geworden waren, welche Ressourcen ihnen zur Verfügung standen.
Und jetzt würde er seine Kontakte nutzen, um den ersten Hebel umzulgen und die erste große Anarchenaktion zum Rollen zu bringen.
 
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