[23.09.07] This is how love… (1)

Grinsekind

Antonin Philippe Tesnos
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22. Juni 2005
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Out of Character
Fortsetzung hiervon



Leise säuselte die Musik vor sich hin, unbemerkt von der einzigen Person im Zimmer. Halbnackt saß der Brujah auf dem schwarzen Sofa im Wohnzimmer. Er hatte ungewöhnlicherweise eine CD herausgekramt und auf Dauerdurchlauf geschalten. Musik war ihm gerade nicht wichtig, er hatte nur etwas angemacht, damit ihm das Denken nicht so schwer viel. Außerdem wollte er die Stille im Haus nicht hören. Nicht einmal ein atmen konnte man erahnen, schließlich war es nicht nötig um Fabian am leben zu erhalten.
Aber jetzt lief ja Musik und er konnte sich auf seine Gedanken konzentrieren. Auch wenn er nicht ganz sicher war, welcher Art diese waren. Sein Kopf brummte vor sich hin und es war immer noch schwierig sich auf einen Gedanken zu fokussieren. Er zog ein Stück Papier aus der Hosentasche. Eigentlich war es ein Foto, auf dem eine junge Dame mit blonden Haaren zu sehen war. Fabian wusste nicht warum, aber wenn er das Foto sah, wurde er von Gefühlen überschwemmt. Es passte nicht zu ihm, dass er in diesen Strudel stürzte, in dem er nicht mehr selbst agierte, sondern Spielball war. Spielball seiner Gefühle, um Phrasen zu dreschen. So etwas Ähnliches kannte er nur, wenn er rasend wurde und dem inneren Tier alle Freiheiten gewährte. Auch da war er nicht mehr Herr seiner Sinne und handelte rein instinktiv.

„Dani“
Seine Hand strich über das Foto und er lehnte sich mit einem seufzen zurück. Nicht nur dass er als Mensch nie so etwas gespürt hatte, dass dies auch noch als Vampir möglich war, hatte er nicht gewusst. Aber vielleicht waren seine Gefühle auch nur Einbildung. Vielleicht spielte er sich selbst etwas vor um sich an das menschliche in ihm zu klammern?
Aber konnte das sein? War er jemand der sich sehr menschlich verhielt? Hatte er denn überhaupt ein moralisches Gewissen?
Doch solche Fragen lenkten nur von dem Hauptproblem ab. Ja, es war ein Problem. Fabian war es nicht gewöhnt. Weder solche Dinge zu empfinden, noch plötzlich jemand anderen an erste Stelle zu setzen. Es war wie als hätte man den eigentlichen Fabian durch einen anderen ersetzt. Wie als wäre er…verliebt.

Genau das schien der Punkt zu sein, Fabian hatte sich verliebt und wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Selbst bei Freundschaft hatte sich der Egomane schon immer schwer getan. Nicht weil er auf sich selbst fixiert war, das war ein Resultat vieler Entwicklungen und Erfahrungen. Nein, Fabian war dadurch, dass er nie wahre Freundschaft erfahren hatte, der Meinung, dass es so etwas wie Freundschaft gar nicht gab. Es war doch logisch, jeder war sich selbst der nächste und wer nicht auf sich selbst achten konnte, musste sich eben sonst wie arrangieren. Und Fabian hatte sich wunderbar mit der Welt arrangiert. Er hatte sich sein eigenes krudes Weltbild aufgebaut, hatte es geschafft, war berühmt geworden, hatte sich von keinem Rückschlag treffen lassen, hatte sich geduckt, wenn es an der Zeit war und hatte nach den Sternen gegriffen, wenn möglich.
Klar war er dadurch zu einem Sonderling geworden, aber hey, war er nicht erfolgreich?
Klar wich sein (Selbst-)Verständnis von der allgemeinen Meinung ab, aber hey, waren nicht die Anderen es, die zerbrachen?
Klar war es in gewisser Weiße einsam, aber war nicht jeder Mensch auf seine Art einsam?

Fabian hatte damit leben können, mehr als nur gut, es war ihm wunderbar gegangen. Und jetzt plötzlich diese Misere. Es schien als würde sein mühsam aufgebauter Schild gegen die Umwelt langsam bröckeln. Nicht nur das, Fabian riss ihn mit Vorschlaghammer ein, jedes Mal wenn er sich mit Dani traf. Und das häufte sich in letzter Zeit. Seltsamer weiße hatte das Skingirl eine gewisse Art von Aggressivität gewonnen und er gab sich dem hin. Sie hatten viel unternommen, waren auf Konzerte gegangen, hatten gemeinsam Partys gefeiert, hatten Abende zu zweit verbracht und jedes Mal war ein Stück von Fabians Mauer eingebrochen. Gut, eine wirkliche Mauer war es nicht, aber es war eben diese Mischung aus Arroganz, Wankelmütigkeit und Widerstand, die langsam aber sicher anderen Gefühlen Platz machten.

Fabian lies das Foto auf den Tisch fallen und fuhr sich durch die Haare. Er würde ‚diese Sache’ klären müssen. Irgendwie musste er sich damit arrangieren. Hey, vielleicht meinte Dani es ja wirklich ernst. Er sollte sich einfach darauf einlassen. Aber das war einfacher gesagt als getan. Es schien ein weiter Schritt von der Stufe auf der Fabian sich befand bis zum Erdboden zu sein. Aber letztendlich schien er gewillt diesen Schritt zu gehen.
Mit abwesendem Blick lies er den Kopf nach hinten fallen und starrte zur Decke. Ein weiteres Seufzen entfuhr ihm und er dachte an die Dinge, die er schon mit Dani erlebt hatte. Er wollte dass es immer so sein würde. Dessen zumindest war er sich sicher. Aber irgendwann würde ihm diese Untotensache in die Quere kommen. Vielleicht musste er dem ganzen Vorbeugen, wenn er wirklich etwas erreichen wollte. Außerdem, wäre es nicht besser Dani gleich die Wahrheit zu sagen? Machte man das nicht so in einer richtigen Beziehung? Und war es nicht das, was Fabian wollte?

Wieder diese ewigen Fragen. Fabian hob den Kopf wieder an und stand dann ganz auf. Er ging auf ein Fenster zu, sah kurz nach draußen und wand sich dann ab. Es war schon sehr dunkel und hinten brannte kein Licht. Überhaupt schien die Wohnung beständig im Dunkeln zu liegen. Wenn die Sonne schien waren die Rollläden unten und wenn es Nacht war, machte Fabian kein Licht an. Wahrscheinlich gab es schon zahlreiche Gerüchte zu dem jungen Mann, der jetzt schon über zwei Jahre hier wohnte. Aber was interessierte das Fabian?
Er ging zu dem CD-Spieler, schaltete ihn aus und verlies dann das Wohnzimmer um nach oben zu gehen.

Das Foto von Dani lag immer noch auf dem Tisch, umringt von Plattenstapeln, Müll und gebrauchten Gläsern.
 
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