[15.5.2008] Grenzüberschreitungen

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Tote Feinde zu begraben an Orten die hoffentlich kein Mensch so schnell finden kann wird ihr wohl irgendwie zur Gewohnheit. Es ist nicht das erstemal, und wenn es so läuft wie sie sich vorstellt, also dass sie ganz sicher nicht ihre Ruhe haben wird, wird es wohl auch nicht das letztemal sein. Die letzten waren Thomas Harder und sein Tänzer-Kumpan, bezeichnenderweise auch Metis, die sie aber in der Nähe der Burgruine im Süden der Stadt eingegraben hat. So weit schafft sie es mit ihrer diesmaligen Last nicht, das ist ja auch ein Stück weit weg... zudem sind es drei Teile die sie da 'jonglieren' muss, ein Kopf, ein kopfloser Menschenkörper, und ein mehrere Zentner wiegender Riesenwolf. Das ist auch für sie nicht einfach. Also sieht sie lieber zu, dass sie den Tänzer so schnell es geht loswird.

Allein das dauert schon eine Stunde und lässt ihre neuerworbene (geklaute) Winterjacke aussehen als... tja, als hätte sie im Schlamm gewühlt. Dann aber lässt sie erstmal alles stehen und liegen und geht auf die Jagd. Das ist jetzt mehr als nötig. Bei dem was sie vorhat kann sie keinen Hunger gebrauchen. Die Population an Rehen und Wildschweinen reduziert sich wieder einmal. Aber die dummen Biester wandern ja immer wieder neu ein. Mangel braucht sie in der Natur eigentlich nicht zu befürchten, wozu braucht sie schon Städte... ihre zukünftige Prämisse?

Wie auch immer. Samuel Starks Kopf in der linken Hand und seinen Körper über der rechten Schulter, so geht sie weiter Westen, verlässt die bewaldeten Hänge des besseren Hügels dessen Name ihr gerade nicht einfällt, der aber winters attraktiv genug ist für den Wintersport dass sogar ein Lift für ihn gebaut wurde. Sie marschiert schnurstracks auf das Gebiet zu, das ihr strikt verboten wurde. Die Konsequenzen oder zumindest ein Grenzwächter werden wohl nicht lange auf sich warten lassen.
 
Würden sie nicht!
Kaum hatte Meyye ihren Weg in den Wald hinein gefunden, erklang das Heulen mehrer Wölfe. Auch zuckten ihre Ohren, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass man sie genau beobachtete. Sie selbst sah jedoch nichts, nichts außer einem friedlichen Wald in einer lauen Frühlingsnacht.

Zeit verging und noch immer war das Heulen der einzige klare Beweis dafür, dass die Wölfe sie bemerkt hatten. Aber es waren auch nicht mehr die Freunde von früher. Meyye hatte schon vor Tagen ihre Status als Vermittler zwischen den Welten verloren und musste damit rechnen, dass ihr die Überlebenden nicht wohlgesonnen waren. Zuviele Garou waren getötet worden und viel zu viele Versprechen seitens der Vampire gebrochen.

Meye war kein Freund mehr, sie war ein Eindringling!
 
Geister gleich am Waldrand, diese Wölfe sind paranoider als die von Black Mind vorher. Schön für sie, dann werden sie Finstertal wohl länger überstehen als er. Vielleicht liegt es auch daran dass sie eine Racheaktion der Kainiten erwarten.. wer weiß das schon. Meyye jedenfalls nicht mehr. Sie war mal eine Garou-Expertin, aber was hat es ihr gebracht? Julian ist das einzige was ihr noch geblieben ist, und er ist jetzt irgendwo da drin, wo das Wolfsgeheul herkommt und wird festgehalten. Der 'Verrat' der sie zum Feind gemacht hat war nichts mehr als der Versuch, ihm eine Nachricht zu übermitteln. Da reinzugehen wie sie es am liebsten täte wäre Selbstmord - und würde Julian auch nicht helfen.

Sie bleibt stehen. Es hat keinen Sinn, diesen Garou zu begegnen. Sie legt den Körper von Samuel Stark auf den Boden und den Kopf daneben.. fast behutsam. Lächerlich eigentlich, denn die Tat hat ihre Bedeutung verloren. Nara kann ihr im Gegenzug jetzt nicht mehr helfen, Julian zu finden, sie weiß wo er ist. Wo steckt die Rabenwandlerin überhaupt? Vielleicht lebt sie gar nicht mehr. Es wäre schade um sie, aber letztlich spielt es keine Rolle mehr. Das hier geschieht nur noch weil sie es versprochen hat.

Schon auf der Jagd hat sie einen geknickten Notizblock und einen breiten Bleistift in der gestohlenen Jacke entdeckt. Die holt sie jetzt raus und schreibt etwas. Den Zettel legt sie auf den Boden und beschwert ihn mit der Hand des Toten. Sie werden ihn schon finden, und wen es etwas angeht der wird auch was damit anfangen können:

Sagt ihm ihr habt mich im Kampf getötet. Dann kann er neu anfangen.
Meyye


Dann geht sie wieder, raus aus dem Wolfsforst. Ob es noch Sinn hat, zur Mine zu gehen? Die anderen müssen entweder schon erfolgreich gewesen sein.. oder tot. Andererseits, wenn sie sich an die Traum-Mine von Kirchborchen erinnert, war das ein Labyrinth in dem man sich verirren konnte. Vielleicht sollte sie doch mal hinschauen, auch wenn sie locker schon eine Stunde weg war. Sie beschließt, sich in die Richtung zu begeben. Einfach mal nachsehen. Und wenn sie ganz besonderes Glück hat, ist Buchet noch immer da wo sie ihn vielleicht vor den anderen finden kann.
 
Silva Parxx

Kaum hatte Meyye den Wald verlassen und den ersten Schritt auf die davor liegenden Wiesen getan, erklang hinter ihr eine helle Stimme. Sie war fest und befehlsgewohnt. Sie strotzte vor Selbstsicherheit und Kraft und hatte mit der eines jungen Mädchens nichts mehr gemein.

"Warte!"

Es war Silva Parxx. Langsam kam die junge Garou aus dem Wald herausgeschritten. Sie war in menschlicher Gestalt und vollkommen unbekleidet. Ohne jede Scham bewegte sie sich auf Meyye zu. Jede ihrer Bewegungen war geschmeidig, Tau glänzte auf der nassen Haut, ein Zeichen dass sie sich schon über einen längeren Zeitraum in dieser Form im Wald fortbewegt hatte.

"Wir... Ich... wollte mich bei dir bedanken! Auch wenn du ein großes Risiko eingegangen bist, in dem du hierher gekommen bist, wissen wir diese Geste zu schätzen. Leider sind alle anderen deiner Art nicht so, wie du es bist! Daher kann ich dir nicht erlauben noch einmal hierher zu kommen. Ich hoffe, dass ist dir bewusst!?"

Sie hielt den Zettel hoch.
Ohne ersichtliche Emotion las sie die Worte.

"Ich werde tun, worum du gebeten hast. Auch wenn du es sicherlich anders siehst, es ist besser so. Für dich! Und vor allem anderen... für ihn!"
 
Damit hätte sie nicht mehr gerechnet. Sie dreht sich um, ihre Blicke suchen nach angreifenden Garou, aber es wäre auch seltsam wenn so einer mit 'Warte' angekündigt wird. Es ist nur Silva allein, die aus dem Wald kommt und sich ihr nähert. Nackt, aber warum auch nicht. Vielleicht kann sie nicht das was Tatjana konnte, sich mitsamt ihrer Sachen verwandeln. Meyye macht sich deswegen keinen Kopf, mehr als die Hälfte ihres sterblichen Lebens hat sie, nach europäischen Standards, auch ziemlich unbekleidet zugebracht. Sie fragt sich nur was das jetzt wird. Das letztemal als sie Silva sah, hat sie ihr verkündet wie sehr sie sie verabscheut weil sie sie einen ihrer Blutsverwandten zu so einer perversen Beziehung verführt hat.

"Klar." sagt sie nur, was den fehlenden Passierschein in den Wolfsforst angeht. Aber das hat auch keine Bedeutung mehr. Es gibt für sie nichts mehr in Finstertal und Umgebung, ausser einem Tribunal dem sie nicht die Absicht hat beizuwohnen. Und Julian... aber den wird sie nie wiedersehen. Gegen eine ganze Septe von Garou hat sie schlicht und einfach keine Chance. Und nochmal ihr Vertrauen zu gewinnen... vielleicht bei der nächsten Generation, haha.

"Julian ist das Beste was mir je passiert is. Sag du mir nich was das Beste für mich wär." muss sie dann aber doch noch knurrend erwidern. Und lässt dabei den anderen Teil aus.. denn letztlich hat sie ja recht, oder? Er ist ein lebender Mensch, er wird darüber hinwegkommen, irgendwann. Anders als sie... aber vielleicht hat sie ja Glück und die Erinnerung wird irgendwann verblassen, in 100 Jahren. Sie winkt müde ab. "Mach's gut." Mehr bleibt nicht zu sagen. Sie wendet sich wieder ab und geht..
 
Silva Parxx

Einen Moment lang blickte die Garou der Untoten noch hinterher.
Damit war alles gesagt und das letzte Bindeglied zu den Strigoi zerschlagen. Der Krieg war beendet und würde es bleiben, solange sich die Blutsauger an ihren Teil der Forderungen hielten. Wenn nicht, würde der alte Hass wieder aufbrechen, dieses Mal jedoch ohne einen mächtigen alten Teufel und ein verseuchtes Umbra.

Vielleicht hätte es noch vieles zu sagen gegeben.
Doch wozu sollte das gut sein? Vampire lebten in ihrer eigenen selbstsüchtigen Welt. Sie waren es gewohnt sich das was sie haben wollten einfach zu nehmen. Egal ob es sich um Blut, Zuneigung oder Gehorsam handelte. Zu wahren Gefühlen waren sie nicht fähig. Auch Meyye nicht, so sehr diese es sich vielleicht auch wünschen würde. Ihre Gefühle entsprangen keiner wirklichen Zuneigung, sondern waren allein Ausdruck ihres verzweifelten Versuchs sich etwas normalität zu bewahren. So zu tun, als würde man Leben -wie alle anderen-, während einem selbst jedes Fünkchen Güte zwischen den Fingern zerran.

Strigoi waren nicht die hassenswerten Ungeheuer, wie man ihr begebracht hatte.
Es waren mitleidenswerte Geschöpfe die nur deshalb voller Bosheit waren, weil sie sich selbst und ihre Existenz nicht ertragen konnten...

"Doch! Doch ich weiß was das Beste für dich ist! Und du weißt es auch! Ein Grab an dem Julian um dich trauern kann! Ohne das Wissen, dass du nur deshalb existierst, weil du anderen Wesen das Leben nimmst..!"

Ein letzter Blick, dann verschwand Silva wieder im Wald.
Entgegen Meyyes Annahme liebte sie es einfach in ihrer menschlichen Gestalt durch den Wald zu laufen. Die Natur zu spüren und eins zu sein, mit der Welt um sie herum...
 
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