[18.05.2008] Von Bildern, Geistern und Steinen

Discordia

B! scheuert
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Manchmal hatte man Glück! Enios Norton Commando hatte sich heute nicht gegen ihn verschworen und war sofort angesprungen. Das war nicht sehr oft der Fall. Die alte Lady brauchte nunmal ihre Zeit um in Schwung zu kommen. Ein Umstand den man den Engländern ruhig zugestehen durfte. Die meisten Italiener mit diesem Baujahr fuhren schon lange nicht mehr auf den Straßen und waren schon längst zu Altmetall verarbeitet.

Enio kannte sich glücklicherweise mitlerweile recht gut in Finstertal aus und wußte ziemlich genau wo Kiera auf ihn warten wollte. Heute Nacht mußte das alles irgendwie schnell gehen. Der Brujah hatte keine Ahnung was in der Bibliothek alles auf sie zu kommen würde und wie lange sie brauchen würden um an das Bild zu kommen. Vielleicht ging es ja schnell... man durfte ja noch optimistisch bleiben und hoffen. Die letzte Abbiegung und Enio war in der Straße in der Kiera auf ihn warten wollte. Der Italiener verlangsamte ein bißchen und hielt Ausschau nach der Tremere.
 
Es war nicht schwer zu finden, Kiera saß schon auf der Treppe vom Haus in dem die beiden Schwestern wohnten, sie hatte feste Schuhe und robuste Klamotten an und die unvermeidliche Tasche mit ihrem ganzen Krimskrams, den sie so unter Umständen.
Wenn Enio anhielt würde sie sich zu ihm aufs Motorrad schwingen.
 
Enio hielt neben Kiera an un begrüßte sie mit einem knappen "Hey!". Der Brujah lies den Motor laufen und reichte der Hexe einen Halbschalenhelm. Er hatte offenbar soweit gedacht einen zweiten Helm mitzunehmen. Die Sicherheit war weniger Enios Sorgen aber er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn er für so einen kleinen Mist sich auch noch mit irgendeinem Bullen rumschlagen mußte, der nichts wichtigeres zu tun hatte als ihn wegen Fahren ohne Helm eine Anzeige zu verpassen und dabei ihn auch noch aufhalten würde. Der Zeitverlust wäre dabei sicherlich schlimmer als eine simple Geldstrafe.

Der Turiner trug ebenfalls einen Halbschalenhelm. Wenigstens konnte man sich so noch einigermaßen unterhalten während der Fahrt. "Spring rauf. Und dann erzähl mal nebenher was du auf dem Herzen hast." was genau er eigentlich vor hatte und wofür er genau Kieras Hilfe benötigte hatte er noch gar nicht erwähnt. Alles zu seiner Zeit!
 
Der Duke war durch die Nacht gerast. Fast hatte er gehofft er würde aufgehalten werden, leider hatte er nicht so viel Glück.

Er hatte Elly Beschied gegeben und auch Richi und Andrea und den anderen mal wieder was auf die Mailbox gequatscht. Man würde sich am Wochenende sehen und so.

Dann stand er also als erster am Treffpunkt. Also als erster sichtbar. Oh ja, er hatte den alten Nossi nicht vergessen.

Er saß auf seinem Moped und rauchte, was auch sonst …. Und er freute sich auf brujahmäßige Aktion mit Enio zusammen. Der gute Duke hatte ja keine Ahnung was ihn erwartete, also ´träumte´ er.
 
"Danke", antwortete Kiera. So schwer war das dann mit dem Unterhalten nicht, immerhin konnte sie dicht an Enios Ohr reden und sie selbst hatte gute Ohren.
"Was willst du bei der Bib? Ich war da gestern noch mit einem neuen Mondkind dort, allerdings war es recht spät, so dass wir nicht mehr wirklich was getan haben", sagte sie. "Davor haben wir die Burg etwas untersucht, ich denke nicht, dass Johardo sich an das Verbot hält, er hat dort alles vorbereitet, um weiter an dem Bild zu forschen, allerdings so, dass es nur für ihn zugänglich ist - noch zumindest."
 
Enio drehte sich so gut es ging um aber behielt weiterhin die Straße im Auge. Er fuhr nicht schnell und die Verkehrssituation war um diese Zeit mehr als übersichtlich.
"Laut Magdalena Cruiz ist das verdammte Bild in der Bibliothek. Es wird vermutlich von den geisterhaften Überresten von Chezmois und einem Gargyle bewacht. Mit dem Steinkopf hat es Meyye schon mal zu tun gehabt und hat kläglich versagt. Und die hält sicher einiges aus. Chezmois war früher einmal der Primogen der Malkavianer in Finstertal."
Das waren die News in Kürze. Kurz und prägnant.
Ein Kommenta fehlte vielleicht noch: "Johardo kümmert sich einen Scheiß um irgendwleche Verbote... genau wie es Buchet auch tun wird. Die haben nur noch das Bild im Kopf und werden versuchen so weiterzumachen wie bisher auch."
 
"Ah, okay, gestern Abend war der Kerl noch in Johardos geheimem Labor", erwiderte Kiera. "Wir müssen alle aufpassen, das Bild nicht mit blossen Fingern anzufassen, das könnte sein, dass es wie eine Sucht ist und danach haben wir noch mehr, die dem Ding verfallen sind.
Geister sollten jetzt nicht so ganz das Problem sein, da drinnen sind jede Menge davon, das meiste so wie ich es gesehen habe, Plagen und ähnlicher Kram und ein Voodoo-Dämon, den aus Versehen der frühere Bewohner beschworen hat."
Dann würde sie auch kurz und prägnant sein.
 
Aha! Kiera war gestern in Johardos geheimen Labor? Irgendwie schien hier doch jeder sein eigenes Süppchen zu kochen. Aber offenbar hatten sie trotz allem noch das gleiche Ziel. Es wurd Zeit, daß hier ma lwieder eine vernünftige Zusammenarbeit in die Wege geleitet wurede und auch funktionierte.
"Wer? Der Geist oder der Gargyle?" Enio war sich nicht sicher ob er sie richtig verstanden hatte.

"Bringt es denn etwas wenn man Handschuhe anzieht oder funktioniert das auf einer anderen Ebene." Ein Bild das süchtig machte nachdem man es berührt hatte? Was gab es denn noch alles für Dreck auf dieser verkommenen Welt? Aber es nahm ja auch kein Ende und so wie Kiera weiter sprach wurde der Brujah mit jeder Sekunde zufriedener mit sich und der Idee Kiera angerufne zu haben und sie hierher mitzunhemen. "Verdammt! Ein Voodoo-Dämon? Ich meine... was für ein Arschloch beschwört denn sowas aus VERSEHEN!!?!! Das war doch eine durchaus berechtigte Frage.
 
"Der Gargyl war dort und hat den Zugang bewacht, ich war nur als Geist dort und von daher konnte er mich nicht bemerken", erklärte Enio. "Ich hoffe mal, dass Handschuhe und ein grosser Wille reichen, zu etwas anderem ist wohl keiner von uns fähig. Und Noir hat dir erklärt, wie das mit dem Zerstören geht? Helena und Caitlin hat sie wohl was von einem Knochen erzählt, aber wie Helena sagte, nicht wie es geht."
Er konnte nicht sehen, dass sie mit den Schultern zuckte.
"War wohl der Versuch von ganz grosser Voodoomagie und sich nicht mit den Geistern zufrieden geben zu wollen, die da sind, sondern einen eigenen erschaffen zu wollen, das kann schon mal schief gehen ..." Das er da wohl den Baron oder jemand anderen extrem verärgert haben mußte, setzte sie nicht dazu, sie kannte einige, die es mit Leichtigkeit schaffen würden, die Loa zu verärgern.
 
"Aha!" War die erste und wenig aussagekräftige Reaktion des Brujah bevor er sich kurzzeitig wieder auf den Verkehr konzentrieren mußte, da sie gerade die Straßenbahnschienen kreuzten.
Danach drehte er seinen Kopf wieder ein wenig nach hinten und schielte weiter mit den Augen nach vorne. "Das mit dem Knochen ist eine begründetet Vermutung aber letztendlich nur ne Vermutung. Wenn das nicht klappt werden wir uns wohl für heute nur damit begnügen müssen das Bild zu haben. Aber es nur zu haben ist gefährlich. Wir müssen es so schnell wie möglich vernichten. Koste es was es wolle!"
Diese Formulierung koste es was es wolle war immer schlecht. Kainskinder waren nur selten bereit jeden Preis zu bezahlen den jemand oder etwas forderte. Manchmal gewann nunmal doch das Tier die Überhand. Dann handelte man immer auf eigene Rechnung und das Zahlungsmittel war immer die eigene Sicherheit. Aber manchmal gewann auch das Tier, das schon in einem war bevor man gewandelt wurde. das Tier das in jedem Menschen inne wohnt und das wir Ego nennen. Auch das war nicht immer bereit jeden Preis zu bezahlen.

"Was meinst du... wird das dann mit dem Voodoo-Dämon ein größeres Problem oder bekommen wir das hin." Der Brujah-Ahn war in dieser Hinsicht voll und ganz auf Kiera angewiesen. Er selbst würde in dieser Sache nichts unternehmen können.
 
"Dann müssen wir eben sehen, was sich ergibt", erwiderter Kiera. Es wäre ja toll gewesen, wenn mal irgend eine sinnvolle Information gekommen wäre.
"Wenn wir Glück haben, läßt sich der Dämon bestechen, ich weiss nicht genau, was schiefgelaufen ist, aber ich werde es mit Sicherheit feststellen, allerdings scheint er im Moment unser kleinstes Problem zu sein."

Es war nicht das an Dämon, was Zach angeschleppt hatte, aber wie sollte sie das erklären. Der christiliche Glaube hatte aus Dämonen allgemein etwas negatives gemacht, aber streng genommen, konnte alles übernatürliche negativ werden.
 
"Ja... müssen wir wohl." Es lief leider immer oft genug auf Halbwissen, Vermutungen und genügend Imrovisationstalen hinaus um gewisse Dinge zu erledigen. Wenn Enio sich nur sorstellte was bei deisem Ritual mit Noir alles schief gehen hätte können und wie wenig sie gewußt hatten als sie sich Zacharii beziehungsweise die Portugisische Witwe entgegengestellt hatten, dann sträuten sich seine sämtlichen Haare. Dagegen war der Ansatz mit dem Bild und den Knochen fast schon bodenständig und fundiert. Ach ja... der Knochen.
"Den Knochen habe ich auf jeden Fall bei mir. Brauchen wir nur noch das Bild, dann werden wir wissen was dran ist."

Geringstes Problem? Interessant. Wenn die Einschätzungen der anderen richtig waren, dann waren laut Cruiz der Geist kein großes Hindernis und laut Kiera der Voodoo-Dämon das kleinste Problem. Eine sehr optimistische Einschätzung. Enio rechnete aus irgendeinem Grund mit dem genauen Gegenteil.

Nur noch zwei bis drei Mal Abbiegen und sie waren in der Straße an der sich die Bibliothek befand. "Sonst noch was?" Der Brujah erinnerte sich daran, daß Kiera ihm etwas erzählen wollte. War sie schon fertig oder wollte sie noch etwas loswerden? Viel Zeit blieb nicht mehr und sie würden auf die anderen treffen.
 
"Nein, das hat sich jetzt durch dieses Gespräch erledigt", meinte Kiera. "Es könnte allerdings sein, daß sich dort ein Malkavianer an der Burg einfindet, mit dem ich da eigentlich heute rein wollte.
Ich meine, schau ihn dir an und entscheide dann, ob du ihn mitnehmen willst."
 
Enio mußte dafür nicht lange überlegen. Unabhängig wer der Malkavianer war und welche Ambitionen er hatte sich ihnen anschließen zu wollen, Enio würde sicher keinen ihm völlig Unbekannten mitnehmen. "Da muß ich mir nicht viel anschauen Kiera. Für das was wir heute vor haben kann ich unmöglich jemand mitnehmen, den ich überhaupt nicht kenne. Du kannst dir vielleicht vorstellen was passiert wenn Leute wie Guil herausbekommen, daß wir das echte Bild zerstört haben. Das Risiko ist einfach zu groß."

Enio bog in die Straße ein wo sie sich treffen wollten. Die Bushaltestelle war nur noch 300 Meter entfernt. Vielleicht war ja schon jemand da.
 
Kiera nickte, was Enio natürlich nicht sehen konnte.
"Ist auch gut, immerhin ist es deine Entscheidung und wir werden es schon schaffen, auch ohne seine Hilfe", sagte sie dann. "Dann lass uns das Thema endlich erledigen, damit wir uns den nächsten Katastrophen stellen können."

Sie hatte ihre Geister nicht dabei, wenn sie sie brauchten würde sie sie rufen müssen, aber es gab noch andere Aufgaben in der Stadt und das waren eher deren Metier
 
Leider war die Formulierung von Kiera einfach zutreffend. Man stolperte hier tatsächlich von einer Katasrophe in die nächste. Wobei sich im Prinzip die heutige Aufgabe gar nicht so sensationell anhörte und man meinen könnte, daß die Nacht nicht in einem Blutbad oder persönlichem „little Gehenna“ enden könnte. Dennoch blieb man immer leicht paranoid und rechnete mit dem Schlimmsten. Vielleicht war das ja auch ein Grund warum Enio sicher nicht einen Unbekannten auf diese Mission mitnehmen würde. Die Warscheinlichkeit das der Malkavianer ein Sabbatspion oder Handlanger der Justikare war, war zwar normalerweise äußerst gering aber mit dem Finstertalfaktor stieg das ganze auf das Niveau „absolut naheliegend“.

Kiera und Enio fuhren an die Bushaltestelle. Der Brujah parkte sein Gefährt etwas dahinter an den Straßenrand und machte den Motor aus. Sie waren gut in der Zeit… wenn man das in dieser Stadt überhaupt sein konnte. Trotzdem war es gut mögich, daß einer der anderen schon anwesend war. Da sie sich hier nicht zum Verstecken spielen getroffen hatten, würde es sicherlich nicht lange dauern bis die bereits Anwesenden sich zu erkennen geben würden.
 
Halbe Stunde, am Arsch! Die vertrödeln noch die ganze Nacht und Steinhausen kommt wieder davon! Mal ehrlich, dass Meyye warten soll ist ja auch zuviel verlangt. Kein Gericht dieser Welt kann sie dafür verurteilen, Steini bald und endgültig wieder gegenüberstehen zu wollen, und ihm diesmal die Kiesel aus dem Kalkstein zu hauen. Oder so. Auch wenn sie die Bibliothek in schlechter Erinnerung hat mit ihrem Geisterreigen, diesmal lässt sie sich davon nicht aufhalten. Wenn die anderen nicht rechtzeitig (nach Meyye-Zeitrechnung) kommen können, selbst schuld.

Sie ist nicht zu sehen, für die meisten Wesenheiten jedenfalls, auf ihrem Weg. Sie fliegt ausnahmsweise mal nicht, und das Rad ist in der Reparatur... das macht sie selbst, in einer freien Minute, aber die hat sie gerade nicht. Hat ihren Fahrstil nicht ganz vertragen, vielleicht waren es auch die Glasscherben auf dem Bürgersteig... egal. Sie geht also schnurstracks auf die Bibliothek zu... und ungefähr eine Nebenstrasse weiter und irgendwo hinter sich hört sie dann doch etwas, das ihr bekannt vorkommt. Sie ist zwar keine Bikerin (jedenfalls nicht motorisiert), aber das Geräusch von Enios Maschine ist ihr irgendwie im Gedächtnis geblieben. Zufall? Sie glaubt nicht daran. Und als sie mal über die Strasse geht und um die Ecke späht, sieht sie in der Ferne auch diese Gestalten, die ihr ebenfalls bekannt vorkommen.

Ein wenig unschlüssig bleibt sie stehen. Naja... da sind immer noch furchtbar fiese Geister... und sie sind schonmal da. Also geht sie um die Ecke herum und lässt zu, dass die Welt sie wieder sieht... ungefähr 50 Meter näher an der Bibliothek als die anderen steht sie da unter einer Strassenlaterne und wartet offenbar. Sollen die doch zu ihr kommen, es ist ja die Richtung.
 
Und ob da jemand war. Nicht zu übersehen.

DER DUKE!

Er drehte den beiden den Rücken zu und schien auf etwas zu warten. Dabei paffte er eine Zigarre und grinste breit über irgendwas, was nur er sehen konnte.
 
Eigentlich hatte Jenny auf direktem Weg nach Brugh fahren wollen. Dann aber fiel ihr ein, dass sie ihre stillen Briefkästen noch nicht durchgesehen hatte. Etwas, dass sie zu wichtig nahm um es zu ignorieren. Oft waren diese Punkte die einzige Möglichkeit mit Lurker zu kommunizieren und das war ihr wichtiger als alles andere. Also hielt sie nahe des Friedhofes und sah nach.

Entgegen ihrer Erwartung hatte sich Lurker auch tatsächlich gemeldet. Eben erst, wie es aussah, denn er bat darum dass sie ihn mit nach Burgh nahm. Hatte der Pilger ihn also auch eingeladen.

Hättest auch selbst drauf kommen können, Darling! Enio macht keinen Schritt ohne Lurker... Hat er nie, wird er nie!

Den Nosferatu aus seinem Versteck zu holen brauchte weitere Zeit. Nun hieß es Gas geben. Jenny schoß die Autobahnen entlang und kitzelte dabei jedes noch so kleine Fitzelchen Geschwindigkeit aus der Yamaha. Die Anarche war eine sehr gute Fahrerin, außerdem hatte sie nach wie vor einen leichten Hang zum Suizid. Er mochte versteckt liegen, verhinderte aber das Gefühle wie Furcht oder Vorsicht sich in ihr breit machen konnten.

In neuer Rekordzeit (für den Weg nach Burgh ohne das Tunnelsystem) erreichten sie Burgh.
Wie stets parkte Jenny ihre Maschine etwas abseits um mögliche Verfolger abzuschütteln und ungewollte Begegnungen zu vermeiden. Außerdem half es bei einer plötzlichen Flucht, wenn Verfolger nicht wussten wohin gerannt wurde.

"SCHEIßE! War das geil!", jauchzte die Caitiff, als sie den Helm vom Kopf nahm und an das Motorrad schloß. "Du bist ein tierisch guter Mitfahrer! Und glaub mir, dass sag ich nicht einfach so. Viele zappeln hinten wie Mehlsäcke, aber du? Steif und aufrecht wie ne Statue hinter mir. Großartig!"

Sie lachte fröhlich.

"Wollen wir?"

Jenny ging zur Bushaltestelle.
Hoffentlich war es die richtige?
 
Ithamar hatte gut geruht. Wie in Gottes Schoß, was man fast wörtlich nehmen konnte.

Gestern war eine interessante Nacht zu Ende gegangen und die verborgenen Pfade und Wege hatten ihn wohl geleitet. Man musst sich nur auf sie einlassen und den Stimmen und Zeichen folgen. Es so einfach. Aber ab und zu wurde man eben abgelenkt oder war unkonzentriert.

Also hatte er sich erhoben und war in den seinem Gastgeber gehörenden Andachtsraum gegangen und hatte meditiert.

Der Raum war gelinde ausgedrückt, protzig. Ithamar war hier in einem Zentrum eines mehr als dekadenten Zikels der ach so frohem katholischen Kirche. Hier konnte ein Teba von Elst noch viel lernen, vor allem sich nicht erwischen zu lassen.

Dem Mondkind war es egal. Er hatte vor langer Zeit die Wahrheit hinter der Wahrheit der Kirche gesehen und zu nutzen gelernt.

Nach seiner inneren Einkehr hatte er gepackt und sich auf das Treffen mit seinen Ahnen und Kiera vorbereitet und hatte sich zum vereinbarten Treffen aufgemacht. Dort hatte er gewartet. Die Präsenz der anderen war schon in einigem Abstand zu spüren. Hier würde ein weiteres Mosaik zu finden sein, das ihn seiner Geliebten näher brachte. Aber es gab auch gewaltige Missströmungen und negative Töne. Diese zu umschiffen galt es. Falls es nicht gelingen solle, musste man Gewalt anwenden.

Er verabscheute solches brachiales Vorgehen. Meist konnte man sich anderweitig einigen. Aber eben nicht immer. Auch dafür hatte er von den seinen genügend Werkzeuge mitbekommen um auch hier nicht zu scheitern.

Das Nahen von Kiera wurde ihm angekündigt. Ihre Aura war einzigartig. In ihr schwang heute aber auch ein wenig Melancholie mit. Ihr Begleiter, so wurde berichtet, war ein willensstarkes Individuum, welches aber in seinem Wesen nicht ganz klar zu fassen war. Es schien aber grob und wenig feinfühlig zu sein. Und aggressiv. Man sagte das es alles neue unabdingbar nicht akzeptierte und gewalttätig gegenwirken könnte und das auch tat.

Ithamar konnte die Abneigung oder Ablehnung fast körperlich spüren.

Er beschloss sich nicht zu zeigen und die Gruppe um Kiera alleine zu lassen. Sie konnte sich gerne melden oder ihre Wege würde sich so oder so kreuzen, davon war er überzeugt. Und auch hier, an diesem Ort war er nicht das letzte Mal, aber heute Nacht hatte er hier nichts verloren. Heute waren andere hier.

Er schickte ein „Viel Erfolg!“ durch die Nacht und war sich sicher dass Kieras Geist dies aufnehmen würde und sie ihn verstehen würde. Sie und ihre Schatten zeigten viel Potential und Kraft.

Dann schlenderte er die Straße entlang und verließ das Treffen bevor es richtig begonnen hatte.
 
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