AW: [09.06.06] Haben sie einen Termin?
Es war enttäuschend. Nichts und wieder nichts. Der Malkavianer verzeifelte an diesen Menschen. Gwen machte keine weiteren Anzeichen als ein neugieriges aufmerksamens Gemüt und dieser Arzt war die Ruhe selbst. Seit Lebzeiten hatte er sich mehr solche aufmerksamen Menschen gewünscht. Vieles wäre anders verlaufen. Politik, Krieg und Rassenhass wären weniger das Problem dieser Gesellschaft. Und heute? Heute war er sich nicht mehr sicher, ob sie nicht die ganze Zeit da waren und er sie nur nicht sah.
Aber der Arzt traf den Punkt. Aufgeregt hob der alte Mann den Finger und wedelte damit, um seine Freude über diese eigentlich unscheinbare Antwort zu unterstreichen.
"Genau.... Genau. Ihr habt recht!", waren am Anfang alles, was er sagte.
"Also was kann ich nun für euch tun?" Er stellte die Frage schlicht noch einmal. Diesmal jedoch war sie rhetorischer Natur, denn vom Arzt würde nichts kommen. Er würde nicht merken, worauf er hinaus wollte.
"Ich sage es euch, weil sie nicht wissen, darum zu bitten...
Ich möchte eure Sichtweise auf die Probe stellen, wenn sie erlauben:...", began der Malkavianer bedeutungsschwanger.
"Sie haben schlimmes gesehen! Ich sage nicht das Gut und Richtig ist! Ich bin ein Vampir, genauso wie ich unsterblich bin..." Markus konnte nicht wissen, dass Papa Justify die Bezeichnung als 'unsterblich' für einen der größten kusierender Witze in dieser Gesellschaft hielt. Er wusste es besser. "... Doch ändert das alles nichts!!!"
"Schalten sie den Fernseher an, wenn sie mir nicht glauben! Sie werden schnell die Quintessenz dieser Welt feststellen können, sie müssen nur ihre Augen öffnen.
Auf der einen Seite werden sie Nachrichten von eben den Selben schrecklichen Dingen verfolgen können, wie sie sie vor 2 Nächten selbst beobachten konntet. Doch was unterscheidet bitte das Bild vom einem herzlos von irgendwelchen Extremisten abgeschlachteten schwarzen Kind im trockenen Sand Afrikas oder in den Armen seiner zerstörten Eltern, von dem Szenario gestern? Sie können umschalten, den Fernseher ausmachen, wegsehen! Suchen es sich aus!"
Der Tote auf dem Patientenstuhl erweckte zu neuem Leben. Er brauste auf und verlieh seinen Worten einer unglaubliche Mächtigkeit dadurch.
"Was ist, wenn ich ihnen sage, dass sie seit vorgestern einfach nicht mehr in der Lage sind wegzuschaun! Was ist, wenn ihr Geist ihrer Angewohnheit wegzuschauen schlicht zuwider geworden ist? Sie haben es immer beobachtet. Es war immer gegenwärtig. Aber sie haben es nie gesehen!
Auf der anderen Seite...." Der Klang seiner Stimme nahm wieder zu. Dabei relaxierte der Mann jedoch völlig. Er machte keine aggressiven Eindruck - der Blinde wirkte nur nicht mehr so hilflos. "... auf der anderen Seite sehen sie Spielfilme. Sie quetschen sich Seite an Seite und tun ihrem Geist diese Gewalttat an und nennen es Unterhaltung. Die Sache vor zwei Tagen hat sie nicht unterhalten! Warum nicht? War es ihnen zu realistisch?... Wirklich? Vampire - bitte..." Der Mann verdrehte die Augen, was an der Haltung seines Kopfes zu beobachten werden konnte.
Dann lehnte er sich etwas vor. Seine Hand spielte noch immer mit dem Blindenstock.
"Ich sah Menschen, die andere wahllos gemordet haben. Ich sah Menschen, die Leichen zur Schau auf Berge stappelten. Ich sah mehr dieser Menschen als ich Vampire sah, die dies taten. Sie wollen mir hoffentlich nicht sagen, dass das gut und richtig ist, Dr. Stauffen.
Heute können sie nicht mehr wegsehen, während ich heute nicht mehr hinsehen kann. Sie kommen zu spät..."
Der Mann starrte in die Luft und wartete auf eine Reaktion.