[14.05.2008] Neue Richtung

Ja, Ricco würde die Hauptstraße sehr schnell finden, das war auf jeden Fall klar. Vielleicht wäre es schneller möglich als es Marta gefallen würde, denn die ganzen netten Seitenstraßen waren nun nicht mehr erreichbar.

"Ach, ich studiere nichts Weltbewegendes eigentlich sogar etwas, was nicht wirklich hierher passt in die großartige Kunstakademie", sagte er. "Aber es wird hier auch Wirtschaft gelehrt. Ich mache Wirtschaftsinformatik. Was machen sie denn hier in der Stadt?"
 
Die Seitenstraßen hatten ihren Reiz, doch im Gebiet der Hexer waren sie zu gefährlich. Die waren schließlich auch vonn allein schon unangenehm. Marta würde sich bis zu Ziel gedulden müssen. Vielleicht auch länger... Ricco war keine schlechte Wahl, aber sie wollte diesmal lieber nichts erzwingen. Außer... Naja, das konnte sie dann vor Ort entscheiden.

"Ich bin quasi der Arbeit hinterhergezogen. Bin im Büro, also nichts besonderes, kein Studium oder so... Und Wirtschaft ist wichtig. Stellen sie sich mal vor, es gäbe nur Künstler..."
 
"Ja, das stimmt, aber ich war trotzdem erstaunt, daß es hier an der Kunstakademie Wirtschaft gab", erwiderte er mit einem Lachen. Als sie dann an eine der Hauptstraßen kamen, sah er sie fragend an. "Na, rechts oder links, Marta? In welche Richtung müssen wir?"

Hier waren auch andere Fahrzeuge unterwegs und vermutlich würde Marta auch wissen, wo sie nun hin mußte.
 
Es dauerte einen Moment bis sie sich zurechtgefunden hatte. Wenn sie sich nicht irrte, lagen die Gleise vom Hauptbahnhof direkt vor ihnen, dahinter dann das Industriegebiet. Soweit so gut. Doch in welcher Richtung lag jetzt die Brücke? Die Häuser vor ihnen versperrten die SIcht, sodass sie sich nicht ganz sicher war. So wie du gelaufen bist...

"In Richtung Autobahn, hinter dem Industriegebiet... links glaube ich."

Könnte aber auch rechts sein. Eigentlich auch nicht so problematisch. Viele Wege führten zum Ziel, einige waren bloß etwas länger. Aber länger fahren, heißt auch länger warten...
 
"Okay, links dann." Ricco sah kurz zu Marta. "Wenn sie den Weg nicht genau wissen, sagen sie mir einfach die Straße, ich kenne mich schon ziemlich gut as in der Gegend und in der Stadt, dann werden wir es bestimmt finden."
Er deutete auf sein Handy, das in der Ablage zwischen den Sitzen lag.
"Wenn es anders ist, können wir auch den Routenplaner anschauen."
 
"Nicht nötig, ich war mir bloß bei der Kreuzung nicht ganz sicher. Da vorne gehts dann rechts."

Marta wusste jetzt wieder, wo sie waren. Hier etwa hatte sie das Wohngebiet betreten. Folgte man der Straße, kam man zur Kunstakademie oder zum Bahnhof, zur Autobahn musste man also rechts abbiegen und die Brücke überqueren. Da kommst du her... Das Ziel war aber nicht ihre Unterkunft, sondern lag am Industriegebiet vorbei auf der linken Seite. Oder zumindest nicht im Hexer-Gebiet.
 
Es war schon ziemlich kompliziert, aber Ricco schien sich damit zufrieden zu geben, daß Marta nicht wirklich mit der Sprache rausrücken wollte und fuhr dann nach ihrer Anweisung.

"Meinen sie, sie kommen auch mal zu mir zum Pizza essen?" fragte er. "Ich gebe ihnen auch eine aus." Wieder dieses Lachen, was ihn bestimmt zu einem Toreador-Kanidaten machen könnte, wenn einer auf ihn aufmerksam würde.
 
Kompliziert vor allem deswegen, weil Marta einen Ort im Sinn hatte, aber natürlich keine Ahnung von irgendwelchen Straßennamen hatte. Ich kann dir wohl kaum die Kriterien nennen... Sein Lachen war schon anziehend, doch auf eine andere Art, als es ihm gefallen würde. Für Marta war Ricco als Kandidat wohl näher an der Pizza als an einem Toreador. Wenn es gute Pizza ist...

"Könnte ich schon machen, wenn ich es einrichten kann. Solange es nicht zu gefährlich wird, versteht sich..."

Sie zwinkerte ihm zu, machte grundsätzlich keinen abgeneigten Eindruck. Warum auch nicht?
 
"Ach was, was soll an einer Pizza gefährlich sein?" lachte Ricco. "Außer du kämst auf die Idee, Angst um deine Figur zu haben."

Naja, um die Zeit war selten was los, da konnte er auch noch eine Weile mit ihr rumfahren und vielleicht könnte er sie auch näher kennenlernen. Sie schien ja ganz nett zu sein.

Allmählich wurden die Straßen wieder enger und es würde sich die eine oder andere Möglichkeit ergeben.
 
Und da war der Wechsel zum Du. War ja zu erwarten... Und auch erwünscht. Eigentlich wunderte es sie, dass er so lange gebraucht hatte.

"Ach nein, ich hatte da eigentlich nie Probleme. Wäre auch schlimm, wenn man sich nur von Salat ernähren müsste..."

Und wie schlimm das wäre... Vom Essen zu reden machte bekanntlich Hunger und Marta war da keine Ausnahme. Alles zu seiner Zeit. Erst mussten sie der Straße noch ein Stück folgen.
 
Er fuhr artig weriter, so wie Marta es wollte. Es war ihm garnicht wirklich aufgefallen, immerhin war sie vermutlich in seinem Alter und nett schien sie auch zu sein, das gab es selten, vorallem war sie hübsch und nett und nicht so wie die meisten Tussen in dem Alter.

"Ja, eben, das gefällt mir, immer diese Mädels, die den Salat sogar noch ohne Sosse nehmen ..." Er lachte und schien sich zu freuen. Wo sie wohl hin wollte?
 
"Wem es schmeckt... Ich mag da lieber etwas kräftigeres. Eine gute Pizza ist schon lecker."

Und nicht nur die Pizza. Dass er mit der Einschätzung ihres Alters etwas daneben lag, war nicht weiter schlimm, eher im Gegenteil. So, das sieht jetzt gut aus. Sie waren am Industriegebiet vorbei und damit dem Ziel ziemlich nahe. Hier sollte sie keine Probleme mit Artgenossen bekommen. Theoretisch... Das hieß, wenn nicht wieder ein gewisser Herr aus den Schatten fiel. Unwahrscheinlich... Aber man konnte sich nie ganz sicher sein.

"Da vorne links. Du kannst mich dann dort am Rand rauslassen."
 
"Sicher, werde ich dich raus lassen", erwiderte Ricco und fuhr brav an den Strassenrand. "Soll ich dich noch bis zum Haus begleiten?"

Er war nunmal dazu erzogen nett und freundlich zu sein.
 
"Nein, danke. Du musst ja noch arbeiten. Mir passiert hier schon nichts!"

Und schließlich wüsste sie auch gar nicht, zu welchem Haus er sie bringen sollte. Jetzt musst du nur noch näher heran. Sollte ja eigentlich kein Problem werden...
 
Es würde kein Problem werden, wenn sie Ricco näherkommen wollte. Er machte ein Gesicht, das zeigte, wie leid es ihm tat, wenn sie nun ausstieg.

"Ich soll dich wirklich nicht bringen?" fragte er noch einmal nach.
 
"Nein, ich komme heim. War nett von dir, dass du mich gefahren hast... danke!"

Zum Abschied kam dann noch eine dankbare Umarmung. Du bekommst deine Belohnung! Sobald sie in der Position war, schnappte die Falle - Marta selbst - zu.
 
Ricco war eine echt leckere Beute und er schien es denn auch entsprechend zu geniessen. Immerhin hatte der Biss eines Untoten eine sehr angenehme Nebenwirkung. Nur vermutlich würder er sie dann nicht gehen lassen wollen. So war es dann meistens, wenn ein Mensch als Nahrung benutzt wurde.
 
Es war gute Nahrung und Marta wusste das zu schätzen. Sie trank genüsslich, doch nicht übermäßig langsam. Während das Blut ihren Hals hinab floss, oder eher gesogen wurde, musste sie darauf achten sich nicht zu sehr im Moment zu verlieren. So schön es auch war, für sie wie für ihn, sie durfte sich dem nicht vollständig hingeben. Warum eigentlich nicht?

Es kostete wie immer einiges an Überwindung mit dem Trinken aufzuhören. Das Einstellen des Saugens, das Zurückziehen der Fänge, das Verschließen der Wunde - alles ging routiniert und wie in Trance während sie dem Erlebten noch etwas nachhing. Sie hatte nicht viel genommen, etwas mehr als einen Tag länger würde sie nicht auskommen. Das reicht auch erst einmal... Sie löste sich aus der Umarmung.

"Machs gut!"
 
Ricco sah Marta mit leicht glänzenden Augen an.

"Wow", sagte er dann. "Einen solchen Kuss habe ich ja noch nie bekommen und das als Dank fürs Nachhause fahren? Wenn du möchtest mache ich das öfters."

Er kramte eine kleine Visitenkarte raus und reichte sie ihr.

"Ruf mich an, wenn ich Zeit habe, komme ich vorbei."

Gut, er hatte nicht vor alles stehen und liegen zu lassen, wenn sie anrief, aber oft genug hatte er gerade spät nachts lange Wartezeiten.
 
Meinst du die Fahrt oder die Blutspende? Marta konnte mit beidem leben. Überlasten würde sie ihn aber nicht. Wir wollen dich ja nicht kaputt machen... Auf seinen Kommentar ging sie nicht näher ein, nur ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Sie nahm die Karte entgegen.

"Danke, ich melde mich! Noch eine schöne Nacht! Tschüss!"

Damit war sie aus dem Wagen, winkte noch einmal zum Abschied und verschwand dann in der nächsten Gasse. Und wehe du folgst mir!
 
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