[27.04.08] Das Erbe

AW: [27.04.08] Das Erbe

Der Nosteratu lehnte sich zurück und faltete seine überlangen Finger ineinander, während er den Ausführungen seiner Tochter folgte. Ihr Plan war nicht schlecht und konkreter als vieles das er bisher zu diesem Thema gehört hatte. Bis auf einige Kleinigkeiten war er auch praktikabel. Dummerweise verhinderte einer dieser Gedankenfehler das der Plan auch wirklich aufging.

So weit so gut. Und wenn wir dann an dem Punkt sind das deine Tarnung uns nichts mehr hilft und wir uns beide verbergen, wie koordinieren wir uns dann ?

Obwohl man den Schalk in seiner Stimme hören konnte, meinte er es nicht herablassend. Stray hatte noch nicht die selbe Erfahrung wie er in der Kunst nicht gesehen zu werden. Außerdem lagen ihre Begabungen auch eher in einer anderen Ausrichtung der Nosferatu Talente. Sie konnte ihn problemlos anhängen wenn es darum ging für das Auge die Gestalt einer anderen Person anzunehmen, aber sie hatte bei ihnen Plänen vergessen, dass sie einander auch nicht mehr wahrnehmen würden, wenn sie sich vor der Welt verbargen.

Lurker hatte natürlich eine Lösung für dieses Problem und wahrscheinlich würde Stray diese mehr als nur begrüßen, sicherte sie ihr doch einen Platz in der ersten Reihe, aber er wollte sehen wie sie das Problem anging.
 
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Verdammt, das war mal ne gute Frage!
Wie schnell ein kleines unbedachtes Detail doch jeden noch so gut duchdachten Plan durcheinanderwirbeln konnte.
Zumindest eines hatte sie grade gelernt, unterschätze niemals das Unverhoffte und sei dir deiner Sache niemals zu sicher.
Aber es galt noch eine weitere, wichtigere Lektion zu lernen.

Natürlich hatte Jenny den leicht belustigten Unterton in der Stimme ihres Vaters bemerkt, verstand aber sofort warum er das tat und worauf er eigentlich hinaus wollte.
Jetzt galt es also ihn irgendwie zu beeindrucken.
Nur wie?

"Ich hatte schon vorher überlegt, dass wir auf jeden Fall einen Treffpunkt für Notfälle ausmachen, an dem wir uns für den Falle einer Trennung treffen können. Am besten irgendwo hier unten im zu Hause, nicht allzuweit entfernt vom Einsatzort. Ich sehe aber ein, dass dies unser eigentliches Problem nicht löst!"

So recht wollte ihr keine Lösung einfallen, aber zumindest wollte sie beweisen, dass sie nicht vollkommen unvorbereitet war.

"Blöd ist, dass wir das Gelände nicht kennen! Das einzige was mir einfällt ist, dass wir, wenn es nötig werden sollte, doch unabhängig voneinander vorgehen. Das erhöht zwar das Risiko, gewährt uns aber einen größeren Beobachtungsradius, was wiederum die Zeit des Einsatzes verringert und es den Wölfen damit schwerer macht uns aufzuspüren?"

Das war nicht doll, aber dafür das Jenny aus der Hüfte geschossen hatte, eine ganz brauchbare Alternative.
 
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Eigentlich hatte er nur gewollt das Jenny die Sache ein wenig von allen Seiten durch dachte. Sie hatte sich im Vorfeld einen Notfall Plan zurecht gelegt und das war für die Kleine Caitiff schon ein Meilenstein. Noch vor wenigen Wochen hätte sie wahrscheinlich nur geantwortet 'wir gehen rein und reißen ihnen die Köpfe ab'. Vielleicht mit einer wenigen höflichen Wortwahl. Der Nosferatu brummte zufrieden. Das eigentliche Problem konnte Stray nicht lösen, da sie nicht alle Fakten kannte.

Sehr gut. Ein Alternativplan wenn etwas schief geht und ein Ansatz für das Problem das wir uns nicht koordinieren könnten, wenn wir einmal dort sind. Behalte das im Hinterkopf Stray, unsere große Stärke hat auch Nachteile. Einer davon ist eben der, das wir einander auch nicht wahrnehmen können.

Er war wirklich zufrieden. Nicht nur das seine Kleine überhaupt mal nachgedacht hatte, sondern auch das ihre Ideen zielgerichtet und nützlich waren. Wenn man bei dem Vorgehen, das ohnehin an Wahnsinn grenzte, überhaupt etwas konstruktives beitragen konnte. Am Ende aller Dinge war es doch nur der irrsinnige Plan einer Rosenprinzessin, die es zu jung auf den Thron geschafft hatte. Wenn sie diese Sache überstehen würden und die Wahrscheinlichkeit somit stieg das er den Tag erleben würde an dem der Clan der Träumer nicht mehr länger die Macht inne hatte, würde Lurker hoffentlich die Gelegenheit bekommen viel Zeit mit der Seneschall zu verbringen. Für jede Minute der Gefahr in die er geschickt wurde, würde er einen dünnen Streifen ihrer Haut abziehen. Vielleicht würde er sich selbst damit schmücken und ein wenig vor ihr auf und ab tanzen.

Sieh nur, wie hübsch ich bin. Auch mir steht dein Gesicht.

Ein wenig in Gedanken fuhr er sich mit seiner Zunge, auf der sich Regenwurm dicke, lila farbige Adern verästelten, über seine zerfurchten Lippen.

Aber das was du beschreibst, wird unser zweiter Notfallplan werden. Wir werden gemeinsam hineingehen. Du musst dicht bei mir bleiben, dann kann ich dich mit nehmen in die Welt abseits der Wahrnehmung.

Das dürfte für Stray spannend sein. Er wusste das er es konnte. Er hatte mit diversen Dingen geübt und einmal sogar einen Menschen mit auf so eine Reise genommen. Also würde es auch mit seiner Tochter funktionieren, so hoffte er. Sie würde mit seiner Hilfe am Rande des Bewusstseins entlang wandern, so wie er es tat.
 
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Hatte er sie am Wickel?
Ahnte er etwas?
Nein!

Aber! Wenn sie direkt neben ihm voranschlich, zerstörte dies ihren eigentlichen Plan.
Die Gedanken rasten auf Hochtouren und wirbelten wie wild durcheinander, was nun?
Sollte sie einfach aufgeben und ihm ihren eigentlichen Plan verraten?
Jenny war sich nicht sicher, was Lurker da vorschlug war ja, wenn sie es dann richtig verstanden hatte, eigentlich völlig unmöglich. Nichtmal Cockroach, damals in Hamburg vermochte so etwas und der war immerhin ein echt alter Fuchs in solchen Dingen.
Sie tastete sich vorsichtig voran.

"Willst du damit sagen, dass du deine Kräfte auf mich übertragen kannst? Mich quasi mit verschwinden läßt, ohne das ich selber etwas damit zu tun hätte? Mach keinen Quatsch..."

Die Caitiff versuchte erst gar nicht ihre kaum zu überhörende Bewunderung zu verhehlen. Sollte stimmen was ihr Vater da sagte, und davon ging sie aus, war sie zutiefst beeindruckt.
 
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Er stützte sich mit den Händen gegen die Tischplatte ab und stemmte sich so in die Höhe. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen begann er dann, in einer perfekten Dimitri Imitation, auf und ab zu gehen. Es war ein riskanter erster Test unter Gefahr für ihn, aber er fürchtete das Stray, wenn sie auf sich alleine gestellt war, einen fatalen Fehler beging und dann aufflog. Was er vorhatte barg die Vorteile, dass er seine Kleine die ganze Zeit wortwörtlich an die Hand nahm und das sie sich sehen und hören konnten. Wenn alles gut ging und wenn er die Sache gut genug im Griff hatte für sie beide. Er nickte nachdenklich.

Ich mache keinen Quatsch. Ich würde versuchen uns beide da durch zu bringen. Ich glaube das wir bessere Chancen hätten, wenn ich das für uns übernehme. Außerdem können wir uns dann sehen.

Eine nervige, böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf lästerte außerdem darüber das er sich davor fürchtete wieder so einer Panikattacke zu erliegen, wie vorgestern. War es jetzt schon so weit das sich der Nosferatu nicht mehr traute alleine durch die Schatten zu schleichen ? Ärgerlich wischte er diese Bedenken beiseite. Es ging um wichtige Angelegenheiten und er durfte sich keine kleinlichen Schwächen leisten im Augenblick.
 
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Ich werde besser....

Jenny nickte zustimmend, denn ihr war grade ein recht brauchbarer alternativer Plan eingefallen. Vielleicht würden sie beide ihn durch Lurkers unbekannten erstaunlichen Fähigkeiten nicht mehr brauchen, aber ein gut durchdachter Plan B war sicherlich nicht der falsche Ansatz.
Leider fußte er noch immer auf einige Grundlagen die ihren Vater sicherlich alles andere als erfeut hätten, aber sie retteten ihm zumindest das Leben und gewährtem ihm, wenn alles wie erhofft funktionierte, eben sogar einen gründlichen Einblick in die vorherrschenden Lebensumstände der Garou.
Im nachhinein würde es kein Problem darstellen den Nosferatu von der Qualität der Aktion zu überzeugen, denn von den eigentlichen Umständen würde er ja gar nichts mitbekommen. Und sollte es wider erwarten doch schief gehen, war ja eh alles wurscht...

"Ok, dann machen wir es so! Ich bin ehrlich gespanntt wie gut wir uns bei dieser Aktion machen werden. Echt, mich interessiert auch wie diese Viehcher so leben und womit sie ihre Zeit verbringen, wenn sie nicht grade mit Schaum vorm Mund hinter uns her hetzen!"

Die Caitiff klang gut gelaunt und zuversichtlich.

"Wann soll es denn morgen losgehen? Weißt du schon was näheres?"
 
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Der Nosferatu lupfte eine haarlose Braue. Sicherlich auch eine Sichtweise, wenn er auch an eine Reise in Richtung Brehms possierliches Tierleben nicht so recht glauben wollte. Mit dem Bild eines geifernden Werwolf Kiefers und ein paar hundert Pfund rasenden Zornes auf die Untoten, verpackt in Fell und Klauen, konnte man ihr nicht so recht Respekt einflößen. Eher schien sie neugierig zu sein auf diese Monster. Das einzige das Lurker bisher wusste war, dass man sich besser von ihnen fernhielt. Dies galt besonders wenn man als Umgebung die Stadt gewöhnt war und das Reich außerhalb der Zivilisation nicht kannte. Natürlich kannte er auch die ganzen anderen Geschichten über Silberkugeln die man in ihr Herz schießen musste und das sie starben, wenn sie eine Mondfinsternis sähen.

Der Gedanke das sie aber ein sozial Leben haben mochten und eine Struktur, ähnlich wie die Vampire oder die Menschen, war befremdlich. Vielleicht war er derjenige der einen Fehler machte ? Vielleicht war seine Tochter, trotz allem ungestüm und ihrer unbesonnenen Wildheit, in diesem Falle diejenige die Recht hatte ? War er nicht aufgeschlossen genug ? Lurker biss nachdenklich auf seiner Unterlippe herum.

Wir werden sehen. Das Ende ist dasselbe.

Dann riss er sich selbst aus seinen grüblerischen Gedanken. Wie er es schon gesagt hatte, war es im Grunde nicht wichtig ob die Werwölfe nur sabbernde Irre waren, oder liebevolle Eltern mit einem ausgiebigem Hang zur Brutpflege. Von ihm aus konnten sie auch in ausgehöhlten Pilzen im Wald hausen. Das Ende war dasselbe.

Nein, ich denke das wir genauso gut früh starten können. In den alten Geschichten sind die Wölfe Wesen der Nacht. Also brauchen wir nicht zu warten das sie sich schlafen legen. Wir treffen uns einfach in der Bibliothek und ziehen los, sobald wir das Zeichen vom Sheriff bekommen.
 
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"Reicht elf Uhr? Ich habe Fab versprochen, dass ich ihm nen kleinen Gefallen tue und würde nur ungern mein Wort brechen. Geht ganz schnell und ich wäre auch bestimmt spätestens um elf Uhr bei dir in der Bibliothek, ok?"

Die Frage war eigentlich rein retorischer Natur.
Lurker kannte die Caitiff und wusste das sie nur im äußersten Notfalle ein gegebenes Versprechen brechen würde. Daher würde er ihre bitte entweder still zur Kenntniss nehmen, oder es verbieten, was wiederum keiner weiteren Erklärung bedurfte, denn wenn er es tat, wusste Jenny das es wichtig genug war, um eine Ausnahme zu machen.
Sie würde mit keinem Wort widersprechen.

"Was machst du denn heute noch? Ich denke ich werde jetzt gleich erstmal etwas herumfahren und mir deine Erzählungen noch einmal durch den Kopp gehen lassen, war ja mal ne ganze Menge..."
 
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Lurker war nicht nur mit seinen eigenen Gedanken schwer beschäftigt gewesen, sondern hatte auch im tatsächlichen Sinne so viel zu tun gehabt in den letzten Nächten, das ihm nicht nur gerade entging was Stray wohl mit dem Brujah DJ planen könnte, sondern das er auch die Gerüchte über eine große Party die sich im Industrieviertel abspielen sollte nicht sonderlich beachtet hatte. Sollten die Menschlein sich von ihm aus diese alten Gasmasken und irgendwelche merkwürdigen Lack und Leder Kostüme anziehen und zu ihrem Lärm herumzappeln, oder sich von den Polizisten per Wasserwerfer durch die Gegend prügeln lassen. Demonstrationen waren in den letzten Nächten das Letzte das ihn interessierten. Wäre er allerdings im Bilde gewesen das Mahler dahinter steckte, hätte er die Sache mit Sicherheit verhindert. Zu Fabians Glück hatte sich Lurker aber, nachdem er seinerzeit Stray dabei erwischt hatte wie sie die Prügelei auf seinem Friedhof angeführt hatte, nicht weiter darum gekümmert ob noch andere Beteiligte schuld waren an seinem Umzug. So blieben dem Brujah einige unangenehme Besuche erspart. Stray hingegen, sollte sich bloß nicht ein zweites mal dabei erwischen lassen eine Parade mitten durch Lurkers Wohnzimmer anzuführen. Der Nosferatu hätte mit Sicherheit lieber ein ganzes Rudel Werwölfe Gassi geführt, als diese lärmende Menschenmasse von seiner Tochter angeführt durch seine Straßen marodieren zu sehen.

Ich glaube eine konkrete Uhrzeit ist überflüssig. Wenn du dort bist, bist du dort.

Das einzig relevante war eigentlich der Sonnenuntergang und der Sonnenaufgang. Dazwischen konnte einem die Stunde egal sein. Auch für die Frage ob es so anfing mit den Untoten, ob ihnen erst die Stunden, dann die Tage, irgendwann die Wochen und am Ende selbst Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte gleichgültig wurden, blieb in diesen Nächten keine Zeit. Die Ereignisse rasten unbarmherzig voran und sie mussten schauen wie sie hinterher kamen.

Ich gehe in die Bibliothek, dort kann ich Massimo noch ein wenig helfen und noch ein paar Dinge vorbereiten.

Ein Spaziergang um ihre Gedanken zu klären. Eine sehr gute Idee für Stray, wie Lurker fand. Er würde selber einiges Nachzudenken haben. Wenn auch in eine gänzlich andere Richtung. Strays letzter Satz hing immer noch in seinen Gedanken.

wie die Viecher so leben...
 
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"Ok Dad, dann grüß den alten Kauz von mir! Ich hab ihn übrigens Fogy getauft, ich fand das paßte irgendwie zu ihm. Ich hau dann ab und wir sehen uns spätestens morgen!?"

Jetzt erst viel Jenny auf das sie noch gar nicht richtig angezogen war. Sie schlüpfte daher schnell in Stiefel und Lederjacke und bereitete sich auf ihren Aufbruch vor. Innig umarmte sie Lurker zum Abschied, tätschelte Hans den riesigen Schädel und machte sich auf den Weg.

Vielleicht würde sie mal am Cafe de Trois vorbeischauen?
 
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