[12.05.2008] Immer noch auf der Suche nach einem schlechten Menschen, nur halt woanders...

Chaosgeneral Remigius

Sohn des Horus
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Nachdem seine Anwesenheit auf der Ersatzfeier nicht mehr nötig war, ließ Hal sich ins Rotlichtviertel fahren, wo er die Suche nach einem Opfer fortzusetzen gedachte und vielleicht auch die Killernutte schon einmal näher betrachten konnte.

Wen werfe ich jetzt dem Hergül als Opfer vor ? Einen Drogensüchtigen, einen Obdachlosen, eine Nutte vielleicht ? Oder doch Laura ? Du bist ein krankes Schwein, Hal... Du kannst sie doch nicht einfach so deinen niederen Zielen opfern ! Miss Froggie macht das Ganze nicht leichter... Vielleicht kriege ich aber auch einen Dealer zu fassen und komme so an eine neue Pistole, wer weiß ?

Nach einer kurzen Anweisung an Laura, hier auf ihn zu warten, begab Hal sich, nachdem er sich in einer dunklen Gasse unbeobachtet ein neues Gesicht angefertigt hatte, tiefer in die Lasterhöhle der Stadt, auf der Suche nach einem passenden Opfer... Zwar fühlte er sich nur mit dem Totschläger und einem kleinen Springmesser, das Laura besorgt hatte unterbewaffnet, aber immerhin hatte er noch seine übernatürlichen Kräfte, die das wenigstens etwas ausglichen...
 
Es war als ob Hal in eine neue Welt eintauchen würde. An jeder zweiten Ecke ein Mann der kleine Tütchen mit einer weissen Substanz oder einigen bunten Pillen gegen ebenso bunte Scheine tauschte, unauffällig natürlich, aber wenig entging der Aufmerksamkeit eines Nosferatu.
Grobschlächtige und kräftige Männer priesen die die Vorzüge von nackten Frauen hinter den Türen von großen Räumlichkeiten mit roter Neonreklame an. An einer Stelle standen mehrere leicht bekleidete Frauen auf einem Balkon und riefen die Männer zu sich nach oben.
Ältere Bordsteinschwalben versuchten ihre Freier schneller direkt auf der Straße und für wesentlich weniger Geld anzulocken - sah man sie aus der Nähe bemerkte man die Krähenfüsse unter ihren dick geschminkten Gesichtern und den gehetzten und ängstlichen Ausdruck in ihren Augen, die den Zuhälter in der Seitenstraße an seine große Luxuskarosse gelehnt beobachteten, dem sie signalsierten sich um Freier zu bemühen. Nicht wenige dieser Frauen trugen die Spuren der goldenen Ringe ihres Beschützers im Gesicht wo er sie zu mehr Einsatz motiviert hatte.
Zwischen all diesen Männern liefen andere Personen umher die alle möglichen Güter vom Handy über den MP-3-Player über die golden Rolex bis zum Blue-Ray-Rekorder für einen Bruchteil des ladenüblichen Preises anboten.
Grenzen zwischen den Bereichen der einzelnen Unterweltgrößen schienen unsichtbar und dennoch so sicher abgesteckt wie die Zonengrenze vor der Wiedervereinigung. Ein Übertreten dieser nur dem Eingeweihtern bekannten Demarkationslinie schien auch ebenso tödlich zu sein wie damals an der Mauer, auch wenn es keine Grenzpatroullien gab kam sich Hal doch vor als wäre er mit dem Messer auf dem Weg zur Schiesserei am OK Corall.
 
Ein ganzes Buffet an menschlichem Abfall und morallosen Menschen, wie schön... Jetzt brauche ich nur noch ein Opfer, das keine großen Schwierigkeiten machen dürfte... Den da zum Beispiel !

Hal hatte sich einen Drogendealer ausgewählt und schlich sich in eine Seitengasse, von der aus er den Mann besser im Auge behalten konnte und die außerdem eine realistische Chance bot, daß sich Beute, die auserkorene oder auch andere, hinein bewegten. Mit der Aussicht auf eine solche Lösung des Problems, Hergül ein Opfer darzubringen, verdunkelte Hal sich und hielt die Hand am Totschläger, bereit diesen zu greifen und zu benutzen, sollte sich geeignete Beute in die Gasse verirren...

Jetzt heißt es warten... Warten, was mir vor den Schläger kommt...
 
Zunächst kam ein besoffener Freier daher, der sich wohl schon bei einer Bordsteinschwalbe Erleichterung verschafft hatte, was er dabei sonst noch mitbekommen hatte würde sich erst später erweisen. Der übergewichtige Kerl mit braunen Haaren erleichterte sich direkt neben Hal an die Hauswand und lies auch noch einoge Körperwinde fahren - nichts was einen Nosferatu erschrecken oder dessen Riechorgan über die Maßen beleidigen würde. Danach wankte der Mann wieder zurück zur Straße und kam dort direkt neben dem Ort vorbei in dem sich Hal verborgen hielt.
 
Das läuft ja wie am Schnürchen... Wenn ich mir den greife, habe ich erstens das Opfer für Herrn Hergül, zweitens muß ich Laura nicht opfern, sondern habe noch Zeit mir zu überlegen, was ich mit ihr mache und drittens gibt mir das Zeit, um mich auf die Igors zu konzentrieren...

Hal gestattete sich ein Grinsen, faßte den Totschläger fester und schlug ihn dem auserkorenen Opfer leicht mit Blut verstärkt gegen den Hinterkopf. Dann wartete er ab, ob noch ein zweiter Schlag nötig war und was das Opfer jetzt täte.

Im Notfall muß ich jetzt halt auf den Nächsten warten und der ist wohl so voll, dem glaubt eh kein Schwein, wenn er das erzählt... Aber sicherheitshalber sollte ich mir mein Taxi herbestellen, nicht daß ich mein Opfer erst durch das halbe Viertel schleifen muß, das wäre zu aufällig...

In einer kurzen Nachricht ordnete er an, daß Laura ein Stück näher an die Seitengasse heranfahren sollte.

 
Der Mann sah den Schlag nicht kommen und sackte zunächst einmal zusammen. Benommen wälzte der Kerl sich am Boden und sein blick schien dabei wie die Augen eines Wackeldackels von hier nach da zu rollen. Aber Hal sah den blick klarer werden und an seinem Gesicht hängen bleiben.
Der Mann schrie vor Panik auf als er das verdrehte Anlitz des Nosferatu sah - es kamen Worte wie "Monster, Mörder" und "Überfall" hervor und die stimme des Kerls war schrill und panisch. Selbst in dieser Gegend erregte das Aufmerksamkeit und die ersten Passanten und Bordsteinschwalben waren schon auf dem Weg in die Gasse um ihre Sensationsgier zu stillen.
 
Scheiße, so eine verdammte Scheiße... Wenn der so weiterbrüllt, kommt noch die halbe Gegend hier zusammen und irgendein Sack ruft dann garantiert die Bullen... Jetzt muß es schnell gehen...

Hal verkniff sich einen Fluch und schlug noch einmal zu. Für die Schaulustigen, die hier mit etwas Pech bald einträfen, begann er sich eine Geschichte auszudenken.

Zivilbulle kommt hier schlecht, Arbeiter für eine Mafia wohl auch... Vielleicht eine Inkassofirma, aber auch die verschleppen keine Leute, vom Überfall mal ganz zu schweigen... BND hat wahrscheinlich Marken oder Ausweise, sonst könnte ich es damit versuchen... Vielleicht die alte Arztmasche ?

Unauffällig ließ Hal den Totschläger im Mantel verschwinden und tat so, als wäre er grade eben erst vorbeigekommen...
 
Es standen einige Beobachter am Eingang der Gasse, aber die konnten wohl im Halbdunkel nur Hals Gestalt sehen, seine Züge, die nach seinem Angriff auf das Opfer in ganzer Pracht sichtbar waren, lagen im Schatten. Hereinzugehen nd genau nachzuschauen schien noch keine Option zu sein.
Es wäre durchaus möglich wieder die Maske anzulegen, aber den Mann, der eigentlich ein normaler Kunde in diesem Viertel war, über dessen Geschmack man trefflich streiten konnte, hatte Hals Fratze unverhüllt gesehen - nun blieb nur die Frage ihn zu töten oder zu hoffen das er Hals Antlitz als Folge seines Alkoholkonsums betrachtete - nur wenn nicht...würde das Gerücht über das Monster im Hurenviertel dann auch an Sybilles Ohren dringen und würden andere wie die Hexenmeister versuchen damit den Nosferatu im Allgemeinen zu schaden?
Der erste Mutige wagte sich einige Schritte weiter in die Seitenstraße herein.
"He, ist alles in Ordnung bei Ihnen da hinten?"
Der Nosferatu musste etwas tun wenn die nächste Frage nicht lauten sollte: "He, wo haben die plötzlich alle die Fackeln und die Sensen her?"
 
Blitzschnell streifte Hal sich sein Aushilfsgesicht für den heutigen Tag wieder über, bevor er antwortete.

"Ja, alles in Ordnung... Mein Freund hat nur ein wenig viel getrunken, das ist alles... Absolut kein Grund zur Sorge... Ich schaffe das schon Danke für die Besorgnis, aber Hilfe ist schon unterwegs..."

Der Mutige konnte sehen, wie die Gestalt in der Gasse einen Daumen hob und an der Stimme war ein leichtes Lächeln hörbar.

Hoffentlich eskaliert die Lage nicht ! Hoffentlich eskaliert sie nicht...
 
Der Mann schien nach der Antwort mutiger zu werden und ging noch weiter in die Gasse hinein. Noch einige Schritte und er würde sehen das der Betrunkene inzwischen kaum noch rühte und ihm zwei kapitale Beulen auf dem Kopf wuchsen.
 
Jetzt aber schnell... Laura dürfte gleich hier sein und dann müßte die Sache eigentlich noch klappen...

Mit einer schnellen Bewegung drückte Hal dem Bewußtlosen ein Taschentuch auf den Kopf, um die Beulen zu kaschieren. Er versuchte den Mann in einen Griff zu bekommen, in dem man ihn halbwegs vernünftig zum Auto schleifen konnte, das nun auch vor der Seitengasse hielt. Laura bahnte sich langsam ihren Weg zum Geschehen. Als der mutige Helfer näher kam, lächelte Hal ihm zu.

"Mein guter Freund ist leicht gestürzt und muß nach Hause gebracht werden. Könnten Sie mir helfen, ihn zum Auto zu bringen ?"
 
Misstrauen blitzte in den Augen des Mannes auf, aber er packte zu und half Hal. Allerdings waren die Beulen kaum zu übersehen zumal sich auch blaue Flecken zu bilden begannen. Hal hatte wirklich Glück das sein Opfer keine Kopfwunde hatte, ob er sich dann bei dem Blut hätte kontrollieren können war fraglich. Lauras Wagen stand inzwischen auf der Straße vor der Gasse wo nun auch die Menschenmenge größer wurde.
Plötzlich trat ein Mann in einem teuren Zwirn mit vielen Goldketten Hal in den Weg. Jeder Finger seiner Hände war mit protzigen Ringen geschmückt und hinter ihm stand eine kleine billlig aussehende Straßendirne.
"Das ist der Freier, Murat. Die müssen den aufgemischt haben...am Ende bleibt das noch an mir hängen. Tu doch was!"
"Halt die Fresse Mary - geh lieber wieder an die Arbeit...während ich mit den Herren rede....Also ihr Penner, ws fällt Euch ein meine zahlende Kundschaft abzocken zu wollen? Noch dazu im Gebiet meines Bosses?"
Ehe Hal es sich versah stand er alleine mit dem Mann im Arm da, der Samariter hatte es vorgezogen sich zu verkrümeln."
 
War ja klar... Was für ein Feigling... Nur weil es ein wenig Ärger geben könnte, verdrückt der sich gleich...

Hal lächelte den Zuhälter freundlich an.

"Abzocken ? Der gute Mann ist ein Bekannter von mir, den ich in dieser Seitengasse niedergeschlagen aufgefunden habe. Eigentlich wollte ich mich vor der Gasse mit ihm treffen, aber als er nicht erschienen ist, habe ich halt in der Gasse nachgesehen... Und nun möchte ich ihn halt nach Hause bringen, wenn Sie nichts dagegen haben... Abzocken... Ich plündere doch nicht meine Bekannten, wie sieht das denn aus ?"

Hoffentlich haut die Nutte ab und der Zuhälter macht keine Schwierigkeiten...
 
Murat sah HAl eher höhnisch an und in seiner rechten Hand erschien ein Springmesser.

"Hör zu, für wen hälst Du mich? Für einen Idioten? Du lügst doch wenn Du das Maul aufmachst - ich hab den Freier beobachtet weil er mit meiner Schnalle verhandelt hat, da war von Deinem Arschgesicht meilenweit nichts zu sehen. Weisst Du überhaupt wen du hier anpisst indem Du in Hergüls Revier wilderst?"
 
Da brat mir doch einer einen Storch... Ein zukünftiger Arbeitskollege, wie schön... Mit dem kann man sicher vernünftig über die Sache reden...

Das Lächeln verbreiterte sich.

"Herr Murat, es gibt keinen Grund für Gewalt. Sagen wir, ich wurde gebeten, mit einem Gast eine gewisse Lola zu besuchen und habe mich für den Herrn entschieden... Die ausführlichere Version klären wir besser nicht vor Publikum, oder was meinen Sie ? Wo wir grade beim Thema sind, wo könnte ich die Dame denn finden ?"

 
Auf Murats Gesicht breiteten sich Verblüffung und unmissverständliche Wut aus.

"Eh, Alder, isch kenn Disch nich" sprudelte es aus ihm hervor. "Bist vielleicht nen Spitzel. Isch weisss nischts von enm Neuen. Selbst wenn es stimmt dass Duu neu bist Du Wichser - Du machst Stresss in meinem Revier und störst die Geschäfte - und Lola kenn isch nisch" zumidnest nicht für Dich!
"Ich rate Dir verpiss Disch - wenn einer die Kunden meiner Mädchen anrührtist das mies fürs Geschäft, also gibt es was auf die Fresse, Alder!"

Die Beobachter begannne sich zu zerstreuen, irgendwie wollte keiner in das geraten was hier in eine handfeste Auseinandersetzung auszuarten drohte. Vielleicht war s doch eine blöde Idee gewesen ohne jede Form der Aufklärung loszugehen, ohne jedwede Kenntnisse der lokalen Verhältnisse und in einem so sensibelen Gefüge wie diesem Viertel einfach einen X - beliebigen Mann aus der Menge zu picken? Was wenn sich dieses Vorgehen herumsprach und zu Lola vordrang? Hal wurde so langsam klar das er an seiner Sorgfalt und Subtilität würde arbeiten müssen. Hatte Hergül nicht auch gesagt das neben dem Mord selsbst auch die Auswahl des passenden Opfers zu dem Test gehörte?
 
Na, jetzt wirds aber höchste Zeit, oder was ? Wenn der Kleine hier noch weiter Streß macht, muß ich ihn wohl niederknüppeln und ein wenig ausrauben... Vielleicht nehme ich ihn auch einfach als Opfer, wäre eine Überlegung wert...

Das Lächeln verschwand, als hätte es jemand weggewischt.

"Wo ist dein Problem, Murat ? Wenn er schon bezahlt hat, ist er doch nicht mehr dein Bier, oder ? Der Einzige, der hier Streß macht, bist du und das völlig unnötig... Wenn ich dir einen Rat geben darf, steck den Zahnstocher weg..."

Na, das wird ein Einstand... Einen 'Kollegen' verprügeln und der Kerl da hat mich ohne Maske gesehen, der muß ganz weg... Tolle Kiste...
 
"Gehts noch, Du Spacken? Es geht hier um meinen Ruf...wenn Leute die mit meinen Stuten in der Kiste waren direkt danach ausgeraubt werden hab ich bald einen verdammt miesen und bin schnell aus dem Geschäft. Außerdem lässt mich das schwach aussehen - wenn ich Dir das erst erklären muss biste keine von uns und hast bei uns auch nix verloren, Alder. Also mach Dich jetzt vom Acker bevor ich Dir ein zweites Arschloch schlitze. Der Freier bleibt hier und Du lässt Dich hier nicht mehr sehen so lange der Boss mir nichts anderes sagt, kapiert?"
 
Mein Gott, was hat der Kerl nur für Probleme... Jetzt meint der Kleine auch noch, daß er mir befehlen könnte... Was für ein Trauerspiel...

Hal seufzte leicht und kramte Lauras Messer aus der Tasche. Dann hielt er es einsatzbereit vor sich und ließ die Klinge erscheinen.

"Ich sagte doch, ich habe hier etwas zu erledigen und vorher verschwinde ich auch nicht... Du willst es also wirklich auf einen Kampf ankommen lassen ? Ganz wie du meinst, meine Schuld ist es nachher nicht..."
 
Der Türke spannte sich als Hal nicht nachgab. Das Messer lag locker in seiner Hand, er wirkte wie eine schlange die den Leib aufrichtete um mit ihren Giftzähnen zustossen zu können.
"Mary", rief er über die Schulter, "Du weisst was zu tun ist!"
Bevor Hal auch nur hoppla sagen konnte schoss die Nutte wie von einer Kanonenkugel abgeschossen bereits davon. Die Heilsarmee würde sie wohl kaum zur Hilfe holen.
 
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