Gildenhaus [18.05.2008] Der Prozeß

Grímm hatte genug von Alexanders Geschwätz, ob er nun größenwahnsinnig war, depressiv oder von verschiedenen Persönlichkeiten geplagt wurde...er war so nicht tragbar für Haus und Clan Tremere. Grimm blickte den Mann an und pulverisierte was von dessen Willen nur ansatzweise übrig war.
"Alexander, Du wirst bis ich dir die Erlaubnis gebe keine vampirischen Disziplinen benutzen, keine magischen Gegenstände mehr anwenden und nichts tun was Dir oder irgendeinem anderen körperlichen oder geistigen Schaden zufügen könnte. Du wirst mir nach unten in die Zelle folgen in der mir Regentin McKinney gefangen gehalten wurde. Dort wirst Du Deine Kleider und alle Dinge in Deinem Besitz die Du bei Dir trägst ablegen und mir übergeben. Danach lässt Du Dich von mir dort anketten, die Augen verbinden und knebeln. Du wirst bis wir zu Dir zurückkehren und Dich befreien weder versuchen Dich zu befreien noch mit jemandem zusammenarbeiten der Dir zur Flucht verhelfen will."
Während Alexander noch unter dem Eindruck von Grimms Machtwort stand schlang dieser mittels seiner thaumaturgischen Kräfte eine Fessel um den jungen Tremere und trug diesen damit in die Zelle im Keller die nun schon so prominenten Leuten wie Ziege und Caitlin zur kurzzeitigen Heimat geworden war.
Grimm packte Alexanders Sachen ohne sie näher zu betrachten in eine Kiste, kettete den Lehrling an die Zellenwand und schloss alle Fesseln eng und fast ohne für den Gefangenen Bewegungsspielraum zu lassen. Dann verband er ihm sorgsam die Augen und stopfte ihm einen Lappen in den Mund den er mit einem zusätzlichen Tuch das er um den Mund des Lehrlings band, fixierte.
Danach verlies der Ahn den Kerker und warf keinen Blick zurück...um dieses Problem sollte sich irgendwann die Regentin kümmern wenn er schon nicht mehr hier war.
Grimm betrat wieder sein Arbeitszimmer und nahm Platz.
"Hiermit erkläre ich Regentin McKinney von allen Vorwürfen des Alexander Aetherius für unschuldig. Regentin, Sie sind wieder in ihr Amt eingesetzt und ich hoffe Sie nehmen meine aufrichtige Entschuldigung an, das ich überhaupt bereit war seinem unhaltbaren Gefasel Gehör zu schenken.
Ich möchte das wir umgehend beginnen gegen Herrn Aetherius zu Gericht zu sitzen. Ich habe aus Dortmund" Grimm blickte Caitlin dabei sehr durchgehend an während er Dows Schreiben an ihn präsentierte "Beweise erhalten das er geheime Informationen weitergegeben hat und Verdacht besteht das er selbst in die Angriffe auf uns involviert war. Ich bitte alle Anwesenden die Beweise zu prüfen, die gerade gemachten Aussagen damit in Beziehung zu setzen und sich zu dem Ihnen angemessenen erscheinenden Strafmaß zu äussern."
 
Annas dezente Bitte um das Wort war übersehen worden, ob mit absicht oder weil der Ahn schlicht zu ergrimmt war, konnte anna nicht einschätzen. Dieses Mal erhob sie sich von ihrem Stuhl und bat so um das Wort. Im Gegensatz zu den anderen anwesenden kannte Anna ja auch schon das Material, welches sie jetzt sichten sollten.
 
"Leider steht Herr Aetherius nun nicht zur unmittelbaren Befragung zur Verfügung. Ich hätte gern gewusst, ob er sich der Dinge, die aus den Unterlagen hervor gehen, bewusst ist. Ich hege dir Vermutung, dass dem nicht so ist. So schwer er auch zu verstehen ist und so selstam sein Verhalten auch oft anmutet: er scheint ein gewisses Ehrgefühl zu besitzen, nach dem er zu handeln sucht und dazu passt sein Verhalten nicht. Weder der Verrat der Informationen noch der Einbruch selbst. Ich gebe zu bedenken, dass er unter Umständen unter dem Einfluss einer anderen Wesenheit gestanden haben könnte, als er seine Taten beging. Hätte er als besessener die Schutzbarrieren durchdringen können? Das mag, falls zu treffend, keine Entschuldigung sein, aber eine mögliche Erklärung, die unter Umständen mildernd berücksichtigt werden könnte."

Anna ahnte kaum, wie nahe sie mit ihren Worten der Wahrheit kam und ja.. sie hatte das Bedürfnis, den Mann zu schützen... irgend wie.
 
"Sammeln wir zunächst einmal alle Meinungen bevor wir uns entscheiden ob Sie noch einmal Herrn Aetherius verhören wollen. Ich gebe zu bedenken das die Preisgabe von Sicherheitsaspekten des Gildehauses schon strafbar ist, dabei istdie böse Absicht nicht wirklich notwendig um als Verbrechen zu gelten.
Weiterhin hat er Regentin McKinney tätlich angegriffen und infam verleumdet...der Angriff auf eine Regentin ist ebenfalls ein schweres Vergehen, davon das er Haus und Clan in der Öffentlichkeit entehrt hat garnicht zu reden.
Was ist Ihre Meinung Regentin?"
 
Caitlin hatte Grimm lediglich zugenickt, als sei das Ganze eine reine Formsache gewesen, deren Richtigstellung sie nicht im Mindesten angezweifelt hatte. Sie hatte es geschafft dieses Unheil abzuwenden und der Größte Verlust war ihre Beute - der Koffer. Lediglich ein paar brisante Informationen hatte sie eingetauscht gegen, ja gegen was eigentlich? Einen Tag im Verlies, ein bisschen verballerte Vitae und einen evtl. Verbündeten. Alexander. Im Nachhinein war sie sich nicht mehr sicher, dass er wirklich ein verbündeter gewesen ist. So wie er gehandelt und gesprochen hat war er eher ein Problem weniger und damit auf der Gewinn statt auf der Verlustseite zu finden. Trotzdem war es ein unerwarteter Preis mit dem sie bei Planerstellung nicht gerechnet hatte. Trotz der Brisanz der Information musste sie das ganze als kostenintensiv Werten und das war nicht unbedingt gewollt gewesen. Und Alexander Aetherius? Eine weitere Leiche in ihrem Keller und auf ihrem Weg zur Spitze. Und es würden noch weitere dazukommen. Trotzdem hasste sie es. Unvermeidbar manchmal aber sehr unangenehm. Jetzt, nachdem ihr Ruf gerettet war, kam der schwierigere Teil. Sie musste ihr versprechen, dass sie sich selbst gegeben hatte einlösen und vielleicht etwas von Annas Vertrauen wiedergewinnen. Der leichte Zweifel in ihrem Blick war gut getarnt gewesen durch die ausdruckslose Miene. Aber wenn man wie Caitlin direkt danach suchte, war er zu erahnen.

Wie dem auch sei, Grimm hatte sein Urteil gesprochen und wollte das Strafmaß gemeinsam festlegen. Ein Test? Wie würde eine unschuldige Regentin auf so einen Anschlag reagieren?!? Caitlin durchdachte ihre Möglichkeiten, zum Glück sprach zunächst Anna, sodass ihr nachdenken nicht auffallen konnte. Und wenn doch, sie war eben wenig impulsiv. Nun sollte sie das Todesurteil fordern, so könnte man Annehmen, die wolle ihn loswerden, sollte sie zu sehr für ihn kämpfen, könnte das nach schlechtem Gewissen aussehen. Beides schlecht. Also ein Mittelweg.

"Als Opfer fällt es mir natürlich schwer ein Strafmaß zu entsinnen, das gerecht und objektiv ist. Dennoch kann ich seinen Angriff auf mich als Psychologin bedingt verstehen und gebe ihm hierfür mildernde Umstände. Für den Einbruch und die Tötung von Josef, sei es nun absichtlich oder durch einen durch seine Schuld herbeigeführten Unfall ist er in meinen Augen voll verantwortlich. Eine Todesstrafe verdient er in meinen Augen nicht, er hat sich wie ein streichespielender Schuljunge verhalten, soll er als Adept des 1. Zirkels die Schulbank erneut drücken und Disziplin lernen. Da er Ihnen langfristig geschadet hat, in dem er Ihren Diener und ihre Besitztümer vernichtete, obliegt Ihnen selbstverständlich zu entscheiden, ob seine Bindung an den Clan intensiviert werden sollte und inwiefern Sie seine seltenen Fähigkeiten gewinnbringend für sich nutzen können, Regent Grimm."
 
Nein meine Liebe, mit dem Kuckucksei von einem Lehrling wirst Du Dich gefälligst selbst beschäftigen. "Nun, Regentin, ich will nichts von Alexander Aetherius. Es ist aus meiner Sicht eine Schande das dieser Wirrkopf überhaupt das Geschenk unseres Blutes erhalten hat, aber wenn Sie Gnade walten lassen wollen werden Sie auch die Verantwortung für ihn übernehmen.
Das er enger an den Clan gebunden wird steht in diesem Fall aus meiner Sicht vollkommen außer Frage...ich würde sogar empfehlen das Blutband direkt zu komplettieren. Zumal sie ja wohl auch seine Ausbildung von vorne beginnen wollen, als Adept des ersten Zirkels darf er das Gildehaus ja nun auch nicht verlassen, genau wie durch seinen neuen Rang als Kind in der Camarilla. Das heisst er braucht rund um die Uhr Aufsicht. Damit bindet er wertvolle Studienzeit von Ihnen und den beiden wesentlich förderungswürdigeren Adepten auf viele Jahre. Aus meiner Sicht hindert das die Damen Reeben und Zimmermann nachhaltig in ihrer Entwicklung. Wenn Sie das aus falsch verstandenem Mitleid so wollen schädigen Sie Haus und Clan Tremere dadurch.
Auf der anderen Seite ist das Blut von Alexander machtvoll...geben Sie es einer der anderen Lehrlinge gewinnt damit jemand mit Potential an Macht...das wäre meine Empfehlung in dieser Angelegenheit."
 
Gut, das Anna sich nach ihrer Wortmeldung schon wieder gesetzt hatte.

Gut, dass Anna eh immer ziemlich ausdruckslos daher kam.

What the fuck? Zu Annas Schande war da nicht nur Bedauern und Entsetzen, was in ihr aufflammte. Ein Teil von ihr warf sich in seine Ketten und schrie 'JAA!' Natürlich war es nicht ganz so leicht über das Schicksal von Alexander zu entscheiden. so lang sie in Finstertal waren, hatte immer noch...

Verdammt.. nein... hatte sie nicht. Dadurch, dass Alexander den Status eines Kindes hatte, lag das Recht seiner Vernichtung bei seinem Vormund...

Autsch.
 
Caitlin nickte, leider hatte sie sowas in der Richtung erwartet. Aber bevor sie ihren Sündenbock um die Decke brachte, wollte die genauestens darüber nachdenken ob es eine bessere Möglichkeit gab. Außerdem geschah es alle naselang, dass ein diablerierzer Geist in der Seele des Diableristen zurück blieb. Eine wirre Anna mir zugriff auf Informationen die ihr schaden könnten wollte sie nun wirklich nicht.
" ich werde darüber nachdenken und kurzfristig eine Entscheidung treffen. Aber über die weitere Existens eines clansmitgliedes entscheide ich nicht aus einem Bauchgefühl heraus. Bis dahin ist jeder Kontakt zu Aetherius streng untersagt." Entschied die Regentin von Finterstal und erhob sich. "Ich denke damit wären woran Ende und können uns unseren eigentlichen Plänen für die heutige Nacht zuwenden?!? Bitte bereiten Sie sich entsprechend vor, wir treffen uns in ein paar Minuten wieder."

Sie wandte sich Grimm zu:" darf ich das schreiben aus Dortmund mal sehen? Ich kenne das nicht."
 
Grimm warf einen Blick auf Caitlin und sagte dann tonlos: "Frau Zimmermann, Frau Reeben, Maria...entschuldigen Sie uns!" Grimm wartete bis die drei Frauen den Raum verlassen hatten bis er Caitlin ins Visier nahm.

"Regentin, für wie naiv und dumm halten Sie mich eigentlich? Glauben Sie ich habe nur einen Moment geglaubt das dies alles auf Alexanders Mist gewachsen ist? Er zeigt alle Anzeigen eines beherrschten Geistes und ausser mir haben das nur Sie bewirken können. Außerdem ist mir die Ablenkung der Schüler in Ihrem Auftragdurchaus aufgefallen...das gab Ihnen genügend Zeit Joseph in meinem Zimmer anzugreifen und auszuschalten, am Schutz des Koffers zu scheitern und diesen dann kurzerhand aus dem Fenster zu werfen und den Raum anzuzünden um die Folgen Ihrer Stümperei zu verbergen...es ist nicht notwendig das Sie dazu etwas sagen!
All das wollte Alexander beweisen, aber er war unvorsichtig und hat sich von Ihnen unterwerfen lassen. Dadurch kam es zu dieser Farce von einem Prozeß. Ich bin Ihnen wohlmeinend gegenüber getreten, habe nicht weitergebohrt weshalb Sie Ziege überhaupt erst herausgegeben haben, warum Sie in unverantwortlicher Weise nicht um den Geisterschutz des Gildehauses gesorgt haben und was für eine unstatthafte Beziehung sie mit Ihrer Caitiffschwester unterhalten. Zum Dank töten Sie meinen Diener und versuchen mich zu hintergehen...Sie glauben doch wohl nicht wirklich das Sie und Ihr Gildehaus in der Zukunft noch von meinen Beziehungen, Fähigkeiten und Kontakten profitieren werden? Die grundlegenden Rituale zum Schutz haben Frau Zimmermann und Frau Reeben erlernt, sie müssen sie nur noch perfektionieren. Ansonsten sehen Sie zu wie Sie Ihr neues Gildehaus schützen! Ich werde das vertrauensvoll Ihren fähigen Händen überlassen und Ihre Verantwortung dahingehend in Wien publik machen.
Ansonsten werden die Ereignisse und Sicherheitsmängel sowie Ihr Mangel an Führungskompetenz Teil meines Berichts sein sowie ein Kommentar zu den offiziellen Begleitumständen der Verhaftung Alexanders. Wenn Sie Ihren Komplizen und Sündenbock schonen wollen wird man sich in Wien fragen warum ein solcher Verbrecher weiterleben darf. Ihre sentimentale Bindung an Ihre Schwester wird auch Teil meines Berichts sein. Ihr Ruf im Clan wird von mir zu Grunde gerichtet werden, als Strafe dafür das sie Josef getötet haben...denn Strafe muss hier sein. Sie dürfen weiter in diesem Höllenpfuhl einer Stadt von Verrätern bleiben...aber außerhalb von Finstertal ist Ihre Karriere in Haus und Clan vorbei, das verspreche ich Ihnen.
Warum ich nicht versuche Sie öffentlich bloßzustellen? Weil dann am Ende noch ich an diesem thaumaturgischen Arsch der Welt enden würde...das gönne ich Ihnen mehr als eine Degradierung oder den Tod. Ich werde noch heute Nacht nach Wien abreisen, lassen Sie sich nicht einfallen etwas dagegen zu unternehmen oder einen Unfall zu arrangieren der mein Ende bedeutet - es sind bereits Maßnahmen von mir getroffen worden die in diesem Fall eine ausführliche Untersuchung nach sich ziehen würde die auch vor Ihrem Erzeuger in Dortmund keinen Halt machen würde. Leben Sie lange und in Agonie und bohrender Langeweile!"

Damit nahm Grimm seinen Koffer, wandte sich um und verlies das Zimmer. Die Tür fiel hart ins Schloss, es kam Caitlin vor als sei Ihr Sargdeckel gerade zugefallen...Grimm hatte sie soeben auf Dauer lebendig in Finstertal begraben. Sie hatte sich einen Feind gemacht der Ihr schadete ohne überhaupt in Finstertal zu sein. Gleichsam war sie wieder alleine Herrin ihres Gildehauses...ihres angreifbaren und schwachen Gildehauses.
 
Anna stand in der Nähe der Tür. Ganz gewiss war sie nicht direkt davor und sie war auch so weit weg, dass sie ohne weiteres nicht gelauscht hatte. Anders sah es aus, wenn die Tremere ihre Sinne gespitzt hatte um zu lauschen. Wer vermochte das schon so genau zu sagen. Ihr Blick war wie nahezu immer aufmerksam und dabei doch immer neutral. Ihre Regungen taten nichts zur Sache. So, wie Grimm in just dem Moment aussah, als er die Tür öffnete... sagen wir, ein wenig Intelligenz und Vernunft besaß die junge Tremere. Sie blieb still stehen und rührte sich nicht. Sollte sie ihn etwa mit der Frage belästigen, was die Ergebnisse der Verhandlung am früheren Abend waren? Sicher nicht, wenn er nicht von selbst geruhte der lästigen Adeptin das Wort zu erteilen. Dieses Mal wollte sie nur etwas für sich, das aus keinem Grund irgend eine Dringlichkeit besaß, ihre Existenz dem Ahn auf zu nötigen. Sie mochte den Alten und schätzte ihn, gleich wie unangenehm er sich gab. Er war zu ihr nie ungerecht gewesen.
 
8 Uhr, die Zeit der Verhandlung gegen Caitlin McKinney, Alexander, Maria und möglicherweise Aufklärung des riesigen Haufens Bockmist, der mit einem Geist im Gildenhaus angefangen hatte und jetzt mit einem toten Ghul, einem Brand im Gildenhaus und einer Anklage der Regentin wegen Verrat seinen Höhepunkt gefunden hatte. Ach ja, und mit einem möglichen Angriff auf das Gildenhaus, wenn an der Geschichte was dran war, was sie für durchaus möglich hielt. Na das würden sie ja bald sehen, auch wenn es ihr nicht behagte, Schöffe spielen zu dürfen. Aber das war immerhin eine andere Nummer als Schöffe zu sein. Der unruhige Tag mochte auch zu ihrer Misstimmung beigetragen haben.

Es konnte also spannend werden. Die Regentin wurde soweit hergerichtet und Alexander sollte darlegen, warum er sie angegriffen und des Verrats bezichtigt hatte. Katharina saß auf ihrem Stuhl, ihre Aufmerksamkeit zwischen den Anwesenden pendelnd, wahlweise bei den Sprechern oder die Reaktionen auf das Gesagte beobachtend. Aetherius begann mit der Aussage, daß es 'Verschwörer' gegeben hatte, die über den dysfunktionalen Geisterschutz gesprochen hatten. Die Bezeichnung 'dunkle Schwester' in Verbindung mit einem Geist im Gildenhaus, bestärkte sie in ihrem Verdacht, wer dort möglicherweise verwickelt war. Hatte Grimm nicht gestern noch den Verdacht geäußert, es würde sich um externe oder gar interne Tremere handeln ? So beschränkt Aetherius beizeiten rüberkam, das Wort 'Loa' ließ sie sofort aufhorchen und eine weitere mentale Notiz zu ihrer Sammlung hinzufügen, ungeachtet des wirren Vortrags.

Grimm verließ das Zimmer und kam wenig später zurück und befragte Alexander nach seinem Koffer. Sie hörte ungerührt zu, wie Alexander sich in Unplausibilitäten verstrickte und das Wort verlor, bevor er und Caitlin sich in psychologischem Geschwafel verloren. Viel verstand sie davon nicht, und es interessierte sie auch nicht. Sie hoffte nur inbrünstig, die beiden würden hier nicht anfangen, ihre Probleme mit ihren Genitalien oder dem Verhältnis (oder dem Fehlen desselben) mit Eltern oder Erzeuger zu diskutieren versuchen. Aber dem würde Grimm wohl frühzeitig einen Riegel vorschieben, das vermutete sie jedenfalls. Alexanders Angebot, seine magische Macht zu beweisen... Naja. Am Ende war es unwichtig. Alexander wurde vom Ahn hinausbugsiert und die Regentin von allen Anklagepunkten freigesprochen. Grimm entschuldigte sich sogar bei ihr.

Beweise aus Dortmund ? Das war interessant ! In den Angriff verstrickt sein und Geheimnisverrat ? Das war nichts was mal eben so als Kavaliersdelikt unter den Teppich fallen ließ. Reeben machte einen guten Einwand mit Besessenheit oder fremdem Einfluß, allerdings war Aetherius auch vorhin schon durch erratisches Verhalten aufgefallen, was den Punkt aber zugegebenermaßen nicht von der Hand wies. Caitlin schien dann aber bereit, ihm für den Angriff mildernde Umstände zu gewähren. Das Strafmaß für den Rest war dann auch recht gnädig. Grimms Vorschlag das Blut gewissermaßen... umzuverteilen war schon aufsehenserregend. Zumindest für die Regentin schien der Fall aber erledigt zu sein, was Grimm dazu brachte, die Adepten nach draußen zu befehlen. Ob das ein gutes Zeichen war ?
Entsprechend fand sie sich kurz darauf mit Anna und Maria, die anscheinend recht gut davongekommen war, vor der Tür wieder.

Zu gerne hätte sie die andere Adeptin gefragt was die davon hielt. Aber zu mehr als einem fragenden Blick reichte es nicht, bevor sich die Tür wieder öffnete. Nach der verstrichenen Zeit war das Gespräch dort entweder sehr gut oder sehr schlecht gewesen. Nach dem Knallen der Tür... war etwas im Busch. Und solche Dinge waren selten gut !
 
Nachdem Grimm vorbeigerauscht war und sie anscheinend noch einen kleinen Moment hatten, bevor auch die Regentin folgte, sah anna die andere Adeptin an. Ihrer Aufmerksamkeit war die stumme bitte nicht entgangen, auch wenn sie nicht genau wusste, was die andere bewegte: "Ja bitte?"

Das alles hier war irgend ein verflucht seltsamer Alptraum....
 
Naja, so waren sie dann anscheinend um ihre angedachte Schöffenrolle herumgekommen. Wenn auch der Ahn keinen besonders gutgelaunten Eindruck hinterlassen hatte. Und das war ganz und gar nicht gut ! Was auch immer da drin besprochen worden war, das Ende der ganzen Sache hatten sie noch nicht gesehen und würden das wohl auch eine ganze Weile nicht. Sie sah dem Ahnen kurz nach und rieb sich die Nasenspitze.

"Was halten Sie von der ganzen Sache, Frau Reeben ?"
 
Sollte sie jetzt hier vor der anderen Adeptin Farbe bekennen? Auf der anderen Seite war es eine Möglichkeit heraus zu finden, wo und wie die andere Adeptin stand... auch nicht zwingend verkehrt.

"Nicht viel. Was auch immer genau geschehen ist, bedeutet nichts all zu Gutes, fürchte ich und die harmloseteste Erklärung, die mir einfällt, bleibt alles in allem unerfreulich. Herr Aetherius geruhte weder auf meinen Rat noch auf mein Angebot zu hören und es hat ihn in eine nahezu unhaltbare Situation gebracht. Haben sie eine Idee, aus welchem Grund er zum Kind degradiert wurde? Er muss - abgesehen von den Dingen, die hier geschehen sind, gravierende Fehler begangen haben um eine solche Rückstufung erhalten zu haben. Wie ist ihre Einschätzung der Situation?"
 
"Daß er wahlweise einem höheren Amtsträger oder der Harpyie mit Schmackes auf die Zehen gestiegen ist, wenn ich das mal so sagen darf. Immerhin war Herr Aetherius ja bislang soweit ich weiß der Status eines Ancilla vergönnt. Das heißt, er muß das Mißfallen einer Person erregt haben, die die Macht hat, ihn die Rangleiter herunterzutreten, und bei dieser Degradierung wohl besonders gründlich. Regent Grimm und Regent McKinney scheiden aus. Der Prinz ebenso, nach dem was ich gehört habe hätte der wohl nicht viel Federlesen gemacht. Das läßt Archonten, für die aber ähnliches gelten dürfte wie für den Prinzen, Primogene und Harpyie."

Andere Ämterträger wie Sheriff und Geißel schätzte sie da als... direkter ein, die hätten ihm die Leviten wohl gleich vor Ort gelesen.
 
"Hmmh, eine Degradierung zum Neugeborenen hätte ich verstanden. Aber gleich zum Kind? Sagen, wir, das dessen Zeuge wir gestern und heute wurden, würde eine solche Degradierung rechtfertigen... Und so etwas soll er zwei mal in kürzester Zeit angestellt haben? Das scheint mir selbst für ihn ein wenig viel.

Er hat unüberlegt und wenig weise gehandelt." kommentierte Anna noch Alexanders Aktion, auch wenn damit wohl nicht so deutlich war, dass Anna nicht nur die Anklage der Regentin meinte, sondern das anschließende Ziehen des Pflocks und verrutschen der Binde. Wenn man so etwas tut, dann zieht man es verdammt noch mal wenigstens auch durch und liefert sich dem Ahnen, den man angreift, nicht auch noch aus...
 
"Das haben sie sehr diplomatisch ausgedrückt. Allerdings sollten wir nicht außer Acht lassen, daß Herr Aetherius sich trotz Ausgangsverbotes in der Stadt befunden hat. Wo es anscheinend ein größeres Verschwörertreffen gab, auf dem es wohl auch nicht nach Wunsch zugegangen ist. Sofern Herr Aetherius dort auch seinen bewundernswerten Enthusiasmus einzubringen suchte, dürfte es jemandem, der Haus und Clan schaden will wohl wenig Mühe gekostet haben, dort etwas entsprechendes auf die Beine zu stellen. Ist natürlich nur Spekulation, eine Befragung der Beteiligten fällt ja aus."

Zumindest eine Person würde sie sich da schon gerne vornehmen, aber das war im Moment eben noch nicht möglich. Sie würde warten müssen, aber wenn sie eines gelernt hatte, dann das. Ihre Zeit würde schon noch kommen.
 
Mit Grimms ersten Worten war das freundliche Lächeln auf Caitlins Gesicht verschwunden und einer starren, unbewegten Maske gewichen. In ihren Augen spiegelten sich Wut (auf sich selbst?), Entsetzen und zu guter Letzt Akzeptanz. Sie hatte Grimm nie als Chance auf Kontakte und Möglichkeiten gesehen, sodass der Verlust eben jener sie wenig kratzte. Was ihren Ruf in der Tremere-Gesellschaft anging, so war er bislang rein und die Ziegesache war noch nicht vorbei. Sollte er ihr versuchen zu zerstören, es war eine Meinung gegen viele Jahrzehnte der Tadellosigkeit. Aber plötzlich wurde ihr eines Bewusst: Er hatte sie zu einem Leben in Finstertal auf immer und ewig verdammt. Nie wieder sollte sie zurück in ihre Highlands dürfen? Nun vielleicht nicht als Regentin oder als Tremere. Dieses Mal musste sie nicht auf die Magie in ihr zurück greifen. Sie hatte eine natürliche Ruhe erreicht, als die Tür hinter ihm zu knallte. Ein Lächeln wollte ihr nicht richtig über die Lippen kommen, aber ihre Augen verloren ihre Wut. Sie war allein. Allein in Finstertal, umgeben von ihrer Schwester, 2 Spitzen-Adeptinnen und einem Lord mit Besuchsverbot. Was wollte sie eigentlich mehr? Für den einen Strafe, war es eben für den anderen eine gute Sache. Die nächsten Jahrzehnte würde ihr das reichen und wer wusste schon was dann kam. So ein Typ wie Grimm hatte sicher noch mehr Feinde….

Sie sah sich das Schreiben nochmal an, dass sie nun in der Hand hielt. Den Tonfall kannte sie: Kiera – eindeutig. Wahrscheinlich ein Versuch, sie zu beschützen…. Sie schickte ihrer Schwester eine kurze SMS: „ Alles gut überstanden, Grimm fährt heute nach Wien zurück. Meld mich später. LG Cait“

Grimm nach Wien zurück… Der Regentin wurde plötzlich klar: Damit war das Ritual, dass er abgeschrieben hatte außerhalb ihrer Reichweite. In Papierform und sein Kopf ebenfalls. Das ärgerte sie jetzt tatsächlich und ihre Laune sank einige Stockwerke. Sie hatte sich verschiedene Türen damit offen halten wollen. Nun, wo es keine Entscheidung mehr gab, musste sie keine Entscheidung mehr treffen. Dennoch fiel es ihr schwer das Positive daran zu sehen. Elender Feigling dieser Grimm… Nimm deinen Koffer in die Pfoten und hoppel schnurstracks zurück nach Wien – Angsthase! Pah! grummelte sie ein wenig, als ihr die Geräusche der Unterhaltung auf dem Flur auffiehlen. Ihr Typ wurde verlangt.

„Kommen Sie beide bitte herein, wir haben einiges zu besprechen!“ rief sie halblaut. Ihr Gesicht wurde neutral, ihre Stimme sanft wie immer.
 
Anna nickte der Adeptin zu und wollte gerade etwas erwiedern, als die Aufforderung der Regentin die zwei unterbrach. So beließ sie es bei dieser schlichten Regung und folgte der aufforderung der Ahnin.

Out of Character
Ich geh jetzt mal davon aus, dass entweder der Block der Geräusche nicht mehr funzt, oder nur von aussen und Caitlin die Tür aufgemacht hat um die beiden rein zu rufen.. der Einfachheit halber ^^
 
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