[30.04.2008]Früher Vogel fängt den Ghul...

Als Hannah aufgewacht war, waren die letzten Sonnenstrahlen noch nicht ganz verschwunden, die Abenddämmerung würde aber sicherlich nicht mehr lange anhalten. Natürlich bekam sie in dem verdunkelten Apartement in der Akademie nicht viel davon mit, was sich draussen abspielte.

Die Brujah zog sich hastig an, betrachtete ihr neu erschaffenes Kind für einige Augenblicke - er war noch nicht erwacht, aber sicherlich würde es nicht mehr so lange dauern - und hinterlies ihm eine kurze Notiz, dass sie schnell etwas erledigen wollte, aber gleich wieder da sei.

Die meisten ihrer Sachen lies sie einfach in dem Apartement, als sie es verlies und sich auf den Weg zum Büro Toni Romeros machte. Ob dort wohl immernoch geschlossen war? Es wäre schade, aber nicht zu ändern, wenn dem so wäre. So oder so streifte Hannah durch die Gänge der Akademie, wich Fenstern aus, wenn sie sehen konnte, dass dort eventuell noch Sonnenstrahlen ein Risiko sein könnten und betrachtete die Kunststudenten, die ihr begegneten immer wieder kurz. Sie fragte sich, was diese wohl davon halten würden, wenn sie wüßten, wer hier ihr Schirmherr war.

Nach einigen Umwegen und einem kurzen Abstecher über den Innenhof der Akademie kam Hannah letztlich an der Tür zu Toni Romeros Büro an. Es war nun seit einigen wenigen Minuten wirklich Nacht und sie fragte sich, ob der Ghul tatsächlich bereits hier war. Die "Einladung" zu der fragwürdigen Veranstaltung dieser Nacht hatte sie an der Tür des Apartments gefunden und dort auch gelassen, damit Stefan Weiland sie ebenfalls lesen konnte, sobald er wach wurde. Glücklicherweise war der Termin erst später in der Nacht, das würde ihr noch etwas Zeit lassen. Das war allerdings keineswegs der Grund, weshalb sie nun vor seiner Tür stand.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

Das Büro des Sekretärs war schon aus der Ferne gut erkennbar hell erleuchtet. Das seltsame Schild das sich erst eine Nacht zuvor noch dort befunden hatte, fehlte nun. Auch die strategisch gut verteilten Überwachungskameras vollzogen wieder gehorsam ihren Dienst. Nichts erinnerte mehr daran, dass hier noch vor wenigen Stunden einiges im Argen lag.
Als Romero seinen unverhofften Besucher erkannt hatte, öffnete er den Zugang zu seinem Büro, was sich durch ein deutlich zu vernehmenden Schnappen im Schloß verdeutlichte.

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Zufrieden nahm die Brujah wahr, dass hier alles in Ordnung zu sein schien, also ging sie tatsächlich einfach weiter auf die Türe zu, schob sie vorsichtig auf, als das Schloß aufschnappte und schloß sie behutsam hinter sich, als sie eingetreten war. Ein leichtes Beugen ihres Kopfes und Oberkörpers deutete eine Art Verbeugung an, die eher gegenüber einem Gleichgestellten passen würde, als einem 'einfachen Ghul', was ihr nicht besonders schwer fiel, da sie generell versuchte, nicht in den Schienen "Wir" und "Sie" zu denken, auch im Bezug auf Sterbliche. Nicht, dass Hannah das immer gelang, aber sie gab sich ehrlich Mühe, schließlich war sie ja selbst ein Mensch, irgendwie. Jedenfalls war auch von ihrer Antipathie gegenüber dem Ghul und seinem Herren in ihrem Verhalten nichts zu spüren in dieser Nacht.

Sollte der Ghul gerade nicht am Telefon sein - was an diesem Abend sicher noch einige Male passieren dürfte - würde sie ihm ein freundliches Lächeln zeigen und ein nicht weniger freundliches Guten Abend entgegen bringen. Andernfalls gab sie ihm zu verstehen, dass sie es nicht besonders eilig hatte und deutete mit fragendem Blick auf die Eingangstür - ob sie wohl besser draussen warten sollte.

Die Brujah, die heute ihre schulterlangen, schwarzen Haare offen trug, war leger gekleidet, aber nur wenig deutete auf den rauhen Stil hin, mit dem sie dem Ghul beim ersten Mal unter gekommen war. Dass er von ihrem noch auffälligeren Geschäftsstil gestern viel mitbekommen hatte, bezweifelte sie allerdings ernsthaft. Hannah zeigte sich von ihrer wandelbaren Seite, in dem Versuch sich schwerer einschätzen zu lassen.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

Der Italiener telefonierte tatsächlich, schien aber bereits am Ende des Gespräches angelangt zu sein. Daher war nicht zu erkennen mit wem er grade sprach, denn bevor es der Brujah möglich war einige Fetzen des Gesprächs aufzufangen, hatte er schon aufgelegt.

"Guten Abend Miss Kelly, nehmen Sie doch bitte Platz. Was kann ich für sie tun? Ich denke sie haben den kleinen Gefallen für seine Exzellenzt zu einem erfreulichen Ende gebracht! Nicht wahr?"

Romero lächelte wie eh und je freundlich, zuvorkommend und mit unverholenem Interesse. Nichts wies auf die Probleme hin mit denen er sich anscheinend noch Tage zuvor herumgeplagt hatte.

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Hannah lächelte weiterhin, auch wenn sie am liebsten ihrem Unmut freien Lauf gelassen hätte, nach dieser Anmerkung Romeros. Nach wie vor lies sie sich aber nichts davon anmerken.

Sagen wir, die Sache ist unter Kontrolle und ihre Exzellenz wird zufrieden sein, aber es wird noch für eine ganze Weile kein Ende haben.

Hannah fragte sich, wie viel Romero wohl über diese ganze Geschichte wußte und wieviel der Ghul wohl über die Gesellschaft der Kainskinder selbst wußte. Hannah setzte sich dem Ghul gegenüber, strich über das einfache Top, das sie trug und sah ihn nachdenklich an.

Nun, das ist jedenfalls nicht, weswegen ich zu Ihnen komme, Herr Romero. Sehen Sie, ich verfolge eine kleine Idee meinerseits und wollte Sie, da sie soetwas wie Jedermanns verlässlichster Ansprechpartner hier in der Akademie sind, fragen, ob vielleicht die Möglichkeit besteht in der Akademie ein Instrument zu leihen.

Die Brujah machte eine kurze Pause, während derer sie den Ghul mit einem schelmischen Gesichtsausdruck ansah.

Ich weiß, dass das nicht gerade ihr üblicher Aufgabenbereich sein dürfte, aber ich habe keine Idee, wer darauf sonst anzusprechen wäre.

Das war eigentlich tatsächlich alles, was Hannah im Moment an dem Ghul interessierte. Sicher, warum geschlossen gewesen war, wäre vielleicht interessant zu wissen, aber sie würde den Teufel tun und Romero fragen. Nichts hier deutete auf irgendwelche Schwierigkeiten hin und wenn er nur halb so professionell war, wie er vorgab zu sein, würde er ihr ohnehin irgendwelche Ausflüchte vor die Nase setzen und zu diesem Punkt wollte sie es gar nicht erst kommen lassen. Sie verfolgte ihre eigenen Pläne.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

"Oh Sie glauben gar nicht wegen was man mich schon so alles behelligt hat. Geld, Immobilien, Bücher, Tratsch um nur einiges zu nennen und immer konnte ich hilfreich sein. Wenn Sie also keine Stradivari oder etwas vergleichbares wünschen, meine Liebe, dann kann ich Ihnen sogar mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unter die Arme greifen."

Jedes Wort freundlich, zuvorkommend und mit großem entgegengebrachten Interesse gesprochen.

"Was darf es denn sein? Eine Gitarre? Vielleicht sogar einen Flügel?"

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Hannah behielt ihren Gesichtsausdruck bei, spielte in Gedanken noch einmal durch, wie sie das wohl alles während der wenigen Zeit unter einen Hut bringen sollte und nickte langsam zu Romeros Worten.

Das glaube ich gerne. Sie scheinen tatsächlich soetwas wie ein zentraler Anlaufpunkt zu sein. Wie dem auch sei, eine Stradivari muß es nicht unbedingt sein, ich denke, meine Fähigkeiten sind einem solchen Instrument nicht angemessen. Eine herkömmliche Geige oder Violine wäre allerdings ein Anfang.

Die Brujah schmunzelte.

Wie ich bereits sagte, es wäre nicht für sehr lange, eine Leihgabe, sozusagen. Und natürlich bekommen sie das Instrument unbeschadet bald wieder zurück. Gäbe es hier in der Akademie die Möglichkeit?

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

Der Italiener bezweifelte das die Brujah ein Instrument wie eine Violine zu schätzen wissen würde. Von einer halbwegs erträglichen Handhabung mal ganz zu schweigen.

"Aber natürlich! Seine Exzellenz begrüßt ausdrücklich jeden Versuch, sich in den feinen Künsten zu versuchen. Ich werde alles nötige veranlassen und ihnen ein für den Einstieg geeignetes Objekt zukommenlassen. Rechnen Sie während des morgigen Tages damit."

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Wieder nickte die Brujah, etwas langsamer allerdings. Sicher wußte sie, wie man mit einer Violine umgehen konnte, als außergewöhnlich geformte Keule wollte sie das Ding jedenfalls nicht einsetzen. Allerdings zweifelte auch sie daran, dass der Ghul - oder sein Herr - den ihr gewohnten Umgang und die Handhabung widerum zu schätzen wissen würden, aber wer konnte das schon mit Gewissheit sagen? Jedenfalls würde sie sich ohnehin ein wenig üben müssen, denn die sonderlich gut war sie nicht, wie sie ohne umschweife auch zugeben würde.

Sie gab ihrer darauf folgenden Antwort einen etwas nachdenklichen Tonfall - was allerdings durchaus berechnend war.

Morgen - soll in der morgigen Nacht nicht auch die Vermählung von Prinz Buchet und Lady Noir stattfinden? Ich habe davon gehört, allerdings weiß ich nicht, ob es eine geschlossene Gesellschaft sein soll. Außerdem hat Senior Pareto durchblicken lassen, dass es vielleicht mehr als genug Anlass gäbe, dieses Ereignis zu verschieben.

Ein Themenwechsel - und gar nicht soo plump hatte Hannah einige Fragen eingewoben, die sie durchaus interessierten. Sie wußte bisher nicht, ob Enio wirklich übertrieben hatte - sie ging durchaus davon aus - oder ob die Situation wirklich so verfahren war, wie er angedeutet hatte. Vielleicht würde der Ghul ihr zumindest einen kleinen Vorgeschmack geben können.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

"Das Ereigniss ist öffentlich, aber nur für geladene Gäste verpflichtend. Sie wissen schon, die Primogene, der hauseigene Clan, enge Freunde etcetera. Ich gehe jedoch davon aus, dass die gesamte Stadt anwesend sein wird, die Harpyie wird mit Genuß jene in der Luft zerreissen die offensichtlich ein derartiges Ereignis sabotieren, nicht wahr?"

Romero grinste verschwörerisch, als hätte er der Brujah grade ein lüsternes Geheinnis verraten. Auf die Möglichkeit, das die Hochzeit eventuell gar nicht stattfinden könnte, ging er offensichtlich gar nicht erst ein.

"Es wird ganz sicher eine wundervolle Nacht!"

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Der Ghul legte genau das an den Tag, was einem an diesem Clan, dem er unterstellt war, in der Regel aufstieß. Diese extreme Blasiertheit. Hannah nahm es hin, fühlte sich aber in ihrer Abneigung bestätigt.

Ab welcher Uhrzeit ist es denn erlaubt zu erscheinen und wo findet die Feier denn statt? Oh und wird es Stefan Weiland gestattet sein, ebenfalls anwesend zu sein?

Die Brujah hoffte, dass das Ereignis nicht zu früh starten würde, immerhin würde sie noch einige Dinge vorher erledigen müssen - ihre Abendplanung hing also nun durchaus auch von der Antwort des Ghuls ab.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

"Eigentlich sollte Sie ihr Primogen über derartige Dinge informieren. Aber die Feier beginnt frühstens mit Sonnenuntergang und endet spätestens am kommenden Morgen. Die Örtlichkeit ist natürlich die Prinzenvilla. Ich bin überzeugt, dass seine Exzellenz erfreut sein wird sie dort zu sehen."

Der Italiener grinste freundlich und sah dann wie beiläufig auf die Uhr.

"Kann ich sonst etwas für Sie tun?"

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Hannah schüttelte - nach wie vor lächelnd - den Kopf.

Ich werde sicherlich gerne anwesend sein und was meinen Erstgeborenen angeht, ich werde ihn später noch sehen, sicherlich haben wir genug Zeit auch das zu besprechen. Ansonsten, haben sie bereits genug für mich getan, ich danke ihnen vielmals. Nur noch eine letzte Frage hätte ich. meinte die Brujah dann doch noch recht beiläufig, während sie den Stuhl zurück schon und sich erhob.

Ich gehe davon aus, dass das Instrument während des Tages zum Hotel gebracht wird? Oder kann ich sie andernorts abholen, nachdem ich erwache?

Sie sah den Ghul abwartend an, konnte es aber kaum erwarten wieder hinaus zu kommen. Ihr Verhalten gegenüber dem Ghul war völlig anders, als bei ihrem ersten Treffen und ein wenig fragte sie sich, was er wohl davon hielt. Er war mit Sicherheit aber ein geübter Schauspieler, denn viel aus ihm herauslesen konnte sie nicht. Kunststück, bei dem Lehrmeister, den er hatte, soviel mußte sie ihm durchaus eingestehen.

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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

"Selbstverständlich wird ihnen das Instrument geliefter!"

Der Italiener erhob sich von seinem Platz und deutete eine leichte Verbeugung an.

"Dann wünsche ich Ihnen eine möglichst angenehme Nacht! Auch wenn ich fürchte das sie sich eher noch negativb entwickeln wird. Bestrafungen sind keine angenehme Sache!"

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Hannah nickte auf die Worte des Ghuls, ihre Laune lies sich davon aber scheinbar nicht beeinflussen. Natürlich fragte sich die Brujah aber insgeheim nach Sinn und Unsinn einer Bestrafung in dieser Zeit - und kam zu dem Schluß, dass sie froh war, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen.

Ich wünsche ihnen dennoch ebenfalls einen angenehmen Abend - auf dass ihr Telefon heute noch zur Ruhe kommt. waren ihre Abschiedsworte an den Ghul, als sie ebenfalls durch ein Kopfnicken eine Verbeugung andeutete und zur Türe ging, sich nach draussen begab und die Türe hinter sich schloß.

Sie schlenderte recht gemächlich - aber deutlich in Gedanken - von dem Büro fort - in Richtung des Wohnbereichs, um Stefan abzuholen.