[06.05.2008] Identitätsprüfung?

Leo

Johnny Steinberg
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7. März 2008
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Ferdinand hatte sich mittlerweile New York aus dem Kopf geschlagen. In einer solchen Stadt, wer würde sich denn dort mit einer Anfrage eines Malkavianer Primogens aus dem fernen Finstertal befassen wollen…
Behaupten konnte man viel am Telefon, und so langsam hatte Ferdinand Zweifel ob es überhaupt etwas brachte, wenn er bei Julias Grandsire und jenem Seneschall anrief. Warum sollten die ihm glauben, dass er war wer er war? Und dass sie wiederum wirklich diejenigen Personen waren und die Wahrheit sagten, auch das war längst nicht sicher.
Viel Beweiskraft in Bezug auf eine Identitätsprüfung hätte das Ganze also nicht, aber neugierig war Ferdinand nichtsdestotrotz. Er war gespannt ob man ihm glaubte wer er war und wie viel man ihm sagen würde.

Er versuchte zunächst den Grandsire zu erreichen und wählte dessen Nummer.
 
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Nun, jedenfalls war es eine Bonner Vorwahl, die er da wählte ebenso wie bei der zweiten Nummer. Der angerufene seinerseits kannte die Nummer nicht, die ihn dort anrief und so meldete er sich sehr schlicht und einfach: "Birnau."
 
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"Guten Abend, Herr Birnau, hier spricht Ferdinand von Rothschild."

Er klang sehr höflich und sachlich-nüchtern und war noch etwas zögerlich ob er jetzt sofort gewisse nicht maskeradetaugliche Begriffe nennen sollte...vielleicht besser nicht, zumindest noch nicht.

"Ich würde mich bei Ihnen gern über Frau Julia Albrecht erkundigen, die Dame gab mir Ihre Telefonnummer und sagte mir Sie können mir ihre Identität bestätigen."
 
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"Guten Abend, Herr von Rothschild. Julia ist meine Enkelin.", bestätigte sein Gegenüber dann auch. "Allerdings bin ich etwas verwundert. Ich habe mit keinem weiteren Anruf gerechnet und aus Posen wurde ihre Identität bereits vor vier Tagen von zwei Stellen nachgefragt. Aus welcher Stadt rufen sie an und was ist ihre Funktion, wenn ich fragen darf?"

Auch Birnau klang höflich, gewählt und sachlich.
 
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"Nun, offenbar war Frau Albrecht zuletzt in Posen, das sagte sie mir, aber dann reiste sie überraschend nach Finstertal, hier ist sie seit gestern. Ich bin Ahn unseres Clans und hier in Finstertal Primogen."

Ob der andere Ahn (Ferdinand ging davon aus, dass Birnau einer war - und ob die Person am Telefon tatsächlich Birnau war, das war wieder eine andere Frage) ihm das nun glauben würde?
 
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Am anderen Ende der Telefonleitung herrschte nach Ferdinands Worten abgrundtiefe Stille.
einundzwanzig
zweiundzwanzig
dreiundzwanzig
vierundzwanzig
fünfundzwanzig
sechsundzwanzig
War die Verbindung etwa abgebrochen? Aber es war auch kein Tuten zu hören, wie es dann eigentlich recht bald einsetzt.
siebenundzwanzig
achtundzwanzig
neunundzwanzig
dreisig

"Primogen welcher Stadt sagten sie noch einmal?" erklang es jetzt am anderen Ende der Telefonleitung deutlich gepresst.
 
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Es kam lange Zeit keine Antwort.
Ferdinand wunderte sich was los war, sagte aber nichts.

Da fiel ihm ein, Julia hatte doch erwähnt, ihr Grandsire sei immer so besorgt um sie.
Vielleicht wurde der Herr jetzt verrückt vor Sorge...?
Es war wohl doch keine so gute Sache gewesen überhaupt anzurufen, verflixt...

Wieviel wusste der Herr denn wohl über Finstertal und die hiesigen Zustände?
Ob er etwas über den Krieg mit den Werwölfen wusste?
Aber das ließ Ferdinand vielleicht besser unerwähnt. Man hatte ja gesehen wie Julia auf dieses Wort reagiert hatte.

"Finstertal", wiederholte Ferdinand als Birnau nachfragte.
 
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Wieder gab es eine Pause, aber dieses mal dauerte sie nicht ganz so lang wie beim letzten Mal. Als Birnau dieses mal sprach, war seine Stimme sehr leise und sie bebte vor Wut.

"Welcher Idiot in ihrer Stadt hat ihr einen Auftrag gegeben und sie dort hin geholt? Schaffen sie sie dort raus! Sofort! Wenn sie ihnen meine Nummer gegeben hat, hat sie ihnen sicher auch gesagt, weshalb sie nach Finstertal gekommen ist. Sagen sie es mir! Wer auch immer das war, um was für ein beschissenes Möbelstück oder Musikintrument es sich handelt. Ich werde es ihm besorgen. Aber sorgen sie dafür, das Julia aus ihrer Stadt verschwindet. Sie sind im Krieg oder? Das ist kein Ort für Julia!"
 
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Ferdinand konnte nur zu gut nachfühlen was Birnau jetzt durchmachte, denn Ferdinand ging es in Bezug auf Evelina ganz genauso.

"Ich denke nicht, dass Frau Albrecht wegen eines Möbelstücks hierher gekommen ist. Sie erzählte mir, dass sie wegen Antiquitäten herumreist, aber hierher führte sie anscheinend etwas anderes. Sie sei hierhin gerufen worden, sie wisse aber selbst nicht von wem, sagte sie mir.
Ich sagte ihr, dass es hier gefährlich sei und sie nicht bleiben müsse, aber es scheint bei ihr sehr zwanghaft zu sein, sie sagte sie müsse hier bleiben, vorerst.
Es herrscht Krieg, ja, aber ich habe bereits dafür gesorgt, dass die Neugeborenen unseres Clans nicht dazu herangezogen werden. Sie nehmen an dem heutigen Kampf nicht teil."
 
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Schon wieder gab es einen Moment der Stille. Birnau brauchte diese Zeit einfach um nicht in das Telefon zu brüllen. Herr von Rothschild konnte nichts für die Situation. Er selbst kannte seine Enkelin und ihren sturen Kopf in manchen Dingen nur zu gut.

"Das ist wenigstens etwas. Hören sie, Herr von Rothschild," sprach er jetzt eindringlich. "Halten sie sie bitte unbedingt von Kämpfen und von Aggressionen fern. So leid es mit tut, es über Julia sagen zu müssen: Der Wahn, der uns so häufig irrtümlich nachgesagt wird, tritt bei ihr deutlich zu Tage. Auf Grund verschiedener Erlebnisse reagiert sie unberechenbar auf für sie bedrohliche Umgebung. Meistens reagiert sie einfach nur völlig verängstigt, was für sich genommen schon denkbar schlecht ist. Aber in manchen, seltenen Fällen, schlägt diese Angst auch in unberechenbare Aggression um. Es geschieht völlig plötzlich und nach keinem erkennbaren Muster. Ich habe sie schon wimmernd in einer Ecke gefunden, während in ihrer unmittelbaren Nähe heftigste Kämpfe getobt hatten. Andere viel seltenere Dinge, die ich selbst eher harmlos fand, brachten sie dazu gnadenlos zu kämpfen.

Ihre eigentlichen Probleme scheinen sich in bei einer grundlegenden aggressiven Atmosphere zu verschlimmern. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Kleine verstanden habe, weil sie so normal wie wir alle wirkt, wenn alles in Ordnung ist.

Bitte, Herr von Rothschild, ich weiss, wie Julia ist. Sie werden es schwer haben sie zu überzeugen, wenn sie glaubt etwas tun zu müssen, aber diese Stadt wird ihr nicht gut tun, wenn sie in aktuelle Kämpfe verwickelt sind. Ihre gesamten Traumata werden nur wieder aufbrechen und sie wird Mühe haben, sich anständig zu verhalten. Sie leidet an einer unauffälligen Form von Autismus und schafft es meistens ihn zu kompensieren. Wenn sie unter Streß steht, geht ihr diese Fähigkeit verloren.

Ich fürchte auch ich habe einige ihrer Probleme zu verantworten, weil meine Tochter sich unbemerkt von mir von uns abgewandt hat. Sie hat Julias Erlebnisse als Mensch benutzt um sie möglichst vollkommen zu zerstören, so wie wir es sonst nur von unseren Brüdern und Schwestern kennen, die sich der anderen Seite angeschlossen haben. Sie hatte Kontakt zu denen aufgebaut und ich hatte es zu spät bemerkt!"

Wieder kam es zu einer kurzen Pause und jetzt wirkte er eher kraftlos, als er weiter redete. "Julia wird nicht auf mich hören, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, egal wie schlecht es für sie ist, was sie tut. Bitte passen sie auf sie auf, Herr von Rothschild und halten sie auch im Interesse der Stadt von Kämpfen fern. Es kommt nicht gut, wenn man sich plötzlich auch noch ein wimmerndes Etwas kümmern muss, wenn um einen herum die Luft zu brennen beginnt. Wenn ich irgend etwas von hier aus tun kann, sagen sie es mir bitte."
 
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Autismus? Darüber wusste Ferdinand nicht wirklich viel, außer dass diese Leute sehr auf sich selbst fixiert waren, quasi in sich selbst versunken. Oder war das jetzt bloß ein Klischee?
Hatte er das jetzt richtig verstanden, die Erzeugerin von Julia war zum Sabbat übergelaufen und hat dann ihr Kind seelisch zerstört? Du meine Güte…!

„Ich danke Ihnen, dass Sie mir das so offen mitgeteilt haben, dann kann ich Frau Albrecht besser einschätzen. Die verängstigte Seite von ihr habe ich gestern bereits kennengelernt. Das wurde wohl durch die Erwähnung von Werwölfen ausgelöst. Da beschloss ich solche Themen nicht mehr anzusprechen und die Dame von jeglichen Kämpfen fernzuhalten. Denn dass sie dann erst recht in so einen Angstzustand fallen könnte, das habe ich mir schon gedacht. Ich werde mein Möglichstes tun um Ihre Tochter zu schützen, notfalls vor sich selbst.“

Ja, notfalls musste sie vor ihrer eigenen Sturheit beschützt werden…

"Hm, ich denke nicht, dass Sie im Moment etwas tun können, aber ich werde mich eventuell wieder bei Ihnen melden.
Danke noch mal für die Informationen. Ich muss jetzt zu einer wichtigen Versammlung, tut mir leid, dass ich also das Gespräch an dieser Stelle beenden muss. Ich verstehe Ihre Sorge und werde mein Bestes für Ihre Tochter tun.“
 
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"Ich danke Ihnen, Herr von Rothschild. Wenn sie Julia heil durch ihre Zeit in Finstertal bringen, schulde ich Ihnen etwas."Und dann fügte er noch mit Trauer in der Stimme hinzu: "Sie vor sich selbst zu beschützen ist nicht so ganz einfach. Wenn sie bei ihnen ist und keinen auftrag aus ihrem Gewerbe hat, dann gibt es irgend einen Grund dafür. So lang sie nicht getan hat, weshalb sie da ist, wird sie nicht gehen. Gott verfluche mich. Einmal ist sie nicht gegangen, bevor ihr nicht erlaubt wurde, eine Rose aus einem botanischen Garten zu pflücken. Sie konnte sie ganz genau beschrieben, obwohl sie zuvor nie dort gewesen war. Erst danach war sie bereit zu gehen. Sie hat die Rose immer noch und ich habe keinen Schimmer, warum sie so wichtig war. Sie sagt, es wäre sonst ein großes Unglück geschehen.

Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht. Zögern sie nicht mich zu kontaktieren, wenn es irgend welche Probleme gibt."
 
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"Auch Ihnen einen angenehmen Abend, Herr Birnau", verabschiedete sich Ferdinand.

Er war alarmiert. Das hörte sich wirklich nicht gut an. Dieser Frau war hier in dieser Domäne eine wandelnde Zeitbombe. Er musste sich unbedingt mit Trapper besprechen ob man bereits jetzt irgendwelche Maßnahmen ergreifen sollte.
Aber nun musste Ferdinand erstmal los, zum Café, nun kam also erstmal der große Kampf, und erst wenn der überstanden war konnte man weitersehen.
 
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