Gildenhaus [13.10.2015] Übergabe

Nicht der Zweifel prägte die Sicht von Kai auf die Tremere, eher das Gegenteil. Er traute ihnen alles zu, umso wichtiger war es daß die feste Fassade des Äusseren hielt. Bei der Erwähnung der Blutmenge allerdings konnte das erste leichte Zucken in seiner Mimik erkannt werden. Es war menschlich, viel Blut konnte öfters auch gegen ihn genutzt werden als wenig Blut, da er aber nicht wusste welche Mengen die Tremere brauchten, falls überhaupt und falls sie überhaupt konnten was er ihnen zutraute, war die Frage der Menge eigentlich egal und konnte nur ein weiterer Teil der Vorstellung sein.

Erst aber als er die Klinge sah wurden seine Zweifel sichtbarer. Er lieferte sich selbst ans Messer, direkt und übertragen. Sie konnte es sehen, sehr kurz aber für ihre Sinne sicher deutlich. Alle Zweifel und Ängste in die Bruchteile des Wimpernschlags zusammengefasst bevor Kai wieder zur handelnden Person wurde die auch hier die Oberhand halten wollte. Er stand auf um das Jackett seines Anzugs abzulegen, den Knopf des Ärmels zu öffnen und jenen weit genug zurückzuschlagen um ihn vor Blutspritzern zu bewahren. Jede Bewegung langsam, konzentriert und fast zeremoniell bevor er wieder saß und die offene Hand präsentierte.
 
Caitlin hielt seinen Arm die ganze Zeit sanft fest. Sie schätzte seine Professionalität und revanchierte sich mit derselben. Sauber verlies der Strahl dunkelroten Lebenssaftes Kais Handgelenk und jeder einzelne Tropfen wurde aufgefangen bis das Glas nach einer gefühlten Ewigkeit gefüllt war. Dann drückte die Tremere ein sauberes Tuch auf die Wunde und zog die Karaffe weg.
Nachdem sie so lange geschwiegen hatte, sagte sie nun sehr sanft: "Heilen Sie sich jetzt. Sie haben es geschafft, Herr Braun. Mehr benötige ich nicht." Dann verschloss sie das Gefäß und rief nach Maria. Die Guhlin erschien quasi sofort und brachte die Karaffe zur Beschriftung und Kühlung. Und damit aus den Augen des Caitiffs.
Caitlin war währenddessen aufgestanden und hatte die Schriftrolle in ein Stück Seide eingewickelt. Wieder hatte sie darauf geachtet die Rolle, und vor allem das Siegel, nicht zu berühren. Schließlich sagte sie ihrem Gast: "Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, auf mich wartet Arbeit. Sobald ich ein Ergebniss habe, werde ich Sie informieren. Sollten Sie eindeutig zu einem Clan hinzugezählt werden können, helfe ich Ihnen gern dabei, dass Sie offiziell anerkannt werden. Falls das Ihr Wunsch ist, selbstverständlich."
 
Kai heilte sich und nickte ihr darauf zu. Als er sah wie sein Blut weggetragen wurde, fühlte er sich kraftlos. Er hatte Macht über sich selbst abgegeben, freiwillig und wusste auf einmal nicht mehr ob es auch das richtige gewesen war. Er blieb einige Momente sitzen, regungslos und in Gedanken, bevor er seinen Anzug wieder in die gewohnte Form brachte. Aber statt zu gehen ließ er sich wieder auf die Sitzgelegenheit nieder. Zu schwer fühlten sich die Beine gerade an, als würden sie auf einmal in Betoneimern gefabgen sein.

Mach irgendwas

Die Aufforderung an sich selbst war klar, er erkannte das Loch, fand aber noch keinen Weg daran vorbeizugehen, einem Tunnelblick gleich sah er nur den Abgrund. Langsam und träge suchten seine Hände sein Telefon, unsicher tippten sie eine Nachricht an Moishe.

"Objkt übrgeben. Shr alt mt einem mähtigen Siegl. Wetere Anwesungn?"

Die Nachricht war fehlerhaft, er hatte das Gefühl einen Teil der Tasten nicht mehr drücken zu können und sendete die Nachricht mit letzter Keaft die er sah. Angst überkam ihn, Angst hier nicht alleine wegzukommen wenn er nicht getrieben wurde. Die Niderlagen des Tages erdrückten nun die Erfolge und er hoffte auf klare Worte vom Sherriff um ihn wieder anzutreiben. Falls sie es schaffen würden. Erst Momente später stand er auf, versuchte sich den Weg zur offenen okkulten Bibliothek ins Gedächtnis zu rufen und dorthin zu gehn. Vielleicht konnte er mit einem offenen Buch seinen Zustand verdecken. Realistisch machten es die langsamen Bewegungen aber unmöglich. Er ging langsam, bewegte sich träge als würde sein Anzug Tonnen wiegen.
 
Die Antwort kam mit einiger Verzögerung. "Weitermachen! Caitlin muss sich darum kümmern, sie ist die Spezialistin und eine Alliierte. Ich hab ein Auge drauf."
 
Caitlin hatte das scharfe Ritualmesser zunächst gesäubert und eingesteckt. Dann hatte sie sich erhoben, nickte ihrem Gast zum Abschied nocheinmal zu und wollte grade hinauseilen, als ihr klar wurde, wie wackelig Kai auf den Beinen war. Sie hatte dennoch nicht die Ruhe und Muße sich damit groß zu beschäftigen, zu stark lag die Last der Verantwortung auf ihr, endlich inter des Rätsels Lösung zu kommen. Nun, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, lag auch ein kleiner oder auch etwas größerer Teil Neugierde in ihrer geistige Abwesenheit. Also überdachte sie nur kurz das Problem mit den dünnblütigen Kainiten und ihrem winzigen Blutspeicher und raunte Lara im Rausgehen zu, dass sie sich um Kai kümmern solle. Dann war die Regentin und Seneshall ersteinmal mit einem freundlichen: "Noch einen guten Abend, Herr Braun! Kommen Sie wohl nach Hause." in den Eingeweiden der Tremereburg verschwunden.

Lara Blumhoff, seit 7 Jahren Assistentin der Seneshall

Lara nickte und ging nach einer kurzen Verbeugung seitens Caitlin in das Empfangszimmer der Burg, wo sie einen Kai Braun vorfand, der sichtlich angeschlagen im Zimmerstand und auf sein Handy starrte. Ihr Blick fiel auf ein blutiges Tuch, welches nun auf dem Tisch lag und mit der Erinnerung an Maria, die mit einer Blutkaraffe an ihr vorbeigeeilt war, zählte sie 1+1 zusammen. Sie verlies auf der Stelle wieder das Zimmer und kam binnen von Sekunden mit einem Blutbeutel 0-, sowie einem leeren Glas wieder in den Raum. "Herr Braun?" fragte Sie sanft. "Möchten Sie sich nicht noch einen kurzen Moment setzen und sich stärken? Es muss Sie viel Ihrer Kraft gekostet haben." Und dabei meinte Lara nicht nur das Blut. Auch die Überwindung einer Tremere oder überhaupt einem anderen Vampir seine eigene Vitae zu überantworten war sicher mental belastend. Sie trat nahe auf ihn zu uns reichte dem Caitiff den Blutbeutel und das Glas. Es war kalt, frisch aus dem Kühlschrank. Nichtsdestotrotz war es 1/2 Liter Menschenblut. Worum sie sich allerdings weniger sorgte, war dass Kai sie vor Hunger anfallen würde. Lara konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand im Haus der Tremere so dumm sein würde.

Out of Character
Kurze Anmerkung, Klar wärst du in der occulten Bibliothek willkommen, beachte aber bitte, sie befindet sich im ehemaligen Gildehaus in Finstertal und du bist grade in Burgh
 
"Womit weiermachen? Wo braucht ihr noch Unterstützung?"

Die Nachricht war wieder klarer, aber weiterhin ohne Antrieb. Die Ghul bemerkte Kai nur am Rande.

"Nein danke, die nächste Arbeit ruft bereits."

Aber es fehlte ihm an jeder Überzeugung dabei. Mit kraftlosen Schritten folgte er dem Weg nach draußen, nachdem er sich eingestehn musste am neuen Gildehaus zu sein und nicht am Alten.
 
Ob überzeugt oder nicht es war seine Entscheidung, die Gabe abzulehnen.Lara nickte nur, brachte den Gast zur Tür und wünschte sie ihm weiterhin einen erfolgreichen Abend. Insgeheim aber hoffte sie, dass er es überhaupt sicher nach Hause schaffen würde, so wackelig wie er aussah, aber der Caitiff oblag nicht ihrer Verantwortung und aufdrängen würde sie sich nicht. Also blickte sie ihm kaum hinterher und widmete sich anschließend wieder ihrer Computer-Tätigkeit.
 
Langsm und fast schon schlurfend ging Kai zurück zu seinem Wagen, der Drang weiterzumachen hatte einen schweren Kampf gegen den Zustand der nahen Apathie. Vorbei am Gärtner, den Bäumen, der Brücke saß er in seinem Wagen und blickte geradeaus ins Nichts. Der Weg dorthin war mit keinem Detail in seinem Gedächtnis, ebensowenig die Zeit. Wie lange saß er nun schon hier? Mühsam fand er die Uhr und beschloss in einem Aufbäumen der Energie zur Halle zurückzufahren. Der Weg war zum Glück nicht weit.
 
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