14.04.04 - I would walk 500 Miles...

traum

Grinsekatze
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Scheppernd schob sich der Kanaldeckel auf der linken Straßenseite zur Seite und Dimitri spähte kurz in die Nacht heraus um sicherzustellen, dass niemand in der Nähe war. Als die Luft rein war sprang er mit einem mächtigen Satz aus dem Loch und reichte Lurker die Hand um ihn ebensoschnell heraus zu ziehen. Er hätte das zwar nicht tun müssen, aber ihm war irgendwie danach gewesen. Es war ein ständiges Geben und Nehmen, so gehörte sich das.

"Okay, dann wollen wir mal." Dimitri setzte sich in Bewegung und überquerte mit Lurker die ruhige Straße auf den großen Hof seiner Zuflucht zu. "But I would walk 500 miles; and I would walk 500 more...", zwitscherte er vor sich hin. Er schien trotz der Umstände bester Laune zu sein. Er hoffte dass dies auch so bleiben würde.
 
Der schwere Deckel war für seinen Partner scheinbar nicht mal wert darüber zu reden. Kurz darauf stellte er fest das er selber auch nicht der Rede wert war, denn Dimitri hob ihn aus dem Schacht als wäre er eine Handpuppe.
Lurker nickte knapp und folgte dem Anderen zum Eingang.
Mit dem Lied das dieser vor sich hin sang konnte er nicht wirklich etwas anfangen. Wahrscheinlich modernere Musik. Er zuckte mit den Achseln und begnügte sich damit hinter ihm her zu gehen und auf die tänzelnden Schritte des anderen zu achten.
Kaum waren sie im Inneren, wunderte sich Lurker. Dimitri hatte sie schon nicht mitgebracht zu ihrem Treffen, und hier war sie auch nicht.

Wo ist denn Brenda ?

Er wartete in der Türe, da er sich dachte es würde wohl nicht so lange dauern den Schlegel zu holen und dann zum Friedhof zugehen.
 
"Brenda ist für mich in der Stadt, ein paar Erledigungen durchführen. Sie wird das schon hinkriegen, ist ja keine schwierige Aufgabe, keine Sorge."

Dimitri ging nach unten in den Keller wo er den Klöppel unter einem Haufen Dreck, den er im ganzen Haus zusammengekratzt hatte, in einer Ecke versteckte. Von hier aus hätte man meinen können die Bauarbeiter wären erst vor kurzem gegangen. Er griff in den Schutt und spürte gleich wieder die seltsame Wärme die von dem Ding ausging. Irgendwie unheimlich.

Er schulterte das Teil und sprang die Treppen wieder nach oben.

"Okay, ich hab das Ding. Wir sollten uns beeilen, es ist ziemlich schwer zu tragen auf Dauer."
 
Lurker nickte und machte eine Geste das Dimitri den Schlegel von der Schulter nahm und das sie ihn gemeinsam trugen, dann war das Gewicht kein Problem mehr.
Als er das leichtere Ende des Glockenschlages ergriff, bemerkte er eine seltsame Wärme. Er sah hinab und der erste Gedanke der in seinem Kopf auftauchte war, das dieses Ding irgendwie leben mußte. Er runzelte die Stirn.

Merkwürdig wie warm das Ding ist, oder ?

Mit dem Schlegel würden sie in der Kanalisation eher langsamer als schneller vorrankommen, also gingen sie durch die kleinen Seitenstraßen und Nebengassen. Auch in den Hinterhöfen und kleinen Gassen fühlte sich Lurker heimisch. Nach einigen Metern des Schweigens sah Lurker zu Dimitri hoch.

Dieser Überfall, in `Egons Eck´, das Gemtzel, wie es in den Zeitungen steht. Das wart ihr nicht wahr ? Also der Sabbat. Warst du dabei ?

Er war überrascht wie neutral er seine Stimme hielt. Er hatte sich mit dem Attentat fast überhaupt nicht beschäftigt, deshalb vielleicht. Ein Toter war eine Tragödie, viele Tote, waren eine Statistik. Traurig, aber so war es, gesichtslose Tote in den Zeitungen regten kaum zu Mitleid an. Lurker fragte sich ob Dimitri so über alle Menschen dachte und knirschte mit den Zähnen.
Aber es ging ihm eigentlich nicht wirklich darum den Moralapostel zu spielen, er wollte auf etwas anderes hinaus.
 
"Ja, das waren wir. Durch die Aktion haben wir unsere damalige Zuflucht verloren. Ich möchte auf niemanden die Schuld schieben, daher sage ich einfach mal, wir hätten das besser durchplanen müssen. Wir machen im Sabbat sowas öfters... sie nennen sich Instinktspiele, man gibt dem Tier für einen Moment die Chance die Kontrolle zu übernehmen... und lernt so, es in wirklich schlimmen Momenten besser unter Kontrolle zu haben. Aber nicht alle machen das... es gibt zig Arten von Spielen."
 
Lurkers Därme verknoteten sich, als Dimitri von den merkwürdigen Spielen redete. Erst diese Feuer Spielchen, dann ein Massaker. Was kam denn da bitte noch ? Spielten die vielleicht noch Exorzismen und Hexenverbrennung ?
Für ihn war das sehr fremd, aber es war wie eine andere Kultur. Lurker war irgendwie auch fasziniert, wie ein Forscher, der einen wilden Stamm Kannibalen gefunden hatte und nun ihr Leben erforscht.
Aber Dimitri war dem Punkt auf den Lurker hinaus wollte bereits im Vorfeld ausgewischen. Das sagte ihm das er recht hatte mit seiner Vermutung. Dimitri war alleine und das tat Lurker irgendwie leid. Er wußte wie es ist alleine zu sein.

Was ist mit den anderen passiert ? Du hast mir erzählt das ein Monster über euch hergefallen ist, sind die dabei auch umgekommen ?

Lurker schauderte als er wieder über das Monster sprach. Das war ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt, er mußte sichergehen was das für ein Monster gewesen war. Möglicherweise irrte sich Dimitri ja auch, und das Monster kam nicht aus seinen Reihen, sondern aus Lurkers Blutlinie.
Wenn es so war, dann mußte Lurker schnell die Flucht ergreifen und all seinen Brüdern und Schwestern in der Umgebung bescheid geben, das die Vergangenheit nach der stets jeder von ihnen Ausschau hielt, hier in Finstertal aufgetaucht war.
Vor ihnen sahen sie am Ende der Straße bereits die Mauer des Friedhofes, stumm und mahnend in der Dunkelheit, wie eine Grenze über die sich die lebenden besser nicht wagen sollten.
 
Dimitri merkte dass Lurker dabei unwohl wurde, als er von den Spielen sprach. Aber noch mehr würde er darüber nicht erzählen, es sei denn Lurker wollte irgendwann mehr wissen.

"Wo die anderen zwei hin sind, weiß ich nicht, aber sie sind nicht gestorben. Sie waren nur plötzlich weg. Ich denke, sie haben die Flucht ergriffen."

Am Friedhof angekommen blieb Dimitri an der Mauer stehen und wartete darauf, dass Lurker ihn über den Friedhof führen würde. Immerhin hatte er keine Ahnung, wo der Nosferatu hier sein Lager aufgeschlagen hatte. Und immerhin war es seine Zuflucht, seine Domäne, er würde sicher nicht einfach über die Mauer springen und wild über den Friedhof toben und lachend um ein paar Grabsteine tanzen. Auch wenn er meinte, dass Lurker wohl so etwas von ihm erwarten würde...
 
Lurker nickte bedächtig, es paßte zu Dimitri das er geblieben war, wo die anderen panisch wegliefen. Er sah ihn tatsächlich kurz bewundernd an und wünschte sich er hätte auch solchen Mut.

Mach dir nichts vor Schwächling, du würdest die flüchtende Bande kreischend anführen beim wegrennen.

Kein Wunder das sie weggelaufen sind... aber Du bist noch hier...

Er biß sich auf den Lippen herum und giftete seine innere Stimme an ruhig zu sein. Er wollte nicht so sein... er würde nicht so sein. Er beschloß in diesem Moment das er mit Dimitri in die Kirche gehen würde, koste es was es wolle.
Lieber ein mal feige als ein Leben lang tot, so sagte man. Prima Lurker, du bist bereits dazu verdammt ein Leben lang tot und wirst noch viele Leben lang tot sein, also konnte er, wie sein Partner, auch mal beweisen das er Mumm hatte. Vielleicht in einem viel kleinerem Rahmen als Dimitri, aber immerhin.
Er krabbelte über die Mauer und hiefte dann den Schwengel hinauf. Dimitri war so groß wie die Mauer selber, also stieg er einfach hinüber. Auf der anderen Seite angekommen führte Lurker ihn durch die Büsche, durch eine Reihe von Gräbern, in den hinteren Bereich des Friedhofes. Dort war es zwar immer noch recht sauber, aber man sah das niemand mehr für die Pflege dieses Teils bezahlte. Wenn es hier einmal Gräber gegeben hatte, dann waren sie längst abgelaufen. Es gab in einigen Wiesen Vertiefungen die zumindest darauf hinwiesen. Lurker führte ihn zu einem kleinem Wäldchen in dessen Mitte etwas aus dem Boden ragte, das sich, dadurch das Lurker das mit Moos und Laub überwucherte Gitter das darüber lag anhob, als alter Brunnenschacht entpuppte.

Kannst Du das Ding irgendwie an dir festmachen ? Du wirst beide Hände brauchen um zu klettern, denke ich. Falls nicht habe ich drinnen ein Seil, mit dem Dinge hinab lasse die ich mit hinein nehmen will.
 
Als Dimitri Lurker über den Friedhof folgte kamen Erinnerungen an die letzte Belagerung einer Camarilla Stadt hoch. Ein verlassener Friedhof, wilde Vampire, die um ein Feuer tanzten und gegen Ende sogar noch hindurch sprangen. Wenn jemand schreiend von den Flammen verzehrt wurde, stachelte es die Meute nur noch mehr an, und die Sprünge wurden immer wilder, und die Ekstase zerriss jeden menschlichen Fetzen im Körper und das Tier brüllte voller Freude. Und ganz plötzlich rannte die rasende Meute von mindestens 30 Vampiren voller Wut gegen ihr Ziel, und jeder der sich ihnen in den Weg stellte wurde zerrissen, ausgetrunken, zusammengeschlagen und alle wussten, dass es noch drei weitere Angriffswellen von Norden, Osten und Westen geben würde... die Stadt war gefallen.

Lurkers Worte klangen dumpf und plötzlich war Dimitri wieder im hier und jetzt. Auf einem einsamen dunklen Friedhof. "Was?", fragte er kurz. "Ach so, ja. Nein, ich kann das Teil nicht an mir fest machen, dafür ist es einfach zu schwer. Am besten kletterst du runter und wirfst mir das Seil hoch, dann lasse ich das Teil zu dir runter und komme dann nach."
 
Lurker nickte knapp und ging nicht weiter darauf ein das Dimitri so abwesend wirkte. Irgendeine Wirkung hatten Friedhöfe auf Vampire, da war er sich sicher. Wenn sich selbst Dimitri dem nicht entziehen konnte, bestärkte ihn das nur. Er verschwand Kopfüber in der dräunenden Finsterniss des Schachtes. Dimitri konnte kleine Steinchen und Brocken hinab fallen hören, dann war es plötzlich still.
Dimitri stand alleine in dem kleinem Wäldchen, das sich sachte im Wind hin und her wogen. Hier raschelten die Blätter und die kleinen Tiere im Gebüsch, und so bildete die nächtliche Gerräuschkulisse einen deutlichen Kontrast zu der Stille des Friedhofes, wo sich das Schweigen der Toten wie dicke Tinte über die Nacht ergoß.
Irgendwo schrie ein Käutzchen entäuscht auf, vielleicht hatte da eine Maus sehr viel Glück gehabt und war entkommen.
Wenige Minuten später sah Dimitri Lurker wieder auftauchen. Seine Hand griff über den Brunnenrand und er zog sich mit seinen sehnigen, dünnen Armen hinauf. Er reichte ihm ein Seil, das er um die Brust geschlungen hatte.
 
Dimitri nahm das Seil und knotete es an dem Schlägel fest, prüfte nochmals die Stabilität des Knotens und lies den Klöppel dann vorsichtig in die Tiefe hinab. Als er unten einen Widerstand spürte lies er das Seil noch ein Stück weiter herunter und dann lies er es fallen. Anschließend setzte er sich auf den Brunnenrand und verkeilte seine Beine seitlich von ihm in den Seitenwänden, krallte seine Finger so gut es ging in die schmierigen Fugen der gemauerten Steine und ließ sich langsam, mit dem Rücken an die Wand des Schachtes gepresst Stück für Stück hinab.
fast wäre er abgerutscht, denn sein rechtes Bein rutschte auf einem Stück schleim weg und baumelte kurz unter ihm in der Luft und die Wucht riss seinen Körper nach vorne, jedoch konnte er grade eben noch stöhnend mit der rechten Hand den Schwung bremsen und hing einen kruzen Moment wie ein Schluck Wasser im Schacht, bevor er sich mit viel Kraftanstrengung zurückdrückte und das baumelnde Bein wieder an seine Position gebracht hatte. Als er unter ihm erkennen konnte, dass er fast unten war, lies er sich fallen und landete in der Hocke auf sandigem Boden.
 
Lurker kam hintergekrabbelt. Seine langen Fingernägel, die ein wenig ausahen als wären sie aus staubigem, schwarzem Glas, krallten sich Fugen und Mörtel und wie eine riesige Spinne kam er mit pendeltden ruckenden Bewegungen unten an. Nun wurde es bequemer, denn in die Wand waren Fugen eingelassen, die wie eine Steigleiter funktionierten. Über diesen Weg kamen sich in den Quertunnel und auf die andere Seite der Anlage. Dimitri erkannte das diese Konstruktion wohl die Höhle vor dem Eindringen von Wasser schützte wenn der Brunneschacht geflutet war. Sie erreichten wenig später eine Höhle aus Stein, die von Säulen gestützt wurde.
Es standen einige Holzregale mit ein paar Büchern herum, in einer Ecke stand auf einem Eisengestell ein sehr alter Plattenspieler. Die Möbel waren wild zusammengewürfelt, was die Vermutung nahelegte das es sich um Sperrmüll handelte.
In der Mitte des Raumes gab es einen alten Holztisch und zwei Stühle. In einer anderen Ecke lagen ein paar Sitzkissen.
Einige Holztruhen standen herum. Diese sahen sehr alt und edel aus.
Kerzen standen herum, die Lurker nun vorsichtig, mit sehr langen Strichhölzern anzündete.

Ich hätte gerne noch ein paar Sessel gehabt, aber die passen nicht durch die Tunnel..

Er führte Dimitri ein wenig wie der Hausherr durch die Anlage. Dann erreichten sie eine alte offene Flügeltüre und dahinter einen kleineren Raum, ebenfalls durch Säulen gestürzt. Hier bildete ein altes Podest die Raummitte. an der Wand waren schwere Eisenringe eingelassen und darunter lag ein Haufen Erde in dem weiße Teilchen im Kerzenlicht schimmerten wie schmutziges Elfenbein.
Das ganze sah ein wenig aus wie die Opfergrotte aus einem alten `Sword & Sorrcery´Film.
Lurker war aber sichtlich stolz auf sein möbliertes
und so gut verborgenes Heim.

Das Schlafzimmer seiner Lordschaft..

In seiner Stimme schwang Freude mit. Er war glücklich das er dies alles einmal jemandem zeigen konnte dem er vertraute.
 
Dimitri war überrascht. Er hatte eigentlich angenommen, dass die Nosfeartu anders hausen würden. Er hatte immer gedacht sie schliefen in matschigen Pfützen der Abwasserkanäle, aber er wurde wieder mal eines besseren belehrt, und es bewieß mehr als deutlich, dass Lurker Stil hatte. Er fragte sich, was Lurker gewesen war, bevor er zum Vampir wurde.

"Wegen den Sesseln, bei Ikea gibt es welche zum zusammenbauen, die würden hier schon noch reinpassen...", scherzte Dimitri und lies seinen Blick weiter schweifen. Die 'Opfergrotte' war sicherlich nicht von Menschen erbaut worden. Dimitri nahm sich vor, die Knochenreste später nochmal genau in Augenschein zu nehmen.

"Hey Lurker, du hast mehr Möbel als ich. Ich werde direkt neidisch. Kannst mich ja demnächst mal zum Essen einladen." Er schmunzelte.
 
Lurker sah Dimitri bei dem Wort Ikea an als hätte er ihm gerade vorgeschlagen ein Pfund Schlangen lebendig zu verschlucken. Das Bild eines Nosferatu, der in einem Rotem Samtsessel mit Holzrücken saß und ein altes Buch im Kerzenschein las, gefiel Lurker. Der Gedanke das der selbe Vampir auf einem quietschgelben Ikea Sofa hockte war ihm so zuwider wie dem Papst eine Voodoo Puppe.

Ja, tolle Idee. Vielleicht noch ein paar Blumen ? Und ein paar Poster ?

Er grinste und kicherte leise.

Ich fürchte die Küche ist nicht die beste, aber wenn wir bald etwas zu feiern haben, dann hole ich selbstredend das beste Tafelsilber hervor.

Er öffnete eine der Truhen und Dimitri konnte darin ordentlich gefaltete, dunkelgraue Kleidung sehen. Das meiste waren einfache Hemden und Hosen, ein paar Jacken wie Lurker sie trug waren ebenfalls darin. Man konnte den Geschmack des Nosferatu ruhigen Gewissens als `homogen´bezeichnen. Es sah alles fastz völlig gleich aus. Das machte es wohl einfacher wenn man sich fragte was man anziehen soll.
Er räumte die Truhe aus und legte eine grobe Umzugsdecke hinein.

Hier kannst Du den Schwengel hineinlegen.
 
Dimitri nickte und lächelte wieder, als er vorsichtig den Klöppel hineinlegte. Und er war noch immer warm.

"Ich frage mich ernsthaft, wie das Ding noch immer warm sein kann. Nach allem was wir bisher herausgefunden haben, müsste der schon seit mehreren hundert Jahren da oben im Glockenturm gelegen haben."

Dimitri erhob sich wieder, schnaubte einmal kurz und strich sich seine Haare nach hinten. "Auf das mit dem Silberbesteck komme ich zurück.", sprach Dimitri als er zurück in die Opfergrotte ging. Als er es aussprach konnte Lurker einen in die Höhe gerichteten Zeigefinger erkennen, was wie eine kleine Drohung aussehen sollte. Aber so wie Dimitri sie aussprach, war es wieder nur ein Scherz um die Stimmung aufzulockern.

"Hast du dir den großen Stein hier schonmal näher angesehen? Oder schläfst du da nur drauf?", mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er in Lurkers Richtung.
 
Lurker nickte bedächtig. Das der Stein Wärme ausstrahlte war keine physikalische Eigenschaft, dessen war er sich sicher. Nur Narren, die Angst vor der Wahrheit hatten, verlangten für alles eine natürliche Erklärung. Wer einmal hinter den Schleier der Ordnung in das brennende, chaotische Herz der Realität gesehen hatte, der leugnete keine mysthischen Geschichten und Legenden.

Er verneigte sich leicht, als Dimitri ihn im Scherz mahnte.

Du bist mein Gast, wir besorgen uns etwas und für Brenda auch zu Essen und zu Trinken und dann feiern wir, wenn wir das Rätsel gelöst haben.

Er lächelte und meinte die Einladung ernst. Sie konnten etwas feierliches wohl schlecht auf dem Boden der des Gebäudes zelebrieren. Das war nicht angemeßen, weder für sie, noch für die Gelegenheit.
Aber zuerst einmal mußten sie das Geheimniss auch wirklich lüften.

Ich habe ihn schon einmal angeschaut, sicher, es sind stark verwitterte Muster darauf und das Ding ist aus dem Stein der Höhle direkt gefertigt. Er geht einfach so in den Boden über.

Lurker hatte seine Kleidung wieder ordentlich in die Truhe verstaut und ging mit Dimitri nocheinmal hinüber in den kleineren Raum.
Währned der Andere sich umsah, stand er im Eingang und Kaute auf seiner Hand, während er grübelte.

Wegen des Glockenschlages... Ich denke mir fiele ein Grund ein... Ich meine, stelle Dir doch einmal vor, Zacharii hätte hier sein Unwesen getrieben, vor einer sehr langen Zeit, als die Menschen noch um viele alte Geheimnisse wußten, als Druiden durch die Wälder streiften und als sich Könige noch an Magier wandten wenn sie nach Weisheit suchten. Diese Zeiten sind nicht soweit weg Dimitri, die Menschen vergessen nur sehr gerne und sehr schnell. Was wäre, wenn er für seine Untaten verflucht worden wäre ? Verflucht dazu zu Stein.... zu erstarren...

Er war zum ende hin immer leiser geworden. Die Idee mochte verrückt klingen. Aber Lurker war schon immer wilden Theorien und Geschichten nachgelaufen.

Der Fluch des Drachen... verstehst Du ?

Er sprach eindringlich, so wie alle Verschwörungstheorektiker, wenn sie mal wieder ein Ufo besucht hatten.
 
Dimitri lies sich am Stein nieder und strich mit den Finger über die alten Ornamente. Er schloss die Augen und fühlte einfach, während er Lurkers Worten lauschte. Er fühlte ein Symbol, dass er zu kennen schien. Auch Lurker musste es kennen. Er öffnete die Augen und pustete Staub und Stein vom Symbol.

"Hey, du hattest doch Stift und Papier und eine Schraffur von dem Ding im Kloster gemacht, oder? Bring mal ein neues Blatt und Stift und mach mal von diesem hier eine Schraffur, vielleicht können wir sie so besser vergleichen."

Er verstand worauf Lurker hinauswollte. "Du meinst, Zacharii, soll das hier sein? Oder hier in diesem Stein?", er erschauderte. "Das hoffe ich doch nicht..."
 
Lurker nickte langsam. In diesem Stein dort, ? Nein das dachte er eigentlich nicht, denn das Ding war ja aus einem Stück aus der Höhle geschlagen worden. Allerdings, auch das war denkbar.

Daran hatte ich nun wieder nicht gedacht, auch eine Möglichkeit. Ich dachte eher daran das er, zu Stein erstarrt und dann als... Als Glockenschlag aufgehangen wurde... ich meine... der Stein ist so seltsam warm... und `Fluch des Drachen´, verstehst du.. Zacharii..ist möglicherweise...dieser Schlegel...

Er sprach zögernd und stotternd, teils weil es ihm bei der Idee grauste, teils weil er seine eigene Theorie ein wenig hahnebüschen fand. Andererseits sprach er mit einem Tzimisce, jemandem in dessen Heimat Tradition und Aberglaube immer noch lebendig war, vielleicht fand er seine Idee gar nicht so abwegegig.
 
"Ich bezweifle, dass Zacharii in den Schlägel verbannt wurde. Immerhin lag er dann, wenn es so wäre, ungeschützt mehrere Jahrhunderte dort oben im Kirchturm. Ich gehe noch immer davon aus, dass etwas passieren wird, wenn dieser Schlägel die richtige Glocke läuten lässt."
 
Lurker spielte mit seinen Fingern und lief dann los. Er hatte zwar Papier und auch einen Bleistift in seinem Notizbuch, aber er konnte aus der Schublade am Tisch genauso gut auch schnell neues holen.
Mit einem Bogen feinem Papiers und einem Kohlstift kam er zurück und reichte es Dimitri.
Interessiert sah er zu was der Andere dort gefunden hatte. Er selber hatte nur wirre, verwitterte Krakeleien gesehen und deshalb nicht weiter nachgeschut, sondern das ganze als Verzierung abgetan.

Ja.. möglich das dann etwas passiert, hoffentlich behälst du nicht recht Lurker.

Wir sollten vielleicht noch irgendwo einen stabilen Rucksack für das Ding besorgen. Einen schönen großen. Ich glaube so ein Seesack wäre eine gute Sache. Dann können wir den Schlegel leichter transportieren.
 
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