[06.05.2008]Der Angriff auf den Caern - Südseite

Mitra

Titan
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Die Burgruine lag in absoluter Stille.

Einzelne Nebelschwaden krochen zwischen den Bäumen des Waldrandes am Süden hervor und umschmeichelten die emporragenden Mauerreste der einst so beeindruckenden Festung. Leicht Abseits davon, auf einer liebevoll gepflegten Wiese, fanden sich etwa ein halbes Dutzend Lagerfeuer. Die Fläche wurde in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, noch häufig von Schaustellern und Zirkussen besucht, die ihr buntes Treiben dann für ein paar Tage im Schatten der Ruine vollführten. Heute aber lag die Stelle meistens brach. Dank des im Jahre 2005 errichteten, nahe gelegenen Naturschutzgebietes - dem Wolfsforst - konnte die Stadt die Fläche nicht mehr wie gewohnt für größere Menschenmengen freigeben. Seither wird der Rasen zwar noch durch die Stadtwerke gepflegt, aber nicht mehr für öffentliche Veranstaltungen genutzt.

Um die großen Feuer herum, hatten sich mehrere Gestalten postiert. Alles in allem etwas mehr als dreißig riesige Ungetüme aus Muskeln und Fell, die in freudiger Erwartung dem kommenden Angriff harrten. Die meisten waren ganz normale Werwölfe in Crinosgestalt, sofern man in diesem Falle Worte wie ‚normal’ überhaupt in den Mund nehmen konnte. Einige wenige unter ihnen aber, schienen nach außen hin durch irgendetwas vollkommen Böses verdorben zu sein. Ihr Fell schimmerte in fahlen Farben grün-bläulich und hing in fettigen, ja fast schmierigen Strähnen herab. Sabber troff ihnen unaufhörlich als zähflüssiger Geifer aus dem halb geöffneten Maul. Selbst die Laute die sie verursachten, schienen keinem irdischen Wesen entspringen zu dürfen. Dies waren wohl ganz offensichtlich die abartigen Tänzer der schwarzen Spirale, die ganz entgegen allem was einen Garou angeblich so ausmachte, friedlich mit den anderen Wölfen auf die kommenden Feinde warteten.
In ihrer Mitte stand ein selbstgefällig dreinblickender Mann. Er hatte lange blonde Haare, war sehr muskulös und trug dabei ein Lächeln zur Schau, das an Arroganz und Selbstgefälligkeit nicht zu übertreffen war. In der Hand hielt er eine Schrotflinte die er anscheinend mit Slug genannte Flintenlaufgeschossen zu einer fürchterlichen Waffe aufgerüstet hatte. Fies grinsend rauchte er eine selbstgedrehte Zigarette.
Heute war sein Tag der Rache.

Etwas weiter südlich verborgen hinter Büschen, Sträuchern und Bäumen.
Eine Gruppe von elf Garou, sie sahen sich selbst als eine Art revolutionäre Partisanen, hatte Stellung bezogen und wartete auf den baldigen Angriff. Yvonne X. hatte ihnen versprochen, dass die untoten Draugar, die vom Wyrm durchseuchten Vampire aus der Stadt, ihnen helfen würden, aber richtig glauben wollte dies hier keiner. Sie hatte geschworen in dieser Schlacht ausschließlich andere Garou zu töten und sie damit für ihr Bündnis mit den Tänzern zu bestrafen. Daran würden sie sich halten. Aber ein Blick zu den Feuern reichte um gewiss zu sein, dass es sich bei dieser Attacke um ein reines Himmelfahrtskommando handelte. Sie würden heute Nacht also alle sterben. Keiner wollte dies mit einer Lüge auf den Lippen tun, daher würden sie dieses Versprechen halten. Wie weit war es gekommen, wenn sich Brüder gegen Brüder stellten? Wenn die eine Seite sich mit Tänzern verband und die andere mit Vampiren? War dies nicht der eindeutige Beweis, dass der Wyrm den Sieg davon tragen würde, egal wie immer es heute auch zu Ende gehen würde? Nicht weniger in der Rebellengruppe ersehnte den nahen Tod. Wenn dies die Zukunft der Garou war, dann war ein Tod im Kampf, das Gnädigste was einem widerfahren konnte. Es war Silva, die durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit der schlechter werdenden Stimmung auffing und nur mit wenigen Gesten und Worten wieder in bedingungslose Kampfeslust wandelte. Sie war noch so jung und schon schimmerten in ihr die Gaben ihrer Mutter durch. Silva Parxxs würde irgendwann die beste Alpha werden, die ein Rudel je gesehen hatte. Darin bestand bei keinem der Anwesenden der geringste Zweifel. Traurig daran war nur, dass sie dieses Ziel niemals würde erreichen können. Heute war die letzte Nacht der Garou und es war gut so.

Yvonne breitete die Arme aus, rollte die Schultern und ließ den Kopf kreisen. Wo andere lange Reden hielten, reichte bei ihr ein Blick. Dieser gnadenlose Entschlossenheit, die heiß in ihren Augen flammte, konnte sich niemand widersetzen. Was anderes konnte man tun, als ihr überall hin zu folgen. Diese Frau war willens genug, die Hölle selbst zu durchqueren. Irgendetwas an ihr versprach die Gewissheit, dass es machbar war. Sie konnten gewinnen, nein sie allein konnte diese Schlacht gewinnen. Wenn man selbst den Sieg schon nicht zu erringen vermochte, dann könnte man doch wenigsten so lange an ihrer Seite kämpfen bis man Zeuge dieses Wunders wurde. Sie alle würden ihr folgen, überall hin.

23:30 Uhr

Es gab keinen Angriffsschrei.
Kein Ruf nach Attacke, kein "Geronimo!" und kein "Für Alamo!"
Yvonne brüllte einfach in einem unartikuliertem Brüllen ihren gesamten Hass heraus und sprang mit einem unvergleichlichen Satz auf die Feuer zu. Ihre Füße hatten den Boden noch nicht ganz wieder berührt, da fielen bereits zwei Feinde unter der Wucht ihrer Klauen zu Boden. Sie waren Tod ohne zu begreifen was geschah. Dann landete der Rest ihrer Gefolgschaft und die Schlacht entbrannte. Schreie aus Hass gesellten sich zum Kreischen begründet aus Schmerz und Tod.

Haut riss, Blut strömte, Knochen brachen.
Ohne die Hilfe der Kainiten war der Kampf jedoch bereits entschieden, der Feind war in zu großer Überzahl…
 
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