[18.5.2008] Zwei kleine Italiener - Scheiß drauf, ob sie wirklich die Nationalität haben

Melodys Plan funktionierte einwandfrei.
Die Wachen waren hauptsächlich damit beschäftigt die Drogenmischer zu beäugen und hier und da einen verstohlenen Blick auf die Szene zu werfen, die der Hüne dort veranstalte. Leider sprach der Mann die gesamte Zeit über in schwer verständlichem Italienisch, daher konnte die Ventrue keine Informationen aus den Worten ziehen. Wieder an der Hintertür angekommen musste sie den ersten Dämpfer hinnehmen. Die Tür stand sperangelweit offen. Drei Wachleute waren auf eine Zigarette nach draußen getreten und versperrten nun den Fluchtweg.

Plötzlich wechselte der ärgerliche Riese die Sprache,

"Francesco! Komm her und schaff mir die beiden Pisser aus den Augen!", offensichtlich verstand Francesco trotz seines Namen kein Italienisch. "Haste gehört was die da Faseln? Blut aus dem Körper gerissen, die wollen mich doch verarschen. Wie soll das bitte gehen? Ihr Wichser wollt nur nicht zugeben, dass ihr keine Ahnung habt was genau passiert ist. Und... ich schwöre... wenn ich nicht bald erfahre wer die Russen umgepustet hat ist hier der Teufel los! Ihr beiden Pfeifen könntet eine Schießerei nicht einmal dann gewinnen, wenn ihr gegen eine Horde Zwölfjährige kämpfen müsstet..."

Der gerufene Wachmann eilte herbei und löste die Fesseln mit denen die beiden an die Stühle gefesselt waren. Einer der armen Tröpfe stöhnte, er war den Tränen nahe. "Bitte, Boss! Aber so war es. Wir wollten wie befohlen nur ein wenig rumballern und Angst verbreiten. Aber dann war da plötzlich diese Tussi und hat die Russen gekillt ohne Waffen... einfach so... wirklich!"

Der Hüne brüllte auf und trat mit aller Gewalt gegen den Stuhl auf dem noch einer der Gefangenen saß. Vollkommen chancenlos kippte der Mann nach hinten und schlug hart auf den Asphaltboden auf. "UND WARUM LIEGT HIER DANN NICHT IHRE SCHEIß LEICHE? IHR WERDET NICHT DAFÜR BEZAHLT ANDERE EUREN JOB ERLEDIGEN ZU LASSEN. DAS IST MEINE STADT!!! MEINE!!!" Sein Kopf glühte leuchtend rot. "ICH HASSE ES WENN JEMAND MITMISCHTR DEN ICH NICHT KENNE, VEFFLUCHT!"

Es war still geworden in der Halle. Noch immer hallte der trainierte Bariton des Anführers durch die Halle. Die meisten Anwesenden blickten betreten zu Boden und vertieften sich fast panisch in ihre Arbeit.
 
Melody biss sich in den Daumenballen der Hand und hielt sich die Nase zu.

Boah! Was für ein Glück, dass sie keine Luft zum Atmen brauchte. Ansonsten wäre dieser Lachanfall gerade echt.... erm.. ja... nun... peinlich? Tödlich? Der Druck auf den Ohren war aber echt beschissen!

Sie glaubte dem Bericht des Italieners keine Sekunde. Also dem da auf dem Stuhl. Puh, was war sie froh, dass sie ihrem Zettel da keinen Zusatz mehr dazu gefügt hatte. Also.. wenigstens nicht den anderen Zusatz beim ps und nicht das pps. Sie hatte da echt ne Sekunde überlegt gehabt, den Punkt zu verbinden und noch mal weiter zu schreiben, weil der Zettel angesichts der Situation hier... missverständlich war. Man konnte denken, Melody hätte die Männer auf den Stühlen gemeint und nicht die Wachen. Boah, war Hergül ein Choleriker.

Deine Stadt, hmmh? Schätzchen... Deshalb hast du noch nicht zurück gerufen. Kuck dir mal dein Auto an.. äh... noch nicht jetzt... erst wenn die drei da aufgehört haben zu rauchen.

Mann. Hatten die überhaupt eine Ahnung, was für eine Scheisse sie da gebaut hatten? Hatten die eigentlich nur die Russen im Allgemeinen treffen wollen oder wirklich Kameniev? Moah! Was für ein Riesenmist. Also wenn diese Reeben wirklich die Russen gekillt haben soll... Wer hat dann die anderen zwei aus dieser Bande getötet? Sie brauchte echt den Polizeibericht. Aber echt ey.. neee Die geht doch nicht zur Prinz, riskiert ihren Arsch und ihre Hinrichtung und erzählt der einen vom Pferd, oder? Das wäre doch nun echt extrem komisch.

Langsam beruhigte Sarah sich und der lautlose Lachflash flaute ab.

So, Sweets, kommt! Der Regen ist eklig und auch, wenn Chefchen da drinnen brüllt, ist es hier doch wenigstens trocken. Hopp Hopp! Arsch bewegen! Ich mag hier raus! Und vor allem nicht unbedingt direkt hier sein, wenn du den Zettel findest und endlich bei mir anrufst, Süßer. Ich versprech' dir, ich werde auch echt lieb zu dir sein. Hab echt keine Lust, dir deine Nacht noch böser zu machen, aber Süßer, ruf an... und sei dann bitte nicht so cholerisch! Ob ich dich fragen soll, ob du dich wieder beruhigt hast, wenn du mich anrufst?

Mann. Hallo ihr drei? Wir wäre es, wenn ihr euch ein wenig aus der Sichtweite von Hergül bewegt, weil er so brüllt und euch einfach aus der Tür weg bewegt? Ich bin klein und schmal und brauch nur ein wenig Platz zwischen euch... kommt schon... bitte... oder kommt rein...


Natürlich stellte Sarah sich so, dass sie die drei zwar sehen konnte und reagieren, sie aber nicht genau in deren Laufrichtung war, falls die Lieben wieder ein kamen.

Macht mal hinne... lalalalalalala

War Melody nervös? Nöööö gar nicht.... Wer kommt denn auf so was?!
 
Geschlagene drei Minuten vergingen bis sich das Trio wieder hineintraute.
Sorgsam schlossen sie dir Tür hinter sich und drehten den Schlüssel herum.

Der Hüne im Inneren hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und war in seine Heimatsprache zurückgefallen.
Hier gab es nichts mehr zu hören...
 
Ja....

Melody wartete, bis die drei sich auch von der Tür verpieselt hatten. Wieder versuchte sie einen günstigen Moment ab zu passen, um aus der Tür hinaus zu schlüpfen. Selbst, wenn sie seitlich durch ging, so einen gewissen Spalt brauchte sie doch. Natürlich vergaß sie auch nicht die aller erste Sicherung von wegen Rundgang der Leute draussen.

Sie machte, dass sie vom Acker kam.

Auf dem Weg zum Auto schrieb sie schon mal ne Sms an Moishe.

'Hab sie gefunden, aber so leicht kommen wir nicht an sie ran. Die werden gerade von ihren Leuten verhört und deren Story ist... toll! Brauch' noch ein wenig und weiss nicht, ob wir so an die ran kommen, das du mit mischen kannst.'

Im Auto sank sie erst mal tief in den Sitz und atmete durch.

Dann rief sie im Restaurant ihres Lieblingsitalieners an. Wenn Bruno da war, verlangte sie ihn, sonst war ihr auch jeder andere recht.

„Hi, hier ist Melody. Sag Hergül, er soll sich mal seinen weissen Mercedes 500 SL ansehen. Jetzt. Er hat so einen hübschen Parkplatz im Lagerhaus.“

Und schon legte sie wieder auf.

Tja.. warum ließ sie ihn das Blatt nicht entdecken, so bald er weg fahren wollte? Die Antwort auf die Frage war einfach. Dann waren die zwei auf den Stühlen vielleicht tot. Dabei konnten die doch noch so nützlich sein.

WER ZUR HÖLLE HAT DIR GESAGT, ICH HÄTTE VIEL GEDULD?

IST EIN LÜGNER!

RUF AN! MELODY

p.s. Fauch die Männer nicht an. Sie hatten keine Chance.

pps. Nette Schimpftriade hier.
 
"Das dauert ein paar Minuten, aber die Einladung nehme ich gern an. Wenn du mir versprichst, keinen Herzinfarkt zu bekommen." Bis hierin war der Tonfall nett und freundlich. Jetzt wurde er etwas kälter. "Ich möchte dich nicht vor deinen Leuten blamieren. Das Wörtchen 'bitte' bringt dich beim nächsten Mal nicht um."

Melody wartete nicht ab, ob der andere noch etwas sagen wollte, sondern legte auf. Kein Benehmen diese Banausen von heute.

Erm... Moment mal...

Scheiß Clan! Musste das so schnell abfärben?!

Bevor Melody sich wieder auf den Weg machte, zog sie sich erst mal im Auto um. Das war zwar etwas beengt, aber echt: Noch mal ohne schusshemmende Weste zu den Italienern? Nein danke! Kurz darauf war sie wieder in voller Montur wie schon zuvor bei den Tremeren inklusive ihrer etwas vollständigeren Bewaffnung. Die feuchten Klamotten hatte sie in einer Tüte verstaut. Das tat denen zwar nicht besonders gut, aber es musste ja auch nicht gleich jeder sehen können, was sie vorher an gehabt hatte. Der Lippenstift - natürlich exakt jener, den sie für den Daumenabdruck verwendet hatte, wurde auch noch rasch auf gefrischt. Gegen die feuchten Haare konnte sie auf die Schnelle nichts tun.

Dieses Mal fuhr sie mit ihrem Golf vor, direkt vor das Haupttor. Das war natürlich was ganz anderes als der schicke Wagen von Hergül, aber hey, warum sollte man sich irgend einen neuen Schlitten leisten, wen man sich was Passables von seinen Mitarbeitern zusammen basteln lassen konnte? Ihr Bike war ihr mehr Aufmerksamkeit wert. Freundlich lächelte sie die beiden Wachen durch das offene Fenster an.

"Er erwartet mich."

öh...

Hatte sie Hergül gerade gesagt, sie wolle ihn nicht vor seinen Leuten blamieren? Ieks. Hoffentlich nahm er ihr den kleinen Brief nicht übel.
 
Die Wachen nickten kaum merklich und mit versteinerten Gesichtern.
Beide traten an das schwere Rolltor heran und öffneten es gerade genug, dass Melody einfahren konnte. Allerdings nur wenige Meter. Kaum war sie im Inneren der Lagerhalle, stellte sich ein bulliger Mann vor ihren Wagen und deutete ihr stehen zu bleiben und auszusteigen. Seine Argumente unterstrich er durch einen Blick auf seine entsicherte Kalaschnikov.

Sollte Melody seinen Anweisungen folge leisten, würde er sie anschließend direkt zu Hergül führen.

Ein Schuss bellte durch die Nacht.
Aber nicht auf die Ventrue gerichtet, immerhin...
 
„HÖRT SOFORT AUF MIT DEM SCHEIß! BRINGT MIR WENIGSTENS NOCH DEN ZWEITEN!“, bellte Sarah dem Schuß entgegen. Sie war natürlich völlig brav dem Wachmann gefolgt und sogar mit einem leichten Lächeln ausgestiegen, was jetzt natürlich vollkommen verschwunden war. Sarah mochte klein und zierlich sein, aber Stimmvolumen hatte sie. Im Gegensatz zu Hergül musste sie dafür noch nicht einmal schreien. Sie wurde einfach nur laut.

„Mann! Ein wenig Intelligenz! Ein wenig nachdenken! Was glaubst du, warum ich angerufen habe, damit du den Zettel findest und nicht gewartet hab bis du selbst drüber stolperst? Oder willst du keine Antworten mehr haben, die über das hinaus gehen, was du bisher von ihnen gehört hast? Spät genug hast du dich ja dazu bequemt mich an zu rufen.“

Äh...

OK.

Was war jetzt aus dem Plan geworden, Hergül erst mal friedlich gegenüber zu treten? Einen auf liebes Mädchen zu machen? Hey... der Mann schaffte es irgend wie den richtigen Nerv zu treffen.

Hergül war wohl nicht der einzige, der angepisst war und trotz all der Waffen um sie herum, wurde er nun von einer durchaus alles andere als hässlichen Frau wütend angefunkelt.

Die Haare flufften nicht ganz so, wie sie sollten, aber hey.. Details. Wahrscheinlich gab es auch nicht viele, die es wagten Hergül in dieser Stimmung etwas anderes als Unterwürfigkeit und lieb sein entgegen zu bringen. Sarah bezwfeifelte stark, dass Marty sich jemals untwürfig gezeigt hatte.
 
Die Vermutung war richtig gewesen. Hergül hatte tatsächlich einen der beiden Zeugen erschossen. Dem anderen, völlig verängstigt und mit nachvollziehbar vollen Hosen, hielt er die Waffe an den Kopf. Als Melody ihn jedoch anschrie richtete er die Waffe gegen sie.

"Ziege mochte es gar nicht, wenn ich ihm in den Kopf schoss.", grinste der Mafiaboss. Seine Augen funkelten boshaft. Dieser Kerl war niemand, mit dem man Spielchen trieb oder dessen Geduld man übermäßig strapazierte. "Wie ist es mit dir? Und was mich daran viel mehr interessiert. Stehst du danach auch wieder auf als wäre nichts gewesen?"

Er bellte einige Befehle auf Italienisch.
Mehrere Wachleute richteten ihre Waffen auf den Kopf der Ventrue.

"Das Verhören von Verdächtigen ist keine Mathematik! Zwei Gefangene besitzen hundert Prozent Wissen. Aber das wollen sie nicht immer mit mir teilen. Erschieße ich einen der beiden, habe ich noch immer hundert Prozent Wissen, aber einen Gesprächspartner der wesentlich redefreudiger ist. Wenn ich jetzt noch einen drauf setze und dir in den Kopf schieße, habe ich einen Gefangenen der mir ungefragt seine komplette Lebensgeschichte erzählt..."

Er senkte die Waffe.
Mittlerweile zielten genug nervöse Finger in Sarahs Richtung.

"Komm also nicht hier herein gepoltert und erklär mir meine Arbeit. Sag mir lieber wie du es geschafft hast dich unbemerkt zu meinem Wagen zu schleichen. Ich habe eine Menge Wachen, die ich herausragend gut bezahle und die ihr Geld bisher wert waren..."
 
„Sie sind es immer noch. Ich bin nur besser.

Du willst echt dieses Tännzchen der Drohgebärden spielen? Hat Marty dir noch in der gleichen Nacht Antworten verschafft, nachdem du ihm in den Kopf geschossen hast?“

Das brachte den cholerischen Italiener hoffentlich ein wenig zum Nachdenken. DAS hatte Marty nämlich garantiert nicht getan, weil er erst mal regenerieren musste oder wie immer man das nennen wollte, was er da tat.

„Ich kann dir sagen, dass ich es hasse, wenn ich mir durch so genannte Freunde einen Fingernagel abbreche oder die Frisur versaue. Überleg dir, ob du beim nächsten Mal wieder einen freundlichen Liebesbrief findest oder was anderes, wenn du nur darauf stehst mich sauer zu machen.“

Melody kam ihm nicht zu nah, ihre Hände unterstrichen jedoch deutlich ihre Worte. Dann stellte sie sich wieder etwas lockerer hin, versöhnlicher. Angst schien Hergül bei der jungen impertinenten Frau nicht gesäht zu haben.

„Schalt mal einen Gang runter. Denk dran. Ich war hier drin. Ich hab' deine Stimmung mit bekommen. Ich habe deine Wachen gesehen und ihre Bewaffnung. Trotzdem bin ich hier drin und nicht, weil mich einer erwischt hätte, sondern weil ich es will. Brauchst du nach der Kneipe und dem Brief wirklich noch einen Tanz, bevor wir zum Wesentlichen kommen können? Wollen wir Zeit damit verschwenden, dass du einen deiner Jungs zum Spielen für mich herunter rufst, damit das alles hier kein ganz großes Fiasko für dich wird? Weil dich weder Kneipe noch Brief überzeugt haben, dass ich fähig bin? Wenigstens so fähig, um mir bisschen Vertrauen zu gewähren? Glaubst du Marty schickt nur seine kleine Pussy, die nichts kann und glaubst du, er schickt die Frau, die er liebt ohne Schutz?“

Melody sparte sich eine weitere Todesdrohung für Hergül. Wenn die Jungs hier zu schießen begannen, würde sie sich auf ihn stürzen. Ihr Blut kümmerte sich während ihrer hübschen Rede schon mal um ihr Fleisch. Leichen konnten recht zäh sein, wenn es um Kugeln ging, die ihren Weg suchten. Es brauchte nur den richtigen Ansporn.

„Du sagst, er hat hundert Prozent Wissen? Ich hab auch ein paar Prozente.“

Damit wendete sie sich dem Fahrer zu und schnappte sich den umgekippten Stuhl von dem Mann, der jetzt wohl tot war. Die Rückenlehne nutzte sie für für ihre Arme. Ihr Kinn legte sie auf die selbigen.

Die Männer, die hinter ihr standen, bekamen nun eine recht reizvolle Kehrseite zu sehen. Ihr Knackarsch in Leder kam deutlich zur Geltung.

„Wär' freundlich, wenn die Waffen nicht mehr direkt auf mich zielen. Steh ich nicht so drauf.

Und jetzt zu dir. Bist du der Fahrer oder der letzte der vier Schützen?“

Schon allein diese kleine Frage offenbarte jedem halbwegs intelligenten Menschen, dass Melody wohl ein wenig über die Schießerei wusste. Wie viel war zur Zeit ganz sicher noch unklar. Natürlich konnte Hergül ihr eine Kugel durch den Kopf schießen. Aber konnte er dann noch damit rechnen, an die Informationen unter diesem Schopf heran zu kommen? Welches Druckmittel hatte er schon, wenn jemand wie sie so absolut freiwillig in die Höhle des Löwen ging und na ja... nicht wirklich viel Angst aus strahlte, obwohl sie so zierlich war?

„Und was mir fast noch wichtiger ist: Du hast gesagt, da wäre eine Frau gewesen. Antworte bitte so, dass alle deine Antwort hören. War ich diese Frau oder war es jemand anderes?“

Hey – in diesem Geschäft und mit ihrem Ruf aus der Nacht im Restaurant war diese Frage nicht völlig unwesentlich. Immerhin schienen dem Mann von Melody zur Zeit keine Schläge zu frohen. Nur Fragen.
 
Die Waffen blieben wo sie waren.
Hergül konnte die Frau nicht einschätzen und hielt sich seine Optionen offen. Grundsätzlich wollte er Melody nicht erschießen, seine Angst vor Ziege war dafür viel zu tief in ihm und seinen Männern verwurzelt, aber ein kleiner Test ihrer Unsterblichkeit war auch nicht von der Hand zu weisen. Hergül wusste gern genau woran er war.

Für's Erste aber hatte Melody ihn beruhigen können.

"Wenn du ein paar Prozente Wissen hast, dann immer raus damit!"

Der Gefangene reagierte in keinster Weise auf Sarahs Anfragen. Der arme Kerl zitterte am ganzen Leib und würde überhaupt nichts machen, dass ihn noch tiefer in die Scheiße reiten konnte. Er wusste das Hergül der Boss war und daher der einzige war der hier Fragen stellte. Dazu brauchte es nicht einmal einen fragenden Blick. Alles was der Kerl auf dem Stuhl noch zustande brachte war ein demütiger Blick zu Boden und vollständige Unterwürfigkeit.

Der Mafiaboss blickte Sarah unverwandt an, auch er hatte keine Angst. Die Ventrue würde keine zwei Schritte schaffen ohne von zahllosen Kugeln durchsiebt zu werden. Selbst Ziege hatte so etwas nicht geschafft. (Auch wenn er einen Tag später mit extrem schlechter Laune wieder auf der Matte stand. Und wieder... und wieder... und wieder....)

"Ich weiß, dass du es nicht warst! Wäre dem nicht so, hätte ich dir selbst noch einmal in den Bauch geschossen und geprüft ob du so etwas wirklich unbekümmert wegsteckst. Aber du kannst beweisen, dass du auf unserer Seite stehst. Sag und was du weißt und ich vergleiche es mit dem was der Sack dort erzählt hat. Stimmen beide Aussagen halbwegs überein, senke ich die Waffen und du bist mir willkommen!"
 
Noch einmal langsam zum Mitschreiben für Idioten. Ich war hier. Ich habe mindestens teilweise zu gehört. Was glaubst du, warum verdammt ich hier bin?

Melody schrie nicht los. Sie sagte auch nicht die Worte, die ihr gerade durch den Kopf gingen. Statt dessen seufzte sie und drehte den Kopf zu Hergül.

"Noch mal. Ich bin frewillig hier. Ich wollte dir eigentlich nur den kleinen Brief da lassen, damit du so langsam mal daran denkst, wer deine Freunde sind. Und das mann Freunde nicht immer warten lassen sollte. Dabei hörte ich dich mit diesen zwei netten Herren reden, von denen jetzt einer bereits das zeitliche gesegnet hat. Du sagst, dass hier sei DEINE Stadt. Ich bin DIE Waffenhändlerin der Stadt und als solche rede ich nicht nur mit dir sondern auch mit anderen. Alles, was ich weiss, habe ich nur gehört. Wie war das noch, was einer der beiden Knilche hier sagte? Wir wollten nur wie befohlen ein bisschen rum ballern und Angst verbreiten aber dann war da plötzlich ... was war das... ich glaub er nannte denjenigen Tussi und dass derjenige die Russen ohne Waffen umgebracht hätte. Darauf folgte dann dein Ausbruch mit von wegen deine Stadt und ich entschied, das es.... entspannter sein könnte, wenn ich dafür sorge, dass du mich anrufst, statt mich hier direkt zu erkennen zu geben. Du hast natürlich auch ne Leiche gefordert. Ist ja schon mal schön, dass es wenigstens nicht ursprünglich meine ist, die du gern hier liegen haben willst.

Glaubst du, ich tanz hier aus Jux und Dollerei bei dir an, während du in DIESER Stimmung bist?

Was ich gehört habe, passt so gar nicht mit dem zusammen, was die Jungs hier erzählen. Ich interpretier das so - bisher - dass sie von dir nur den Auftrag hatten, mal ein wenig Terror zu verbreiten? Ist das so korrekt? Sie sollten niemand bestimmten erwischen und vor allem gar nicht unbedingt töten?

Ich müsste mich sehr wundern, wenn alle denen ich zugehört habe, gelogen haben. Vor allem, da du jetzt so eine kleine Idee davon hast, wie verdammt gut ich zu höre, wenn ich will. Da meine Freunde es wohl bisher für Zeitverschwendung hielten mit mir zu reden, habe ich meine Zeit anderweitig sinnvoll genutzt.

Weisst du überhaupt, wer in dem Lokal drin war?

Bitte. Gewähre mir ein wenig Zeit. Erlaube ihm mir auf meine Fragen zu antworten. Ich setze das Puzzel auch erst zusammen. Zeugen haben verflucht unterschiedliche Wahrnehmungen, wenn sie dabei waren, aber ein paar Dinge unterscheiden sich doch wahnsinnig von den anderen Versionen."
 
"Du bist hier, weil du etwas möchtest! Ich habe dich nicht hergebeten und meine Geschäfte laufen auch ohne dein Zutun sehr gut. Alle Absprachen die getroffen wurden habe ich mit Ziege verhandelt und so werde ich es weiter halten. Ich kenne dich Melody und weiß mehr über deine Leistungen im Bett als es dir angenehm sein dürfte. Deshalb lebst du noch und deshab reden wir. Ich muss sogar zugeben, dass du mich heute beeindruckt hast und du mir durchaus sympathisch bist. Trotzdem bist du nur die Nummer Zwei in deiner Gruppe. Ich aber stehe ganz oben an der Spitze und ich verhandele ausschließlich auf Augenhöhe. Solange Ziege mir also nicht pesönlich erzählt dass du seine Stelle annimmst, gibt es kein Geschäft. So läuft das bei uns, meine Schöne!"

Hergül schien vollkommen unbekümmert. Alles was er sagte entsprach mehr oder weniger der Wahrheit. Sogar seine Anspielung auf die sexuellen Aktivitäten, vielleicht diese sogar im besondern, denn Ziege prahlte gerne und oft.

"Einer meiner Männer sagte, dass du vollkommen unbekümmert einen Schuss in den Bauch überstanden hast, stimmt das? Kugelsichere Weste? Neues Material? Was ist dein Trick?"
 
Melody schloss kurz die Augen. Das Seufzen sparte sie sich dies mal. Trotzdem wirkte sie traurig, sogar ein wenig verletzlich. "Marty wirst du so schnell nicht wieder sehen. Selbst ich kann ihn ohne weiteres nicht erreichen. Seine Geschäfte haben ihn reichlich dringlich aus Finstertal fort geführt. Er hat mir die Schlüssel zu seinem Laden übergeben. Ich kann auf alles zurück greifen, was er hatte. Er weiss derzeit nicht, ob er noch mal wieder zurück kommt. Aber er baut drauf. 'Babe' hat er gesagt. 'Wenn du das Ding für mich schmeisst, dann bist du's wert nicht nur im Bett meine Partnerin zu sein.' Ein leichtes Lächeln zuckte über Melodys Lippen. "Learning by doing. Das mochte er schon immer. Er mag dich. Klar nennt er dich auch nen alten Wichser, der ihm ein paar Mal zu oft das Hirn weg geschossen hat. Und danach hat er mit dir den Boden gewischt und dich angegrinst. Wenigstens hat er damit vor mir geprahlt, wenn er gesoffen hat. Und von deiner - seine Worte - sau blöden Visage - als er dir nach dem ersten Mal hübsch eine gezimmert hat."

Melody stand auf und ging langsam zu Hergül hin. Wenn er wollte, konnte er sie jederzeit mit einer Geste aufhalten. Das würde schon reichen. Falls er sie ran ließ, würde sie so gerade eben ausserhalb seines Individualbereiches stehen bleiben. Natürlich redete sie weiter.

"Ich möchte was?

Ja, verdammt, da hast du recht. Ich leite die Waffengeschäfte in dieser Stadt und jedem verdammten Wichser, der das nicht kapieren will, dem werde ich das Wissen einbleuen. Auf die harte Tour, wenns sein muss. Aber Marty mag dich und ich breche nicht so leicht bestehende Verträge. Wenigstens nicht ohne Grund. Deshalb habe ich diesen ganzen Zirkus hier veranstaltet. Ich hab mir den Arsch abgefroren bei dem Mistwetter um an die Informationen zu kommen. Meine Hände sind so eiskalte Blöcke, dass ich sie glatt zum Foltern einsetzen könnte und das meine Zähne zu klappern anfangen macht mir mehr Sorgen als deine Wachen und ihre Waffen. Der Scheißdreck, von dem du da eben gesprochen hast, tut weh." Der nächste Satz wurde am Anfang von einem leichten Lachen und einem kurzen Kopfschütteln begleitet. "Das über Marty hast du nicht geglaubt, bevor du dich selbst überzeugt hast. Ich bin mitten vor deiner Nase in deinem Lagerhaus gewesen ohne dass du oder einer deiner Männer davon etwas mit geschnitten haben. Ich dachte, abgesehen davon, dass es dich ärgert, könntest du das beeindruckend finden.

Ich bin hier, weil Marty dich irgend wie mag. Ach scheisse, ich wiederhole mich. Also, versuch mich zu killen und scheiss auf die Hilfe und die Informationen, die ich dir anbiete oder hör' auf mit diesen verdammten Drohungen. Ich bin zu dir gekommen und nicht zu den Russen gegangen, obwohl die Verhandlungen dort für mich um einiges leichter wären. Gerade jetzt. Gerade mit dem, was ich kann, was ich weiss und was ich liefern könnte. Scheiss auf die Verträge, an die ich mich gebunden fühle, wenn dir das alles nichts wert ist und ich bin frei. Oder du lässt mich hier meine Arbeit machen. Dann erfährst du auch von den Sachen, die ich nicht in deinem Lagerhaus gehört habe.

Und wenn du dich traust, können wir uns meinet wegen auch noch mal unter vier Augen darüber unterhalten, wie viel ich einstecken kann oder auch nicht. Das ist die einzige Art, die ich nicht als Vertragsbruch werten werde."

Melody zog die Stirn kraus, hauchte in ihre hohlen Hände und steckte sie sich unter die Achseln. So viel zum Thema Coolness und darüber, wie sehr sie darauf baute, dass die sie weiter brachte.
 
Hergül überlegte einige Minuten.
Schweigend ging er einige Schritte umher, blieb neben der Leiche des Mannes stehen, den er erschossen hatte und blickte stumm auf ihn herab. Es lag kein Mitgefühl in seinen Augen, nur ein vages Interesse. Der überlebende Schläger, noch immer zitternd auf seinem Stuhl keuchte leise und kämpfte hörbar darum, nicht in Tränen auszubrechen. Plötzlich sah der Mafiaboss auf und wies seine Wachen an sich zurückzuziehen. Langsam und mit ernster Mine schritt er auf Melody zu.

"Ok, hör zu! Mit Ziege möchte ich es mir nicht verderben! Nicht einmal dann, wenn er in Timbuktu wohnt. Ich werde es also mit dir probieren. Aller alten Abmachungen behalten Gültigkeit. Meinerseits, als auch von deiner Position aus. Den Beweis, dass du ebenso hart bist wie dein Stecher kannst du mir fürs Erste schuldig bleiben. Ich habe bereits genug Kadaver hier herumliegen um die ich mich kümmern muss."

Hergül hob die Waffe und erschoss den zweiten Zeugen.
Eine brutale Geste, die nur darauf abzielte Melody die ein oder andere Sache klar zu machen. Sie spielte jetzt mit den großen Jungs und die scherzten nicht. Sie war nun die unangefochtene Nummer Eins im Waffengeschäft und hatte einen starken Verbündeten. Besser für sie das niemals zu vergessen. Ihr dies in aller Deutlichkeit klar zu machen, war im Moment tausend Mal mehr wert als jede Zeugenaussage. Abgesehen davon wusste Hergül bereits alles was er hatte wissen wollen.

"Lass mich dich schnell an deine Pflichten erinnern! Die verschiedenen Fraktionen liegen im Krieg. Ich habe ihn begonnen, dies aber nur weil die Russen vergessen haben auf welchen Platz sie gehören. Sie haben einige meiner Dealer von ihren Plätzen verdrängt und meine Nutten verdroschen. Es wird Zeit ihnen zu zeigen wer hier in der Stadt der Boss ist. Du wirst denen also keine Waffen mehr verkaufen. Nur noch an mich und Kleinkunden. Außerdem bist auch du im Krieg gegen die Vodkasäufer! Im Gegenzug wische ich jeden aus der Stadt, der dir möglicherweise Konkurrenz machen könnte. Auf der Straße werde ich die Info streuen, dass du Zieges offizielle Nachfolgerin bist und von mir persönlich gefürchtet wirst. Das ist mein Vorschlag, Kleines!"
 
In Melodys Augen glomm kein Mitleid auf, als Hergül den Mann erschoß. Sie zuckte dieses Mal auch nicht zurück oder so etwas ähnliches, wie sie es bei dem Schuß von Bodo getan hatte, der knapp vor ihrem Kopf eine Ladung Schrot so versenkte hatte, dass sie sich mit Gehirn von Hugo schmücken konnte.

Der Blick, den sie Hergül dafür zu warf, konnte man bestenfalls als leicht genervt bezeichnen.

„Ich habe es schon Bruno gesagt und ich sage es gern auch noch mal dir. Ich mag keine Ressourcenverschwendung.

Wenn es mich nicht geschockt hat, als ein Kopf wenige Zentimeter vor meinem durch eine Ladung Schrot zerplatzt ist wie eine Melone, welche Wirkung soll dann das da auf mich haben?“

Sah Mustafa Hergül eigentlich überhaupt türkischstämmig aus, so wie es die Gerüchte besagten? Nicht ohne Grund hatte sie bisher damit gezögert, ihn mit dem ihr bekannten Namen an zu sprechen, nachdem er so hübsch auf Italienisch schwadroniert hatte und ihm das wohl leichter gefallen war als deutsch. Warum sonst war er in die Sprache während der Verhörs gefallen?

„Obwohl ich jung bin, war ich schon kein Unschuldslamm mehr, als ich zu Marty kam. Da wo ich war, hatten die Menschen keinen Schiss davor, gleich umgebracht zu werden, sondern sie haben darum gebettelt endlich sterben zu dürfen. Wenn sie dazu noch in der Lage waren.“

Melody zuckte leicht mit der Schulter. So ein Blutfest war kein Spaß für zart besaitete Gemüter und genau genommen hatte sie sogar reichlich wenig Vergnügen daran gefunden. Wenn sie dort ihre Abscheu offen gezeigt hätte, wäre es ihrer Gesundheit sicher noch abträglicher gewesen als hier. Da er immerhon schon die Wachen weg geschickt hatte, redete Melody nicht laut. Oh natürlich flüsterte sie auch nicht, aber die Leute an den Tischen beim Packen mussten nicht unbedingt verstehen, was sie ihm sagte.

„Ich bin froh, dass du dir Zeit zum Nachdenken genommen hast. Du hast recht. Wenn ich dir die Wahrheit gesagt habe und ich mit Martys Zustimmung hier bin, ist es ein verflucht beschissener Fehler es sich mit ihm zu verderben. Vor allem, da er mir seine beiden Smith&Wesson übergeben hat, die er so sehr liebt. Die will er wieder haben. Wenn ich gelogen habe, bin ich diejenige, der er den Arsch aufreissen wollen wird, während du nur eine kleine Abreibung bekommst wie immer. Er wird’s dir nicht ernsthaft ankreiden, wenn du mir glaubst. Ist also wenig Risiko für dich 'es mit mir zu probieren'.

Das da.“ Melody deutete auf den jüngst verstorbenen „war nicht mehr als eine beschissene Prollgeste. Selbst wenn du für ihn keine andere Verwendung mehr hattest, hättest du ihn für einen Snuffilm benutzen können und damit mal Fravlov auf seinem Gebiet etwas weg knabbern können. Wenn er gesund war, hätten seine Organe noch was einbringen können. Oder du hättest mich bitten können, das zu erledigen.“ Melodys Mundwinkel zuckte leicht. "Dann hättest du zu sehen können, wie dieses süße, verfickte kleine Mädchen dem Mann mit bloßen Händen das Genick gebrochen hätte oder ihn mit einem Messer ausgeweidet. Ganz nach deiner Facon. Nur zu. Wenn es hier noch jemanden ausser deinen Wachen gibt, der dich gerade verärgert hat und wenn du's unbedingt sehen musst um dich zu überzeugen, dann gib ihn mir.

Was ich nicht tun werde, ist irgend einen Auftragsmord für dich zu erledigen bei der du die Demonstration nicht hautnah mit erlebst um mich dir noch mal zu beweisen. Ich hab' genug eigenen Kram, um den ich mich kümmern muss und dank dir wird es nicht weniger. Als aller erstes gehört dazu, dafür zu sorgen, dass dein süßer Arsch nicht ganz gewaltig von den Russen gefickt wird. In wie vielen Städten seid ihr noch an der Macht und nicht von ihnen überrannt? Mein Part wird sein, den Waffenhandel zu überwachen. Wenn sie von mir nichts bekommen, werden sie versuchen, etwas von ausserhalb zu erhalten. Das werde ich unterbinden.

Ich wünschte wirklich, du hättest dir die Zeit genommen mit mir zu sprechen, bevor du diese Aktion hier los gehauen hast. Ich war selbst auch ein paar Tage nicht in der Stadt. Ich hätte etwas Zeit brauchen können um meinen Standpunkt allen Fraktionen klar machen zu können. Und ich hätte dich gefragt, ob du den Kram wirklich verschärfen willst, während der verdammte Tunnel dicht ist. Kann ja sein, dass ich was übersehen habe oder du doch daran gedacht hast. Aber in Zeiten von Telefon und ähnlichem glaube ich, dass Escobar und Bruckhausen schon hübsch miteinander telefoniert haben. Wie heisst es immer so schön? Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.

Aber du hast sie ja sicher unter Kontrolle, nicht wahr?

So. Zurück zu deinen Jungs und der Schießerei. Sie sollten also ein wenig den Treff der Russen auf mischen. Da, wo sie ihre Freizeit verbringen.

Wusstest du, dass Kameniev heute Abend da sein würde? Sollten sie ihn umlegen? Klang vorhin nicht ganz so. Nur deshalb frage ich überhaupt. Deine Jungs haben mir den Eindruck vermittelt, dass sie glauben, Eigeninitiative sei etwas schönes, mit dem sie es weiter bringen können. Was anderes wollte Hugo ja auch nicht. Initiative zeigen.

So weit ich mir das Ganze zusammen reime, haben sie ausserhalb vom Lokal Wächter ab geknallt. Die stehen nicht immer dort, oder irre ich mich? Sie mussten also wissen, dass da drinnen ein wenig mehr war. Scheinbar haben sie nicht nach gefragt, ob sie trotzdem weiter machen sollen, sondern beschlossen, dass es ne gute Gelegenheit ist. Der erste deiner Leute ist durch Kameniev selbst gefallen. War wohl der einzige der Russen, der bewaffnet da drin war. Jemand, den sie als 'Aangel' oder so ähnlich bezeichnen hat sich die Waffe von dem geschnappt und ist damit raus um deinen Jungs ein zu heizen. Zwei hat der erwischt, bevor die hier abgehauen sind. Ob das 'ne Frau war oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Allerdings wär' sie dann dort wohl aufgefallen wie ein bunter Hund. Kein Wort davon, dass der unter den Russen gewütet hätte. Klang eher so, als würden sie dem verdanken, dass noch ein paar von ihnen am Leben sind. Wenn deine Jungs nur ein wenig Schrecken verbreiten wollten, haben sie wahrscheinlich hübsch eigenmächtig entschieden, mal ein wenig mehr draus zu machen. Jetzt werden wir wohl sehen müssen, dass wir an einen Bericht der Forensik ran kommen, wenn wir wissen wollen, welche Version stimmiger ist. Aus ihm kann ich es jetzt jedenfalls nicht mehr raus kitzeln. Würd' mich allerdings wundern, wenn die Russen nicht durch Kugeln gestorben sind, wenn ich ehrlich bin. Kameniev dürfte es überlebt haben und ist abgehauen, bevor die Polizei kam. “

Out of Character
Aangel mehr ausgesprochen wie das Wort Angel wie bei angeln, also fischen.. etwas längeres a, etwas härteres g


Melody war dezent gespannt, ob diese Informationen für Hergül jetzt eher neu oder weniger neu waren - und wie er darauf reagierte.
 
"Sag mal, laberst du immer soviel? Es geht dich einen Scheiß an was ich mit meinen Leuten mache. Wie kommst du darauf dass mich interessiert wie irgendeine Tussi, Ziege Nachfolgerin oder nicht, für ne Meinung dazu hat? Ich bin dein ewiges Geschnatter leid. Wir haben sowieso alles besprochen..."

Hergül war sichtlich genervt und schien nicht die geringste Lust zu haben sich weiter irgendwelchen Blödsinn über verschwendete Ressourcen oder Organhandel anzuhören. Es klang, als wäre er bei seiner Mutter zu besuch und die war fünfnundachtzig. Dann aber sagte Melody doch endlich mal was brauchbares endete dann aber wieder damit dass sie ihren Senf dazugeben musste.

"Ist doch scheißegal wie die gestorben sind! Wichtig ist, dass sie nicht durch Kugeln gestorben sind und das da draußen eine Schlampe rumrennt die ich mir näher ansehen werde. Mädchen, wir sind hier kein Buchhaltungsbetrieb..."

Sein Kopf nickte zur Tür.

"Wir sind fertig! Du weißt was zu tun ist und was ich von dir verlange. Mehr gibt`s zwischen uns nicht zu besprechen. Oh und wenn du Ziege triffst, richte ihm aus das ich mich an seiner Stelle auch verpisst hätte. Ist ja nicht auszuhalten..."
 
So viel zum Thema Männer und zu hören... hatte sie ihm nicht gerade gesagt, dass, wer auch immer das war sich eine der Waffen geschnappt hatte und damit auf seine Jungs los gegangen war und nicht auf die Russen? Oh verdammt, sie brauchte irgend wie den forensischen Bericht über die Todesursachen. Hoffentlich dealte Lena oder wer auch immer das so, dass auch beim letzten Italiener eine Schußverletzung als Todesursache drin stand.

Melody wollte schon brav zu Tür gehen als...

WAR DER KERL WAHNSINNIG?!

War ja toll, wenn er hier vor seinen Männern den großen Macker und Sprücheklopfer markierte. Aber auch sie hatte einen Ruf zu verlieren oder auch auf zu bauen. Zu Hergüls (und ihrem) Glück rastete Melody nicht vollkommen aus. Sie mit Marty auf zu ziehen und zu beleidigen war ein reichlich übler Fehler. Der Italiener konnte Wut in ihrem Gesicht aufblitzen sehen. Sie konnte sich noch so weit zurück halten, dass sie keine ihrer Waffen zog, weder Schußwaffe noch Messer. Noch nicht einmal mit der Faust griff sie an. Melody setzte zu einer vollkommen schlichten Ohrfeige an, die der Mann vor ihr vollkommen verdient hatte. Fast instinktiv pumpte dafür das Blut durch ihre Adern. Oh, sie wollte treffen. Mistkerl! Arschloch! Für eine Nacht hatte sie sich genug gefallen lassen.

Da sie sich immer noch zurück hielt und wenn auch feigend so doch nicht mit aller möglichen Brutalität angriff, war ihr Schlag... gut platziert. Die Frage war nur ob ausreichend gut. Anders als für einten Tritt oder einen Fausstschlag musste sie für die Ohrfeige dichter an ihn ran kommen. Das war nicht zwingend positiv. Seine Wachen würden das ganze sicher auch nicht so witzig finden, auch wenn sie erst mal heran kommen mussten.

Jedenfalls sah der Italiener plötzlich einer flachen Hand, die sich mit einigem Tempo seiner Wange näherte.

Hey.. sie hielt sich zurück! Ob der cholerische Italiener das genau so sehen würde? Innerlich wappnete sich Melody schon mal gegen mehr. Sie hatte verflucht noch mal keine Ahnung, wie das hier jetzt ausgehen würde. Verdammt noch mal, ihr lag das Schlucken von solchen Beleidigungen einfach nicht.
 
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