25.04.06 - Mir entgeht nichts

traum

Grinsekatze
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Schon einige Zeit saß er hier auf dem einsamen Felsen, knapp oberhalb der Stadt. Es waren nur einige Wochen gewesen, doch sie wirkten wie Jahre. Dimitri stützte den Ellenbogen auf das Knie als er nochmals langsam und voller Gedanken die Bänder seines Stiefels fest zog. Seinen Blick hatte er schon lange nicht mehr vom Horizont genommen. Von der Stadt, von welcher er sich zurückgezogen hatte, um das Ganze vergessen zu machen. Doch er konnte es nicht.

Auch wenn Dimitri darüber nachdachte, dass vielleicht Lurker, oder Luci gar, darüber nachdachten wie es ihm erging. Dimitri hatte sich von Ratten und Bären ernährt in diesen finsteren Zeiten. Das klebrige Blut der Tiere klebte so ekelhaft am Gaumen, und von Genuss war gar nicht zu reden. Dimitri merkte, dass er langsam das wurde, was er sein sollte. Ein Tier! Ein Monster, schöner noch als jedes Lichtr der Welt... blendend. Er hob seinen Kopf in die höhe und schnupperte die Nachtluft. Fleisch, Schweiss, Fäkalien... all dies drang mit einem mal in seinen Kopf.

Er musste gehen, musste gehen und dieses Leben einen kurzen Moment hinter sich lassen. Musste sich entwickeln... ein wenig mehr sterben vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Der Mond lag freundlich über der Stadt, als Dimitri seine Stiefel fest gebunden hatte. Mit einer leisen Handbewegung, die einem Windhauch glich, strich er dem wilden Wolf über das Fell. Schon lange hatte er ihm klar gemacht, dass Dimitri ihm nichts tun würde. Mit einem lauten Jaulen verschwand der Wolf in der Dunkelheit der Nacht. Und das letze was man von ihm sah, war der schimmernde Schatten im Mondlicht, als sich das letzte Heulen in Luft auflöste.

"May the road
rise to meet
you

May the wind
always at your back

May the sun shine warm
upon your face

The rain
fall soft upon your fields

And until we meet again
may god hold you in the
palm of his hand..."

Mit Handkuss verabschiedete Dimitri den großen Wolf. Sie hatten in den letzten Wochen eine seltsame Bindung eingegangen. Anfangs noch, waren beide sounheimlich wütend aufeinander, ohne zu wissen warum. Doch, nach einiger Zeit schien es sich zu legen, zu dämpfen. Sie verfolgten beider gleichermaßen... sie hassten sich und sie knurrten sich an. Wie oft haben sie miteinander gekämpft, aber dann doch wieder voneinander abgelassen wenn einer am Boden lag? Unzählige male vielleicht? Wer weiß das schon genau?

Ein letzter Kuss, für Dimitris großen Wolf, der ihm in der Wildnis beistand wie es nur ein Rudelmitglied tun kann.

Als der schwarze Wolf mit schwerem Kopf und hängendem Schwanz die Lichtung vor Finstertal verließ, war er nicht er einzige der schweren Herzens war. Dimitri hatte schon all zu oft darüber nachgedacht wie es wäre Lurker wieder zu sehen. Ihm zu sagen, dass es einfach für eine gewisse Zeit sein musste. Lurker würde ihn sicher verstehen, oder etwa nicht?

Den Kopf zwischen den Beinen nach links und rechts drehend, immer wieder auf Feinde aus, saß Dimitri dort. Auf einem Hügel vor Finstertal. Den Mond im Nacken, und eine gute Absicht im Herzen. Doch al erstes musste er sich mit Lurker treffen. Lurker würde ihn nicht einfach so aus seinem Gedächtniss gestrichen haben.

Leise jaulte Dimitri in die Nacht hinein, als seine Arme und Beine zu Blut wurden, und sich zusammen mit dem Rest des Körpers in einem Blutstrom Finstertal näherten, um dort vorerst in einem Kanaldeckel zu ruhen.

Nach einer gewissen Ruhepause, kletterte ein großer Mann von ca. 2.00m aus dem Schacht. Er zückte ein Handy, doch leider schienen hier grade ein paar Leute grade ordentlich einen durchziehen zu wollen. Dimitri kletterte langsam heraus und wirft den Leuten einen aufmerksamen Blick zu...
 
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