[03.10.2007]Tag der anarchischen Einheit

Morticcia

Addams
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11. Mai 2006
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Es war eine dieser Nächte im Oktober die schmerzlich daran erinnerten, dass der Sommer nun doch langsam zu Ende ging. Der Himmel war zwar noch sternenklar und kaum ein Lüftchen wehte, doch trotzdem war von der Wärme des so eben vergangenen Tages nicht mehr viel zu spüren.
Wenn man bewußt stehen blieb und konzentriert die Nase in die Luft hielt, konnte man den kommenden Herbst förmlich riechen. Noch war er natürlich in weiter Ferne, aber er zeigte sich bereits drohend am Horizont und beanspruchte erste Zugeständnisse an seine wachsende Macht.
Die sonnenverwöhnte goldbraune Haut der zahllosen Arme und Beine, verschwand bereits unter den wärmeren Stoffen weniger aufreizender Bekleidung und bekam so die Gelegenheit in den nun anstehenden dunkleren Monaten erneut zu verblaßen.
Die Bäume unterwarfen sich ebenfalls gehorsam dem ewigen Rythmus der Zeit und legten ergeben nach und nach ihr schützendes Blätterkleid ab, die Zugvögel der gesamten Umgebung indess, taten sich in stiller Einigkeit zusammen, um in die wärmeren Gefilde des Südens zu ziehen.
Lautstark riefen sie ihren krächzenden Spott auf die zurückbleibenden Menschen hinab und verschwanden einer nach dem anderen in der Ferne.

Hundert Meter weiter unten wanderte eine einzelne Person auf einem größeren Platz umher und schien ungeduldig auf irgendetwas zu warten. Es handelte sich um eine recht jung wirkende Frau mitte zwanzig, die rauchend neben ihrem schweren Motorrad auf und abging und in unregelmäßigen Abständen nervös auf die Uhr schaute.
Jenny wusste nur zu gut das sie gut dreißig Minuten vor der verabredeten Zeit hier angekommen war, aber sie hielt es zuhause einfach nicht länger aus.
Die Caitiff hatte nie verstanden wie andere mit Vorfeude umgehen konnten, wie sie so unglaublich ruhig bleiben konnten. Sie selbst hasste nichts mehr als auf irgendwas zu warten und am schlimmsten war es, wenn sie auf etwas warten musste auf das sie sich so sehr freute, wie auf das Treffen mit ihrer alten Freundin Emily.

Es war nun etwa drei Jahre her, dass die beiden sich in Hamburg kennengelernt hatten. Sie hatten nur einen einzigen Sommer zusammen verbracht, doch sie waren beide noch nicht zu alt genug, um solch bewegenden Ereignisse als unbedeutenden Wimpernschlag der Endlosigkeit abzutun.
Es waren einfach wunderbare Wochen gewesen damals.

Wochen die die beiden Frauen für ihre gesamte weitere Existenz zutiefst prägen sollten. Niemand, nicht einmal Cockroach hatte sie damals trennen können. Dafür hatten sie einfach zu ähnliche Vorstellung über opportunistische Politik, grenzenloser Freiheit, kräftezehrendem Spaß und herber Action. Sie hatten in der kurzen Zeit für eine ganze Menge Ärger gesorgt und waren oft genug nur um haaresbreite einer tötliche Bestrafung entgangen.
Nächtelang hatten sie zu der Zeit zusammen gesessen, um über ihren unstillbaren Drang nach Freiheit und ihrem unstillbaren Hass auf die Camarilla zu diskutieren. Sicher, sie waren damals voller naiver Träume und Vorstellungen gewesen, hatten sich selbst in Rage geredet und sorgsam ihre Luftschlösser poliert.
Aber diese Nächte hatten zumindest Jennifers zukünftiges Verhalten zutiefst geprägt, denn selbst heute hielt sie an vielen der damaligen Ideen, trotzig fest.

Dann war Emily eines Nachts ihrem inneren Grang zu Reisen gefolgt und verschwunden.
Es hatte viele Tränen gegeben damals, aber keine Vorwürfe und keine bösen Worte.
So war das eben mit der Freiheit, wenn sie nach einem rief hieß es ihr folgen.
Das waren ihre Regeln.

Nun endlich führte sie das Schicksal erneut zusammen.
Die Caitiff nahm dies als Zeichen das besondere Nächte bevorstanden.
Das Geschwür des Widerstands gegen die gnadenlosen Unterdrücker wuchs unaufhörlich heran.
 
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Emily wanderte unter den herbstlichen Bäumen entlang.
So, sie sollte sich nun also mit einer alten Freundin treffen. Wie lange das doch her war. Nun gut, 3 Jahre waren keine all zu lange Zeit. Doch sie redete sich ein, in ihrem relativ kurzem Unleben war es doch ein längerer Zeitraum gewesen.
Doch sie verdrängte die Gedanken an ihr Vampirdasein schnell wieder. Der Sommer war nun endgültig vorüber und der Herbst machte sich allmählich bemerkbar. Emily liebte die klaren Nächte, wenn die Blätter sich in die verschiedensten Farben wandelten. Sie schaute gedankenverloren an den Bäumen nach oben.
Mist, ich sollte aufhören zu träumen... Bin eh schon spät dran.
Sie beschleunigte ihren Schritt, lies die herbstliche Welt neben sich liegen und eilte sich zum Ausgemachten Treffpunkt zu kommen.
 
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Wiedermal der sichtlich nervöse Blick auf die Uhr.
Immer noch ganze fünf Minuten bis zum verabredeten Zeitpunkt. Hoffentlich war Emily pünktlich, hoffentlich kam sie überhaupt. Nicht auszudenken wenn ihr etwas, oder jemand dazwischen gekommen wäre. Die Brujah wusste doch, das sie nicht warten konnte...

Verdammt! Das gibts doch gar nicht! Zur Hölle, es muss doch eigentlich schon viel später sein? Mann!!

Jenny fluchte, die Zeit schien aus reinem Trotz und wie nur um sie allein zu ärgern, einfach stehen geblieben zu sein.
Nach einigen weiteren befreienden, aber sicher nicht jugendfreien Schimpftiraden griff die Caitiff beinahe resigniert in ihre schwere Lederjacke und zauberte zum wiederholten mal ihre Schachtel Kippen hervor. Diesmal zündete sie sich jedoch keine an, sondern steckte sie frustriert zurück in die Innentasche.
Stattdessen nahm sie ein Kaugummie aus der Hosentasche und biß genervt darauf herum.

Jeder der Jennifer enigermaßen kannte, hätte bei diesem Anblick laut aufgelacht.
Wenn es etwas gab das sie absolut nicht ab konnte, dann war das warten.
 
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Emily erkannte Jenny schon von weitem.
Na sie hat sich wirklich nicht verändert, versucht immer noch von den Zigaretten wegzukommen. Immerhin scheint sie Ersatz gefunden zu haben.
Sie ging im Rücken Jennys auf diese zu.
"Na immer noch süchtig?"
Sie lächelte und wartete bis Jenny sich umdrehte...



Out of Character
Sorry für die späte Antwort, das Internet im Wohnheim ging die letzten Tage nicht mehr.
 
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Die Caitiff stieß einen schrillen Schrei der Freude aus und sprang ihrer alten Freundin mit einer katzengleichen Bewegung um den Hals.

"Emily endlich! Ist das geil dich zu sehen, Es ist soo toll das es dir gut geht! Mann ich freu mich so..."

Voller ungestümer Freude drückte sie die hübsche Brujah immer wieder an sich. Sie hatten sich so lange nicht gesehen.

"Jaah, aber du kennst mich! Ich rauche einfach viel zu gern... Was hast du getrieben in der ganzen Zeit?"
 
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Die Art der Begrüßung war Emily mehr als recht, auch dass sie von Jenny ausging. Sie hätte sich solche Emotionen niemals erlaubt.
"Du weißt doch, Rauchen kann tödlich sein..."
Sie lächelte.
"Na wie gehts dir so?"
Die Frage, was sie die Zeit über gemacht hatte, ignorierte Emily bewusst.
 
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Bekanntermaßen war Jenny weniger steif und ignorierte die zurückhaltende Art von Emily völlig. Aber das war zwischen den beiden von Anfang an schon so gewesen und stillschweigend hatte man die Art des anderen schlicht akzeptiert.

"Mir gehts bestens. Finstertal ist echt eine tolle Stadt. Jede Menge Action, zoff an jeder Ecke und innerhalb der Camarilla ein heilloses Durcheinander. Soviel Spaß wie hier hatte ich ewig nicht!"

Die Caitiff lachte herzlich, aber man merkte ihr auch an das ihr die nächste Frage förmlich unter den Nägeln brannte.
Denn auch wenn sie der Brujah nie einen echten Vorwurf daraus gemacht hatte, als Emily damals fortgehen musste, hatte Jen mehr darunter gelitten, als sie sich wohl jemals selber eingestehen würde.

"Aber sag! Wie lange willst du bleiben? Stimmt das echt das du dich hier niederlassen willst?"
 
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Emily schaute Jenny fragend an.
"Niederlassen? Wer hat das denn gesagt? Naja vielleicht etwas länger bleiben. Du weißt ja was das bei uns Vampiren heißt."
Sie lächelte.
"Du sagst hier gibt es jede Menge Ärger? Das wäre doch ein guter Grund wirklich sehr lange zu bleiben. Erzähl mal, was geht denn hier so vor sich und vorallem mit wem kann man Ärger anfangen?"
 
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"Die Stadt ist irgendwie ständig voll in Unruhe. Kürzlich hat es wohl erst einen richtig fiesen Streit zwischen den zwei Stadthälften gegeben. Irgendwelche großen Attentate etwas später ebenfalls. Zu beiden fehlen mir die genauen Details, aber die können uns ja im Grunde auch egal sein? Hat auf jeden Fall wohl nen ganzen Haufen toter Lutscher gegeben!?
Was ich jedoch ganz sicher weiß ist, das die Cammys hier jede Menge mächtiger Feinde haben die denen übelst ans Leder wollen!
Das allergeilste für uns beide aber ist, das die Penner doch echt nen Waffenstillstand mit ner Horde Fellköppe im Süden geschlossen haben. Wenn du mich fragst, ist genau das der Punkt wo wir für richtig geil Stress sorgen können."

Jenny lachte frech und steckte sich jetzt doch eine weitere Kippe an.

"Aber das hat Zeit. Bisher habe ich erstmal meine Fühler ausgetreckt und es mir gemütlich gemacht. Wette du hast dir das schon gedacht, aber ich habe mich natürlich bei den Nossis gemeldet und Freundschaft geschlossen. Die sind echt toal nett!
Dann hab ich ein paar von den Gangs hier in der Stadt auf meine Seite gebracht und mich auch sonst in der Szene breitgemacht. Alles in allem bin ich echt zufrieden."

Die Antwort auf die folgende Frage wusste die Caitiff längst, aber sie konnte trotzdem nicht umhin sie zu stellen. Es machte einfach viel zu viel Spaß sich gegenseitig zu bestätigen was man letzlich von der Camarilla hielt. Es war beinahe direkt wie früher...

"Aber was anderes? Wirst du zum Prinzen latschen und nen Bückling machen...?"
 
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"Das hört sich doch schon mal echt gut an. Die Nossis soso."
Emily verzog etwas das Gesicht, sie mochte diese "Kanalratten" nicht besonders gerne.
"Na wenn das so ist, bleib ich wirklich gerne etwas länger."
Sie lächelte.

"Zum Prinzen?" Sie verzog wieder das Gesicht. "Nein, nicht wirklich, was soll ich denn bei dem? Der wird mir auch nur sagen, dass er mich hier nicht "haben" möchte. Der sollte nur etwas von meiner Anwesenheit erfahren, wenn die Müllleute ne Leiche finden."
Ein kurzes Lachen.
"Mhh, sag mal gibt es Brujah hier in der Stadt? Viele? Bzw. stark? Und wo haben sie hier ihr Territorium?"
Mal sehen, ob es hier Waschlappen oder echte Kämpfer gibt...


Out of Character
sorry für die späte Antwort, aber mein Unistress hat mittlerweile ne eigene Persönlichkeit...
 
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Out of Character
Kein Thema, bin ja öfter hier.... :D ;)


Jenny überlegte kurz, die meisten kannte sie ja bereits tatsächlich.

"Als erstes wäre da wohl Fabian Mahler, kennst den bestimmt als DJ deSade. Ne ziemlich große Nummer bei den Menschen, macht so Technomukke. Total bekloppt der Junge und mit ner echt dicken Lippe obendrein, aber ich komm sehr gut mit dem aus. Er hat sich übrigens bisher wohl als einziger offen mit seiner Prinzlichkeit angelegt. Auf jeden Fall haben die hohen Tiere den für etwas bestraft, mehr weiß ich noch nicht.
Als nächstes wäre da ein Cuccio Andolini. Ein Boxer. Nicht sehr helle, aber total loyal würde ich sagen. Ich mag den, er ist nett und er hat mit auf ner Kirmes hier mal bei ner Prügelei geholfen. Macht sich aber etwas rar die letzten Wochen. Der letzte der mir noch dazu einfällt ist Enio Pareot, der große Boss des ganzen. Ich habe den selber noch nicht gesehen, aber er soll einer der ganz heftigen sein. Sicher für dich der interessanteste von allen!?"

Ein breites Grinsen trat auf das Gesicht der Caitiff.

"Scheisse! Ich bin echt froh das du hier bist. Hab dich echt vermisst!"
 
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Emily lies nun ihren Gefühlen freien Lauf und umarmte Jenny.
"Ich dich auch, meine Süße. Wie konnten wir nur die ganze Zeit ohne einander auskommen?" Sie lächelte.
"Soso, dieser Fabian Mahler. Von dem hab ich schon mal gehört. Beziehungsweise seine Musik." Sie schauderte beim Gedanken an dieses für sie grauenvolle Erlebnis. "Schrecklich diese Musik, wie man das nur freiwillig anhören kann."
Sie machte eine kurze Pause.
"Enio. Mhh." Sie setzte eine nachdenklich Mine auf. "Sagt mir nichts, ist aber auch nicht weiter verwunderlich."
Nach einer weiteren Pause fügte Emily hinzu: "Oder meinst du ich sollte doch mal beim Prinzen vorbei schauen? Kann ja sein das er nett zu mir ist."
Ein breites Grinsen schlich sich in ihr Gesicht.
 
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"Aber nur wenn du dich dem zu Füßen wirfst und ihm die Füsse küßt, du kennst doch das verknöcherte Pack!"

Auch Jenny lachte, denn sie wusste genau was die Brujah hatte eigentlich sagen wollen.

"Was hälst du davon wenn wir ihn irgendwann zusammen besuchen und dann mit seiner häßlichen Visage den Fußoden aufwischen? Kann sein das es nicht ganz die feine Art ist, aber wenigstens hat sich nach Jahrhunderten endlich mal jemand wirklich ehrlich und ganz ohne Lügen bei ihm vorgestellt. Ganz so wie wir eben sind Süße!"

Die Anarche zwinkerte ihrer alten Freundin zu und legte den Kopf in den Nacken. Noch immer sichtlich gut gelaunt besah sie sich den Sternenhimmel.
 
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