[14.08.2008] - The Weird Sisters

Es hatte einen gewissen Charme, wie selbstverständlich die Mambo davon ausging, dass der Nosferatu sie und ihren Guhl in die Nähe des Wiedergängers lassen würde. Immerhin konnte es ja auch sein, dass all dies hier nur ein riesiger Bluff von Haus und Clan war, damit man die Tremere Schwester bis an das Heiligtum heranführen würde. Zumindest war Lurker Paranoid genug, dies in Betracht zu ziehen.
Die Art und Weise wie Kiera aber davon sprach, dass sie das übernehmen könnte, war so natürlich und unverfälscht, als käme es nicht einmal in Betracht, dass man etwas anderes tun würde, als gemeinsam an dieser Sache zu arbeiten. Von Arglist keine Spur. Dementsprechend konnte man nun auch ein gewisses Schmunzeln aus der Stimme des Verborgenen hören.

Das klingt gut, so können wir das mit Zieglowskis Abbild bewerkstelligen.

Ein wenig seltsam war es schon für, seine eigene Stimme das sagen zu hören, aber glücklicherweise gab es mehr als sein eigenes Gespür für Personen und die nonchalante Art der Caitiff, auf dass er nun zurückgreifen konnte und die McKinney selber hatte ihm diese Möglichkeit offeriert. Wenn sie mit den Samedi auf Haiti gearbeitet hatte, dann konnte der Nosferatu bei ihnen Auskünfte über sie einholen. Sein Clan pflegte gute Kontakte zu den Zombies. Man konnte von gewissen Gemeinsamkeiten sprechen. Die ehemalige Geissel der Stadt, Dominic Dargol, hatte mit Lurker einige Gefälligkeiten ausgetauscht, bevor die Werwölfe den Samedi schließlich aus seiner Zuflucht gezerrt und an die Sonne verfrachtet hatten. Für ein paar Auskünfte über Kiera, würde das sicher reichen, auch wenn Dargol aus New Orleans gekommen war.

Ich habe gehört, dass es in den Straßen der neuen Welt sehr rau zugehen soll. Deutlich härter als hier in Europa. Aber ich glaube wenn ein Finstertaler so etwas sagt, relativiert sich die Sache etwas.

Immer noch war der geflüsterten, krächzigen Stimme des Anderen deutlich ein gewisses Amusement zu entnehmen. Entweder hatte die Kanalratte einen guten Tag, oder ein humorigerer Geselle, als es in der Öffentlichkeit den Anschein machte.

Die Schneekanonen würden natürlich nur der Fraktion nützen die den direkten Angriff der Werbestien am Skilift erwarten würden, aber er selber hatte nicht über eine Bewaffnung nachgedacht. Seine Nahkampfwaffen würden gegen diese Dinger kaum helfen, daher hatte er nicht einmal vor sie mitzunehmen, weil es eben doch keine Kleinigkeit war die Gruppe in diese Miene zu führen und es für ihn leichter sein würde, wenn er nicht mit den Waffen beladen sein würde. Wenn die eigene Existenz davon abhing, neigte man dazu auch Kleinigkeiten zu optimieren. Leider hatte er keinen Schimmer was die Andere mit 'Paintball' von ihm wollte.

Nein, das sagt mir nichts. Wenn du meinst, dass die Dinger etwas nützen, besorge welche und dann hoffen wir, dass wir nicht in die Not kommen werden zu probieren ob man damit etwas anfangen kann, oder nicht.

Auch auf die Frage hin, ob sie mit dem Blutsklaven hinsichtlich seiner Verschiebung über die Stadtgrenzen hinaus experimentiert hatten, blieb ihm nur ein Kopfschütteln. Allerdings stockte er kurz darauf. Er wäre versucht gewesen auf ihre Frage, ob der Lude die Stadt jemals verlassen hatte einfach mit einem 'ja, natürlich' zu antworten. Wie wahrscheinlich war es schon, dass jemand für eine so unglaublich lange Zeit wie der Wiedergänger hier verbracht hatte, nicht zumindest ein oder zweimal die Stadt verlassen hatte. Selbst uralte Vampire verließen hin und wieder, wenn auch ungerne, ihre Domäne. Doch dann blieb ihm, bei genauerer Überlegung, tatsächlich nur zu sagen, dass er es nicht wirklich wusste. Solange er den Menschen kannte, hatte dieser immer nur auf seinem Schrottplatz gehockt. Interessant war auch die Frage, warum weder er, noch Evangelistos, bislang auf die Idee gekommen waren Zieglowski zu verlegen. Natürlich hatte er ihn zunächst unter die Erde geschleppt, tief in das Reich der Verborgenen, damit er vorübergehend sicher war, aber warum hatte bislang niemand überlegt seinen Tranfer in eine sicherere Nosferatu Domäne anzuleiern? Es gab Festungen seines Blutes, die als absolut sicher galten. Auch wenn er sich oft gefragt hatte wovor sein Clan eigentlich so eine Angst zu haben schien, dass er solche Bollwerke errichtet hatte, er wusste, dass es solche Orte gab. Warum hatte er bislang nicht daran gedacht Zieglowski dorthin zu bringen? Warum hatte der Uralte nicht daran gedacht, oder warum hatte er von seinem Clan bislang keine Anweisung erhalten ihn dorthin zu transferieren?

Ich bin nicht sicher wie mächtig dieser Bann ist, der auf dem Kerl liegt. Angenommen er verschwindet einfach, wenn wir ihn aus der Stadt bringen und taucht dann irgendwo in Finstertal wieder auf, so wie es auch passieren muss wenn man seinen Körper komplett zerstört, dann hätten wir ihn verloren. Glaubst du das wäre möglich?

Aus dieser Überlegung heraus, hatte er den Menschen überhaupt in seine momentane Verfahrungsform überführt. Irgendetwas musste mit dem Kerl schließlich passieren, wenn man in beispielsweise komplett verbrannte.
Immer noch kreisten seine Gedanken darüber, warum niemand auch nur daran gedacht hatte ihn zu verlegen. War das möglicherweise ein Teil des Zaubers? Verhinderte er, dass jemand über derartige Möglichkeiten nachdachte, so ähnlich wie die Kunst seines Blutes die Sinne ablenkte?
 
Tatsächlich ging Kiera davon aus, dass er sie oder ihren Mann zu Ziege lassen würde, warum auch nicht, wenn sie zusammenarbeiten wollten, dann musste entweder er jemanden passenden stellen oder akzeptieren, dass die ihren Mann hinschickte und wenn er sich bei den Samedi informierte, würde er mit Sicherheit auch die Auskunft bekommen, dass sie absolut vertrauenswürdig wäre, vielleicht auch eine andere zusätzlich, je nachdem, wie gut er mit diesen Leuten konnte, doch die würde dann vermutlich viel schwerer zu verdauen sein. Allerdings kannte ihr Clansgeheimnis nur Christo und der würde es nicht breit treten, hoffte sie, auf der anderen Seite, hin und wieder tratschten Samedis auch gerne, zumal sie nicht von den Nosferatu abstammten, sondern von den Kappadozianern.

"Sicher sind die Strassen in der neuen Welt rauh, aber dafür haben sie andere Vorteile, es ist nicht alles so streng überwacht wie hier in der alten Welt und das Machtniveau ist niedriger als hier", sagte sie dann zu dem Thema.

"Paintball-Pistolen verschiessen normalerweise kleine Kugeln, die mit Farbe gefüllt sind und die beim Aufprall platzen, ist eher ein Sportgerät, aber wir haben auch schon für unsere Shows, welche der Kugeln mit Flitterkram gefüllt und das hat auch prima geklappt, wenn man jetzt mit Silberstaub gemischtes Öl oder Kleber einfüllt, kann man damit die Wölflinge bestimmt in Schwierigkeiten bringen, ich bringe dir eine mit und wenn man in Finstertal welche kaufen kann auch mehr ..."

Damit war die Überlegung erst mal durch.

"Hm, also könnte es sein, dass er die Stadt und den Umkreis nicht verlassen kann, dann wüßten wir wenigstens, dass das Bild auch noch da sein muss. Also, wenn er zerfällt und in Finstertal wieder auftaucht, kann ich ihn für euch auch ganz schnell wiederfinden, wenn du ihm vorher das kleine Beutelchen in die Tasche steckst, vermutlich sogar noch schneller wie mit der normalen Methode, also verloren gehen wird er nicht, es sei denn, er löst sich wirklich ins Nirvana auf und das werde ich dann auch überprüfen. Ihr könnt ihn doch nicht für den Rest der Ewigkeit irgendwo in Finstertal bunkern, wenn man ihn nicht töten kann."

Über geheime Nosferatustädte wusste sie nicht, das waren Dinge, für die sie sich auch nie interessiert hatte. Außerdem waren die Dinger bestimmt geheim, damit keiner der anderen Clans sie finden konnte. Das sie was von dem Alten wusste, musste sie auch nicht sagen, entweder Lurker erzählte es von sich aus oder er lies es bleiben, sie konnte damit leben.
 
Vertrauenswürdig würde der Ausschlaggebende Punkt sein. Vor allem, wenn diese Einschätzung von einem Nosferatu Verbündetem kam und für gewöhnlich kamen die Zombies und die Kanalratten ganz gut miteinander aus.
Informationen über Kieras Clansstatus, oder Dinge die andere als 'dunkle Geheimnisse' ansehen würden, wären aber nur schmückendes Beiwerk. Lurker würde sie sammeln und archivieren, so wie er alles sammelte und archivierte, was es zu wissen gab. Wirklich handeln würde er damit aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Jeder der zu ihm käme und solche Dinge über die McKinney wissen wollte, machte sich zunächst einmal selber verdächtig.

Klingt nach 'wilder Westen', was?

Gluckste er auf ihre Beschreibung hin dann nur. Anscheinend hatte das Amerika Klichee doch einiges an Fleisch auf den Knochen. Davon ausgehend wie die Caitiff von diesem Ort schwärmte, hätte man denken können, dass es ein gutes Plätzchen war, wo man sich niederlassen konnte, wenn hier in der Stadt endlich Ruhe eingekehrt war.
Tatsächlich würde der Nosferatu niemals 'seine Stadt' eintauschen wollen. Er war hier zuhause, egal wie hässlich die Stadt sich gab, egal wie gefährlich ihr Pflaster zu sein schien, er hatte sich in den Jahren seit er hier her gesandt worden war nicht nur an Finstertal gewöhnt, sondern er liebte es. Mochte es für Außenstehende auch als Höllenloch und Massengrab gelten, er liebte den kränklichen Puls dieser Stadt.

Auf die Bemerkung dass sie ihm irgendwelche Gerätschaften mitbringe wollte nickte er einfach nur dankend. Es war sehr lange her, dass er eine Pistole besessen hatte und wirklich getragen hatte er sie nur eine Woche. Danach war sie in der Schublade gelandet. Vermutlich würde er mit so etwas nicht sonderlich gut umgehen können, aber es würde sicherlich auch nicht schaden und wer konnte schon wissen, ob Kieras Idee nicht funktionieren würde, und ihm am Ende, wenn man flüchten musste, nicht doch eine entscheidende Sekunde Vorsprung verschaffen konnte?

Doch, dass können wir und das werden wir auch, wenn es nötig sein sollte. Hoffen wir aber einfach, dass wir das Rätsel knacken können.

Antwortete das Gegenüber der Mambo auf ihre Befürchtung, das man den Wiedergänger noch lange Zeit würde wegschließen müssen. Anscheinend sprach aus dem Nosferatu die Gelassenheit und Zuversicht eines Mannes, der zweimal gegen Zacharii ins Feld gezogen war.

Das Problem wäre nicht nur, dass er ohne seinen Peilsender wieder auftaucht, sondern auch, dass er dann im Zweifel in einem recht gutem Zustand sein könnte. Er ist ein unangenehmer Gegner, selbst wenn wir ihn schnell wieder finden, würde es Mühe und vielleicht sogar Opfer kosten um ihn wieder gefangen zu nehmen. Geschweige denn, dass er sich auf direktem Wege in die Arme der Hexer flüchten könnte, weil er mit denen einen Handel abgeschlossen hat. Das sind Risiken, die ich im Augenblick nicht eingehen wollen würde. Wir haben noch genug andere Probleme vor der Türe.

Damit war natürlich der morgige Angriff gemeint.

Wie lange denkst du, dass du für deine Vorbereitungen brauchen wirst für den Plan und wie kann ich dir dabei helfen?

Natürlich nur, wenn sie die morgige Nacht überhaupt an einem Stück überdauern würden.
 
"Ja, ein bisschen Wilder Westen ist es schon, aber wenn man sich anstrengt, kann man fast jedem Land etwas abgewinnen", erwiderte Kiera versonnen lächelnd. Wäre ihre Schwester nicht, wäre sie vielleicht in Florida. Louisiana oder auch auf Haiti geblieben, doch so war sie ihr gefolgt und immer nur für einige Jahre weg gewesen, wenn diese sowieso in irgend einem Gildehaus herumsaß.

"Hm, das ist ein Argument, dass der Typ vielleicht postwendend zu den Tremere rennt und dann wäre unser ganzer schöner Plan im Eimer, das sollten wir nicht riskieren. Also lasst ihn wirklich am besten, wo er ist, in der Hoffnung, dass wir das Rätsel lösen können. Ich bin echt mal gespannt, wo dieses komische Bild sich befindet, vielleicht kann man es einfach nicht erkennen, weil es sich selber tarnt. Meine Schwester kann die Magie in Objekten nicht lesen, hoffen wir, dass es auch keiner der anderen kann."

Dann sah sie Lurker genau an, vielleicht sogar mit geschärftem Blick, doch sicher sein, konnte er sich da nicht.

"Ich würde gerne dir und deinen Leuten einen kleinen Energieschub verpassen. Das bedeutet allerdings, du müsstest mir von jedem, der es mag bis 2 Stunden vor Morgengrauen ein paar Haare, etwas Haut oder was ähnliches bringen. Wenn es keiner will, dann bin ich auch nicht böse, denn immerhin kennt mich keiner von euch, es ist nur ein Angebot und wenn Jenny hier wäre, die könnte dir bestätigen, dass es keine Nebenwirkungen hat.

Ansonsten um die Sache mit dem Ziege-Duplikat durchzuziehen, brauche ich etwa eine halbe Nacht und ein paar Liter Blut, aber das besorge ich mir schon selber."

Ihr fiel ein, dass sie auch Haare von Ziege hatte, da könnte sie dem doch auch einen negativen Push reindrücken.
 
Der Verborgene hatte keine rechte Ahnung, was es bedeutete 'die Magie in Objekten lesen' zu können, oder nicht. Also beschränkte er sich darauf zu den Dingen zu nicken, von denen er etwas verstand.

Wir könnten vielleicht die Museen der Stadt einmal ablaufen, oder ablaufen lassen. Es gibt kaum einen besseren Ort um ein Bild zu verstecken. Vielleicht ist es auch in einer Galerie, aber ich befürchte, dass diese Stadt mehr Galerien als öffentliche Toiletten hat, daher wäre es dann schwer zu finden.

Der beste Ort um die Familienjuwelen zu verstecken, war ein Schmuckladen. Der Trick war alt, aber gut.

Der Blick der Mambo fiel auf einen recht entspannten Nosferatu. Das war tatsächlich einigermaßen erstaunlich, denn für gewöhnlich war Lurker nur unter Familienmitgliedern und Freunden ein wenig nachlässiger mit der Sicherheit. Nun waren sie aber natürlich auch in der Domäne der Verborgenen und ihr Gegenüber war persönlich sicher gegangen, dass ihnen niemand folgen, oder sie beobachten konnte.
Trotzdem würde Lurker nicht mit jedem in einem begrenztem Raum sitzen und sich unterhalten.
Je nachdem wie tief der Blick Kieras ging, würde sie in ein sehr ambivalentes Geflecht aus Regungen und Gedanken blicken können. Es war schwierig zu deuten, aber der Nosferatu schien nicht unaufrichtig, obwohl er, selbstredend, Dinge vor ihr verbarg. Die Gründe dafür waren komplex. Einerseits war es einfach auch gefährlich für Kiera selbst und auch Andere, gewisse Dinge und Vermutungen zu teilen, denn immerhin könnte jemand versuchen ihr dieses Wissen zu entreißen, Andererseits war er auch zur Geheimhaltung verpflichtet.
Zu guter letzt entsprach Geheimniskrämerei aber auch einfach seinem Wesen. Ob das eine Eigenschaft war, die mit dem Blut gekommen war, oder ob es schon immer so gewesen war und er sich damit überhaupt erst für den Clan 'qualifiziert' hatte, würde wohl niemand mehr wirklich auseinander halten können. Zu sehr war das Wesen des Nosferatu mit dem was einmal ein Mensch war verschmolzen.

Genau das würde auch ein Problem sein, wenn er Kieras Angebot annehmen wollen würde. Als die Mambo von ihrer Kunst sprach, blitze Neugierde aus dem Komplex das die Person Lurker bildete auf. Ein wenig war, es als streckten sich geistige Fühler aus und versuchten etwas zu wittern. Neues Wissen, Informationen, geheime Pfade, kaum etwas konnte der Verborgene so wenig widerstehen wie die Aussicht auf derartige Dinge.
Aber technisch stellte er sich das schwer vor. Wenn er Haut von seinem Körper entfernen wollte, würde diese fast augenblicklich zerfallen und nichts übrig lassen. Vermutlich schien es dafür aber irgendeine Lösung zu geben, sonst hätte die Caitiff es nicht angeboten. Was aber würde passieren, wenn die Hexer es schaffen konnten irgendwie an diese Proben zu gelangen? Bei aller Neugierde und so groß der Wunsch des Nosferatu auch war, etwas von dem mitzubekommen was Kiera anbot, im Moment war das Risiko einfach zu groß.
Als sie Jenny erwähnte, ging ein regelrechtes Beben durch den Verborgenen. Auch wenn man es nicht wirklich sah, mit dem metaphorischem Blick der manchen zur Verfügung stand, konnte man sehen, das Lurker zum einem krank vor Sorge war, ob es Jenny Färber im Moment gut ging, pures Glück, dass sie augenblicklich nicht in direkter Gefahr war und eine intensive Wut, als die Mambo erwähnte, dass ihre Zaubereien keine Nebenwirkungen hatten. Hatte sie Jenny etwas angetan? Sie verhext? Er würde sie im Auge behalten müssen, sehen ob es seiner Tochter gut ging, ob sie irgendwelche Anzeichen erkennen ließ, dass man an ihr herumgepfuscht hatte.

Aber es war ihr gut gegangen als er zuletzt mit ihr gesprochen hatte. Ein wenig müde hatte sie gewirkt und desillusioniert, weil ihre kleine Rebellenbande, wie es auch abzusehen gewesen war, sich in alle Winde zerstreut hatte, aber sie war in Sicherheit gewesen. Es war alles in Ordnung und Kiera hatte Jenny seinerzeit nicht nur geholfen, sondern auch Thürmer in ihr Haus gelassen, damit jemand vom Clan bei ihr war und sicherstellen konnte, dass alles in Ordnung war. Das heiße Glühen des Zorns verebbte und der Nosferatu war wieder ruhig und aufmerksam.

Äußerlich war von dem kurzem Impuls nichts zu sehen gewesen. Lurker war ein Haufen alter Kleidung mit einer schwarzen Kapuze und gefalteten, absurden Händen.

Danke. Ich werde dein Angebot weitergeben. Treffen wir uns also nach dem Angriff wieder und besprechen dann die Details?
 
"Wenn ich wüsste, wie ich die Macht, Magie zu erkennen, in ein Objekt bannen könnte, würde ich ein paar Objekte herstellen und den Suchern geben", meinte Kiera mit einem Seufzen.

Dass er nichts von ihrer Magie verstand, war verständlich, auch die meisten Tremere taten es nicht und weil sie es nicht standen, würden sie es am liebsten auslöschen oder bestenfalls als Unfug abtun. Sie würde es ihm aber zeigen können wie es ging, allerdings gehörte dazu Mut, ein Mut, der vielen Untoten fehlte und der im Falle von reiner Selbstsucht, auch gegen ihn gehen konnten. Doch das war nicht der Ort und nicht die Zeit darüber zu reden. Es war nicht mal der Ort um tatsächlich in seinen Geist einzudringen oder auch nur die Aura zu lesen, sie verließ sich ganz einfach auf ihre natürliche Empfindsamkeit in dieser Richtung und das sagte ihr genug. Und sie würde garnicht erst versuchen, ihm seine Geheimnisse zu entreißen, sie war der Meinung ein gewisses Mass an Geheimnis gehörte einfach zum Untotsein dazu - egal welche Art Untot es war.

Lurker konnte auch nicht so gut sein, dass die Mambo nicht erkannte, wie sich etwas veränderte, als sie von Jenny sprach, vielleicht sollte sie hier etwas dazu sagen, was ihm vielleicht weiterhelfen würde.

"Alle meine Zaubereien sind vorübergehend und für Verbündete sind es auch nur Schutzzauber, die nach einigen Tagen an Wirkung verlieren, also keine Gefahr, es sei denn, man mag es nicht, sich besser zu fühlen", setzte sie dazu. Nun, es gab durchaus Leute für die dies ein Problem wäre, doch die meisten würde es nicht stören. "Wenn du mal wissen musst, wo Jenny ist und wie es ihr geht, sag mir bescheid, dann finde ich es für dich heraus, ich mache das auch öfters mal bei meiner Schwester.

Was die Hilfe und den Schutz angeht, so wäre es notwendig, dass ich das vor dem Morgengrauen weiss, damit ich es anleiern kann, das ist nicht einfach nur ein Fingerschnippen."

Auch wenn die Haut zu Staub zerfallen würde, so würde es nur drauf ankommen, diesen schnell genug in ein kleines Behältnis zu bringen, denn auch der Staub gehörte zu der Person.
 
Er hatte kein Wort von Jenny gesagt und sich die größte Mühe gegeben auch sonst keine Signale gesendet zu haben. Er hatte auch keine Bedenken geäußert, was die Verzauberung angehen sollte. Nun war es zwar eigentlich nur eine logische Leistung zu erahnen, dass die Verborgenen im Augenblick noch deutlich mehr auf alles achten würden, was den Hexerrn zum Vorteil gereichen mochte, doch das mit Jenny war die Leistung sehr wacher Sinne.
Kiera musste also entweder sehr gut im deuten subtiler Zeichen, oder besonders sensitiv für gewisse Dinge sein. Das war mehr als nur Interessant und der Nosferatu legte die Information direkt ab.

Danke.

Beließ er es dann erst einmal neutral und es war nicht so recht zu deuten, ob er das Angebot mit Jenny, den Schutzzauber oder die Tatsache meinte, dass Kiera sie eben als Verbündete bezeichnet hatte. Vielleicht war ja auch alles drei zusammen gemeint.
 
"Kein Grund zu danken, man muss zusammenhalten", kam es von Kiera, kurz bevor sie sich irgendwie versteifte und in die Ferne zu starren schien und dann ziemlich undamenhaft fluchte.
"Verdammte Scheiße, geht es vielleicht auch mal ohne Ärger?" Ihr Blick streifte Lurker nochmal. "Ich muss mal noch was erledigen, ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich mich verabschiede?"

Irgend jemand hatte gerade ihre Schwester außer Gefecht gesetzt und da gab es vor allem einen, der verantwortlich war.
 
Nun war es vielleicht an der Mambo, sich zu wundern, denn kurz nachdem sie ihre unangenehme Nachricht erhalten hatte, schien es auch bei Lurker eine Veränderung zu geben. War das eine Art Rückkoppelung? Oder nur der berühmte Effekt, dass alles was man beobachtete, auch einen selber beobachten mochte? Hatte sie, als sie sich geöffnet hatte um ihn genau zu beobachten und seine Stimmung zu erfassen, vielleicht versehentlich einige Fäden ihrerer jeweiligen, geistigen Geflechte verknüpft, so dass eine Vibration in ihrem Innerem, ein ganz zartes Echo in dem Nosferatu angeschlagen hatte? Manche Verbindungen funktionierten plötzlich auch in zwei Richtungen.
Vielleicht war der Nosferatu aber auch einfach nur selber ein sehr scharfer Beobachter und Analytiker, und hatte nur zeitgleich auf die Zeichen reagiert, die Kiera ausgesandt hatte. Einen wirklich empathischen Eindruck machte ihr Gegenüber nämlich nicht. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Ein Mondkind hätte es vielleicht so ausgedrückt, dass mit Lurker alles absolut in Ordnung war. Nur der Maßstab, mit dem man ihn auslotete, war fehlerhaft. War Lurker geisteskrank? Aber viele Untote entwickelten Störungen und Auffälligkeiten. Auch die meisten Menschen waren nicht in dem eigentlichem Sinne 'gesund'.
So oder so, im Moment war nicht die Zeit und der Ort sich um so etwas zu kümmern. Lurker erhob sich tatsächlich, denn ein Teil der in ihm verankert war, hatte so ein Verhalten einer Dame gegenüber nun einmal geerbt, und nickte Kiera zu.

Aber natürlich. Ich begleite sie gerne noch zu ihrem Automobil?

Es klang ein wenig gestelzt, wie er von ihrem Wagen sprach, aber dadurch, dass er es als Frage formulierte, gab er ihr immerhin die Möglichkeit seine Begleitung auszuschlagen, so sie dies denn wünschen sollte.
 
Kiera hatte nur ihre Empathie wirken lassen, die zusammen mit den scharfen Sinnen immer gut funktioniert hatte, aber das genügte meistens um eine Verflechtung zu erreichen, wenn diese auch meistens nur vorübergehend war, man erkannte sich dann aber auf jeden Fall wieder und konnte sein Gegenüber entsprechend einschätzen. Ob Lurker vielleicht geisteskrank war, darüber machte sie sich im Moment keine Gedanken und den einen oder anderen Macken hatte schließlich jeder.

"Nun wieder Sie?" fragte sie und ging dann aber von sich aus wieder zum Du über. "Sicher kannst du mich begleiten, ich habe da nur gerade eben einen kurzen Einblick zu meiner Schwester bekommen und einer hat ihr gerade, wie man sagen könnte, das Licht ausgeknipst."

Wenn er ihr den Arm reichte, würde sie den auch gerne nehmen.
 
Der Anblick des Nosferatu, der sich in die Höhe stemmte und dann mit seinem gestörtem Bewegungsablauf bis zur Türe huschte hatte eher etwas von einer Riesenkarkerlake, die mal wieselflink, dann abrupt stoppend und die Richtung wechseln vor dem Licht floh, als von einem feinem Gentleman, der der Dame artig die Türe öffnete, in den Mantel half und ihr den Arm anbot, aber die Handlung war dennoch erkennbar. Man musste halt nur viel guten Willen aufbieten und wirklich eine Menge Augen zudrücken, denn von einem elegantem, sicherem Schritt bis zur Türe und einer schmissig eloquenten Geste einer Dame gegenüber war Lurker so weit weg wie der Teufel vom Sonntagsausflug mit dem Kirchenchor, aber immerhin, er hielt die Türe auf und bot Kiera den Arm an.

Verzeihung. Ich begleite also dich gerne. Beeilen wir uns also lieber.

Anscheinend hatte der Verborgene nicht vor, weiter auf das was die Caitiff gespürt hatte einzugehen. Wenn es so war, dass die Regentin ein Problem hatte, wäre das zwar eigentlich ein Grund für ein Freudentänzchen für jede Kanalratte in der Stadt gewesen, denn jede Schwächung für die Hexen war im Moment begrüßenswert, aber es wäre pietätlos gewesen.
Caitlin war eben mehr als nur eine Tremere für ihre Schwester und aus irgendeinem Grunde wertete die ziemlich verdrehte Gefühlswelt des Verborgenen das ziemlich hoch. Möglich, dass das sogar der Teil von ihm war, der noch am ehesten menschlich und am wenigsten verdreht war.
So oder so, er würde die Mambo noch sicher bis zu ihrem Auto begleiten und sich höflich verabschieden. Vermutlich würde sie zuerst schnell handeln und prüfen wollen was geschehen war. Wenn sie danach seine Hilfe brauchte, dann war er sich sicher, dass sie ihn einfach fragen brauchte. Seltsam, dass so wenige andere auf so simple Ideen kamen.
 
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