[12.05.08] Silber und Seide

Drakun

Pflanze
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9. Juni 2007
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Pfingstmontag, Finstertal. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende, die letzen Sonnenstrahlen verschwanden hinter dem Horizont und machten den Weg frei für einen wunderschönen Sternenhimmel. Doch der Mann hatte keine Augen für solche Dinge. Gelangweilt saß er im Foyer des 'Hotels' und bemitleidete sich selbst. Während andere den Tag genutzt hatten, musste er seine Zeit hier absitzen und aufpassen. Aufpassen! Was soll denn hier geklaut werden? Bettwäsche? Matratzen? Und Gäste waren auch keine zu ihm gekommen, nur gegammelt hatte er, den ganzen Tag. Was tut man nicht alles für ein paar Mäuse... Träge fläzte er auf seinem Stuhl und starrte auf die Uhr, als wollte er die Zeit antreiben schneller zu vergehen.

Weiter oben im selben Gebäude ging es anders zu. Marta hatte gerade ausgiebig geduscht und war nun dabei sich anzukleiden. Ein schwarzes Höschen aus Seide und lange elegante Strümpfe. Darüber ein schwarzes Kleid, nicht zu viel Dekolleté, das bis über die Knie reichte. Ohrschmuck und Kette aus Silber, nicht zu prunkvoll, dem Status entsprechend. Sie verschwand im Badezimmer und trat eingutes Stück später dezent geschmickt wieder heraus, die Haare hochgesteckt, fast als hätte sie einen Stylisten darin versteckt. Doch dann hätte es sicher nicht so lange gedauert. Zum Abschluss schlüpfte Marta noch in ein paar hochhackige Schuhe, der Absatz etwas kürzer als von dem Paar, was sie beim Treffen mit Trapper getragen hatte. Die winzige schwarze Handtasche war unauffällig, auf den ersten Blick überhaupt nicht zu sehen.

Doch anstatt sich sofort auf den Weg zu machen, nahm sie ihr Mobiltelefon zur Hand. Auch wenn sie ihn - oder besser: seine Art - nicht mochte, bekam Jens doch eine zweite Nachricht.
Hi Jens, das Treffen ist recht gut verlaufen. Ich konnte leider nicht bis zum Ende anwesend sein, doch das Problem soll erledigt sein. Gute Nachricht: Die Kranksheitswelle scheint vorüber. Ich bin auch wieder vollkommen gesund, fühle mich gut. Wir haben schon wieder einen neuen Chef - diesmal von ganz oben geschickt. Der hat gleich beschlossen uns in eine eigene Abteilung zu stecken. Betriebsfeier steht bevor, kannst du mir für morgen einen Termin geben? Liebe Grüße, Marta
Das erinnerte sie wieder daran, dass sie hier noch gar nicht so viel erledigt hatte. Sie würde sich mit einigen Leuten in Verbindung setzen müssen, sobald Zeit dazu war. Oder falls - die Pflichtveranstaltungen reißen nicht ab. Marta war angespannt. Als Neuling war sie nur mit wenigen der Gäste vertraut, dazu kam ihr geringer Status. Auf der anderen Seite konnte sie so zumindest am ersten Teil arbeiten. 23:30 vor der Akademie. Es war noch etwas Zeit, doch nicht genug um etwas zu schaffen. Ein Blick auf die immer noch vorhandenen Reste in der Ecke. Die muss ich noch irgendwie loswerden... Sie würde wohl auf Zeit spielen. Nachdem sie sich eine passende Jacke geschnappt und sich ein letztes Mal kritisch im Spiegel betrachtet hatte, war sie durch die Tür verschwunden.

Und endlich bekam der Angestellte etwas zu tun.
 
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