AW: [07.06.06] Von Kunstwerken und anderen Nebensächlichkeiten
Melissa war nun wirklich wütend. Wie ignorant konnte man eigentlich sein? Denken? Sie hatte den Prinzen ausdrücklich gewarnt, dass etwas geplannt wurde. Ihr Ton war ernst als sie wieder ansetzte zu reden, aber sie hielt sich im Zaun.
"Prinz Buchet, ich denke ihr missverkennt die Situation. Ich denke nicht, dass die Sache von langer Hand geplant wurde und ein Machwerk des Sabbats ist. Ich weiß es! Maria Theresia hat mich ausführlich darüber informiert.
Nur deswegen konnte euer Seneschall, der Maler überhaupt gerettet werden. Ansonsten wäre er zusammen mit seinem Atelier in die Luft gegangen und in den Flamen vermutlich umgekommen."
Melissa stimme bebte. Konnte dieser Prinz vor ihr tatsächlich so denken, konnte er das? Buchet spürte die Macht der Ventrue vor sich. Sie pulsierte. Auch wenn sie noch vergleichsweise jung war, was Buchet nicht wusste, so hatte sie die Disziplinen ihres Clans nahezu alle gemeistert. Und selbst wenn sie ihre Kräfte nicht einsetzte, so waren sie doch zu spüren.
"Wenn diese Gemeinschaft wirklich funktionieren würde, so wäre es nie zu diesem Eklat gekommen.
Und Herr Thorson mag wirklich fähig sein, aber er kann nicht an drei Orten gleichzeitig sein, selbst wenn er ein Tremere ist. Jeder in der Domäne muss ein offenes Ohr haben und darf solch offensichtliche Dinge, wie dass der Engel, der die Stadt verwüstet hat, längst in unserer Gefangenschaft war, bevor ihn seine Verbündeten am Morgen des 6ten befreit haben.
Er war Gefangener hier in der Akademie, wie man mir selbst erst am 5ten bei der Primogensitzung offenbarte, obwohl er bereits mehrere Tage festsaß. Man ist seiner Habhaft geworden und hat ihn in Starre einfach liegen lassen, weil man ihn einfach nicht wecken konnte. Dabei hat unser Sheriff von Anfang an gesagt, dass nur das passende Blut fehlen würde. Cat spreche ich hierbei keine Schuld zu, nicht in dieser Sache. Sie hat in ihrer Funktion als Sheriff und in eurer Abwesenheit, das richtige getan, indem sie den Maler informierte. Aber anstatt dafür zu sorgen, dass man dieses Blut besorgt, um ihn unter kontrollierten Verhältnissen zu verhören, hat man ihn einfach liegen lassen. Seine Aktivitäten wiesen ganz deutlich auf einen versuch hin sich einzuschleichen und uns zu schaden.
Zu gern hätte ich ihn selbst verhört, als ihr mich zu euch gerufen habt. So hat Maria Theresia es an meiner statt getan. Im Übrigen hatte ich die Erlaubnis des Seneschalls sie zu rufen. Es war an ihr,dass man den Engel geweckt hat und uns - leider zu spät - die wichtigen Informationen übermittelt hat. Die Zeit danach reichte grade noch, den Engel erneut zu pflocken und den Maler zu retten.
Der Sabbat befand sich zu diesem Zeitpunkt direkt in der Akademie. Verzeiht wenn ich das so sage, aber Finstertal hat in dem Krieg mit Finsterburg nicht sonderlich viel dazu gelernt. Damals schon war es uns ein leichtes dort einzudringen und das obwohl es eine solch wichtige Institution für uns ist.
Aber das war ja nicht einmal der einzige Vorfall im Vornherein. Der Brujah Ian Cave wurde von seinem Erzeuger, einem Mitglied des Sabbats, aufgegriffen. Auf öffentlicher Straße, mitten auf den Wiesen vorm Mexican. Es war Gott sei Dank zu dunkel, als dass die Menschen etwas hätten sehen können. Doch uns war bekannt, dass es sich um eine Aktion des Sabbats handelte, niemand hat es gekümmert.
Des Weiteren dürfte meinem Wissen nach noch immer ein unbekannter Angreifer im Keller des de Trois gefangen gehalten werden. Dieser wurde ebenfalls nicht befragt bzw. man ist sich noch immer nicht im Klaren darüber, wie man diesen wecken soll. Würde mich nicht wundern, wenn er ebenfalls ein Sabbatmitglied ist.
Ich bin froh, dass ihr wieder da sein um die Geschicke der Stadt in die Hand zu nehmen. Aber ich kann die gestrige Nacht einfach nicht als Erfolg verbuchen. Nicht angesichts dessen, welche Fehler im Vornherein begangen wurden. Wir können froh sein, wenn nicht höhere als ihr, hierher kommen werden, um die Sache zu untersuchen.
Ihr konntet als ihr uns am Morgen des 5ten des Befehl gabt, für euch ein Bild zu beschaffen, ja nicht ahnen, was sich zuvor in der Stadt abgespielt hatte. Ich nehme an, dass man euch nicht davon unterrichtet hat, da alle diese Vorfälle für unwichtig gehalten haben. So war es nur verständlich, dass ihr die Warnung vor dem Sabbat, die ich euch gegenüber aussprach nicht für ernst hieltet.“
Melissa hatte es sich überlegt, sie würde den Prinzen nicht angreifen. Natürlich war es auch sein Fehler gewesen. Selbstverständlich war es das. Und das dürfte auch aus ihren Ausführungen klar werden. Aber wenn sie die anderen in ein schlechtes Licht rückte so konnte das für sie noch von größerem Vorteil sein. Der Prinz würde wissen was er in ihr hatte und dass andere gewisse Dinge vielleicht nicht verdient hatten, oder sollte sie sagen gewisse Posten?
„Allein wenigen ist es zu verdanken, dass wir gestern gesiegt haben.
So hat Alexander Stahl geholfen, den Engel zu verhören und in folge dessen mit den Maler gerettet. Meines Wissens ist der Maler auch vorerst bei ihm untergekommen. In der darauf folgenden Nacht war er im de Trois, als dieses Angegriffen wurde. Le Roy ist jedoch kurz darauf verschwunden.
Die Nosferatu Marie Wegner war mir selbst an der Anstalt eine große Hilfe. Sie hat die Menschen, die bis zur Unkenntlichkeit von einem Tzimisce verformt waren, verschwinden lassen. Sie hat mir sehr geholfen die Maskerade zu bewahren.
Und zu guter letzt waren da natürlich noch die Kainiten, die dem Engel habhaft werden konnten.“
Melissas Ausführungen endeten hier. Nun war ihrerseits alles gesagt und ihre innere Wut verebbte ein wenig. Bliebt abzuwarten, wie der Prinz auf diese harten Vorwürfe reagieren würde.