[20.04. 2008] Sand und Holz

Leo

Johnny Steinberg
Registriert
7. März 2008
Beiträge
2.797
Nach dem Treffen mit Eduard ließ sich Arthur von Erkki zurück zum Gildehaus fahren.

Nun endlich konnte sich Arthur ganz seinen neuen „Freunden“ widmen, dem Sand und dem Holz. Diese nächtliche Prozedur fand heute zum letzten Mal statt. Denn nun war es langsam an der Zeit, den Quarzsand in eine Glastür zu verwandeln. Dies würde heute geschehen.
Erkki war wie üblich mit dabei. Arthur wollte, dass er alles mitbekam, denn Arthur lag daran, dass Erkki soviel wie möglich lernte. Und schließlich war es Erkki, der dann das Versuchsprotokoll ins Reine schrieb, und da war es gut, wenn er auch den Inhalt auf Richtigkeit überprüfen konnte.

Vor fast 5 Monaten hatten sie sich schon mal Quarzsand für die Glastür liefern lassen.
Ein Teil davon lagerte in einem großen weißen Wäschekorb aus Plastik, in dem keinerlei Löcher waren. Des Weiteren hatte Arthur 20 genau gleichartige Holzplatten vorrätig. Bisher fand nur eine der Holzplatten Verwendung, die anderen waren für eventuelle spätere Versuche gedacht und waren alle aus demselben Baum angefertigt worden, aus einer der Birken aus Finnland, die Arthur „großgezogen“ hatte. Das Birkenholz war sehr hell, die kreisrunden Holzplatten hatten einen Durchmesser von 10 cm und waren etwa 2 cm dick.

Arthur und Erkki betraten den Ritualraum, in dem sich der Quarzsand befand.
Erkki zündete ein paar Kerzen an und stellte die Wanne in die Mitte des Raumes.
Bald also konnte die nächtliche Prozedur beginnen. Dafür mussten sie natürlich absolut ungestört sein. Sie schalteten ihre Handys aus und schlossen die Tür ab.

Arthur kniete sich vor die Wanne, tauchte seine Hände in den Sand und ließ ihn sich durch die Finger rieseln.

„Ihr abertausende von Sandkörnern…ihr werdet euch noch heute zu einer großen Einheit verbinden…ihr werdet miteinander verschmelzen, ihr werdet zu Glas…aber fürchtet euch nicht, es ist lediglich die Transformation zu einer anderen Daseinsform.“

Wenn er doch nur schon jetzt mit dieser Materie sprechen könnte! Doch auch bei Sterblichen und Kainskindern gab es mehr als nur verbale Kommunikation, die hauptsächlich auf den Austausch von Informationen abzielte. Und sicher waren auch diese Sandkörner für Berührungen empfänglich, genau wie Pflanzen, und für den Klang der Stimme, für Zusprache und Zuneigung, für Wärme, Kälte, Licht und Schatten.
Irgendetwas von der mentalen Energie, von der Zuwendung, die Arthur dort hineinsteckte würde sicherlich seine Wirkung haben…einen Versuch war es allemal wert.

Er wollte die Glastür auf sich prägen, genau wie ein Küken auf das Wesen (oder gar einen Gegenstand) geprägt wurde, das es als erstes sah, selbst wenn es gar nicht die wirkliche Mutter war.
Da war es gut eine Beziehung herzustellen zu dem Rohmaterial, dem Quarzsand, aus dem bald eine Glastür entstehen würde.

Dann kümmerte er sich um die weitere wichtige Komponente der Glastür: Die kleine runde Holzplatte.
Arthur holte die Holzplatte heraus, die tief im Sand vergraben war. Das Gute war, mit Holz konnte er schon jetzt kommunizieren, es musste nicht unbedingt eine Pflanze sein, auch in verarbeitetem Holz steckte noch eine Seele.
Auch die Holzplatte bekam Aufmerksamkeit und Zuwendung, wobei seiner Ansicht nach wie bei Pflanzen nicht unbedingt die Zeit, sondern vor allem die Intensität entscheidend war. Auch das Holz also wurde auf Arthur geprägt, und auf den Sand.

Das Holz jedoch konnte er auch schon auf den Lord prägen. Arthur hatte zu dem Holz in den letzten fünf Monaten jede Nacht von Johardo gesprochen, denn schließlich war die Tür für ihn. Arthur ließ in das Holz also nicht nur seine seine Liebe für dasselbige einfließen, sondern auch seine Liebe für Johardo, in der Hoffnung, dass das Holz dann besonders positiv auf den Lord reagieren würde und gern in seinen Diensten stand.

"Er wird auch dein Herr sein, so wie er mein Herr ist...und du wirst ihn lieben so wie auch ich ihn liebe."

Heute, an dem Abend der Transformation des Sandes zu Glas, wollte Arthur zum Abschluß seine enge Verbindung zu dem Sand und dem Holz noch durch eine weitere Art stärken.
Er schnitt sich mit einem bereitgelegten Skalpell ins Handgelenk und ließ etwas Blut in einen Ritualkelch fließen.
Aus dem Kelch ließ er dann ein wenig Blut auf die Holzplatte tropfen. Er wartete bis das Blut fast vollständig eingesickert war, dann leckte er den Rest des Blutes ab und schmeckte einen holzigen Geschmack im Mund. So vereinte er sich sozusagen mit dem Holz.

„Ich bin du, und du bist ich, wir sind getrennt und doch eins…“

Den Rest des Bluts sprenkelte Arthur auf den Sand.
Dann nahm er ein paar wenige Sandkörner auf seine Fingerspitze und platzierte sie in der noch nicht geschlossenen Wunde seines Handgelenks, und dann einen kleinen Holzsplitter von der Platte. So nahm er eine weitere körperliche Verschmelzung vor. Dann erst leckte er über die Wunde um sie zu schließen.

Die Holzplatte wiederum vereinte in sich auch alle drei Wesenheiten.
Sie hatte einen kleinen kreisrunden Hohlraum mit einem Durchmesser von einem Zentimeter, in dem sich mit Arthurs Blut getränkte Sandkörner befanden.
Versiegelt war dies durch einen Stopfen aus Holz (auf der Rückseite der Platte, so eng, dass es kaum sichtbar war), der aus demselben Holz war wie die Platte.

Leider würde Arthur vorerst nicht wissen, welche der Komponenten welche Wirkung erzielte, das könnte er höchstens in weiteren Experimenten herausfinden.

Sie beendeten ihre Session und trugen den Quarzsand zum Auto.
 
AW: [20.04. 2008] Sand und Holz

Nachdem die Glastür gegossen worden war, fuhren Arthur und Erkki wieder zurück zum Gildehaus.
Arthur ging in den Ritualraum, wo sich noch die Holzplatte befand und brachte diese in sein Zimmer.

Sie vermisst den Sand. Das ist gut…

„Keine Sorge, ihr seid bald wieder vereint“ teilte Arthur dem Holz mit.

„Der Sand ist aber nun kein Sand mehr, sondern Glas…er ist festes Material, und du wirst bald Teil von ihm sein…schon morgen.“

Arthur holte die anderen Holzplatten aus dem Schrank. Er musste sich etwas anderes für sie einfallen lassen. Sie da im Dunkeln liegen zu lassen gefiel ihm gar nicht.
Er legte den Stapel auf seinen Schreibtisch und strich über das Holz.

„Ach meine Lieben…es tut mir so leid, dass es Euch als Baum nicht mehr gibt…aber es ging nicht anders…und ich werde einen anderen Sinn und Zweck für Euch finden…“

Arthur legte die auf ihn geprägte Holzplatte ganz oben auf den Stapel, auf dass sie sich nun nicht mehr ganz so einsam fühlen möge.

Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
Aus Tieren wurden Tierghule, wenn sie Kainitenblut erhielten. Ob das wohl auch bei Pflanzen funktionierte? Schließlich waren auch Pflanzen Lebewesen. Hatte das wohl schon jemals jemand ausprobiert? Zumindest hatte er noch nichts davon gehört - weder dass es ging noch dass es nicht ging.

Die Idee mit dem Pflanzenghul ließ Arthur nicht mehr los. Warum es nicht einfach ausprobieren? Gleich heute wollte er ein Experiment starten.

Zu seinem Efeu hatte Arthur eine recht nahe Beziehung. Der Efeu hatte bereits gelernt bei Ritualen zu assistieren.
Wenn aus dem Efeu ein Pflanzenghul wurde - Arthur war sich sicher er würde den Unterschied merken.
Arthur gab ein paar Tropfen von seinem Blut in das Wasser mit dem er nun den Efeu goss. Wie groß die Menge des Blutes war, das war sicher nicht entscheidend. Nun also würde der Efeu Arthurs Blut anhand der Wurzeln in sich aufnehmen.
Wenn Arthur das morgen nochmal wiederholte, dann vielleicht ließe sich schon was feststellen...
Er streichelte einige der Blätter und redete dem Efeu gut zu.

Falls es funktionierte - ob eine Pflanze dann wohl nicht mehr wuchs bzw. alterte sondern völlig unverändert blieb, genau wie es bei einem Menschenghul der Fall war? Wenn das so wäre, das wäre gut...dann müsste er dem Efeu nicht mehr wehtun müssen indem er ihn ab und zu kürzte wenn er zu lang wurde.
 
Zurück
Oben Unten