[20.5.08] Left behind

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Es hat eine Zeit gegeben, da war Meyye allein und zufrieden gewesen. Sie war die Aussenseiterin der Stadt gewesen, blieb für sich und alles war gut so. Oder ist das eine Verklärung? Wie hätte es sonst so kommen können, dass sie Freunde zwar nicht gesucht, aber einige gefunden hatte, ein Kind, zudem einen Liebsten (und eine Liebste, zeitweise..) und ihr diese Zeit mit einer Intensität im Gedächtnis bleibt die zuvor ihresgleichen suchen aber nicht finden würde? Und dann sind sie allesamt wieder verschwunden, einer nach dem anderen, einer mit mehr Erschütterung als der andere... bis ihr nichts mehr geblieben ist. Zurück auf Feld 1? So funktioniert das nicht. Sie hat sie alle verloren und sie haben Wunden zurückgelassen die nicht nur schwer, sondern gar nicht mehr heilbar sind. Das ist ihr bewusst seit sie vor zwei Nächten der Illusion erlegen ist, dass sie wieder Frieden finden könnte... nur sehr kurzzeitig. Genau hier, in der zu Recht verlassenen Bibliothek vor der sie gerade steht.

Na gut, verlassen trifft es nicht ganz. Es ist noch jede Menge... nein, nicht unbedingt Leben, ausser wir zählen das Ungeziefer, aber Aktivität darin. 'Von allen guten Geistern verlassen' wäre ironischerweise und beinahe richtig... wenn Libby nicht da wäre. Meyye ist nicht ganz klar ('nicht ganz', haha.. eigentlich so richtig überhaupt nicht) wie ein angeblicher Splitter des Verstandes von Chezmoi als eigener Geist weiterexistieren kann, aber sie stellt das nicht infrage. Bei Malkavianern ist alles möglich. Aber nachdem Chezmoi selbst und die meisten anderen seiner Persönlichkeiten vergangen sind, dürfte sie so allein sein wie nie zuvor. Zurückgelassen, genau wie Meyye.

Nicht dass sie sich da jetzt eine Art Seelenverwandtschaft zusammenspinnen würde. Aber richtig ist es auch nicht, was mit Libby passiert.. an die wird nur gedacht wenn es mal wieder irgendwas superwichtiges in der Bibliothek zu entdecken und herauszuholen oder zu vernichten gibt. Und was soll's... es ist ja nicht so als ob Meyye noch viele andere Leute hätte, mit denen sie jetzt gern abhängen würde, oder?

Also geht sie und betritt das Gebäude. Sie sieht sich gar nicht erst lange um, sondern nimmt gleich die Treppe hinauf in das Stockwerk in dem sie sie das letztemal gesehen haben. Dort bleibt sie stehen und sieht sich um, mit der inneren Unruhe die sie in letzter Zeit öfter verspürt, weil sie mit unsichtbaren und unberechenbaren Wesenheiten zu tun haben, die nicht einsehen wollen dass sie tot sind (was sie jetzt.. wie genau von Vampiren unterscheidet? Unsichtbar kann sie auch werden...). "Hey Libby. Bist du da?" fragt sie erstmal in die leere Luft.
 
Wenn Meyye ihren Fetisch angelegt hatte, dann würde sie vor lauter Ohrenzucken kaum mehr zur Ruhe kommen, denn außer dem Ungeziefer gab es hier noch jede Menge Hinterlassenschaften des alten blinden Malkavianers, der sich mit Dingen befasst und umgeben hatte, die die den meisten schon beim blossen Gedanken daran, einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Schon auf dem Weg hinein, spürte sie das untheimliche, das hier aus jeder Ecke kommt, hatte sich dort nicht etwas bewegt, war dort nicht ein Licht aufgblitzt und was war mit dem kalten Hauch, der ihr durchs Haar strich.

Wer durchblickte schon die Welt der Geister, nicht einmal die, die sich damit befassten konnten alles erfassen, auch wenn das bestimmt nicht jeder zu geben würde. Wer wußte schon wie ein Geist zusammengesetzt war und bei Malkavianern wußte man es noch weniger. Vermutlich wußten es nicht mal die Malkavianer selbst.

Nach der Frage wieder ein Hauch, eine Kerze die aufflackerte und das Weinen eines Kindes in der Ferne.
 
Der Fetisch ermöglicht ihr den Blick ins Umbra.. das Ohrenzucken hatte sie schon, bevor Viktor ihr dieses Geschenk gemacht hat. Im Grunde geht es ihr nicht anders als all den anderen, die sich am liebsten ganz fern halten würden von all den Dingen, mit denen sich zum Beispiel ein alter, blinder Malkavianer beschäftigt hat. Aber erst gestern hat sich herausgestellt, dass man ein Sprichwort wie folgt abwandeln kann: Stell dir vor, da sind Geister und keiner geht hin. Und dann stell dir vor, die Geister kommen zu dir, weil keiner hingegangen ist.

Irgendwann muss Schluss sein mit Unbehagen und Furcht. Aber selbst dann.. fängt sie lieber mit denen an, mit denen sie sich vielleicht unterhalten kann. Deswegen fühlt sie sich hier noch lange nicht wohl. Dass ihre Ohren zucken hilft nicht gerade, denn so weiß sie sicher, dass sie beobachtet wird. Von Wesen oder Dingen, die sie selbst nicht sehen kann. Selbst wenn sie sich bemüht... sie kann nicht widerstehen, nach flüchtigen Bewegungen im Augenwinkel zu suchen, oder der Richtung aus der ein Geräusch kommt. Bis sie oben ist und sich auf Libby konzentriert.

Wer hat die Kerze angezündet? Ist sowas wichtig in einem Geisterhaus? Da brennt sie still vor sich hin, bis eine Besucherin kommt und ein Kinderweinen sie zum flackern bringt. "Tut mir leid wegen vorgestern. Wir waren nur wegen dem Bild hier, aber das ist vorbei. Ich wollte dich besuchen. Bist du da?" Natürlich ist sie da, nur ob sie sich auch zeigen will, ist die eigentliche Frage.
 
"Ihr habt Onkel Motek verjagt, das ist gut, aber da ist etwas von ihm übrig geblieben und das piesakt mich", kam es von irgendwo. "Ich hätte euch nicht hingehen lassen dürfen."
Ein Geräusch, als würde jemand geschlagen werden.
"Geh am besten weg. Jetzt bin ich hier gefangen, Motek hat meine Puppe, dem Dunklen gegeben."

Hatte jemand Libby geschlagen oder Libby nach jemandem geschlagen, das war nicht festzustellen.
 
Da ist sie ja, ihre Stimme. Meyye sieht sich um, sieht aber noch keine Gestalt. Das hat natürlich nichts zu bedeuten. Onkel Mottek verjagt... nunja, so kann man es nennen. "Was is übrig geblieben? Was von Onkel Mottek?" fragt sie nach. Will denn gar keiner mehr ein 'Verpiss dich' richtig verstehn?

Das Geräusch gefällt ihr nicht, aber was auch immer es bedeutet, es findet auf einer Ebene statt in die sie nicht eingreifen kann... und das nervt sie seit gestern ziemlich. "Deine Puppe? Was kann er damit machen?" fragt sie weiter... auch wenn alles was mit dem Dunklen zu tun hat gar nicht gut ist. Sie erinnert sich nur allzu lebhaft daran, wie sie in dem Wassergeistgefängnis steckte und erst der Duke sie etwas übereifrig rausgehauen hat - buchstäblich.
 
"Er kann sie kaputt machen und ich will sie zurück", kam es und für einen Augenblick schien Libby sichtbar zu werden. "Bitte bring sie mir zurück, dann erfülle ich dir einen Wunsch."

Anscheinend schien es ihr sehr wichtig, man konnte meinen, die Puppe war notwendig, daß sie handeln konnte.

"Onkel Mottek wird sie dem schwarzen Hexer geben, das will ich nicht."

Wirkliche Auskunft bekam Meyye nun nicht, aber was erwartete man schon von einem kindlichen Geist. Libby war so zusagen das Kind im Manne von ICH gewesen.
 
Er wird.. also hat er noch nicht? Immerhin ein Hoffnungsschimmer. Und wenn sie noch ein wenig mehr Glück hat, ist das gar kein Teil von Mottek sondern ein Geist der nur so tut. Aber wem will sie was vormachen? Wann hätte sie mal Glück? Aber egal... sie haben Libby schon viel abverlangt, da kann sie ja die Puppe holen gehen. "Okay.. wo muss ich hin, nach oben?" fragt sie und deutet dorthin wo sie vorgestern schon waren. Auch ein Ort an den sie jetzt nicht die besten Erinnerungen hat.
 
Libbys Körper würde wieder ganz durchscheinend und verschwand dann.
"Ich weiss es nicht", heulte sie. "Ich kann ohne die Puppe nicht hier weg."
Es endete im langgezogenen Heulen eines Geistes.
 
Meyye verzieht ein wenig das Gesicht beim Aufheulen der Geistersirene, dann beschließt sie, einfach mal nachzuschauen... also ab nach oben, dort wo sie ihren letzten friedvollen Moment hatte, kurz bevor das Bild zerstört wurde. Sie weiß ja, dass es nur eine Täuschung war... trotzdem ist dieser Moment in ihren Erinnerungen sehr frisch und erstrebenswert. Mal sehen ob da noch irgendwo eine Puppe herumliegt.
 
Nun, der Weg zur Treppe schien sich zu ziehen und mit jedem Schritt schien es, als wollten irgendwelche Wesenheiten Meyye in ihren Bann ziehen, Stimmen, die ihr etwas zu flüsterterten, die sie aber nicht wirklich verstand, Gefühle, die sie erreichten, fast als Farben oder Klänge wirkten.

Die Treppe unter ihren Füssen knarrte und in dem Haus das still und doch voller Stimmen war, wirkte, dieses viel zu laut, fast wie das Brechen von Knochen.

An der Seite war etwas verhängtes und als sie vorbei ging, fiel einfach so das schwarze Tuch herunter, das es vehängt hatte, es war ein Spiegel, ein schöner alter, kostbarer Spiegel und auch hier schienen Lichterr zu blitzen.

"Komm komm, komm hinter den Spiegel, bevor er zerbricht", flüsterte eine körperlose Stimme.

Out of Character
Nox hatte Angst vor Spiegeln, deswegen waren alle verhangen. Ich weiss nicht, ob Meyye wußte, warum er das gemacht hat und was er befürchtete.
 
Im Grunde weiß Meyye nur sehr wenig über Nox.. noch nichtmal wie er richtig geschrieben wird (nämlich nicht wie das berühmte Fort..). Nur dass er ein Malkavianer war, ihm die Bibliothek gehörte und er viel zu viel mit Geistern zu tun hatte. So viel nämlich, dass sich die hier im Haus in Massen tummeln. Und die bekommt sie jetzt ständig zu hören und spüren, aber kaum zu sehen... unwillkürlich geht sie langsam die knarrende Treppe hinauf, obwohl es vermutlich schlauer gewesen wäre, zu rennen. Sie hat das Gefühl dass sich ihre Nackenhaare aufstellen (müssten), und ihre Ohren zucken ohnehin schon wieder andauernd, als ob sie sie zum Abheben verleiten wollten.

Sie versucht, sich von den Eindrücken nicht mürbe machen zu lassen, sie nicht zu beachten... auch wenn das im Fall der immer länger werdenden Treppe wirklich schwierig ist. Und dann ist da ein schwarzes Tuch, das fällt und einen Spiegel enthüllt. Sie weicht unwillkürlich zurück und schaut etwas mißtrauisch hinein. Und dann diese Aufforderung. "Ha, klar. Heiss ich Alice? Ihr habt sowieso das weisse Karnickel vergessen." gibt sie zurück und blickt die Treppe hinauf. Irgendwie hat sie das Gefühl einer Wahl zwischen Pest und Cholera...
 
Na, das mit dem einfach weitergehen, wäre bestimmt einfach, wenn es nicht so wäre als würde der spiegel sich immer wieder in den Fokus schieben, egal wie sehr sich Meyye drehte, die musste einfach hinschauen und konnte kaum den Blick wenden. Bilder, waren zu sehen und eine Stimme aus dem Spiegel ... "Rette mich!"

Das weisse Karnickel hörte sich eher wie ihr Geliebter an.

Out of Character
Mach mal bitte einen willenskraftwurf, Nighty.
 
Meyye ist schon drauf und dran, weiterzugehen, als ihr Blick wieder zu dem Spiegel schweift. Diffuse Farben und Bewegungen sind darin zu sehen, und kurz blitzt eine Warnung auf in ihr, dass das vielleicht wie eines dieser Bilder im Keller der Kunstakademie ist. Dann hört sie auch schon seine Stimme. "Julian?" fragt sie zuerst mit einem Aufblitzen von Panik und sucht ihn im Spiegel... dann wird sie von Zorn überflutet. Wie können sie es wagen?! Sie schreit auf und schlägt die Faust mit voller Wucht gegen den Spiegel.

Out of Character
Muss ich noch? Ich mach mal. ;-) Notfalls gibt sie einen WP aus damit das obige stattfinden kann.
 
Out of Character
Ein Erfolg bleibt übrig - 2 mit dem WK - Der Wurf war um, zu widerstehen und einfach weiterzugehen.


Als Meyye gegen den Spiegel hieb, ging ihre Hand hindurch, es war wohl kein Spiegel, es war etwas anderes, ein Portal, ein Durchgang. Etwas streifte ihre Hand, sie spürte die Wärme eines Menschen. Die Hand von Julien griff nach der ihren.

"Komm, es ist die einzige Chance", kam seine Stimme. "Ich erkläre es dir."
 
Als ihre Faust, mit der sie wohl mit dem vermeintlichen Spiegel auch eine Wand durchschlagen hätte, ohne Widerstand hindurchgeht, wird sie nach vorne gerissen.. ihrem guten Sinn für Balance ist es vermutlich zu verdanken dass sie nicht gleich hindurchgepurzelt ist. Dann spürt sie diese warme Hand. Geister und Körperwärme? Vorgaukeln können die bestimmt viel...

Das ist ein Trick. Es muss ein Trick sein! Wie käme Julian hierher? Es ist einfach zu weit hergeholt als dass ihr Verstand es begreifen könnte. Ihr Verstand.. aber der war noch nie die letzte Instanz für ihre Handlungen. "Verdammt." sagt sie leise. Dieses miese kleine Fünkchen Hoffnung, dass das Unmögliche doch wahr sein könnte... sie tritt hindurch. "Julian?" fragt sie, unsicher.
 
"Ja, meine Zeit ist begrenzt, ich bin nur hier, solange ich schlafe", erklärte der Mann im Spiegel. "Ich war schon öfters im Traum in den Spiegel unterwegs, doch nur dieser bietet Kontakt. Meyye, ich weiss nicht was es ist und wie lange es geht, aber ich möchte es nutzen."

Ein flehender Blick, ein Streicheln ihrer Hand, vielleicht hatte sogar er sie gehalten.
 
Also wenn Meyye eines nicht hat, dann genügend Hintergrundwissen um auch nur eine Theorie aufzustellen wie das möglich sein soll... am wahrscheinlichsten ist noch immer dass es hier Geister gibt, die ihr was vorspielen. Trotzdem... sie tut so - nur unter Vorbehalt, versteht sich! - als wenn es wirklich Julian wäre. In den Spiegel ist sie bereits eingetaucht... sollte sie ihn nicht langsam auch zu sehen bekommen?

"Ich wusste nicht dass du sowas kannst, du hast nie davon erzählt..." lässt sie ihrer Skepsis Raum. "Hat dir... haben sie dir gesagt was mit mir passiert ist... passiert sein soll?" Immerhin hatte sie ja Silva gebeten, Julian auszurichten sie wäre tot.
 
"Ich träume gerade", sagte Julian und dann erschien seine Gestalt im Spiegel. "Ich kann es nur im Traum und seid dieses Monster geplatzt ist, also seid ein paar Tagen und nicht jede Nacht."

Er sah sie genau an. "Ich habe es nicht geglaubt, ich habe gehört, daß eine Frau die Tänzer geschlachtet hat und das kannst nur du gewesen sein. Und hey, du bist doch sowieso schon tod."
 
Das Monster... ob er da wohl Zacharii meint? Wäre jedenfalls der erste, der ihr einfällt, der 'geplatzt' ist. Aber wie soll das funktionieren, dass er träumt und an einem anderen Ort erscheint? Aber vielleicht sollte sie das einfach nicht in Frage stellen.

Dass er es nicht glaubt hat sie sich schon gedacht, als sie Silva die Nachricht mitgegeben hat.. und sie lächelt ein wenig schief bei seinem Schluss. "Du hast mir gefehlt." sagt sie und umarmt ihn... wenn möglich. "Aber wieso bist du nicht zu mir gekommen bei deinen Träumen? Wieso hier, in diesem verrückten Geisterhaus?"
 
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