[13.11.2015] Büroarbeit

Die Brünette tat das, antwortete aber zunächst

"Ich glaube das ist gerde nicht der richtige Zeitpunkt... später vielleicht."

Die Vergangenheit lief schließlich nicht weg, im Guten wie im Schlechten. Außerdem hatte die Vampirin kein Interesse sich in die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter zu drängeln. So ließ sie den Blick über die Straße gleiten. So chaotisch es auch erschien, so war es doch eine Szene Stunden nach dem Anschlag. Will mir gar nicht vorstelln, wie das vorher hier aussah.

"Wie lange seid ihr schon hier?"
 
"Schon eine ganze Weile, so wie ich das gesehen habe, sind die Täter auch umgekommen", sagte Stella dann. "Verdammt, ich hatte eine Einladung, aber hatte es vrschwitzt. Manches Mal ist meine Wuschigkeit doch wirklich zu was gut. Wir haben auch geholfen so gut es ging."
 
Ich bin froh, dass du es verpennt hast.

"Manchmal braucht man wohl etwas Glück... du hast die Täter gesehen?"

Dass die unmittelbaren Verursacher es nicht überlebt hatten, war nicht wirklich eine gute Nachricht. Es gab fast immer Hintermänner, die es tunlichst vermieden, in die Schusslinie zu geraten. Selbstentfernende Auftragsmörder sind für die ein Geschenk des Himmels. Außer natürlich die Propagfanda wurde zum Selbstläufer und verblendete Menschen opferten sich quasi im vorauseilenden Gehorsam.
 
"Nur wie man sie unter Tüchern weggebracht hat, sah aber jetzt nicht so aus, als wär viel von ihnen übrig geblieben, wenn du mich fragst", erwiderte Stella und schauderte. "Ich war schließlich nicht hier, zum Glück. Was willst du denn nun unternehmen?"
 
"Ich würde gerne wissen, ob jetzt noch akut irgendwelche Gefahr besteht. Ansonsten..."

Sie zuckte mit den Schultern.

"... eigentlich nichts. Oder zumindest nichts überstürzen, das ist ja genau das, was die Attentäter wollen. Ich denke ich werde die Augen aufhalten und vielleicht Erkundigungen einholen, aber sicher werde ich mich nicht zu Hause eingraben."

Gut, das war jetzt nicht wirklich 'nichts'. Doch die Botschaft stand fest - bei Terror ging es weniger um die Eliminierung von Personen und mehr um die damit verbundene Panikmache. Und Marta würde da nicht mitspielen.
 
"Wo willst du denn anfangen, vielleicht kann ich dir dabei helfen?" fragte Stella und winkte einen jüngeren Araber näher. "Das ist übrigens Ahmet - Ahmet darf ich vorstellen Marta."

Der junge Mann lächelte und verneigte sich kurz.
 
"Freut mich! Guten Abend."

Marta nickte ihm freundlich zu. Sie überlegte kurz, ihm die Hand zu reichen, entschied sich dann aber dagegen. Ja, wo willst du anfangen... So sicher war sie sich selbst noch gar nicht, hatte sie doch ihre naheliegenden Anlaufpunkte schon abgearbeitet.

"Also... wenn wir schon einmal hier sind, könnten wir ja eigentlich sofort anfangen. Wenn das okay ist?"

Sie war sicherlich niemandem böse, wenn ihm die Ereignisse genug waren und er oder sie ersteinmal etwas Abstand brauchte.
 
Ahmet sah Marta mit einem schiefen Grinsen an. "Die Polizei hat hier noch alles abgesperrt und die meisten der Zeugen sind entweder schon gegangen oder stehen unter Schock", sagte er dann in einwandfreiem Deutsch.
 
"Haben wir vielleicht schon irgendwelche Aussagen von deren Seite?"

Sie wollte den Beamten jetzt sicher nicht im Weg stehen - schon alleine der Aufmerksamkeit wegen. Was für ein Glück, dass Ahmet ja bereits mit einem von ihnen gesprochen hatte.
 
Ahmet zuckte die Schultern.

"Ich habe ein wenig übersetzt, was ich auf schnappen konnte", sagte er dann. "Einer hatte noch gelebt, das meiste, was ich mitbekam waren Parolen, gegen die Juden und das Christentum und daß dies erst der Anfang sei." Dann schauderte er und blickte sich kurz um. "Ich hatte kurz den Eindruck, da ist eine Präsenz und dann ist der Mann gestorben und seine letzten Worte waren: Du hast mich belogen." Er schluckte. "Aber ich habe keine Ahnung, was ich mit der Aussage anfangen soll."
 
Eine Präsenz? Vicente, spielst du Spielchen mit den Sterbenden? Natürlich tat er das. Sie würde sie darauf ansprechen, denn wenn es nicht von ihm kam...

"Vielleicht hat er am Ende festgestellt, dass er doch nicht in's Paradies kommt."

Unwahrscheinlich, Fanatiker klammerten sich manisch an ihre verdrehten Vorstellungen und ließen in der Regeln nicht locker, bis sie vernichtet waren. Der Drohung sollte nachgegangen werden. Gut möglich, dass die Worte des Toten sich als bloße Hasstirade herausstellten. Möglich, dass tatsächlich noch mehr Ärger im Anmarsch war.

"Das war direkt nach dem Anschlag? Was haben die Beamten gesagt?"
 
"Ja, kurz bevor er gestorben ist, die Beamten haben es auch gehört, aber wohl gedacht, dass er fantasierte, zumal er kurz darauf tot war", kam es Antwort. "Ich selber war einfach nur erschrocken."

Ahmet war jetzt nicht so sonderlich religiös, aber das hatte er auch noch nie gehört.
 
Erschrocken? Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts! Gut, das Jahrhundert war auch noch nicht besonders alt. Doch Marta hatte fest vor es auch zu erleben. Hier kann man sich da aber nie so sicher sein.

"Vermutlich hatten sie auch Recht dabei... oder es waren irgendwelche Drogen im Spiel..."

Wäre interessant da etwas herauszufinden. Öfter als gedacht stellten sich die Dinge doch als mundan heraus. Was öfter als gedacht keine gute Nachricht darstellte. Übernatürliche Einflüsse waren häufig einfacher zu isolieren und mutierten seltener zum Selbstläufer. Oder zumindest war es das, was man letztendlich aus den Geschichten herauslesen konnte - trotz oder gerade wegen des ganzen 'Schattenherrschafts'-Geredes.
 
"Ich denke nicht, daß es was mit Drogen zu tun hat", meinte Ahmet. "Das ist eher eine mentale Indoktierung, viele Leute sind sehr gläubig und wenn dann ein sehr charsmatischer Iman die richtigen Worte findet, glauben manche auch, daß es Allahs Wille ist die "Ungläubigen zu töten." Er schüttelte den Kopf. "Ich kann dir mal einen Koran geben. Allerdings habe ich keinen hier."
 
Das hätte Marta auch mit Sicherheit befremdlich gefunden. Immer diese Kulte... Etwas, das eigentlich aus der Welt geschafft werden müsste, verursachten sie doch nichts als Ärger. Wird nicht passieren. Menschen sind nunmal... abergläubisch. Am Ende erwischte es nie die Prediger sondern die getreuen Schäfchen. Die sich, wie heute Abend schmerzhaft in Erinnerung gerufen, leicht in Wölfe verwandeln konnten.

"Wenn das kein Problem ist, klar. Solange dann niemand erwartet, dass ich beitrete..."

Nicht, dass sie darin einen Grund finden würde. Derartige Fanatiker hatten sich üblicherweise viel zu weit von den Vorstellungen ihrer Mitgläubigen - und vermutlich auch der Sektengründer - entfernt. Doch vielleicht konnte sie ein paar Einblicke in diese Welt gewinnen, jetzt wo sie nun einmal näher gerückt war. Gerade in ihrer Position.

"Jedenfalls hat er seinen Leuten keinen Gefallen getan. Wenn die Trauer verflogen ist, werden Stimmen laut werden, die Konsequenzen fordern. Und nach Schuldigen suchen... lebenden Schuldigen."

Und der rechte Rand würden Zulauf bekommen. Sie hasste es.
 
"Auf keinen Fall, aber der Einzelne kann dagegen auch nichts tun, da müssten sich schon ganze Gruppen zusammen tun, die etwas unternehmen." Ahmet zuckte die Schultern."Keine Angst, du musst nicht beitreten, ich habe kein Interesse am Missionieren. Wenn es einen Schuldigen gibt, der dafür bezahlen muss, wird es vermutlich nur ein Bauernopfer sein."
Er schien sich da ziemlich sicher zu sein.
 
Es kommt der Punkt, an dem sich der Mob nicht mehr mit einem Bauernopfer zufrieden gibt. Klang gut, wenn es der vermeintlich richtige Mob war, doch ging es nur selten nach Plan.

"Das hängt davon ab, was jetzt noch passiert. Hoffen wir, dass gewisse Leute den Anstand haben, mit dem Sündenbock noch etwas zu warten..."
 
Ahmet nickte. "Wenn wir jemanden haben der uns unterstützt, hast du denn da Ahnung?" iIrgendwie hatte Marta eine interessante Ausstrahlung.
 
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