[03.04.04] Im Ginsterweg

Amanora

Wächterwölfin
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2. Juni 2004
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Mira schlug die Augen auf und wie jeden Abend folgte ein kurzer Moment der Desorientierung. Nachdem diese kurzen Augenblicke verstrichen waren richtete sie sich auf und warf einen Blick auf ihren Funkwecker: 7:15
Sie hatte also noch 45 Minuten Zeit, ehe die Besitzerin des Hauses ihr Bescheid geben würde, ob sie das Haus bekommen würde, oder nicht.

Sie stand auf und nahm eine kurze Dusche - nach 15 Minuten war sie fertig angezogen. Mira verlies das Haus und schaltete ihr Handy ein, bevor sie die Autotür aufschloß und einstieg. Das Telefon plazierte sie in der Halterung der Freisprechanlage und fuhr los in Richtung Zeitungsladen, um sich die aktuelle Morgenpost zu kaufen.

Am Kiosk angekommen parkte sie ihr Auto wieder in einer Seitenstraße und stieg aus. Während sie die Autotür abschloß, warf sie einen Blick in die Runde und ging dann hinüber zum Zeitungsladen. Wortlos nahm sie eine Morgenpost aus dem Ständer und bezahlte an der Kasse. Zurück im Auto studierte sie die Immobilienanzeigen, denn sie wollte sich nicht darauf verlassen, daß sie das Haus, das sie gestern besichtigt hatte auch wirklich bekam.
 
Die heutige Ausgabe ist etwas besser. Aber die Ausbeute ist nicht gerade rosig. Leider sind die meisten Häuser in den falschen Domänen. In der Tremere Domäne sind nicht gerade viele Wohngebiete ausgewiesen.
Du willst fast aufgeben da fällt Dir eine Anzeige ins Auge.
Ruhig gelegenes Haus am Rande des Wohngebietes Pracht. Baujahr 1941. 85m² Wohnfläche, Vollkeller.
Das wäre das einzige was passen würde, und du hättest noch Geld vom Verkauf deines alten Hauses über.
Ein kurzer Check der Uhr sagt Dir das du es schaffen könntest vor 20:00 Uhr da zu sein. Der Strassenname kommt Dir bekannt vor, du bist gestern dran vorbei gefahren.
 
Mira startet kurzerhand den Motor und fährt los Richtung Haus. Es konnte mit Sicherheit nicht schaden sich das Ganze genauer anzuschauen, vielleicht war dieses Haus geeigneter, als das, was sie sich gestern angeschaut hatte. Ein größerer Keller wäre auf jeden Fall vom Vorteil, da sie es als nicht gerade angenehm empfand in einem Zimmer mit Fenstern zu übertagen. Außerdem besaß sie ein paar Bücher und andere Dinge, die sie lieber gut weggeschlossen wissen wollte.

In der Nähe der angegebenen Adresse suchte sie einen Parkplatz und stieg aus, um das Gebäude von außen genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr Handy nahm sie mit.
 
Das Haus ist in der Tat alt. Das Grundstück ist in einem deutlich besseren Zustand als das kleine Haus von aussen vermuten lässt. Das Haus liegt ein wenig abseits und auch weit hinten auf dem Grundstück. Allerdings ist kein Zaun vorhanden so das jeder beliebig auf das Grundstück laufen kann.

Dein Handy klingelt.
 
Mira holt das Telefon aus der Manteltasche und geht ran.

"Hier Rabenwald"

Während sie telefoniert behält sie ihre Umgebung im Auge; eine Angewohnheit die ihr schon zu Lebzeiten in Fleisch und Blut übergegangen war, denn sie mochte es nicht besonders bei einem Gespräch belauscht zu werden. Was sie selbstverständlich nicht davon abhielt selbst ab und zu ein bißchen zu lauschen.

Out of Character
Ich glaub ich hau mich jetzt besser hin, sonst braucht Veriotes morgen ne Bergungsmannschaft mit Gebelstapler, um mich aus dem Bett zu bekommen :D Schlage deshalb vor, daß wir morgen weiter machen.
 
Ja, Guten Abend Frau Rabenwald. Ich rufe wegen dem Haus an das sie kaufen wollten. Ich muss Ihnen mitteilen das ich mich noch nicht entschieden habe. Ich werde mich aber innerhalb der nächsten zwei Tage bei Ihnen melden. Geht das in Ordnung?
 
Mira schürzte leicht die Lippen. Sie hatte gehofft, daß sich Frau Kilowitch schon entschieden hätte, aber sie hatte schon damit gerechnet, daß die ältere Frau mehr Zeit für ihre Entscheidung brauchen würde. Sie unter Druck zu setzen, wäre wahrscheinlich kontraproduktiv.

"Selbstverständlich, nehmen Sie sich nur Zeit."

Sie war zwar erpicht darauf so schnell wie möglich eine eigene Zuflucht zu finden, aber andererseits gab ihr das Zeit sich noch ein paar andere Häuser anzusehen - vielleicht fand sie ja noch etwas besseres.
 
Vielen Dank. Ich werde mich auf jeden Fall melden. und damit legt sie schon wieder auf.

Du schaust auf das Haus und es ist immer noch stockdunkel. Es macht nicht den Anschein das das Haus im Moment bewohnt ist. Der Gesamtzustand des Grundstücks und des Hauses lassen sehr schnell darauf schliessen.
 
Mira legt ebenfalls auf und steckt das Handy zurück in die Tasche. Dann geht sie so nah wie möglich an das Haus heran, um es ganz genau in Augenschein nehmen zu können. Soweit es möglich war umrundete sie das Gebäude und warf einen Blick durch die Fenster.
 
Das Haus ist z.Teil mit eildem Weis überwuchert und die meisten Fenster sind mit Läden verschlossen. Durch ein kleines neben der Tür kannst du in ein HEllgrün gekacheltes WC schauen. An der Strassenabgewandten Seite befindet sich ein kleiner Verschlag. Vermutlich für Gartengeräte. Nicht weit davon entdernt ist eine Doppelflügelige Terassentür die - na ja - zu einer Wiese führt. Es stehen viele große Bäume auf dem Grundstück.
 
Mira muß unwillkürlich die Nase rümpfen, als sie das hellgrün gekachelte Bad sieht. Wer auch immer hier gewohnt hat, muß einen scheußlichen Geschmack gehabt haben, zumindest was Fliesen angeht. Aber daran konnte man ja etwas ändern, genauso wie an dem verwilderten Grundstück. Am wichtigsten war, daß das Haus an sich ihren Vorstellungen entsprach. Jedenfalls würde sie es sich nicht nehmen lassen mal einen Blick hineinzuwerfen.

Sie holte erneut ihr Handy aus der Manteltasche und wählte die angegebene Nummer in der Anzeige.
 
Direkt nach dem zweiten Klingeln hörst du eine harsche Männerstimme. Müller Immobilien. Müller am Apperat. Guten Abend.
 
"Guten Abend, Rabenwald mein Name. Ich rufe wegen des Hauses in der Gotenkopfstraße an. Ich würde das Gebäude gerne besichtigen."

Out of Character
Hab mir den Straßennamen jetzt einfach mal ausgedacht, hoffe das ist ok.
 
Out of Character
Jojo... ist schon OK.


Ja, gerne. Lieber Vormittags oder Nachmittags? Übermorgen hätte ich Zeit.
 
Mira konnte nicht anders, als einen Moment lang leicht entnervt zu gucken. Es war immer wieder dasselbe Problem mit den ausgesprochen "unpassenden" Besichtigungszeiten - äußerst lästig.

"Nun, ich fürchte ich habe immer erst Abends ab 20:00 Uhr Zeit, und übermorgen ist mir ehrlich gesagt zu spät. Heute noch oder morgen wäre mir lieber."

Sie machte eine kurze Pause.

"Sie werden doch bestimmt einen Mitarbeiter entbehren können, der mir die Tür aufschließen kann."

Ihr Tonfall blieb trocken und war nicht übermäßig unfreundlich. Sie hätte den Mann am anderen Ende der Leitung auch noch wesentlich schnodderiger darauf hinweisen können, daß sie nicht in der Stimmung war, um noch weitere zwei Tage zu warten. Aber sie wußte aus Erfahrung, daß es schnell nach hinten losgehen konnte, wenn man es übertrieb.

Sie riß sich zusammen. Diese ganze Angelegenheit fing an sich immer mehr in die Länge zu ziehen, und das schlug ihr gewaltig aufs Gemüt. Sie schob die Wut zur Seite, bis sie nur noch ein schwelender kleiner Fleck in ihrem Unterbewusstsein war.
 
Ich bin im Moment nicht in der Stadt und morgen Heiratet meine Tochter. Also Übermorgen. Wegen meiner um 20:00, aber nicht später. Ist das in Ordnung?

Den Satz mit der Angestellten hat er geflissentlich überhört.
 
Der schwelende Fleck wurde schlagartig wieder zum kleinen Lagerfeuer. Sie starrte für ein paar Augenblicke die Fassade des Hauses an, und schluckte die ausgesprochen giftigen Worte, die ihr grade auf der Zunge brannten herunter.

In diesem Moment vermisste die ihr altes Haus in Hannover sehr. Auch wenn sie sich solche Sentimentalitäten normalerweise nicht erlaubte, so mußte sie doch zugeben, daß sie an dem alten Gebäude sehr gehangen hatte.

Es ist ein richtig schöner Altbau gewesen, mit einer dunklen Fassade, teilweise mit Efeu überwuchert. Sicherlich hat das Haus etwas düsteres, gruseliges an sich gehabt, was wahrscheinlich auch der Grund gewesen war, warum es monatelang keiner kaufen wollte, bevor sie eingezogen war.

Das Gebäude ist nicht übermäßig groß gewesen, und man hätte es gewiß nicht als luxuriös bezeichnen können, aber sie hatte die düstere Stimmung an diesem Ort geliebt. Doch sie war gezwungen gewesen das Haus zu verkaufen, und je öfter sie die Immobilienanzeigen in den Zeitungen las, desto deutlicher wurde die Erkenntnis, daß sie kein Haus finden würde, welches das alte auch nur ansatzweise ersetzen könnte.

Der Gedanke frustrierte sie aufs äußerste, und ein unbändiger Anfall von kalter Wut schnürte ihr die Kehle zu. Schlimm genug, daß sie gezwungen gewesen war wie ein geschlagenes Tier das Schlachtfeld zu verlassen; nein, sie hatte auch noch das aufgeben müssen, was ihr am wichtigsten gewesen war: Ihr Heim.

Sie zwang ihre Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurück. Es hatte keinen Sinn, sie würde sich damit abfinden müssen, auch wenn sie der Gedanke daran schier wahnsinnig machte.

"Wenn es niemanden gibt, der außer Ihnen die Tür aufschließen kann, dann wird es Wohl oder Übel in Ordnung sein müssen."

Ihr Tonfall war trocken, doch diesmal konnte sie sich den Sarkasmus nicht ganz verkneifen. Sie hatte schlechte Laune, und ihr momentaner Gesprächspartner hatte dazu beigetragen, daß sie noch schlechter geworden war. Sein Pech.
 
OK, also am Montag Abend um 20 Uhr. Ich treffe Sie am Haus Frau Rabenwald. Auf Wiederhören. und damit legte Dein Gesprächspertner auf.

Du stehst frustriert auf dem Grundstück. Zumindest von Aussen war es Deinem alten Haus von der düsterheit ähnlich... mehr aber auch nicht. Und selbst das lag wahrscheinlich nur an der mangelden Beleuchtung hier. Die Strassenlaternen kommen bis hier hinten wirklich nicht mehr hin.
 
Mira starrte unbeirrt auf denselben Fleck in der Mauer, als sie auflegte und das Handy in die Manteltasche steckte. Etwas in ihr hätte am liebsten laut geschrien, und wenn der Typ ihr jetzt von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde, hätte sie ihn wahrscheinlich problemlos mit bloßen Händen in kleine handliche Stückchen zerissen.

Sie stand mindestens einige Minuten einfach nur völlig regungslos da, und starrte die Mauer an. Sie fühlte sich einerseits elend und könnte andererseits vor Wut schreien. Sie war wütend auf die Ventrue in Hannover, die sie gezwungen hatten zu gehen, wütend auf sich selbst, weil sie nicht in der Lage gewesen war das zu verhindern, wütend darüber, daß sie ihr Heim hatte verkaufen müssen, wütend, daß sie kein passendes Haus in Finstertal finden konnte...

Sie hätte die Liste noch endlos fortsetzen können, aber dann hätte sie hier noch gestanden, wenn die Sonne aufgegangen wäre. Mit einem Ruck riß sie ihren Blick von der Fassade los, die bestimmt schon längst die Flucht ergriffen hätte, wäre sie dazu in der Lage gewesen. Sie setzte sich ihn den dunkelgrauen Rover und knallte die Tür einen Tick stärker zu, als es nötig gewesen wäre.

Sie schloß die Augen, und nahm sich ein paar Augenblicke Zeit, um sich zu beruhigen. Nachdem sie sich wieder im Griff hatte, startete sie den Motor, und fuhr in Richtung Oberviertel davon, sie brauchte Zeit zum Nachdenken.

Im Oberviertel angekommen, parkte sie den Wagen in einer Seitenstraße und stieg aus, um einen Spaziergang zu machen. Ihren düsteren Gedanken nachhängend ging sie durch die leeren Straßen - oh, wie sie es hasste umzuziehen!
 
Die kalte Nachtluft fliegt um Deine Nase und erhellt langsam Dein Gemüt wieder. Rom wurde auch nich an einem Tag gebaut. Tatsächlich ist wirklich niemend hier auf der Strasse. Es ist merkwürdig ruhig. Zu Ruhig.
 
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