[18.05.2008] Spurlos

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Vicente war gegen Ende der Nacht in der Hotelzimmer zurück gekehrt. Die Ausgeh-Kleidung war bereits abgelegt, der Laptop war hochgefahren. Der Tag würde wohl nicht mehr allzulange brauchen bis er anbrach, ihn in den Schlaf zwang.

Ob es wert ist länger aufzubleiben? Der Italiener starrte stumpf den Bildschirm an auf dem der Cursor im Eingabefeld von Google blinkte.

Selbstverständlich war es ein Problem das man ihn photographiert hatte. Unabhängig davon ob es ein Maskeradebruch war oder vermochte zu einem Mordvorwurf zu führen. Es galt den Täter zu finden, Schadensbegrenzung zu betreiben.

Vicente versuchte sich an Details des Schatten zu erinnern. Zu diffus war es um es ausmachen zu können.

Er rollte mit dem Stuhl leicht zur Seite, fertigte eine Skizze der Szene an. Die Position des Körpers bevor er sich hinunter beugte.
Ein weiteres Bild. Seine eigene Gestalt, näher, die Hand an der Kehle. Mit analytischen Blick versuchte Vicente die Bewegung nachzuvollziehen. Erinnerte sich an Details der Wand, des Körpers, setzte in die ersten beiden Zeichnungen Wiedererkennungs Punkte.
Ein drittes Bild folgte, erzwungener maßen abstrahiert.
Sein Körper nun gänzlich gen Boden geneigt. die Hand würgend, haltend am Hals des Opfers. den Mund den Hals an der Stelle umschliessend die er sich zum trinken aussah. Augen geschlossen.
Ein letztes Bild folgte, selbe Szene, andere Perspektive, sah man zuvor noch den Rücken waren nun das Gesicht eher zu erkennen.
Wieder wurden beide Bilder um Markierungspunkte ergänzt.

Vicente nahm etwas abstand. Er hatte den Blitz registriert, eindeutig war der Schatten wohl dafür verantwortlich. Vermutlich zwischen 1,50m bis 2,10m hoch, menschlich eben.
Er hatte ihm im Blickwinkel bemerkt. Welche Richtung, rechts oder links? Die Richtung wurde mit einem entsprechenden Pfeil eingetragen, das passendere der letzten beiden Bilder über die allgemeinere Ansicht gelegt.

Der Kainit versuchte die Distanz zu schätzen. Sein Papparazzi hatte lediglich die Zeit zwischen aufstehen und entfernen um das Equipment zu verstauen und zu flüchten. Er ging von dem schlimmsten Fall aus, das er nah rangekommen war, und zeichnete sie als geisterhafte Scheme auf den Plan ein.

Je nach höhe würde der Winkel um mehre Grad varieren, 20, 50? Die Möglichkeit zur Abweichung war beachtlich.
Erneut wählte er den für ihn schlechsten Winkel. Versuchte eine halbwegs fundierte These aufzustellen was auf dem Bild zu sehen war.

Sein Blick ruhte auf dem Selbstporträt mit Leiche.
Seiner Erfahrung nach brauchten Blitze eine Stunde zur Beleuchtung, die neueren eine halbe. Heutzutage vielleicht 2 Minuten.
...
Es ist wahnsinn das er so nah herangekommen ist. Wieviel Schläge waren es im abtausch? Drei?

Er verhaarte bei dem persönlichen Alptraum. Wer zur Hölle begibt sich während einer Schießerei mit einer Kamera derart nahe an eine Auseinandersetzung auf Leben und Tod?

Seine erste These war das es ein Russe war. Ein dreckiger Dieb der versuchte kompromittierende Bilder anzufertigen. Vielleicht einer der seinen der nur Bericht erstattete.
Er betrachtete das Handy. Kein Anruf von Di Fonti. Der Bastard der sich feige verkrochen hatte nachdem der Idiot von Hergül einen Erstschlag befahl.
Einen der verdammt nochmal schief gegangen war.
Die Fänge schnappten raus, Wut schlug hoch.
Gottverdammte Stümper. Er hatte von seiner Hilfe berichtet, von dem Geschehen, darum gebettelt. Es war scheiß egal, er wurde ausgeschlossen und die Bitte ignoriert. Er packte die unnützen Zeichnungen, zerknüllte sie. Vielleicht gab es eine rationale Erklärung. Vielleicht nicht.

Langsam fokussierte er die Gedanken wieder, zwang das Tier nieder.
Ein Kainit? Wäre der Photograph dies wäre er Tod.
Ein Reporter? Leichte Übelkeit stieg auf. Es wäre ein lebensmüder Idiot. Wie lebensmüde würde sich noch erweisen wenn er, Vicente ihn finden würde. Mit der verdammten Familie würde er anfangen.

Konzentrier dich verdammt! zunächst würde er bei den Suchmachinen Diensten, erst Google, dann Newsfeeds nach Informationen zu der Cafe Schießerei suchen. Danach ob jemand eine Veröffentlichung ankündigte. Irgendetwas das ihn weiter brachte.
Erst gegen Ende würde er sich dem Okkulten Untergrund, oder wie der Nekromant es eher sah, den stümperhaften Esospinnern zu wenden. Versuchen herauszufinden ob dort etwas zu Tage zu bringen war.

Selbst wenn die Suche nichts erbringen würde, war es sicherlich interessant wie der Vorfall in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Was sich so an Szene darbot.
 
Als Vincente über die ersten Schnappschüsse im Netz von dem Schlachtfeld klickte die das Russische Restaurant nun war klickte wurde sein Blick vom Schild von einer Art Laden angezogen der quer gegenüber des Tatorts an der anderen Straßenseite lag. Die Fotofüchse nannte sich der Ort, der einem kleinen Club von Photoliebhabern gehörte...und laut dessen Webseite in der vergangenen Nacht eine Mitgliedersitzung stattgefunden hatte...da waren bestimmt Mitglieder gewesen die die Chance auf Schnappschüsse genutzt hatten...wahrscheinlich war eines der Mitglieder der ungewünschte Zeuge mit Kamera gewesen...
 
Der Gesichtsausdruck des Italieners gefror. Ein Verein von Photoliebhaber. Eigentlich sollte er dankbar sein, dennoch drückte das Tier an seine Schläfe, zerrte über die Stränge der Angst an seinen Nerven. Fuchsjagd!
Er erhob sich, spürte denn nahenden Morgen. Verdammt! Er würde es nicht mehr raus schaffen, nicht bis zum Rotlichtviertel, zum Club und wieder zurück. Überhaupt, sein Schütze würde ihn wohl eher wieder erkennen als umgekehrt.

Er setzte sich wieder hin, studierte die Webseite weiter. Sah sich nach einer Maillingliste um, einem Forum oder einer weiteren Diskussionsplattform. Letztlich würde er zum Handy greifen, die Nummer seiner Frau wählen. Der Auftrag war klar, eine mittelmäßige Kamera kaufen, dort vorstellig werden um unter der Lüge eine Foto begeisterte Anfängerin zu sein sich umzuhören. Weiteres würde er selbstverständlich selbst regeln.
 
Es waren vor allem Termine und Treffen an einer virtuellen Pinnwand. Wenn man nach den regelmäßigen Beiträgen ging konnte man auf einen harten Kern von etwa 10 Mitgliedern schliessen. Allerdings gab es eine FAQ-Seite samt Forum auf der wesentlich mehr Personen Fragen stellten. Das nächste Treffen fand schon am 20.5. statt.
 
Vicente studierte die Termine, das nächste Treffen. Es wäre sicherlich sinnvoll dort einen Fuß in die Tür zu bekommen, Zugang. Dennoch stellten sich einige Herausforderungen.
Einerseits war dort der Aspekt das wenn er sich allzu offen dort zeigte, nun es würde wohl zu einer Eskalation führen. Zwar hatte er den Blitz über die Leiche gebeugt gemerkt, dennoch war der Schatten entschwunden als er davor stand. Er war sich bereits ohne dies seiner Aura bewusst. Natürlich konnte er allein seine Frau vorschicken, dennoch so vollkommen behagte ihm der Gedanke nicht. Hinsichtlich der Kainiten die er hier kennengelernt hatte; nun da war zunächst Michael, ein Risiko hinsichtlich der Verstrickung, daneben Martha wo wohl ein Handel ausgemacht werden müsste,... Jenny. Sein Blick viel auf die Webpräsenz. Vermutlich lagen die Jungs und Mädels der Fotofüchse bereits über ihrer "Spiessergrenze", Nerds quasi.

Andererseits,... er lehnte sich zurück. Der zwanzigste war erfreulich nah, dennoch galt es zu verhindern das es vorher im größeren Stil herauskam. Er suchte die letzten Forenmeldungen nach Neuigkeiten zu der Schießerei ab, kurz zog er die Stirn kraus. Die haben vielleicht auch die verfluchte Hexe erwischt! Zwar hegte er keine Sympathie für die Unbekannte, dennoch galt es die Maskerade zu schützen, vielleicht ließe sich mit einer Aufnahme auch weiteres anfangen. Kurz verhaarte er, wenn er Informationen haben mochte die über den Selbstschutz hinaus gingen würde er weiteren Zugang benötigen.
Das letzte mal als ich etwas photographierte,.. er wühlte in seinen Erinnerungen, grübelte. Schließlich hellte sich die Mine des Bestatter auf. Natürlich konnte er kaum mit Porträts verstorbener aufwarten, jedoch erinnerte er sich an Experimente hinsichtlich der Kirlianfotografie, Aurabildern sowie selbstverständlich der Versuch Geister, Todesalben auf Zelluloid zu packen. Etwas das aus Sicht des Nekromantens zielführender war Landschaftsaufnahmen oder Stillleben ohne Leichen.

Kurz nahm er das Handy auf, überlegte Sofie direkt anzurufen in Anbetracht der Müdigkeit die ihn selbst befiel schloss er jedoch das seine Frau wohl schon schlafen würde.
Anstelle dessen entschied er sich für eine Mail. Die Anweisung waren recht einfach. Es galt sich eine Kamera zu beschaffen die annähernd passabel war, einige Aufnahmen in den Gebiet der Laien Auren/Geisterphotographie zu unternehmen, wenn dies nichts brachte so dann doch zumindest 'abstrakte Kunst' und sich langsam an die Füchse heranzufühlen. Vorstellig zu werden und Interesse an der Verbesserung der eigenen Technik zu zeigen.

Der Tagschlaf der ihn bald einholen würde, würde wohl kein besonders ruhiger werden.
 
Es gab keine aktuellen Neuigkeiten über ungewöhnliche Ereignisse auf der Website. Signora Rosselini besorgte sich auf Anweisung eine Kamera würde aber weder am 18. noch dem 19.5. jemanden im Clubheim antreffen.
 
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