[16.05.] Eine Frage der Ehre...

Chaosgeneral Remigius

Sohn des Horus
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31. August 2010
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Na dann, los geht's mit dem Ding. Bleibt nur zu hoffen, daß ich die Killernutte auch wirklich finde und sie nicht einfach Anweisung hat mich bei Kontakt umzulegen. Würde einiges schwieriger machen als es sein sollte... Na, man wird abwarten und sehen müssen...

Hal betrat in der üblichen schwarzen Kleidung und mit der Beschreibung seiner Kontaktperson, sowie einem Umschlag mit Geld, den er sorgfältig versteckt hatte, bewaffnet das Rotlichtviertel. Das war zwar etwas gewagt, nach der Buchhalteraktion, aber da er dafür eine Maske benutzt hatte, sollte das nicht unbedingt das Problem sein. Vielleicht würde Hergül es nicht verstehen, aber zumindest sein Geld und einen Betrag für den Ärger und die verlorene Pistole sollte er zurückbekommen, das gebot allein die Ganovenehre.

Vorsichtig streifte er nun durch das Viertel, auf der Suche nach seinem Ziel und vielleicht auch noch einer Chance an eine Pistole zu kommen, aber das war momentan zweitrangig. Hergüls Geld hatte definitiv Vorrang.
 
Hal bemerkte das sich die Stimmung verändert hatte. es waren weniger Freier auf der Straße, dafür schienen die Mädchen besser überwacht zu werden, fast jede Nutte schien einen persönlichen Beschützer zu haben und die schienen ihre Waffen schon bekommen zu haben. Auch schien es zwischen den einzelnen Revieren eine Art lockere Pufferzone zu geben, die von beiden Seiten beäugt, aber nicht betreten wurde.
Vor den verscheidenen Amüsierbetrieben stand nicht nur ein Anheizer sondern fast immer eine übertriebene Zahl von Türstehern. Irgendwie waren alle Soldaten auf den Beinen die beide Seiten ins Feld führen konnten.
 
Na, wundervoll, anscheinend haben wir da jetzt einen Unterweltkrieg von klassischen Ausmaßen... Hoffentlich bin ich auch wirklich raus, nicht daß ich jetzt noch als 'Notfallkraft' mitgenommen werde... Aber naja, solange das nicht passiert, kann mir der ganze Zirkus egal sein...

Mit mehr als nur leichter Nervosität betrachtete hal sich die Massierung an Feuerkraft, die scheinbar an einen ganzen Urwald voller Gorillas ausgegeben worden war. Das sah von Minute zu Minute mehr danach aus, als ob das schlimmste Übel jeder Unterwelt in der Luft lag: Krieg. Ein Grund mehr, sich mit der Zustellung zu beeilen, fand Hal, da er schon mal einen Unterweltkrieg mitgemacht hatte und nicht die geringste Lust hatte, eine Spielfigur in einem weiteren zu werden... Also bemühte er sich darum, sowohl die unsichtbaren Grenzen zu erkennen und zu beachten soweit möglich, als auch die richtige Ansprechpartnerin für die Übergabe zu finden... Viel wußte er ja nicht, nur daß sie blond war und immer einen roten Schal trug... und ihren Namen. Wenig genug aber es mußte ausreichen...
 
Und da stand schon eine Dame auf die die Beschreibung von Hal passte, wenn es auch eine rote Federboa war statt eines Schals, aber blonder als diese Dame ging es schon fast nicht mehr. Sie stand einige Meter neben einem Bullen von einem Mann der auf Grund seiner fliehenden Stirn durchaus als letzter überlebender Neanderthaler hätte durchgehen können. Die Blondine zog genüsslich an einer Zigarettenspitze in der ein Zigarillo zu stecken schien. Ihr Outfit war sehr offenherzig gestaltet und die langen Beine steckten in schwarzglänzenden Kunstlederstiefeln und Netzstrumpfhosen. Der Oberkörper war mit einer ebenfalls schwarzen und knallengen Corsage mässig verhüllt.
 
Na dann, ran an den Feind ! Wenn ich bloß wüßte wie ich es anfange... Einfach zu fragen, wieviel sie denn kostet wäre etwas zu plump, denke ich... Naja, erstmal sicherstellen, daß sie überhaupt die ist, für die ich sie halte...

Mit einer etwas hilflos wirkenden Miene betrachtete er seine Zielperson und den Neanderthaler daneben und kam zu dem Schluß, daß er für diese Sache möglicherweise zu nüchtern war. Er schluckte kurz bei dem Gedanken, was der Neanderthaler im sclimmsten Fall sowohl ihm als auch der Maskerade antun könnte... Immer noch nervös trat er näher und verbannte den Halbaffen aus seinen Gedanken. Dann räusperte er sich kurz.

"Entschuldigung ? Ich suche eine gewisse Lola, von der ich denke, daß sie mir bei einer recht delikaten Sache helfen könnte... Kannst du mir sagen, wo ich sie finde ?"
 
Der Kerl besah sich Hal von seinem Platz aus als wäre er eine appetitliche Rinderkeule für ihn zum Verzehr, aber seine paar Gehirnzellen schienen noch mit Anweisungen zu hardern die ihm diesen Snack verboten. Währenddessen beugte sich die Blondine vor wobei sie einerseits Hal tiefe Einblicke in ihr Dekolte´ gewährte und andererseits mit ihrer Federboa durchs Gesicht fuhr während sie taxierte.
"Gehen wir mal davon aus das ich diese Lola kenne. Wer bist Du denn das Du nach Lola fragst und welche delikate Sache könnte Dich mit der verbinden?"
Der Blick war lasziv anzüglich und gleichzeitig hatte die Körpersprache der Frau etwas lauerndes. Sie hielt vorsichtige Distanz zu Hal.
 
Hal kratzte sich am Kopf, offensichtlich unschlüssig, wieviel er in dieser Umgebung sagen durfte. Nach einer Weile verschwand die Unschlüssigkeit und ein schmales Grinsen erschien an ihrer Stelle, während er eine urze Verbeugung andeutete und dabei unauffällig einen tieferen Einblick nahm.

"Sagen wir einfach, ich hatte sie als Kontaktperson für eine Aufgabe empfohlen bekommen, die anders lief als gedacht und ich dachte mir, vielleicht könnte sie mir bei einem Versuch helfen, zumindest ein wenig Wohlwollen zurückzugewinnen... Aber das wäre natürlich etwas, was ich ungern hier in relativer Öffentlichkeit besprechen möchte. Ich wäre Dir sehr dankbar wenn es diskret abgehandelt werden könnte..."

Nach diesen Worten verbreiterte sich das Grinsen etwas und er wartete ab, was sie dazu sagte, den Halbaffen ignorierend und hoffend, daß eine Flucht oder gar Schlimmeres nicht nötig wären...
 
Die Frau grinste Hal an während sie antwortete. "Tja Süsser, wenn Du ein intimes Treffen willst kostet Dich das den normalen Tarif von 100 für die Nummer. Wenn Du dann lieber quatschen willst ist das Deine Sache, aber alleine mit mir sprechen hat seinen Preis, Sonderwünsche kosten dabei extra und für mich klingt es nach Sonderwünschen wenn Du Lolas Hilfe willst!"
 
Also haben wir sie doch gefunden, auch wenn die ganze Sache wohl teurer werden wird als ursprünglich geplant... Aber was soll's ? Wenn es so läuft wie geplant, werde ich Arbeit haben und wenn nicht, dann eben nicht... Mehr als versuchen kann ich es eben nicht...

Mit einem internen Seufzer fing Hal an zu rechnen. Gut, seine normalen Bezüge reichten noch etwas, aber das Geld vom Juden, das eigentlich eine Notreserve bilden sollte, fing an, geradezu erschreckend schnell zu schwinden... Da müßte wohl bald bezahlte Arbeit abfallen... Extern nickte er nur kurz, ohne ein Grinsen, als ob der Gedanke an die Sonderwünsche und deren Preise ihn beunruhigte.

"Einverstanden. Wo können wir hier ungestört reden ?"
 
Ein breites und einladendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Komm mit, Hase." Damit warf sie Hal die Federboa um den Hals, hielt aber beide Enden fest und übte sanften Druck aus mit dem sie Hal auf die gegenüber liegende Straßenseite zu einem Hauseingang bugsierte. Dort kramte sie umständlich den Haustürschlüssel aus dem Ausschnitt ihres Korsetts und führte Hal über die Treppe eines alten Wohnhuases in eine kleine Zweizimmerwohnung im zweiten Stock.
Die Wohnung hinter der alten Eingangstür aus abblätternder Farbe im Flur war nicht halb so schäbig wie man hätte erwarten können. In einem kleinen Termin im Wohnzimmer flackerte nach der Bedienung eines Schalters ein kleines Feuer auf. Vor dem Kamin lag ein Bärenfell auf dem sich Lola schnell platzierte und zu räkeln begann.
"Du willst reden? Worüber möchtest Du reden?"
 
Hase ? Ich bin ja schon vieles genannt worden aber so noch nie... Mal sehen ob ich hier auch wirklich wieder rauskomme oder ob Hergül mich zum Abschuß freigegeben hat, was ich nicht hoffen möchte...

Mit nicht wenig Beklemmung ließ Hal es zu, daß ihm die Federboa um den Hals geworfen wurde und während er ihr folgte hoffte er innerlich daß der sanfte Druck auch sanft bliebe, ansonsten könnte es sehr häßlich werden müssen... Äußerlich brachte er ein schmales Lächeln zustande.

Als sie dann in der Wohnung waren, setzte er sich weit vom Feuer weg und das Lächeln brach zusammen. Während er nachdachte, seufzte er kurz, dann begann er zu erzählen, während er einen prall gefüllten Umschlag aus der Tasche zog.

"Ich denke ich fange damit an, was du für mich tun könntest, nicht wahr ? Du könntest diesen Umschlag an den Großen Boß zustellen, da ich es weder wage ihm unter die Augen zu treten noch weiß, wie ich ihm dies sonst zukommen lassen kann... In diesem Umschlag ist eine Entschädigung für ihn und eine Entschuldigung für mein Versagen... Ich hoffe er kann sich dazu überwinden, mir noch eine Chance zu geben..."
 
Die Frau sah Hal einen Moment durchdringend an. Ihr kirschrot bemalter Mund verzog sich als sei sie angewidert, in den Augen lag Argwohn.
„Das klingt für mich als sollte ich Deinen Bockmist auslöffeln. Wenn Du willst das ich was überbringe kann ich das machen, aber in der momentanen Situation wird der Boss keine Entschuldigungen tolerieren. Er wird bestimmt auch keine Leute anwerben die nicht absolut zuverlässig sind und ich werde mir nicht für einen wildfremden Typen das Maul verbrennen. Ich leite den Umschlag weiter und das war es dann. Der Boss wird schon wissen was er davon zu halten hat.“
 
Sie soll meinen Bockmist auslöffeln ? Wie kommt sie denn auf den Gedanken ? Habe ich sie nicht einfach nur gebeten, den Umschlag weiterzuleiten ?

Für einen Moment sah Hal irritiert aus, dann überlegte er eine ganze Weile, wie sie auf den Trichter kam. Nach dieser Weile verwandelte sich die Grimasse konzentrierten Nachdenkens in ein leicht schiefes Lächeln während er abwehrend die Hände hob.

"Um ehrlich zu sein hatte ich nicht erwartet, daß du mir den Gefallen tust und den Umschlag weiterleitest... Ich weiß, daß ich das weder erwarten noch verlangen kann, deshalb bin ich dir sehr dankbar dafür. Selbstverständlich erwarte ich nicht, daß du meinen Bockmist korrigierst, das könnte ich auch gar nicht und ehrlich gesagt weiß ich daß meine Chancen bei deinem Boß nochmal vorstellig werden zu dürfen äußerst gering sind, aber ich schulde ihm einfach eine Erklärung und eine Entschuldigung, weißt du ?"

Ihm wurde bewußt, wie das möglicherweise für sie klingen mußte, also zuckte er mit den Schultern, während das Lächeln wieder verschwand.

"Nenn es Ehre, Pflicht oder Respekt, Tatsache ist, ich finde ich schulde ihm das und dir schulde ich auch etwas, denke ich... Auf jeden Fall danke ich dir dafür, daß du den Umschlag weiterleitest."
 
"Gut - dann sorge ich dafür das er Dein Schreiben mit dem Umschlag erhält." Für Lola schien die Sache damit erledigt zu sein.
 
Und das war es fürs erste... Ich hoffe, Hergül nimmt mir die ganze Sache nicht krumm, aber das werde ich ja sehen...

Mit einem dankbaren Lächeln nickte Hal und griff in seine Tasche, aus welcher er einen zweiten dünneren Umschlag zog. Er stand auf, ging zu ihr und drückte ihr den Umschlag mit einer kleinen Verbeugung in die Hand.

"Vielen Dank noch einmal und ich hoffe das hier entspricht deinem Tarif, auch wenn es nur ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit ist..."

Immer noch lächelnd drehte er sich um und ging zur Tür um dadurch zu verschwinden.
 
Lolas nickte nur und nahm das Geld kommentarlos entgegen. Zum Abschied kam nur ein "So long Cowboy".
 
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