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Vicente wog das kleine Smartphone in der Hand. Die Zeit während der Unterredung hatte er genutzt um sich die weiteren Schritte des Abends zu überlegen. Fonti, Ithamar, Unterricht, Clans-Versammlung und wenn es sich noch irgendwo einzwängen ließ Nachforschung und das Studium.

Einerseits stand sein Vorhaben ganz im Interesse der Seinen, konnte eine weitere Verbreitung der Informationen durchaus negative Folgen haben. Andererseits zählte sie, ob es ihm passte oder nicht, nunmehr zu seinem Blut, seiner Familie.
Einerseits hatte sie mehr als deutlich gemacht das sie von dem Mob und seiner Verbändlung mit diesen nichts hielt. Andererseits hatte sie bei allem Streit bewiesen das er ihr dahingehend vertrauen konnte das sie ihn nicht wegen der Photoangelenheit reinritt.

Der Blick löste sich kurz vom Display, ein kleines seufzen, dann tippte er die SMS an Jenny: "Hi. Kurze Info. Ich bin dabei mich um die Hinterlassenschaft. Überreste. Von Ziege zu kümmern. Vicente." er schickte die kleine Nachricht ab.

Mit dem Gefühl seiner Pflicht als gutes Clansmitglied mehrals genüge getan zu haben wartete der Italiener nicht auf eine Antwort sondern wählte direkt im Anschluss eine der Nummern welche Fonti ihm gegeben hatte.

Ob sie die Matratzen tatsächlich zum Schlafen nutzen? Dem Italiener waren in den Nachrichten keine weiteren Toten aufgefallen und eine Rückmeldung blieb ebenso aus. Ob es ein Problem gibt?
Er war nachwievor neu in der Stadt und vielleicht hatte er seine Verbundenheit nicht recht kommuniziert. Natürlich hatte er überlegt zu waren, darauf das sie sich bei ihm meldeten, sich jedoch dagegen entschieden.
Letztlich hatte er sich beteiligt, Loyalität zugesichert, das Versprechen einen Doktor zu besorgen gehalten und das 'Problem Willie' sollte bald gegessen sein. Es galt zwei Ziele zu erreichen, einen Gegenstand mit dem Ziege Kontakt hatte und den Fuß in die Tür zu bekommen, dort zu halten.

Die Wähltaste wurde gedrückt, es klingelte.
 
Ein kurzes "Prego" erklang nach dem zweiten Klingeln vom anderen Ende der Leitung. Es war Fontis Stimme.
 
"Treffen? In dieser Situation? Wenn ich aus der Deckung komme benötige ich den Schutz von mindestens einem Dutzend meiner Leute die wir brauchen um unsere Gebiete zu sichern. Was könnte so wichtig sein? Da müssen Sie mir schon einen guten Grund liefern." Fonti klang verärgert, wusste Vicente denn nicht was gerade abging? Unterweltkriege wurden im Allgemeinen dadurch entschieden das man die gegnerischen Bosse ausschaltete und ein solches Treffen war ein unkalkulierbares Risiko. Oder war das Hervorlocken genau das was dieser Neuankömmling damit bezweckte?
 
Ein Unterweltkrieg zeichnete sich aus Sicht des Italieners durch wechselseitige Übergriffe aus. Sofern er nicht nachläßig bei der Lektüre der Zeitung war herrschte jedoch nach dem Übergriff aufs Cafe eine Ruhe. Sicherlich eine die trügerisch war, dennoch ließ sich das Problem kaum ausschlafen.

"Si." antwortete Vicente selbstsicher.
Es war weniger die Verärgerung in Fontis Stimme als das was er sagte das Vicente dazu brachte die eigene Stellung erneut zu bewerten.

"Ich habe Neuigkeiten hinsichtlich des medizinischen Problem welches Sie bei unseren letzten Gespräch angerissen habe, es ist mir sehr daran gelegen meine Fähigkeiten weiter einzubringen, Rücksprache zu halten bevor ich weiter handele und wie erwähnt habe ich Anliegen."
Vicente sprach mit belegter Stimme, respektvoll. Der Eindruck entstand das Fonti in ihm nicht mehr sah als einen höflichen, Bestatter. Habe ich Loyalität missen lassen? Respekt? All die Jahre um auf Distanz gehalten zu werden.

"Verzeihen Sie, ich bin nicht davon ausgegangen das wir uns erneut, wie zwei Fremde auf einem, derart,.. neutralen Gebiet begegnen."
Der respektvolle Ton wurde beibehalten, Vicente vermied es einen Vorwurf durchklingen zu lassen, es war mehr eine Feststellung. Natürlich stand wohl im Raum das er in seinem Heimatort Verhandlungen mit Russen führte, kleine Geschäfte schloss. Dennoch hatte Vicente Fonti die Unterstützung im Krieg zugesichert, darauf verzichtet bei den Russen vorstellig zu werden und hinsichtlich des Café eindeutig zu Gunsten seiner Landsmänner gehandelt.

Was für ein Kontaktmann der Don mir doch hier gegeben hat? Der Gedanke blieb unausgesprochen, noch hatte er die Hoffnung das die Person welche ihn in die hiesigen Gefilde einführen wollte sich nicht als Türstopper für die Einflußnahme erwies.
 
"Das ist sehr freundlich von Ihnen und wir werden darauf zurückkommen wenn es notwendig ist, aber im Augenblick verbieten mir die machtpolitischen Gegebenheiten zu offen in der Stadt aufzutreten. Wenn abzusehen ist das eine größere Aktion geplant ist werde ich Sie informieren damit Sie und Ihr Kontaktmann sich vorbereiten können, ansonsten werden einige unserer ausgewählten Freunde Ihre Kontaktnummer von mir erhalten und sich auf mich berufen wenn Sie Hilfe benötigen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit werde ich allerdings den Kontakt mit Ihnen minimieren damit niemand weiss das Sie einer von uns sind."
 
Das Tier versuchte seine Gedanken zu vergiften, Emotionen in der Untoten Hülle seines Träger zu erwecken.
/Sag schön danke das du vor seinen mickrigen Soldaten buckeln darfst. Der hat doch selber keine Ahnung wenn größere Aktionen stattfinden. Hatte er beim Cafe nicht. Hat er jetzt nicht.
Er sieht dich nicht als Familie! Nichtmals als Soldat du Bastard, Fremder. Ein scheiß Doktor um Leben, jawohl LEBEN, zu retten, eine gemeuchelte Bestie von Bodyguard und der spuckt dich an!
Komm schon, versteck dich genauso wie die fette Wanze. Hörst bestimmt nie wieder was von dem! Kriech' doch in der Firma unter, och da ist keine? Glaubst du Idiot den Versprechen?
LEICHE! Nur wegen deiner dreckigen Ruhe! Zeig ihnen dein Feuer verbrenne sie! Reiß ihnen den Kopf ab! Herrsche!/


Der Italiener blieb den Einflüsterungen zum Trotz ruhig. Es musste eine Möglichkeit geben es sachlich zu einem konstruktiven Ende zu führen.
"Sie missverstehen mich, natürlich ist mir bewusst das ihnen die derzeitigen Begebenheiten verbieten offen in der Stadt aufzutreten. Vielmehr ziehe ich eine persönliche Unterredung auf ihrem Gebiet in betracht."

Er sprach weiterhin ruhig, respektvoll und nahm sich eine kurze Pause um zu atmen.
"Das Sie sich um meine Sicherheit bemühen wollen ist sicherlich ein ehrenhaftes Anliegen. Ich bitte jedoch zu berücksichtigen das ich die letzten dreissig Jahre der Familie mit Tatkraft loyal diente, sie unterstützte.
Wie es bereits mein Vater vor mir und dessen Vater vor ihm tat. Jahre in denen ich auch damit betraut war die Geschäfte in den östlichen Gebieten intensiv zu betreuen, zu pflegen.
Es hat mich geschmerzt meine Heimat zu verlassen und mein Pate empfahl mir persönlich Sie als Verbindung. Zur Heimat, zum Geschäft.
Ich bin auf Sie zugegangen wie auf ein Familienmitglied habe die Interesse der Familie hier mit allen Mitteln vertreten, mich eingesetzt."

Er atmete tief durchaus hörbar ein, die Stimme nahm ein durchaus vorwurfsvoll Charakter an.
"Jetzt sagen Sie mir das Ihr anliegen ist das niemand weiss das ich weiterhin zur Familie gehöre. Die eigenen Leute nicht.
Sie verweisen mich an ihre Freunde als wäre ich ein Fremder.
Jemand der sich nicht in den Jahren verdient hat.
Jemand der sich nicht um die Gesundheit Seinen sorgt.
Jemand der nicht vorbei geht wenn er sieht wie Landsleute mit einer Pistole bedroht werden.
Jemand dem es nicht einmal vergönnt wurde sein Anliegen vorzutragen, geschweige den vor seinem Paten zu sprechen."

Vicente sprach fand zum ordentlichen Ton zurück.
"Ich bin Ihnen mit Respekt begegnet weil ich Respekt als das Fundament der Familie, der Zusammenarbeit sehe."

Damit schwieg er. Er hatte sich um Mediziner bemüht. Er hatte für die Familie gemordet. Das letzte Jahrhundert hatte er im Dienst des Mob verbrachte. Das er jetzt von seiner Kontaktperson abgewiesen wurde, den Laufburschen für Leutnants oder gar Soldaten machen sollte, während er für Leistungen nichts erhielt, außen vor gehalten wurde, war inakzeptabel.

Neben dem ganz praktischen Aspekt das er sich kaum weiter, kaum dauerhaft um ein Treffen mit den Russen drücken konnte oder wollte.
Er war auffällig, sie kannten ihn ebenso wie sein bisheriges warten als respektlos empfunden werden konnte, ein weiterer Affront der Italiener.
 
"Hören Sie, Sie sind seit wie vielen Tagen in der Stadt? Weniger als eine Woche? Nun, von mir aus, aber eine gute Empfehlung heisst erstmal garnichts und ich werde nicht meinen Hals oder den meiner Männer riskieren weil Sie Redebedarf haben. Es ist erfreulich das Sie was wir zuletzt besprachen weitergeführt haben, das macht Sie aber nicht zu einem Vertrauten mit dem wir jeden unserer Schritte besprechen. Bevor Sie zu unserem Kreis zählen werden Sie sich erst bewähren müssen und das geht nicht innerhalb einiger Tage und durch die freundlichen Worte eines Dritten den wir nicht einmal persönlich kennen. Sie werden sich mit unseren Gepflogenheiten abfinden müssen. Momentan haben wir andere Prioritäten als Ihr Befinden."
Damit legte der Italiener aprubt auf...das sprichwörtliche Basta. Vicente würde wohl warten müssen bis seine Landsleute auf ihn zukamen.
 
Vicente starrte starrte das Telefon einen Augenblick lang an. Zur Hölle?
Er hatte die Empfehlung und Referenz eines etablierten, erfolgreichen, italienischen Mafia Paten.
Neben den eigenen Taten in Finstertal. Er war seit gerade 4 Nächten da, ein Mord und ein Mediziner.
Es wurde nicht einmal zur Kenntnis genommen wurde.
Geschweige den die Fürsprache welche ihn mehr als ein wenig Ruf gekostet hatte.

Er durfte sein Anliegen nicht einmal vortragen. Er erhielt keine Unterstützung.
Man sprach ihm sogar die Zugehörigkeit zur Familie vollständig ab.

Vicente verharrte einen Augenblick, unterdrückte den aufsteigenden emotionalen, gewalttätigen Impuls und sah auf die Uhr.
Die Nacht war fortgeschritten, jedoch nicht allzu weit.

Der erste Gedanke trieb ihn dazu Kontakt zu den Russen aufzusuchen bzw. sich finden zu lassen.
Er überdachte es jedoch, wählte die Nummer seines Dons aus der Heimat. Des Mannes der ihn kannte und vor dem er sich mehr als nur einmal bewiesen hatte.
Sein Don war eine der wenigen Personen dessen Nummer der doch sehr traditionelle Kainit auswendig kannte.
Irgendetwas muss verdammt falsch gelaufen sein. Er grübelte während er darauf hoffte das jemand abnahm.
 
Vicente neigte respektvoll das Haupt, sah an seiner Kleidung herab. Es ist keine Auftritt um seinem Paten zu begegnen.
Die Absage von Fonti, den er bis zu dem Gespräch auf Augenhöhe wahrnahm, hatte gesessen.

"Mi dispiace il mio padrino, das ich zu dieser späten Stunde, mit einer Bitte um Hilfe an Sie herantreten möchte. Natürlich nur wenn Sie die Zeit dafür erübrigen können."

Er sprach auf italienisch und mit einem überaus großen Maß an Respekt. Es gab wenige Menschen denen der Nekromant das Leben zugestand, noch wesentlich weniger solche welche er retten würde oder denen er er an der Schwelle des Todes helfen würde zu überleben. Der Alte Italiener zählte dazu.

Vicente richtete sich auf. Wartete auf die Antwort.
Entsandte stumm ein Stoßgebet das es nicht vergebens war.
Das der alte Don verstand das Vicente aufgrund seiner Familie umziehen musste, das der Bestatter der ihm unverändert länger gedient hatte als es einem gewönlichen Menschen möglich war zwingende Gründe besaß.
 
"Vicente, mein lieber Freund, wie geht es Dir? Bist Du inzwischen in dieses Loch in Deutschland übersiedelt? Ich hoffe es geht Dir gut? Ich höre das es dort Krieg gibt, mehrere Ausländer versuchen sich anzueignen was rechtmäßig uns Italienern gehört."
Die Aussage des Gesprächspartner war freundlich wie wenn er und Vicente bei einem guten Chianti über das Wetter und die Familie reden würden. Der Don wirkte entspannt und aufgeräumt.
 
Dem Gebet folgte der Dank das zumindest ein Aspekt in dieser Nacht nicht vollkommen aus den Fugen geraten war. Er gestattete sich ein knappes, erleichtertes Lächeln das recht zügig von Sorgenfalten abgelöst wurde..

"Ich bin vor vier Tagen in dem Loch eingetroffen und es geht mir gut. Meine Frau ist wohlauf und ich lebe.
Ich hoffe das es Euch ebenso gut und noch besser geht? Das die Geschäfte laufen?
Hier ist es kein Leben ohne Heim, ohne Arbeit und vorallem ohne Herz."

Die Leute welche Vicente ermordet hatten mochten sich Angesichts der melodramatischen Beschwerde über das Herz im Grab umdrehen. Allgemein war der Nekromant der seine Existenz an erster Stelle dem Tod verschrieb selten auch nur in der Nähe von 'herzlich'. Die Worte waren entsprechend bewusst gewählt. Ausdruck dessen das er, emotionaller, unhöflicher sein Befinden mit 'scheiße' zusammengefasst hätte.

"Ja, es gibt Krieg. Ob einige Ausländer oder mehrere. Was aber weiß schon als ein Fremder unter Fremden darüber?" Er pausierte kurz, sprach dann weiter.

"Natürlich bin ich bei meiner Ankunft umgehend vorstellig geworden. Noch bevor der Krieg heiß wurde, habe ich Signore Fonti aufgesucht und bin ihm mit großen Respekt und Demut begegnet, habe selbstverständlich meine Dienste angeboten wie es ihm gebührt.
Selbstverständlich habe ich meine Loyalität versichert, die Unterstützung und auch nicht ausgelassen das ich früher bereits mit Ausländern gesprochen habem sprechen kann. Er ist schließlich ein Bruder auch wenn er mir mehr wie einem Fremden begegnete."

"Am nächsten Abend war es Zufall durch den ich erfuhr das der Krieg heiß wurde. Das wir,... das sie, die Ausländer zu rechtwiesen. Natürlich habe ich geholfen, einen der feige aus einer Seitengasse schießen wollte niedergerungen.
Als ich jedoch berichtete hieß es nur das man sich ruhig verhält. Natürlich verstehe ich die Situation, das es notwendig ist und so habe ich darauf verzichtet das man mir Respekt zeigt und mich zurück gezogen."

"Vor zwei Tagen war es. zwei Tagen in denen es sehr ruhig gewesen ist. Tage in denen ich natürlich nicht mit meinen russischen Geschäftspartnern sprach. Natürlich blieb ich auch die Tage nicht untätig, Signore Fonti wünschte die medizinische Versorgung der Familie zu verbessern und ich begab mich daran jemanden für die Sache zu gewinnen. Kein unkomplizierter Mann, aber ein begnadeter Mediziner."

"Ich rufe also gerade Signore Fonti an, möchte berichten, auf seine Wünsche eingehen, mich einbringen und bescheidene Wünsche äußern."

Er schüttelte den Kopf. Das ganze Vorhaben Finstertal war Idiotie. Die Scharade, die Kurzfristigkeit,.. das konnte nur Idioten eingefallen sein.
"Er trifft sich nicht mit mir, spricht nicht mit mir und hat mich wie einen räudigen Hund weg geprügelt. Ich sollte die Stiefel seiner Freunde, von Lakaien lecken. Ich wieß darauf hin das ich gearbeitet habe, das ich aus Bolzano komme, der Familie treu bin und es bewiesen ist."
Er sog scharf Luft ein.

"Er spie mich an das man Euch, mein Freund, beim besten Ruf, nicht kenne und das ich mich wie ein dreckiger Aussenseiter wie ein verdammtes Kind zu beweisen hätte. Alles was ich getan habe, bei euch, in dieser rückständigen Jauchegrube hier für nichts." Alter, nekromantischer Knochen hin oder her in den Worten flammte Feuer, Wut auf. Eine solche die nahelegte das Fonti das ganze mehr sinngemäß als Wortwörtlich gesagt hatte. Vicente brach gegen Ende hin abrupt ab, atmete durch.

"Nichtmals zum geringsten Anteil Teil der Familie, keinerlei Respekt oder auch nur Anerkennung meiner Taten." fasste er knapp die Situation zusammen.
"Die Ansage das mich der Krieg nichts angeht. Das man mich wie ein Weib, wie einen vollständig Außenstehenden schützen will." kam es bitter nach.
 
"Du denkst das es die letzten zwei Tage ruhig war?" Ein humorloses Lachen folgte. "Dadurch das wir und die Russen abgelenkt waren haben die Kolumbianer ihre Chance genutzt und dem Russen das Spielcasino entrissen, außerdem überschwemmen diese Bastardos den Markt mit ihren Drogen. Achja, es sind auch über Hamburg etwa 40 Chinesen illegal eingereist und nach Finstertal gebracht worden. Die Triaden sind aktiv und Hergül und unsere Landsleute, für die Du trotz meiner Empfehlung momentan noch ein Fremder bist merken langsam das für ihre Kriegserklärung an die Russen es vielleicht nicht der beste Zeitpunkt war.
Fonti kann Dir momentan nicht Tür und Tor öffnen, das gebe in den eigenen Reihen böses Blut, also hält er sich Dich warm und zunächst einmal im Hintergrund. Das würde jeder so tun bis er Dich kennt und der in seiner Lage ist. Du wirst Geduld haben müssen. Lerne Geduld! Er wird schon nach Dir schicken wenn er Dich braucht und das früher als Du glaubst."
 
"Ich denke nicht. Ich sehe nur was jeder Fremde sieht.
Nichts. Ich stehe im Dunkeln und werde von Fonti im völliger Dunkelheit gehalten.

Man spricht nicht mit mir.
Man respektiert nicht das Blut in meinen Adern.
Man gibt mir Aufträge hört nichtmals das Ergebnis.
Man respektiert nicht das Blut an meinen Händen.

Es ist das eine Fremd in einem Land, in einer Stadt zu sein.
Es ist das andere keine Familie und keinen Paten zu haben."
Das Konzept der Fremde mochte Vicente noch verstehen. Jedoch kein Teil der Familie zu sein entzog sich im. Er war sehr alt und sehr traditionell. Die Zeiten das er als Außenstehender dafür kämpfte auch nur als Soldat angenommen zu werden lag über ein Jahrhundert und ein Leben zurück. Die Vorstellung das es nicht mehr als die Landeszugehörigkeit und eine reichlich unverbindliche Empfehlung war widersprach dem Erfahrungsschatz und Selbstbild. Er hatte die Möglichkeit gehabt seinem Don direkt zu dienen, mit ihm zu reden und nun nicht einmal daran denken vor dem Türken auch nur zu Knien.

"Wie ich bereits sagte bin ich Signore Fonti mit Respekt begegnet.
Den Worten nach hat er mir zugesagt das er mich bei größeren Aktionen berücksichtigen werde.
Er hat es mir damit vergolten das ich euch Unwissend gegenüber treten muss, nur meine Gedanken äußern kann.
Er hat es mir damit vergolten das es dem reinen Zufall geschuldet war das ich von den Maßnahmen, von der Hitze des Krieges, erfahren habe.

Fonti sprach davon das ich die hiesigen Landleute kennen lerne und von Unterstützung.
Er spricht jetzt das seine mir völlig fremden, unbekannte 'Freunde' auf mich zutreten werden und mir in seinem Namen Weisungen geben als würde man ihn Hergül nennen.

Fonti bat mich einen Mediziner zu beschaffen. Ich bereitete mich vor ihm die Aquise die mir gelang zu erklären und ergriff darüberhinaus die Initiative beim Cafe. Das erste kümmert ihn nicht mehr und das zweite hat er entweder vergessen oder einfach so hingenommen.

Ihr seid, ihr wart lange meine Pate wie es auch bereits euer Vater vor euch war.
Eine Empfehlung von euch beudetet mir viel. Dennoch hat sich Fonti mir gegenüber als ein Mann gezeigt der lügt, der noch mehr als das weder Personen noch Leistungen respektiert.
Wie soll ich ihm dann, geschweige den seinen Hunden, mit Respekt begegnen?"

Vicente sprach ruhig, gefasst und im üblichen kalten Tonfall. Brach dennoch nach der Frage ab. Das Tier schlug gegen die Fesseln. Erinnerte daran das er nichtmals seinen Paten hier kannte und das Fonti offensichtlich den Weg versperrte. Hetzte das sein Kontakt keinerlei Respekt zeigte, ihn behandelte wie Dreck. Das es Vicentes schuld war nicht mehr nach Macht gegriffen zu haben das man ihn jetzt auf dem Mob, der Familie ausschloss und über auf ein Jahrhundert Treue spieh.

"Ihr wisst ich bin ein geduldiger Mann.
Mein Beruf erfordert das ich Geduld habe. Meine Aufgaben habe ich stets gewissenhaft und mit Geduld erfüllt. Stets zeichnete ich mich im Umgang mit euch, mit anderen und mit meinen Geschäftspartnern durch Geduld aus."
Sag ihm das du gerade gut eine Stunde wie ein Depp dagestanden hast und einen verdammten Sozialversager zuzuschauen! Der sich immernoch an alles erinnert! Hetzte die Bestie. Vicente ballte die Faust. Die Zurechtweisung als wäre er ein Kind, gerade nachdem er bereits aufgrund der von Fonti verschuldeten Unwissenheit korrigiert war, war arbeitete hart am Italiener. Hart am Nekromanten der sich dem Studium verschrieben hatte und Emotionen nicht nur Schwäche sondern als Versagen betrachtete. Er biss die Zähne zusammen. Ich bin ein Scholar.
Schloss kurz die Augen und ging die ersten Buchstaben des hebräischen Alphabet durch.

"Das Warten welches die Geduld auszeichnet zeichnet sich durch ein erstrebenswertes Ziel aus."
Es bedurfte wohl keine weitere Erklärung das Fonti selbst für den Italiener nur noch eingeschränkt ein wertes Ziel darstellte. Geschweige den irgendwelche Freunde des Mannes der sich aufführte wie ein Don.

"Das Warten auf Respekt, auf eine Gegenleistung für die Mühen, die der andere nicht einmal sieht ist keine Geduld sondern Idiotie, eine Narretei!"
Für den Italiener drehte es sich hierbei wesentlich weniger um den Respekt, nichtmals direkt um familiäre Bande, als um den Status. Den Einfluss den er hatte und auch benötigte, der für ihn existentiell war.

"Bitte, mein Pate, behandelt und sprecht nicht zum mir als wäre ich ein Kind."
Er hatte das Ansehen, den Einfluss eines Capo und sollte sich vor einer derart unfähigen Person wie Fonti beweisen wie jemand der den Schwur nicht geleistet hatte. Kein Mitglied war?

"Ihr sprecht von dem bösen Blut unter Fontis Freunden.
Wie würdet ihr als Hergül einem Mann begegnen der den Krieg tatenlos im Schatten verbrachte?
Wie würdet ihr einem Mann begegnen der euch sowohl den Respekt verweigert als auch eure Taten, Gefallen nicht anerkennt, geschweige den bereit ist eigene zu leisten."
Vicente senkte den Blick und ging im Geiste seine Optionen durch.
Wahrscheinlich würde der Pate ihm weiterhin bestenfalls vertrösten, wohl kaum sich um die Behebung des Missstand kümmern. Fonti wiederum nahm scheinbar sowohl die Vermittlung eines Mediziner als auch die Ermordung eines Mannes als unbedeutende Gefälligkeiten hin die man nicht vergelten musste.

Er konnte versuchen mit der russischen Seite Kontakt aufzunehmen. Auszunutzen das man ihn bisher nicht kannte. Allerdings stand nicht nur die Befürchtung an das es dennoch eskalierte, sondern auch das er dort noch weniger vordringen würde.
Er konnte darauf hoffen das Fonti Wort hielt. Nur war die Frage ob und wann sich der Kontakt, der bisher keinen Nutzen gezeigt hatte, der ihn mindestens einmal uninformiert ließ, melden würde. Wieviel Einfluss er aufgrund der Gegenwart des Kontakt überhaupt in Aussicht hatte. Wieviele Jahrzehnte es Dauern würde bis der Einfluss auch nur annährend dort war wo er Bolzano verlassen, wieviele Jahre es dauerte bis der Einfluss auf einen Niveau war das er überhaupt nur halbwegs davon leben konnte wie genug.

Für den "Caitiff" stellte der Einfluss nicht keine optionale Annehmlichkeit dar, eine Möglichkeit in der sterblichen Welt Macht auszuüben. Viel mehr war es für Vicente ein elementares Element seiner Existenz geworden. Sowohl die Jagd war zu einem bedeutenden Anteil an den Einfluß gebunden der Sterbende und Leichen bedeutete, als auch das regelmäßige Studium hing an diesem. Ohne den Einfluss war er nur ein Bestatter.

Ohne Bestattungsinstitut! Selbst wenn er eins ohne die Hilfe des Mob eröffnete würde es Monate benötigen bis es betriebsfertig war. Eher noch um einiges länger. Unannehmlichkeiten wie die drohenden Unruhe sollte das ein oder andere entdeckt werden nicht berücksichtigt. Keine Sterbenden; Keine Leichen; Keine Personen keiner vermisste. Kaum, dennoch machte er sich keine Illusionen was geschehen würde wenn nach der Familie Willbert eine nicht unbedeutende Zahl weitere Penner verschwinden würden.

Die Hand öffnete sich, fuhr in die Hosentasche während sich Vicente überlegte ob er vielleicht irgendwelche Hilfe von der Familie erwarten konnte und wenn nicht wie er eine Abreise gestalten konnte, welche Optionen dort offenstanden. Er war in seinen Kreisen kein Neugebornener mehr, es würde unangenehm, aber letztlich wohl zu verkraften. Gescheitert Ein Attribut das er sich nur ungern eingestand. Vermutlich würde er es vorher zumindest bei den Russen probieren. Dennoch, es war wohl ein Attribut das für die Unternehmung Finstertal in Betracht gezogen werden musste.
 
"Du willst Respekt? Der muss verdient werden und das geht nicht durch einen Anderen. Du fühlst Dich allein, fern der Heimat? Dann hättest Du in der Heimat bleiben sollen. Da Du das nicht getan hast musst Du Dir eine neue Heimat schaffen und das geht nicht von heute auf morgen. Also mahne ich Dich wieder zur Geduld und zu Klugheit. Wenn Du beides hast werden die zu denen Du gehören willst dies auch erkennen."
 
"Ich will Respekt. Weil ich einen der besten Doktoren Deutschlands, sicherlich den besten Finstertal, der in Hamburg eine eigene Klinik hat akquirieren konnte, in gewisser Weise.
Weil ich persönlich bei der Schießerei bei dem Café mit Michail Koslow einen kräftigen Leibwächter persönlich aus der Gleichung nahm und damit Landsleute schützte."
Vicente konnte dem Don nicht direkt sagen wer ihn gezwungen hatte nach Finstertal zu gehen, aber es war mehr als deutlich das der Italiener die Heimat nicht freiwillig verlassen hatte.
Nicht das der Umstand in Finstertal ohne kriminellen Einfluss den Gedanken mit sich brachte sich, zum eigentlich ersten mal, gegen die Familie aufzulehnen.

"Es interessiert ihn nicht im geringsten obwohl er von beiden in groben Zügen weiß. Weder den Namen des Arzt, noch den Namen des Toten.
Ich rufe euch an und er macht mich lächerlich damit das ihr mich über die Aktivitäten der Kolumbianer und Chinesen und Triaden belehren müsst!"
Mit dem trockenen Lachen des Don ging Vicente davon aus das dieser erwartet hatte das er darum weiß, das Fonti es weiß und es ihn beschäftigte.
Eine weitere Demütigung des Bestatters nachdem sein 'Kontakt' bisher schon nichts weiter die Russen an Informationen preisgab.

"Ihr wisst das meine Preise nicht hoch sind." Oftmals stellten die Preise des Italieners sogar Sachen da für die andere Entlohnungen annahmen.
"Fonti jedoch hat mich nicht einmal zu Wort kommen lassen. Mein Anliegen war nur ein Gegenstand eines gewissen Martin Zieglowski"
Die generelle Art des Gegenstand war dem Paten bekannt. Im Grunde gab sich Vicente mit allen zufrieden womit die Person Kontakt hatte. Je länger, desto persönlicher, um so besser.
Wie wenig kann man noch verlangen? Eine Sache die für ihn und seine Männer, Menschen im allgemeinen, keinen besonderen Wert hatten.
"Ich bitte natürlich nicht um derartiges von einer lebenden Personen." fügte er an, für den Fall das der Pate erneut an seiner Intelligenz oder Geduld zweifelte.
 
"Respekt ist eine Pflanze die langsam wächst und bei der es keinen Sinn hat ihn sofort zu erwarten. Viele ihrer Männer kennen Hergül und Fonti seit Jahren und diese haben sich über diese Jahre deren Anerkennung hart erarbeitet. Wenn Du nicht verstehst das sich diese zurückgesetzt fühlen würden wenn ein Fremder von Anfang an den selben Status einnimmt wie sie ohne das er geprüft wird kann ich Dir auch nicht helfen.
Außerdem sind die Anführer während einer Krise eben vorsichtig mit Leuten die auch für sie bisher unbekannt sind. Was nützt Dir ein "gut gemacht" von Fonti ausser für Dein Ego? Wenn der Arzt so gut ist wie Du sagst wird er Dir schon den notwendigen Respekt einbringen wenn er etwas geleistet hat das über ein Willensbekenntnis wenn es Not tut zu helfen."
 
Vicente folgte den Ausführungen ruhig. Auch weil der Don mit der Nennung Fontis in einem Atemzug, auf einer Ebene mit Hergül der Angelegenheit eine weitere Information, eine weitere Ebene hinzufügte,
"Ich verstehe und erkenne an das es eine Narretei wäre Respekt in diesem Ausmaß zu erwarten. Es ist mehr so das mir der Blick auf die Pflanze verschwommen scheint und ich nicht in der Lage war auch nur einen Setzling, einen Halm auszumachen." Die Stimme des Italiener klang deutlich ruhiger als zuvor.

"Die Worte als solches bedeuten mitunter viel wenn sie von einem ehrenhaften Mann ausgesprochen werden. Mehr noch als die Worte bin ich es nicht gewohnt das ein Tot ohne Anerkennung, Gegenleistung bring. Wahrscheinlich habt ihr jedoch recht und ich sollte in der Angelegenheit mehr Langmut, mehr Geduld beweisen und es wurde nicht wie es auf mich den Anschein hat vergessen." Für Vicente als Bestatter und als Nekromant stellten Tote allzuoft eine Währung dar. Ließ man die Bezahlung aus mochte der Vorwurf an den Bestatter sein nichts vom Geschäft zu verstehen und der Nekromant ausgenutzt werden.

Er unterdrückte ein seufzen "Die Angelegenheit mit dem Arzt ist eine Delikate. Er versteht sich als sehr wirklich ausgeprägter Humanist und es kann schwer werden ihn ohne weitere Erklärung sinnvoll zu einem zeitnahen Einsatz zu bewegen. Gerade wenn ich berücksichtige wie wenig Fonti über ihn weiß.
Ich traue mir durchaus zu mit dem Arzt umzugehen, allerdings erschwert es das ganze. Ebenso wie man nicht mir für die Vermittlung sondern ihm für die Tat Respekt erweisen wird. Ihr erwähntet es schon zuvor."

Man mochte ihm vorwerfen das er energisch sprach, das er seinen Mann stand und in der Fremde Respekt forderte, auch das er abgereist war, aber Vicente hörte einem Mensch den er Vertrauten sah durchaus zu. Letztlich war es jedoch auch mehr eine Anmerkung. Eine letzte Frage stand noch im Raum.
"Wenn ich euch um etwas bitten darf. Ich habe in Betracht gezogen mein Gesicht in der hiesigen russischen Gemeinschaft zu zeigen. Allein schon weil ich seit einigen Tagen hier bin. Allerdings vermag ich schwer einzuschätzen ob es wirklich weise wäre oder ein geduldiges ausharren angebracht."
 
Über Vicentes Einsicht nickte der don befriedigt, auch wenn man es über das Telefon natürlich nicht sah. Er wechselte aber zu einem anderen thema wie Vicente auffiel.

"Dann hüte Dich den Arzt zu oft in Anspruch zu nehmen. Im Krieg leiden und sterben häufig Unschuldige. Es kann passieren das er einen der Unseren unter das Messer bekommt der gerade die Familie eines Feindes angegriffen hat und dabei verwundet wurde. Wird er unserem Mann helfen wenn die Kinder unseres Feindes getötet wurden oder ein weiterer Angriff auf diese geplant ist? Das könnte sein Gewissen sicher belasten."

Über die Angelegenheit mit den Russen dachte der alte Don länger nach bevor er antwortete. "Was glaubst Du welchen Eindruck das bei Hergül und Fonti hinterlassen würde? Wie Du selbst gemerkt hast sind sie schon misstrauisch und das Schlimmste was Dir passieren kann ist das Du zwischen die Fronten gerätst. Die Russen werden einen Mann mit Deinen Wurzeln bestenfalls mit Misstrauen betrachten und wahrscheinlich glauben das Du sie ausspionieren willst. Was versprichst Du Dir von solchem Handeln?"
 
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