30.03.2004 Blut und Asche

AlexanderK

Neuling
Registriert
21. März 2004
Beiträge
292
Chaos. Völliges und absolutes Chaos stellte seine Wohnzimmer da. Hinter einer schweren Tür, die man außer mit dem Schlüssel seiner Meinung nach nicht aufbekam befand sich ein einzelnes Zimmer mit Bad, mit Bett, Wandschrank für Kleider, Bücherregal und Arbeitstisch. Das Bücherregal war überfüllt, weshalb nun Bücher überall im Zimmer herumflogen, selbst auf seinem Arbeitstisch, auf dem sich irgendwie noch ein Computer und Flattscreen Freiraum hatte schaffen können.
Dagegen war sein Bad absolut ordentlich, vermutlich sogar Keimfrei. Der Raum war weiß gekachelt. Sogar die Decke. Drei Haken dienten einem weißen Handtuch, einem weißen Bademantel und einem weißen Badetuch platz. In einem weißen Wandschrank befand sich mehr davon. Die weiße Keramiktoilette war mit weißem, flauschigem Überzug versehen. Mindestens ebenso flauschig und weiß war der Läufer, der im Bad lag. Allein die Haken, am Waschbecken der Hebel und Wasserspender und die Armatur an der Waschmaschine waren verchromt oder aus schwarzem Plastik.
Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss. Gut, war vielleicht ein wenig heftiger gewesen als sinnvoll gewesen wäre. Aber Alexander war nun mal nicht mehr so gutgelaunt, wie die letzten Nächte. Er schminkte sich ab und betrachtete sein gesäubertes Gesicht im Spiegel auf dem noch einzelne Wasserperlen glitzerten. Mehrmals zwang er sich durchzuatmen, obwohl seine Lungen ihm durch schmerzhaftes Stechen klar machten, dass sie protestierten. Fast hätte er Wasser geschluckt um nicht nur daran zu denken zu kotzen. Letzten Endes wäre es allerdings nur eine Blutverschwendung.
Also setzte er sich an seinen Rechner und lenkte sich ein wenig ab indem er schrieb. Zumindest hatte er das vor, kam dann aber auf den Gedanken an den Maskenball zurück. Das Thema war eindeutig venezianisch gewesen. Kurzerhand stellte er Kontakt zum Internet her und recherchierte ein wenig herum. Was er fand war doch recht interessant. Sogar so interessant, dass er es in seiner Geschichte mit aufnehmen wollte. Natürlich musste er dazu zunächst etwas umgestalten. Er wollte es stielecht gestalten. Oder? Venedig oder Paris? Diese Frage stellte sich ihm nun. Nachdem er etwas drauflos getippt hatte, beantwortete sich die Frage von selbst.
Kurz darauf erschien auch schon die Sonne am Himmel und schenkte Alexander eine Auszeit.

Die Nacht darauf begann schon schlecht. Er saß immer noch an seinem Schreibtisch und hatte sich nicht ins Bett gelegt, bevor die Sonne über ihn hergefallen war. Stöhnend lehnte er sich zurück und hielt sich die Stirn. Nicht dass er irgendwie Kopfschmerzen hätte. Höchstens vom Vielen nachdenken letzte nacht. Aber das war ausgeblieben.
Er setzte sich auf und schrieb noch etwas weiter als er vor der Tür zu seiner Zuflucht das aufklatschen einer Zeitung vernahm. Einen Moment überlegte er, ob er sie reinholen sollte. Entschied sich zunächst jedoch dagegen. Der venezianische Maskenball wollte weiterhin gestalt annehmen. Die letzten Drei Sätze musste er schon halb im Delirium geschrieben haben. Immerhin waren sie völlig Banane. Schnell machte er sich daran sie wieder zu löschen um zügig weiter zu machen. Er kam gut voran. Schließlich konnte er seine Erinnerungen jedoch nicht zurückdrängen und der Abend machte sich wieder in seiner Gedankenwelt bemerkbar.
Nicht bereit, das so schnell zu akzeptieren, speicherte er das Dokument und beschloss sich mit etwas Arbeit abzulenken. Er nahm die Ausgabe der Morgenpost mit nach oben ins Erdgeschoss und überprüfte kurz den reibungslosen Ablauf im Restaurant. Zu seiner Zufriedenheit? Die Gäste würden wohl dank des Hagels etwas spärlich bleiben, der Rest wäre wohl Routine.
Nicht gewillt sich um wirklich wichtige Angelegenheiten zu kümmern oder seinen Angestellten seine Aufmachung zu erklären, las er in der Morgenpost herum und stockte. Hätte er geatmet, so hätte er diesen spätestens jetzt angehalten. Fast perfekt darin sich selbst zu kontrollieren war er immer noch ein Brujah und daher entfloh im ein leises Knurren. Das ging jetzt zu weit. Nicht nur, dass sie sich so was von übertrieben aufspielten und die Dinge in einer Art und Weise aufbauschten, bei der ihm schlecht wurde, ja, sie waren sogar in einer Art absolut kalt und Gefühllos, dass er es richtig widerlich fand, und dann so was. Das sprengte jede Vorstellung von verhältnismäßigem Verhalten.
Er brauchte Antworten und das fix. Drei Adressen fielen ihm ein. Marcus Givanni, Johardo und irgendwo hatte er doch die Adresse zu noch einer Brujah. Nach einiger Zeit wurde er fündig. Nur die Kontaktadresse und der Name waren übrig geblieben. Und nun? Dorthin oder die anderen beiden versuchen? Johardo war dabei der ungewisseste. Ja, erst mal würde er eine Nachricht dem Giovanni zukommen lassen.
Kurze Zeit später war Alexander wieder in seiner Zuflucht und begann etwas zu verfassen. Und suchte sich im Anschluss die Adressen des Sexy D und der Roten Mühle von Finstertal heraus. Zumindest, wenn es die gab. Und wenn Marcus etwas mit denen zu tun hatte, würde Alexander das herausfinden. Das Ausgedruckte Papier steckte er in einen Briefumschlag und diesen in die Brusttasche des Gehrocks. Das erinnerte ihn an etwas.
Bald darauf hatte er sich seiner Sachen entledigt und stand unter einer eiskalten Dusche. Manchmal half das beim Nachdenken und ruhig bleiben. Er wollte jetzt nicht überstürzt handeln. Dabei war alles sicher. Er brauchte sich keine Gedanken mehr zu machen. Zumindest nicht solche wie damals für den Maskenball.
In aller Seelenruhe zog er sich an und durchsuchte das Internet. In Finstertal gab es bestimmt Leute, die privaten Schutz benötigten. Und er wollte einen Bodyguard engagieren. Zudem brauchte er einen Rechtsanwalt. Also überprüfte er direkt weiter ob da jemand per Netz zu finden wäre.
Er würde ihnen vor dem nächsten Sonnenaufgang Mails zukommen lassen. Jetzt wollte er aber erst mal los. Dazu schminkte er sich noch mal und färbte die Haarstähne nach, bevor er den Rest zurückgeelte. Nicht ganz so heftig wie auf dem Ball, aber die Grundzüge waren wieder da: Der Mund schwarz und leicht kleiner, dass Gesicht noch etwas weiter aufgehellt. Danach zog er seine Klamotten wieder an und vergaß nicht mal die Maske und den Gehstock.

Out of Character
Die Gesichte, die er schreibt kommt dann später in den Thread!
 
Out of Character
Einen Personenschutz und Rechtsanwalt zu finden ist kein Problem. Kannst einfach zu einem hingehen...
 
Das folgende ist der Text, den Alexander nach dem Treffen auf dem Ball geschrieben hat.

Die Versammlung in der Burgruine trug allesamt lange fließende Mäntel aus schlichtem Stoff und weiße venezianische Porzellanmasken vor den Gesichtern. Innerhalb des Burghofs war ein kleines Podest aufgebaut worden, auf dem nun ein Bediensteter eine Rede schwang. „Ihr habt euch in diesen alten Mauern versammelt um einmal jede Etikette und jeden Stand vergessen zu können. Und so soll es sein. Jeder, der seine Maske ordnungsgemäß vor dem Gesicht trägt soll geschützt sein vor jedweden gesellschaftlichen Folgen. Wer dem zuwider handelt verdient es nicht besser als eine Woche im Kerker dieser Burg verbringen zu müssen. Damit möge das Fest beginnen.“
Er schloss damit und zog sich zu einem Tablett zurück, auf dem ein italienischer Rotwein kredenzt wurde. Fünf Kelche standen jedem Tablettträger zur Verfügung. Sank die Anzahl der Kelche auf einem Tablett unter drei, waren sie angewiesen neue Kelche zu beschaffen. Das ging nur draußen vor der Burg.
Die Burg war klein und bereits als Ruine im Bergpark Kassels errichtet worden. Das lieferte lediglich ein etwas anderes Ambiente als das übliche des Sommerschlosses, ein paar Hundert Höhenmeter tiefer. Fackeln erhellten den Burghof und auch teile des Innenlebens der Burg.
Kurz nachdem er das tablett aufgenommen hatte wurde das kleine Podest auch schon entfernt und sein Herr trat an seine Seite. Er erkannte ihn an dem Duft, der unter dem Kragen in einer Wolke hervordrang, sobald sich der Mantel wieder beruhigt hatte. Diesen Duft besaß nur er, sein Herr. „Und? Haben sie schon jemanden erkannt.“
„Mademoiselle Rosi ist wohl unverkennbar und wird auch in dieser Nacht nur wieder in Frustration einen Becher nach dem anderen leeren.“ Damit sprach er von der kleinen Gestalt, die so beleibt war, dass der Mantel das nicht ausreichend Kaschieren konnte. Ihr hoher Stand hatten sie auf diese Party geführt. „Ihre Tochter Francesca, war es bestimmt, die unentwegt an ihrer Seite stand und sich nun auch nicht traut mehr als ein paar Schritte von ihr wegzutreten.“
Der Blick des Dieners fiel auf eine Person, groß und schlank, die sich mit schlaksigen Bewegungen zwischen den Partygästen bewegte. „Ich bin mir auch sicher, diese Person da noch nie gesehen zu haben. Niemand, der eure Einladung erhielt misst diese Größe. Ansonsten habe ich noch niemanden wiedererkannt.“
Sein Herr nickt und besah sich Francesca mit einem deutlich lustvollen Blick. „Ich will keine Unruhen. Wenn er also Schwierigkeiten macht, gönnst du ihm ein kühles Bad.“ Damit redete sein Herr sicher nicht von der Person, die er anstarrte.
Danach trennten sich die beiden wieder voneinander und langsam kam Stimmung auf.
Sein Herr war Friedrich von Kassel. Eine sehr einflussreiche Person, die ihr Quartier im Sommerschloss bezog. Wilhelm von Hessen befand sich zudem noch unter den Gästen, ein entfernter verwandter seines Herren und ein ausgesprochener Lebemann.
Wie immer versuchte man um Francesca zu buhlen. Doch nicht vielen der mutigen Herren mochte es gelingen sich nah genug an den Drachen, ihrer Mutter, heranzuwagen und ein paar Worte mit der hübschen Frau zu wechseln. Mein Herr beobachtete Wilhelm. Offensichtlich rechnete er bei seinem Verwandten ebenfalls mit einem Versuch. Dieser zeigte sich jedoch völlig desinteressiert und flirtete stattdessen mit einer Dienstmagd.
Es ging auf zwölf Uhr zu und der Alkoholpegel stieg, als sich Don Domingo, ein spanischer Adeliger, Friedrich näherte. Friedrich konnte den Spanier nicht leiden, der auf diplomatischer Mission im Schloss verweilte und sich auch diese Party nicht entgehen ließ. Natürlich wurde über Politik geredet, obwohl es bei Strafe verboten war. Doch wer mochte es den beiden einflussreichen Männern schon verbieten?
Diesen Augenblick hatte Wilhelm wohl abgewartet und versuchte sich Francesca zu nähern, die ihren Füßen ein wenig Erholung gönnte und sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte, der sicher nicht für die Adeligen bestimmt gewesen war. Sofort war Rosi bei ihm und verwickelte Wilhelm in ein Gespräch über Heirat. Sicher, eine Heirat zwischen ihm und Francesca mochte eine absolut einflussreiche Kombination ergeben. Allerdings würde davon zunächst der Mann von Rosi profitieren, der bekanntlich mit fremden Gütern nicht sonderlich gut umsprang und sie runterwirtschaftete, um sie dann wieder zu verschenken. Wilhelm war klug genug sich auf nichts einzulassen, flachste mit der rundlichen Dame herum und schien ihr sogar ein wenig den Hof zu machen.
Dieser Tatbestand erstaunte sicher jeden, auch wenn niemand offen darüber sprach. Für einen Moment war also jeder abgelenkt. Eigentlich wollte der Diener nur flüchtig nach Francesca schauen, bemerkte dabei jedoch, dass sie nicht mehr da war. Auch sein Herr und der Spanier waren fort. Verwirrt sah er sich um, konnte aber niemanden der drei entdecken.
Ein Schrei zerschnitt die Nacht.
Sofort herrschte Stille in und um die Burg herum. Der Diener kannte das künstlich zerfallene Gemäuer gut und wusste, von wo der Schrei gekommen sein musste. Als er sich auf den Weg begab war es bereits zu spät. Erik lag tot am Boden eines kleinen Raumes, der schnell von sich nähernden Fackeln erhellt wurde. Ein Dolchstich war deutlich in seiner Kehle zu erkennen. Friedrich und der Spanier hatten den Weg hierher gefunden, ebenso wie zwei weiter Diener, jeder mit einer Fackel ausgestattet.
„Niemand darf etwas davon erfahren!“ erklärte Friedrich. „Wer diese Tat begangen hat muss noch Blut an seinem Mantel tragen.“
Der Diener schob die Maske wieder über das Gesicht des jungen Adeligen. Eine düstere Stimmung machte sich in ihm breit. Welche politischen Folgen dieser Mord für Friedrich haben würde, vermochte der Diener nur zu erahnen.
Der Raum wurde kurzerhand abgesperrt und die drei Diener schwärmten aus. Der Spanier schien nicht mehr von der Seite Friedrichs weichen zu wollen. Als die Gruppe den Burghof wieder erreichte, war nun auch noch Wilhelm fort, was den Verdacht des Dieners erregte. Rosi stand am Tisch auf dem die Kelche für die Tablette vorbereitet wurden und kippte einen Kelch nach dem anderen. Vermutlich mussten die Diener ihr was stärkeres geben, damit sie nicht alles leer soff.
Die Nacht ging vorüber, ohne dass der Mörder gefasst werden konnte. Friedrich ließ die Gäste alle gehen, da er es sich nicht leisten konnte, sie wegen der Untat festzuhalten.

Francesca hatte sich auf dem Stuhl niedergelassen, da ihr langweilig war. Das Spiel ihrer Mutter machte keinen Spaß zu beobachten und seit einiger Zeit hatte niemand mehr einen Durchbruch geschafft.
Dann kam eine Gestalt näher, die so aussah wie all die anderen. Sie setzte all ihre Hoffnungen darein und wurde enttäuscht. Wieder war es ihre Mutter, die ihre Hoffnung zunichte machte.
Da spürte sie einen Atem im Nacken und wollte schon herumfahren, als eine Stimme beruhigend zu ihr sprach: „Erschreckt euch nicht.“ Daraufhin verhielt sie sich lieber unauffällig. Die Stimme war dunkel, wie etwas verbotenes, und klar, wie Honig, wie es nur bei einer Frau möglich war. Kein Wunder, dass sie zu Francesca durchgekommen war. Frauen versuchte ihre Mutter nicht aufzuhalten, sah sie diese doch nicht als Bedrohung für ihr wohl erzogenes Kind. „Mein Vater wünscht euch zu sprechen. Draußen vor der Burg.“
Sie hatte diese Stimme noch nie im Schloss gehört und fragte sich nun, wer sich hinter der Maske verstecken mochte. Mehr außer Augen von intensivem Blau konnte sie jedoch nicht erkennen. So etwas hatte sie weder gesehen noch gehört. Um so faszinierender war diese Frau.
Vorsichtig stand sie auf und folgte der Frau in den Durchgang, direkt hinter ihrem Stuhl So konnte sie verschwinden, ohne dass ihre Mutter etwas bemerkte und ahnte nicht einmal, dass man genau das beabsichtigte.
Kurz darauf gingen sie am Fuße des Schlosses einen steilen Pfad entlang. Francesca musste mehrfach anhalten um nach Luft zu schnappen. Ihr Kleid, welches sie unter dem pflichtmäßigen Mantel trug gönnte ihr einfach zu wenig davon.
Schließlich erreichten sie ein kleines Plateau von Wiese überwuchert. Hier stand eine Gestalt, in einen dunkelgrauen Mantel gehüllt. Aber wenn sie sich recht entsann mussten auf dem Fest alle Mäntel in Dunkelgrün oder Dunkelrot tragen. Wozu ging dieser jemand denn ein solches Risiko ein? Seine Haare waren ebenso dunkelgrau, wie der Mantel, doch an vereinzelten Stellen, wie auch an den Schläfen hatten sie sich bereits weiß verfärbt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass jemand Haare von solcher Farbe im Schloss hatte. Also war er von Auswärts, genau wie die Frau.
„Eure Bedienstete sagte mir, ihr wolltet mich sprechen?“
Er konnte den Spott kaum unterdrücken, als er seien Stimme erhob: „Ich wüsste gerne, ob ihr euch hinter eurer Mutter versteckt oder sie euch gegen euren Willen versteckt.“
Francesca sah den alten Mann verwirrt an. „Was meinen sie?“
„Was ich sagte. Eure Mutter lässt niemanden an euch heran. Niemals wir euch so euer Traumprinz können. Wollt ihr also das Wagnis eingehen und euren Traumprinzen selbst wählen, auch in der Befürchtung, dass er ein Froschprinz ist?“
Durch seine Worte stieg Francescas Verwirrung nur. Sie gab ihr bestes um seinem Gedankengang zu folgen. Bisher ging sie immer davon aus, ihre Mutter würde den besten für sie auswählen, den Traumprinzen, den einen, dem sie all ihre Liebe würde schenken können. „Meine Mutter wird den Traumprinzen für mich wählen“, erklärte sie deshalb entschieden.
„Sie wird euch den Prinzen mit dem meisten Geld wählen.“
Da konnte sie nicht erwarten etwas sinnvolles erwidern zu können. „Was würdet ihr mir empfehlen? Soll ich etwa euch alten Mann heiraten?“
„Wieso eigentlich nicht? Aber nein. Ihr sollt eure Wahl schon selbst treffen. Und ich habe nicht das Interesse daran euch oder irgendwen zu heiraten.“
Immer wenn sie glaubte den alten Kerl erwischt zu haben, kam er mit einer neuen rhetorischen Finte und schlug sie zurück. Für den Moment wusste sie nicht mehr, was sie sagen sollte, und nahm daher danken den Kelch entgegen, den ihr die Fremde reichte. Als sie einen tiefen Zug trank, vernahm sie das Rascheln einer sich rasch durch die Wiese nähernden Person wahr.
„Nun denn, habt ihr Gelegenheit euch mit einem eurer Freier ein wenig zu unterhalten. Flaniert doch ein wenig im Mondschein. Wir werden indessen dafür sorgen, dass ihr nicht vermisst werdet.“
Wie wollten die das denn anstellen? Fragte sich Francesca. Aber irgendwie kam ihr die Möglichkeit, sich mal mit einem fremden Mann unterhalten zu können absolut klasse vor. Also willigte sie ein.
Erst nachdem sie ein paar Schritte in Richtung Schloss getan hatten und der Wohltäter und seine Bedienstete nicht länger in Sicht waren, brach ihr Begleiter das schweigen: „Die Männer müssen euch bei Hofe verehren und jede Frau sollte neidisch auf euch sein. Mag eure Maske eure Identität schützen, so verbirgt sie nicht eure Würde und eure Anmut, die unvergleichlich über die der Versammlung strahlt.“


Wird Wilhelm die kleine Francesca um den Finger wickeln? Wer ist ihr Wohltäter? Und wer hat Erik ermordet und was wird es für politische Folgen mit sich bringen? All dies erfahren sie, wenn es wieder heißt: Das Grauen in Kassel erwacht!


Out of Character
Viel Spaß beim hineininterpretieren, wer wer sein könnte. :D
 
08.04.2004 Blut und Asche

Am 08.04.2004 findet sich folgende Fortsetzung auf dem Rechner. Außerdem überlegt Alexander es eventuell noch einmal Korrektur zu lesen. Beschließt es aber zu verschieben, bis er mehr geschrieben hat.

Wie immer, hielt sich Don Domingo an die Vorschriften, die bei so einer Versammlung, getroffen wurden. Nach ein paar Worten mit dem ein oder anderen hatte er schon ziemlich viele der kleineren und größeren Adeligen wiedererkannt. Natürlich gab er vor niemanden zu erkennen. Das gehörte mit zu dem Spielchen. Jemand anderen direkt bei seinem Namen anzusprechen, war gleich ihm die Maske herunterzureißen. Das wiederum wurde mit einer Woche Kerker bestraft und das hätte ihm den Zorn des Adeligen eingebracht. Ab und zu verfingen sich die jüngeren in diesen Wirren der höfischen Spielchen. Doch sie lernten schnell. Ein paar wenige gingen jedoch auch unter. Er selbst wollte nicht zu ihnen zählen.
Als spanischer Abgesandter standen ihm gewisse Freiheiten zu. Es nannte sich wohl diplomatische Immunität. Das konnte ihn vor dem Kerker bewahren, genauso wie vor dem Zorn eines Adeligen, die einfach zuviel Angst hatten sich dabei in die Geschicke der Länder und ihrer Fürsten zu mischen.
Don Domingo wagte es auf diesem Fest. Er musste es sogar tun. Es war der Befehl seiner Königin, der ihn dies tun ließ. Am liebsten wäre er lieber im Boden versunken.
Friedrich war nicht schwer auszumachen. Und bald schon gesellte sich Don Domingo an seine Seite und unterbreitete ihm das Angebot. „Mein Herr, so klar und wunderschön die Nacht, so bezaubernd ist auch diese Versammlung. Findet ihr nicht auch?“
Friedrich schien in seiner guten Laune leicht getrübt. Der Spanier war einfach schon zu lange an diesem Hofe um den hohen Adeligen nicht einschätzen zu können. „Ja, ich bin auch erstaunt, dass wir diesmal richtig guten Wein auftreiben konnten.“ Das war wohl die typische Art Friedrichs, einfach dem anderen etwas anderes zu unterstellen, als was er gesagt hatte.
Der Spanier grinste. „Ja, der Wein ist auch gut. Vermutlich nicht so gut, wie der von meinem eigenen Gut.“
„Ich wusste gar nicht, dass ihr ein eigenes Gut, besitzt, werter Herr.“
Don Domingo zeigte erstaunen über diesen Satz. „Wisst ihr denn wer ich bin?“
„Dieser Akzent ist einfach unverkennbar. Aber macht euch keine Sorgen, ich werde euch deswegen nicht in den Kerker werfen lassen.“
Der Akzent hielt Don Domingo wohl wirklich davon ab ganz mit den anderen verschmelzen zu können. Einen Moment beobachtete er, wie zwei Adelige sich etwas zurückzogen. Offensichtlich planten sie etwas abgeschieden und im Schutze der angeblichen Immunität ihrer Lust zu frönen. Da hier keine Konsequenzen entstehen durften, war es durchaus möglich, dass der Mann und die Frau ihren Ehepartnern fremdgingen. Don Domingo fand diese Maskenbälle deswegen immer so unangenehm. Sie zeigten die Menschen meist ohne ihre Masken, obwohl sie welche Trugen. Denn von diesem Spielchen Geschützt ließen sie all ihre Bedenken fallen.
„Darüber bin ich überaus froh. Aber vielleicht könnte ich euch unter ein wenig Abgeschiedenheit ein Angebot unterbreiten, das eure Meinung diesbezüglich festigt.“
Es waren politische Schachzüge in Floskeln verpackt. Natürlich war von Vornherein klar gewesen, dass er Friedrich ein Angebot machen würde. Später würde sich zeigen, dass es von seiner Königin kam. Natürlich würde auch dies in geschickten Floskeln verpackt sein.
Sie waren kaum lange weg, da vernahmen sie es. Den Schrei. Sofort stürmte Friedrich los. Don Domingo blieb bei ihm. Ob er deswegen Friedrich hatte ablenken sollen? Sie erreichten eine kleine runde Kammer. Ein Diener war bereits eingetroffen, zwei weitere folgten Friedrich und dem Spanier mit Fackeln. Sofort erkannte Friedrich das erstarrte Gesicht. Erik.
Sofort durchdachte Don Domingo die Möglichkeiten, die möglicherweise einen Hinweis auf den Täter liefern konnten. Erik würde nicht Heiraten und damit würden die entsprechenden Besitzungen nicht zusammenkommen. Aber wem mochte das nutzen? Vielleicht dem Gegner der Witwe? Die Mutter Eriks war Witwe. Es schien klar, dass sie ihren Mann ermordet hatte, nachdem sie ihm einen Sohn geschenkt hatte. Damit sicherte sie die Erbfolge. Der ältere Bruder ihres Mannes war bis heute noch nicht verheiratet. Erik war nun tot. Das bedeutete, der Besitz würde bis zu seinem Tode an ihn übergehen. Und die Witwe würde auf der Straße landen.
Obwohl Don Domingo seine Schlussfolgerung logisch erschien blieb er lieber bei Friedrich. Insgeheim verfluchte er nun diese Masken. Unter ihrem Schutze konnte jeder Friedrich an die Kehle gehen. Don Domingo war beunruhigt.

Nachdem die Nacht vergangen war, stieg Don Domingo wieder die Stufen zur Burg hinauf. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Und als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont des Talrandes geschlüpft waren, hatte er sich in seine Kleider gestürzt und war aufgebrochen. Natürlich hatte ihn sein persönlicher Diener begleitet.
Während er die steilen Stufen hinaufstieg, die so verfallen erschienen und den Eindruck erweckten, sie könnten plötzlich unter ihm nachgeben, bemerkte er etwas aus dem Augenwinkel flattern.
Er drehte den Kopf und Blickt auf die Außenmauer der Löwenburg. Darunter war der Bergpark verwildert und ein Kirschbaum teilte sich den Platz mit einer Trauerweide. Im Kirschbaum hing ein dunkelroter Umhang.
Erst mal blieb er stehen und versuchte genauer zu gucken um zu sehen, ob vielleicht noch etwas zu erkennen war. Aber seien Augen waren einfach zu schlecht um auf diese Distanz etwas genaues sagen zu können. Also verwunderte er seinen Diener, indem er den vorgesehenen Weg verließ und die Wiese hinablief. Als er den Kirschbaum erreichte, bremste er seinen etwas überstürzten Abstieg mit Hilfe von dessen Stamm und erstarrte.
Der Platz unter der Trauerweide war kahl. Sie schirmte ihn vor einfallendem Licht ab und verhinderte so, dass andere Pflanzen ihre Wurzeln verdrängen konnten. Auf diesem kahlen Platz lag eine Gestalt. Ihre Glieder waren derart verdreht, dass sie sich jeden Knochen einzeln gebrochen haben musste.
Vorsichtig begab er sich zu der Leiche. Es war ein Mann, ziemlich groß und dürr. Sein Gesicht wirkte unterernährt und davor trug er noch die Reste einer zersprungenen, venezianischen Maske. Die Kleidung passte nicht zu einem Adeligen. Irgendwie musste es ihm gelungen sein, sich auf das Fest zu schleichen. Doch wie war das passier? Sein Hals war wie von einer großen Pranke aufgerissen worden. Kein Tier in diesen Gefilden war Don Domingo bekannt, das so etwas anrichten konnte.
Nachdem sie die Leiche umgedreht hatten, war sich Don Domingo sicher. Der Kerl war wie Pudding, sämtliche Knochen schienen mehrfach gebrochen worden zu sein. Außerdem trug er bestimmte Zeichen. An seiner rechten hand klebte Blut und Spritzer befanden sich auf seinem Bauernhemd.
Dies war vermutlich der Mörder von Erik.
Vermutlich war er von dem Feind der Witwe engagiert worden. Das machte Sinn. Ein Verbrecher, der ohnehin nichts weiter zu verlieren hatte, aber für viel Geld noch mal ein Wagnis einging. Im Schutze der Versammlung hatte er Erik töten können.
Und war dann selbst beseitigt worden.
Jetzt musste Don Domingo nur noch herausfinden, wie der Feind der Witwe das angestellt hatte. Er fragte sich allerdings ernsthaft, wieso der Feind der Witwe einen Killer bestellt hatte, wenn er noch einen besseren Killer auf der Burg gehabt hatte. Hätte dieser nicht Erik auch umbringen können? Vielleicht konnte die Halswunde ja noch mehr Aufschluss liefern.
Ihm viel noch eine weitere Wunde auf. Die linke Hand war von Prellungen übersäht. Daher hatte er es fast übersehen. Irgendetwas rundes hatte die linke Hand des Killer durchstochen. Es war nicht dick genug für eine Lanze und nicht dünn genug für einen Degen. Hier stand Don Domingo genauso vor einem Rätsel, wie bei der Halswunde.
Er winkte seinen Diener zu sich und sie gingen zwei Meter von der Leiche weg um sie aus der Ferne zu betrachten.
„Was hältst du davon?“
Sein Diener war es gewohnt von seinem Herren ins Vertrauen gezogen zu werden und zeigte sich daher auch nicht schockiert. „Es sieht so aus, als wäre er von da oben abgestürzt und dort bei dem Kirschbaum gelandet. Bei seinem Flug durch das Gestrüpp hat er seinen Mantel verloren und ist bis an die Grasnarbe gerollt. Er hat wohl versucht irgendwas in die Erde zu ritzen. Vielleicht könnt ihr es ja lesen. Er wurde aber darüber hinweggeschleift und ist dann da gestorben, wo wir ihn gefunden haben.“
Natürlich ließ Don Domingo seinen Diener zuende Sprechen. Wenn er ihn unterbrach brachte er ihn aus dem Konzept und ließ nachher noch einen wichtigen Hinweis fallen. Wiedereinmal zeigte sich auf jeden Fall, dass seine Theorie recht besaß, dass vier Augen besser sahen als zwei.
„Zeig mir das Geschriebene.“
Sein Diener führte ihn hin und er kniete sich hin um es sich anzusehen. Vorsichtig berührte er die Rillen mit den Fingern. Auch er konnte es nicht lesen. Also schickte er seinen Diener los etwas zu Schreiben zu holen. Er würde es abzeichnen. Ein Schriftgelehrter mochte ihm da vielleicht noch weiterhelfen können. Aber das bezweifelt er. Es schien, als wäre die Schrift, oder was es auch immer sein mochte, von den Schleifspuren unbrauchbar gemacht worden.
Vielleicht war der Killer auch selbst darüber gerutscht. Allerdings bezweifelte Don Domingo dies. Niemand schrieb zuerst etwas um es dann so zu ruinieren.
Er ging noch mal zu der Leiche und untersuchte diese etwas genauer. Unter dem Hemd fand er eine Tätowierung auf der Brust. Sie zeigte einen einzelnes schwarzes Auge.


Damit endet der zweite Teil. Was steckt hinter der Sache mit dem Mörder? Ist die Sache wirklich so klar, wie Don Domingo vermutet? Oder sollte er besser die Sache mit dem zweiten Mörder und den Schriftzeichen besser weiter untersuchen? Ald das erfahren sie, wenn es wieder heißt: Das Grauen in Kassel erwacht!
 
09.04.2004 Blut und Asche

Der 09.04.2004 begann für Alexander mit einem Rückschlag. Direkt nach dem Aufstehen meldete sich der Architekt. Es gab ein Problem mit den Rohrleitungen. Sofort machte sich der junge Brujah auf um das Problem in den Griff zu bekommen, doch das half auch nicht mehr. Eine Rohrleitung verlief nicht so, wie es für die Umbauarbeiten erforderlich gewesen wäre. Die Versetzung der Wand schien damit in den Wind geschossen zu sein, wenn sie nicht eine Genehmigung vom Bauamt bekamen und das machen lassen konnten. Doch wie sollte Alexander zum Bauamt? Er beauftragte den Architekten dazu, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ, wenigstens noch ein paar Euro dafür einzukassieren.
War ja klar.
Doch nachdem Alexander angefangen hatte aufzuhören die roten Zahlen zu zählen, sah er sich in der Bar um. Sein Projekt war nicht gerade einfach. Er brauchte spezielle Tische und Stühle und konnte nicht jeden x-beliebigen verwenden. Dieser Monat würde ihm nicht viel Geld übrig lassen. Aber das war okay, sofern er es schaffte die Schlosser-Bar in etwas Gewinnbringendes umzubauen. Ein Kompletter Imagewandel, damit würde es wahrscheinlich in den Schlagzeilen landen. Und selbst wenn nicht, dann schaltete er eben eine Anzeige. Das würde er ohnehin tun.
Er grinste und griff zum Handy. Die Lieferung einer Glasscheibe für die Bar musste verschoben werden.
Danach arbeitete Alexander an der Stereoanlage ein wenig herum. Die Dinge aus der Schulzeit halfen ihm dabei durchaus dabei. Doch zwischendurch fasste er auf die Platine des Verstärkers und bekam eine gewischt. Glücklicherweise schien eine Sicherung den Kurzschluss verhindert zu haben. Er machte für die Nacht Schluss und ging nach Hause. Die Sicherung würde er erst am Montag besorgen können.
Daheim schrieb er noch ein wenig an seinem Text herum.
 
Zurück
Oben Unten