[03.05.08] - Formallitäten

Eldrige

Zombie-Survival Experte
Registriert
2. März 2004
Beiträge
5.858
Das Blut hatte geholfen. Das tat es immer. Allerdings reichte es nur gerade um die wichtigsten Stellen zu schmieren. Eigentlich war Lurker nicht in dem Sinne verwundet worden. Zumindest hatte er schon schlimmere Verletzungen einstecken müssen. Trotzdem fühlte er sich schwach und krank. Seine Augen fühlten sich entzündet an und rieben unangenehm in ihren Höhlen. Jede Bewegung war ein widerwärtiges Spannen und seine Gelenke schienen sich aneinander wund zu scheuern in seinem Innerem. Auf seiner schwärzlich, lilanen Zunge konnte er immer noch den ledrigen Geschmack von Alligator wahrnehmen. Muffig, klebrig und kalt. Ein wenig nach Echse. Aber es hatte ihn zurückgebracht und soweit gewirkt, dass er sich, nach einigen Ratten, selber helfen konnte.
Wäre es nach ihm gegangen und vor allem danach wie er sich fühlte, wäre er die ganze Nacht in einem dunklem, tiefen Loch geblieben, wo die Gegenwart ihn nicht finden konnte. Wie so oft aber, ging es nicht um ihn, sondern um Pflichten und den Clan. In seinem Kopf schwirrten zusammenhanglose Fetzen und unsinnige Szenen durcheinander. Er wusste das es sich um die letzte Nacht handelte, aber er konnte sie nicht wirklich in das Gefüge seiner Realität einordnen. Stray, heute Nacht, als er erwacht war, das war sein erster klarer Gedanke, seit seiner Patrouille gestern. Sie hatte ihn gefüttert und beruhigend auf ihn eingeredet, während er wie ein Wahnsinniger alles mögliche in sich hinein gesoffen hatte. Einen aufgeschnittenen Plastikkannister voller Alligatoren Blut und einige in der Mitte aufgebrochene Ratten. Das Blut der Echse war kraftvoll gewesen und hatte einen wunderbaren Unterton gehabt. Noch war sein fiebriger Verstand nicht in der Lage ihn einzuordnen.

Ungeachtet dessen was ihm, nein, nicht ihm. Ihnen zugestoßen war, er musste eine Meldung machen. Das war seine letzte Aufgabe, die er von ihr bekommen hatte. Eine warme Umarmung voller Liebe und Sorge und diese eine, letzte Sache die er tun musste.
So hatte er sich also hier her geschleppt. In der Kunstakademie ging es gerade zu wie in einem Bienenstock. Es war das leichteste von der Welt, einfach mit einem der zahlreichen Gäste hineinzuschlüpfen. Es sollte sich als das wesentlich aufwändigere Problem herausstellen, zu warten bis sich dieses verdammte Wartezimmer einigermaßen geleert hatte.

Wie auch immer, wenn Laura Raabe dachte, dass sie bisher eine unangenehme Nacht hatte, dann würde sie sich gleich wundern, wie steigerungsfähig derartige Unbil war, wenn Lurker mit dazu kam.
Als sie also endlich dachte genug Zeit für ihre Fingernägel zu haben, fiel der unregelmäßige, gebeugte Schatten des Nosferatu auf ihre Arbeit.
Lurker schien buchstäblich einfach dort vor ihr materialisiert zu sein. Zeitgleich mit seinen Umrissen waberte eine unangenehme Ahnung von modrigem Lehm durch das Büro.
Der schmutzige, bucklige Haufen Leder und Dreck der sich direkt zu der Guhl ins Büro gezaubert hatte entwickelte zu allem Überfluss dann auch noch eine Art von Leben.

Guten Abend.

Die Stimme war ein raues, etwas lauteres Flüstern, das allerdings einen unangenehmen, krächzenden Ton hatte, als würde man mit einer alten Säge abrutschen und in einen saftigen Knochen fahren.
Unabhängig von seinem Zustand liebte Lurker solche Auftritte.
 
AW: [03.05.08] - Formallitäten

Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Die junge Ghul saß hinter dem noch immer auffallend chaotischen Schreibtisch und war konzentriert damit beschäftigt, sich durch die virtuelle Welt ihrer neuen PSP zu kämpfen. Selbst nachdem Lurker so unvermittelt in dem Büro aufgetaucht war, Laura hatte das Schloß der Tür abgeklebt da sie einige größere Pakete für die Seneshall nach draußen hatte bringen müssen, bemerkte sie ihren neuen Gast zuerst nicht. Irgendwann aber spürte sie jedoch die Präsenz des Nosferatu und erkannte ihn dann mit einem unkonzentrierten Blick aus den Augenwinkeln. Erschrocken fuhr sie hoch und ließ dabei das teure technische Spielzeug fallen, das scheppernd zu Boden stürzte.

"Ach du Scheiße! Was bist du denn für einer? Himmel!"

Der anfängliche Verdacht bei dem Gast könnte es sich um eine Art Zombie handeln, frisch aus dem Grab gestiegen und noch tropfend vor Zersetzung und feuchter Erde, zerschlug sich als ihr einfiel das es da mehr gab. Nosferatu, der Clan der Aussätzigen. Laura hatte sich die Typen wie die Figur aus dem uralten Stummfilm vorgestellt und nicht wie diese Ausgeburt des Wahnsinns. Sichtlich angeekelt schluckte sie herb, versuchte dann zu sprechen und schwieg weil eine weitere Welle aufrichtigen Ekels in ihr hochstieg. Widerlich und dazu noch dieser Geruch!!!
Laura sammelte sich ein zweites und drittes Mal, dann endlich fasste sie sich wieder in Worte.

"Ohhr, guten Abend! Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"

Ich hoffe nicht, geh weg!
 
AW: [03.05.08] - Formallitäten

Prächtig, die Welt war also im großem und ganzem noch in Ordnung. Auch wenn Lurker sich fühlte, als hätte jemand ihn ausgewrungen und danach mit Glassplittern und Stacheldraht gefüllt, war ihm das herumschubsen und malträtieren anderer Personen stets ein Quell der Freude. Sicher würde sie quieken wie eine junge Sau, wenn er jetzt einen Finger ausfuhr und sie damit durch den Raum jagte. Ein leises Schmatzen erklang, als der Nosferatu sich dieses Bild vorstellte und den erlesenen Geschmack den es mit sich brachte auf der Zunge zergehen ließ.

Nein... im Grunde nicht. Ich habe nur ein paar Bekanntmachungen zur Verlautbarung mitgebracht.

Er produzierte ein Geräusch, als wären Teile seines Rachenraumes und seiner Nase so weit verwest und zersetzt, dass er sie mit einem schnorchelndem Geräusch aus seinen Atemwegen entfernen und hinauswürgen müsste. Das grässliche Schnarchen war wohl ein Räuspern.
Wenn man den Nosferatu kannte, so wusste man, dass er sich niemals räusperte, oder irgendwelche 'Hmms' oder 'Ähs' von sich gab, wenn er sprach. Er war zwar eine bunte Mischung aus Ticks und Zwangshandlungen, aber derartig menschliche Regungen wie Seufzen, Stöhnen oder eben Räuspern war nicht dabei.
Ja. Es war pure Absicht. Dann wurde er allerdings schlagartig Ernst. Nicht das es für Laura oder den Rest der Welt einen Unterschied machte, aber im innerem Lurkers legte er den Hebel um. Das Thema war zu ernst um sich weiter den Genüßen hinzugeben dieses Menschlein zu quälen.

Ich habe, zu meinem großem Bedauern, zwei Abmeldungen auszurichten. Die erste betrifft Marie Wegner, die Erstgeborene meines Clans. Sie kann der Stadt und der Gesellschaft leider nicht mehr zur Verfügung stehen und begibt sich zur Ruhe. Die zweite betrifft meinen Clans Bruder Massimo Grossini der...

Schweigen breitete sich aus und das Ding schien ein wenig in sich zusammenzusinken. Irgendwie schaffte es das Bündel vor ihr Bedauern und Trauer auszudrücken. Man mochte direkt Mitleid damit haben, vor allem weil es auch an sich so ekelerregend und schäbig war.
Eigentlich undenkbar, aber wenn man es mal von einer anderen Seite aus betrachtete, alle anderen Vampire die in dieser Nacht hier angerufen hatten oder vorstellig geworden waren, hatten als erstes die nervige Frage gestellt 'wo ist denn Romero'?. Romero hier, Romero da. Als wäre er der Schutzheilige aller Vorzimmerdamen.
Ausgerechnet schmutzig und fies hier hatte mit keiner Silbe nach dem prachtvollem super Vorzeige Guhl gefragt, sondern direkt mit Laura gesprochen. Als Lurker fortfuhr, klang er ein wenig elend

auch nicht mehr in der Stadt ist und nicht mehr zur Verfügung steht. Es ist ausdrücklicher Wunsch meiner Erstgeborenen, das diese beiden Einträge...geschlossen werden.

Ja, so war Marie gewesen. Nicht nur das sie in Protokoll und Etiketten Fragen ausgezeichnet war, sie hatte auch administrativ alles beherrscht, was man sich nur von einer Verborgenen wünschen konnte.
Er wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen irgendetwas oder irgendwen an- oder abzumelden.
 
AW: [03.05.08] - Formallitäten

Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Das alles hätte die Ghul bemerken können, wenn sie den Nosferatu nur wenigstens mit einem Auge betrachtet hätte. Aber das tat sie nicht. Alles andere im Büro schien urplötzlich von höchstem Interesse für sie zu sein. Aktenschränke, Deckenleuchter, Tapetenmuster erlangten ein nie zuvor dagewesene Aufmerksamkeit.

Ich könnte eine Decke über in werfen...

Das Ding vor ihr sprach und langsam erlangte Laura die Überzeugung, dass es sich bei dem Nosferatu um etwas viel schlimmeres als einen Zombie handelte. Bei den Geräuschen die sich zwischen die einzelnen Worte schlich war sie bisher eigentlich der Überzeugung das derartige Töne eigentlich nicht in einer Kehle artikuliert werden sollten.

Ich könnte den Vorhang nehmen...

"Vielen Dank für die ...Mmeldung Herr... wie auch immer. Ich werde... die Neuigkeiten der Sene... shall unterbreiten!"

Nein mir ist dein Name voll egal, sag ihn nicht! Du hast getan weshalb du gekommen bist, also geh schnell wieder. Geh! Bitte!
 
AW: [03.05.08] - Formallitäten

In einem Punkt waren sich das Leben und die klägliche Anhäufung von Existenz die man als Untoter sein Eigen nannte sehr ähnlich. Es waren die kleinen Freuden, die einem das Dasein versüßten. Ein wenig schade, dass sich diese Sache damit schon erledigt hatte. Er hatte noch einiges zu tun und seine Kräfte waren limitiert, das konnte er deutlich spüren. Viel weiter würde er in dieser Nacht nicht kommen und doch gab es noch eine Sache, die es zu erledigen galt. Koste es was wolle. Damit richtete sich der Fokus des Nosferatu wieder in das verworrene Geflecht seiner eigenen Pläne und er ließ ab von dem Menschenkind.

Vielen Dank. Einen schönen Abend noch.

So ein Satz weckte häufig ein unbehagliches Gefühl in den Leuten. Es war wie bei einem Obdachlosem, der um Kleingeld bat. Man schüttelte den Kopf oder lächelte entschuldigend und verneinte, woraufhin sie einem oft einen 'schönen Tag noch' wünschten. Irgendwie verursachte das immer Schuldgefühle in einem.

Sprach es also mit der krächzend, entzündet klingenden Stimme und schritt leise von dannen. Was zurück blieb, war nur die Erinnerung an den Duft verschimmelter Erde und der ekelige Gedanke, dass so ein Ding, auch wenn es gerade aus dem Raum gegangen war, potentiell immer in der Nähe sein mochte.
Wenn man anfing über so etwas so oft nachzudenken, endete man meistens als nervliches Wrack, das seine Zeit damit verbrachte mit einer Bürste die wundgescheuerte Haut immer und wieder abzuschrubben. Bis der Schmutz weg war.
 
Zurück
Oben Unten