[25.04. 2008] unbekannte Nummer

An manchen Abenden konnte einem das Telefon auch wirklich tierisch auf den Sack gehen... auch wenn man keinen hatte.

Erneut klingelte das Telefon von Meyye. Es wurde eine Nummer angezeigt aber im Telefonbuch der Gangrel gab es dazu keinen Eintrag. Vielleicht ein heimlicher Verehrer?

Wohl kaum!

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Unbekannte Nummern kriegen eine unbekannte Antwort... nein, das ergibt nicht viel Sinn, eher werden da erstmal Vermutungen angestellt. Meyye hat den begründeten Verdacht, dass die unbekannte Nummer Bevage gehört, der sie vor zwei Nächten angerufen hat. Er sollte ja heute ankommen, wenn sich nichts geändert hat. Als sie rangeht, sagt sie deshalb auch gleich: "Hi, bin gleich am Bahnhof."

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Enio hob erstaunt die Augenbrauen. Bahnhof? Ja jetzt verstand er den Spruch endlich... Ich versteh immer nur Bahnhof. Na wenigstens war die Gangrel ans Telefon gegangen. Also war sie ja zumindest mal nicht vernichtet.

"Schön für dich." Enio meldete sich nicht mit seinem Namen. Wozu auch? "Hier ist dein Lieblingsbrujah Ciciollina...", auch wenn die Wortwahl nicht unbedingt seriös bezeichnet werden konnte, so klang jedoch Enios Stimme überhaupt nicht spaßig. Ganz im Gegenteil! "Hör zu Meyye. Ich bin mir im Klaren darüber, daß du warscheinlich alles was ich dir jetzt erzählen werde für eine Lüge halten wirst also glaub blos nicht, daß ich mir sonderlich viel Mühe geben werde besonders glaubwürdig rüber zu kommen. Wir haben Informationen, daß die Werwölfe mit denen damals dieser Waffenstillstand ausgehandelt wurde nicht mehr das Sagen in Finstertal haben. Ums klar auszudrücken... Black Mind wurde abgesetzt und so wie es aussieht das ganze Rudel um ihn." Enio hatte jetzt wirklich keinen besonderen Durchblick wenn es um Garouhirarchien und Machtkämpfe ging. Für ihn war es schon schwer sich den Namen des Rudelführers gemerkt zu haben. "Bevor du voreilige Schlüsse ziehst und mich für einen Lügner hältst... denk nach. Wann hattest du das letzte mal Kontakt zu deinen Freunden? Warum hätten sie vor dem Dark End den Malkavianer vernichten sollen? Das ganze würde nur Sinn machen, wenn sie nach jahrelangem Frieden oder wie auch immer man das bezeichen möchte, plötzlich entschieden hätten den Kainskindern dieser Stadt ohne jeglichen Grund den Krieg zu erklären. Klingt das plausibel? Wohl eher nicht. Plausibler klingt, daß Black Mind und die anderen uns bekannten Garous durch andere ersetzt worden sind und die sich dazu entschieden haben seine Politik nicht fortzuführen und die Vampire dieser Stadt zu vernichten."

Enio hatte für seien Verhältnisse recht schnell und flüssig gesprochen. Er wollte vermeiden, daß Meyye bei einer Pause einfach auflegen würde. War sie denn überhaupt noch dran?

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Shit! Das klingt eher nach Enio, ihrem Lieblingsbrujah from hell, wie sie in Gedanken die Koseform erweitert. Tschikiodingsbums, was auch immer. "Was zum Teufel willst du?" knurrt sie und macht schon mittels Tonfall keinen Hehl daraus, dass sie von allen verdammten Seelen Finstertals ihn am allerwenigsten hören will. Nicht nur weil sie ihn so sehr mag, sondern vor allem weil andere Dinge an ihren Nerven zerren.

Und da legt er auch schon los. Ja ja, yadda yadda, komm zur Sache! Und plötzlich hat sie allen Grund, hellhörig zu werden. Das bedeutet, dass er von ihrem Ende der Leitung kein Wort hört, nichtmal allzuviele Geräusche, und die gehen leicht unter. So lange, bis er fertig ist und sich tatsächlich gar nicht sicher sein kann, dass sie noch dran ist, weil sie auch danach noch schweigt. Was Enio sagt klingt ungeheuerlich, und im Gegensatz zu den von außen heimlich hereinkommenden 'war packs' die das Feuer schüren wollen, der GAU für die Vampire Finstertals. Und wahrscheinlich auch für die 'zu freundlichen' Garou. Und Blutsverwandten... Julian!

Aber von dem, was knapp unterhalb der Panik ist und sie gerade anspringt, ist nichts zu hören als sie völlig umschwenkt und antwortet: "Du redest doch 'nen Riesenhaufen Scheisse." sagt sie mit verärgerter Stimme. "Den Namen Black Mind kennste vielleicht vom Prinzen, aber vom Rest haste doch keine Ahnung. Woher willste das alles denn wissen, hä? Klär mich mal auf, wieviele Freunde du bei den Wölfen hast, die dir das alles erzählt haben." Als wenn nicht das schon Grund genug der Frustration wäre... wenn er recht hat, hätte sie das doch als erste erfahren müssen... aber niemand hat mit ihr gesprochen.

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Schweigen war Enio ja gewohnt. Deshalb fiel es ihm nicht allzu schwer geduldig zu warten bis sich die Gangrel wieder meldete. Ihre Reaktion war vorhersehbar und der Brujah hatte nicht damit gerechnet, daß sie ihm alles so ohne weiteres abkaufen würde. Warscheinlich hätte es auch eher für die Dummheit von Meyye gesprochen, wenn sie jetzt "Ja und Amen" gesagt hätte.

Letztendlich konnte Enio nur hoffen, daß es in Meyye genug Zweifel gab um zumindest einige Dinge zu hinterfragen. "Die Antwort ist ganz einfach: überhaupt keine! Ich werd mich auch ganz bestimmt nicht anstrengen eine Ahnung von den Garou zu bekommen oder mir Freunde unter ihnen zu machen... aber das spielt dabei auch überhaupt keine Rolle. Die Antwort auf deine Frage hast du dir ja bereits selber gegeben Mey. Ich habe diese Informationen vom Prinzen beziehungsweise von der Senneschal und glaub mir... von denen ist keiner besonders glücklich über die Situation." Enio mußte Meyye gegenüber nicht erwähnen, daß er seit heute Sheriff von Finstertal war. Es würde ihr nur wieder Nahrung für neue Sticheleien geben um ihren Frust loszuwerden. Der Gangrel war aber klar, daß Enio Primogen der Brujah war und somit wohl einer der ersten war, der von Buchet oder Noir über solche Dinge informiert wurde.

"Du kannst dir das gerne bestätigen lassen... telefonieren kannst du ja offensichtlich. Auserdem kannst du auch gerne deine Freunde bei den Gestaltenwandlern anrufen. Falls du einen erreichen solltest wird er dir das bestimmt ebenfalls bestätigen können. Wie gesagt... falls du einen erreichen solltest." In Enios Worten hatte das Wörtchen "falls" einen Klang wie ein unterschriebenes Todesurteil.

"Jedenfalls habe ich Noir gesagt, daß ich dich anrufen werden und... dich warnen! Das Garougebiet ist nicht mehr sicher. Weder für einen wie mich... noch für dich. Das solltest du dir jedenfalls durch den Kopf gehen lassen bevor du dich entscheides dorthin zu gehen und dir die Sache von Nahem anzuschauen."

War das etwa eine ernst gemeinte Warnung? Jedenfalls war keine Hähme oder giftige Untertöne in Enios Stimme zu hören. Was er gesagt hatte konnte auf jeden Fall alles nachgeprüft werden. Also falls Enio ihr Mist erzählt hatte... lagen der auf sehr dünnem Eis und war bestimmt nicht einmal ein Anruf wert.

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May? Seit wann nennt der sie May? Darf der das? Allein dafür könnte sie ihm schon eine pfeffern. Aber über das Telefon kommt das nicht so gut, darum lässt sie es und hört dem Dummgelaber weiter zu. Immerhin lässt er ja doch mal ein paar Bröckchen fallen. Der Prinz weiß also bescheid, okay, das kann sie glauben. Wenn Black Mind nicht mehr der Chef ist, kann er ja ne kurze Nachricht über die neue Situation zu Buchet geschickt haben, warum auch immer der eine kriegt und sie nicht. Irgendwas stimmt an der Sache immer noch nicht.

Dann drückt er ein wenig zu sehr auf die Theatralikorgel. "Deine Kassandra kannste dir sparen." kommentiert sie genervt, vor allem da er ja durchaus in einer Wunde herumstochert. Ohne es zu wissen, zumindest hofft sie das. Sie muss endlich irgendjemanden erreichen, verdammt nochmal! Und wenn sie dafür im King's Pub aufkreuzen muss. Da kann der kleine Nachrichtenbote seiner prinzlichen Erlauchtheit soviel warnen wie er will. "Und mach hier nich die Nanny, die steht dir genausowenig. Prinzenrolle kann viel erzählen, ich werd das selber überprüfen. Bete du lieber zu St. Harley, dass es nich wahr is... sonst sind wir bald alle verdammt gearscht und tanzen den Sonnentango."

Damit unterbricht sie die Verbindung, steckt aber das Handy nicht weg. Wieder geht sie die Litanei der letzten zwei Nächte durch, fast jede wache Stunde einmal, Black Mind... Sylvia... Nara... und zuletzt Julian, nur zur Sicherheit. Sie will einfach seine Stimme hören. Geht ran verdammt, geht endlich ran!

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Sinnlos, es würde keiner ran gehen, nicht mal Julian würde sich melden.

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Enio mußte ganz kurz grinsen als er sein Handy wieder einsteckte. Der Moment war aber schnell vorbei... es gab einfach zu wenig lustiges in letzter Zeit und der Hinweis mit dem Sonnentango war ja leider nur zu wahr.

Trotzdem war das Gespräch auch ein bißchen unterhaltsam. Die ganzen Drohungen und coolen Sprüche der Gangrel bedeuteten für Enio eigentlich nur eines... Unsicherheit! Entweder war sie es generell oder aber sie hatte verstanden was die Informationen, die er ihr gegeben hatte bedeuten könnten. Enio hoffte nur das sie nicht aus lauter Trotz fast absichtlich in ihr Verderben rennen würde. Es wäre ein sinnloser Verlust für die Stadt und Enio könnte sich einen besseren Abgang vorstellen als von einem Rudel Werwölfe auseinandergerissen zu werden... selbst für Meyye