Übelklischees...

Burncrow schrieb:
Das ist die Sache mit der Generalisierung von Begriffen. Ein Großteil der Menschen stört sich nicht daran was akademisch Pulp ist, sondern was sie als Pulp wahrnehmen.
Und was sie wahrnehmen, bestimmen zum Teil auch die Spieleverlage, indem sie nämlich das stereotype "guter amerikanischer Junge kloppt Nazis die Scheiße aus dem Leib"-Setting als - na? - Spannung - na? - als PULP verkaufen.

Ich glaube, in Amerika dürften in den Verlagen auch Leute sitzen, die wissen, was ursprünglich mal mit "Pulp" gemeint war. Und wenn es denen egal ist, dann ist es mir gleich egal.

Wenn "Pulp" draufsteht, dann darf man es auch "Pulp" nennen - egal ob es akademischen Ansprüchen an die Verwendung diese Begriffs genügt.
 
Zornhau schrieb:
Und was sie wahrnehmen, bestimmen zum Teil auch die Spieleverlage, indem sie nämlich das stereotype "guter amerikanischer Junge kloppt Nazis die Scheiße aus dem Leib"-Setting als - na? - Spannung - na? - als PULP verkaufen.

Welche Pulp-Spiele tun das? (und das frage ich ehrlich, denn ich kenne nur ein paar, und da sind Nazis höchstens ein Feind unter vielen, bzw. ich würde Weird Wars z.b. nicht unbedingt als Pulp bezeichnen)

Ich streite nicht darüber, ob Indiana Jones Pulp ist oder nicht, denn das ist er IMHO, lediglich das du beklagst, das ein ganzes Genre -Pulp- die Nazis zu Kanonenfutter degradiert habe - und das ist nun mal nicht so.
Von den hunderten Pulp-Charakteren kenne ich nur einen einzigen, der regelmässig Nazis als Feindbild hatte, und das war Indy.
Für den gesamten Rest der Pulp-Szene gilt dies aber nicht, und ja, ich weigere mich anzuerkennen, das das dann "typisch Pulp" ist, sorry.
[Edit: Mal als möglicher Kompromiss: Vielleicht eher "typisch Pulp-RPG"? Wie viele Pulp-RPGs gibt es, die Nazis als Feindbild haben?]
 
Sentinel schrieb:
Das ist ja so, als würde ich ein Setting eines beliebigen Rollenspieles als "typisch Rollenspiel" bezeichnen, und alles was diesem Setting nicht enspricht, ist unsinn. Ist alles, was dem Setting von z.b. Vampire nicht ähnelt, nicht "typisch Rollenspiel"?

Der Fehler liegt in dem Wort "beliebig". Es ist meiner Meinung nach nämlich durchaus möglich sich eines der "ganz grossen" Systeme (in Deutschland beispielsweise DSA oder D&D) zu greifen, und dieses als "typisch Rollenspiel" zu beschreiben. So würde ich persönlich nicht unbedingt vorgehen, aber ich denke das ist dabei relativ nebensächlich.

So wenig zutreffend es eigentlich sein mag, ist es eben doch so (übrigens auch für mich selbst, weshalb ich vielleicht nicht der ideale, objektive Ansprechpartner bin), dass die Indiana Jones Filme den Begriff Pulp für viele Menschen prägen.

mfG
jdw
 
Sentinel schrieb:
[Edit: Mal als möglicher Kompromiss: Vielleicht eher "typisch Pulp-RPG"? Wie viele Pulp-RPGs gibt es, die Nazis als Feindbild haben?]

Auf Anhieb drei von drei (beziehungsweise vier, wenn man Adventure mitzählt) die mir spontan einfallen. Gear Krieg, Forbidden Kingdoms und das Indiana Jones Rollenspiel.

mfG
jdw
 
Und wie viele Rollenspiele haben an Nazis angelehnte Feindschemata, die sie bedienen? (Unabhängig davon, ob sie als Pulp bezeichent werden?)
 
blut_und_glas schrieb:
Der Fehler liegt in dem Wort "beliebig". Es ist meiner Meinung nach nämlich durchaus möglich sich eines der "ganz grossen" Systeme (in Deutschland beispielsweise DSA oder D&D) zu greifen, und dieses als "typisch Rollenspiel" zu beschreiben.

Ich habe extra nicht D&D erwähnt, weil das so viele nachahmer hervorgebracht hat, das "Generic Fantasy" ja wirklich fast "typisch" ist.
Darum habe ich ein weiteres erfolgreiches und bekanntes Einsteigersystem genannt - Vampire.
Wenn ich mich darüber beklage, das es doch "typisch RPG" sei, als untotes Monster durch die nacht zu springen und kewle Powerz zu horten, bin ich damit dann im Recht? Weil Vampire so bekannt ist?

blut_und_glas schrieb:
So wenig zutreffend es eigentlich sein mag, ist es eben doch so (übrigens auch für mich selbst, weshalb ich vielleicht nicht der ideale, objektive Ansprechpartner bin), dass die Indiana Jones Filme den Begriff Pulp für viele Menschen prägen.

Ja, tut mir ja leid das ich da ein wenig herumreite, aber Indiana Jones ist Pulp, aber nicht typisch Pulp. Eher die Ausnahme von der Regel.
Nur weil die ungewaschenen Massen nur Indiana Jones kennen, wird das ja nicht plötzlich Realität.

blut_und_glas schrieb:
Auf Anhieb drei von drei (beziehungsweise vier, wenn man Adventure mitzählt) die mir spontan einfallen. Gear Krieg, Forbidden Kingdoms und das Indiana Jones Rollenspiel.

Eh? Forbidden Kingdoms hat doch drei verschiedene Settings: Steampunk, der typische Pulp der Zeit ca. WK1, und ein Nazisetting.

Damit zählt FK ja sozusagen für beide Seiten der Statistik.

Was ist mit GURPS Cliffhangers, Pulp Era, D20 Pulp Heroes, Golden Hero Pulp d20, The Dirty 30s!, Daredevils, Danger Quest, Pulp Fantasy und Pulp-Fu? Bei einem kurzen überfliegen scheinen diese Spiele in der nazifreien Standart Pulp-Ära zu spielen, zwischen 1910-1939, aber kennt die jemand genauer?

Denn wenn die alle, wie die Rezensionen mich vermuten lassen, in den 20er-30er-Jahren spielen, wäre der zwischenstand dann 11 Pulpspiele ohne Nazis, 2 Pulpspiele mit Nazis und Forbidden Kingdoms ist sozusagen neutral.

Zornhau schrieb:
Und was sie wahrnehmen, bestimmen zum Teil auch die Spieleverlage, indem sie nämlich das stereotype "guter amerikanischer Junge kloppt Nazis die Scheiße aus dem Leib"-Setting als - na? - Spannung - na? - als PULP verkaufen.

Nenne mal ein paar dieser Verlage und Settings, denn ich suche bisher vergebens.

(Dieser Post beeinhaltet 23mal das Wort "Pulp". Ich danke allen, die dies möglich gemacht haben. PulpPulpPulpPulpPulpPulpPulpPulpPulpPulp )
 
Skar schrieb:
Und wie viele Rollenspiele haben an Nazis angelehnte Feindschemata, die sie bedienen? (Unabhängig davon, ob sie als Pulp bezeichent werden?)

RPGs mit "Gesichtsloser Scherge 1-15" gibt es sicherlich wie sand am meer, angefangen natürlich beim obligatorischen Ork. Ob der Spieler jetzt Orks niedermetzelt, Sturmtruppen über den Haufen schiesst, eine Horde Mutanten wegblässt oder ein paar Kultisten pulverisiert, ist das doch letztlich immer das selbe namenlose Böse, das der Charakter ohne bedenken erledigen darf, und sogar muss, um die Welt zu retten.

Aber wenn du jetzt RPGs meinst, die speziell Nazis oder Naziähnliche Feindbilder haben:
- Logischerweise alle WeltkriegsRPGs, wobei die darstellung des Nazis als Antagonisten da ja variiert.
- GURPS Hellboy
- Armageddon spielt in einer nahen Zukunft im dritten Weltkrieg, aber die Army of Revelations und ihr Wappen haben schon ziemliches Nazi-Flair. Abgesehen davon, das die auch noch Zombies, Magie und Dämonen im Kampf einsetzen.

Hmm, welche noch?
 
Sentinel schrieb:
Ja, tut mir ja leid das ich da ein wenig herumreite, aber Indiana Jones ist Pulp, aber nicht typisch Pulp. Eher die Ausnahme von der Regel.
Nur weil die ungewaschenen Massen nur Indiana Jones kennen, wird das ja nicht plötzlich Realität.

Doch, genau das wird es. ;)
Beziehungsweise etwas anders formuliert: Das ist mit der Grund dafür, dass auch diese Definition in meinen Augen legitim ist.

Hmm, welche noch?

Wenn man es so sehen möchte alle, die das klassische "Evil Empire" Schema benutzen.

mfG
jdw
 
Wenn man es so sehen möchte alle, die das klassische "Evil Empire" Schema benutzen.

Hmm...
Wieviele Settings sind da draußen, die den Spieß umdrehen und die Spieler in den Dienst eines solchen stellen? Auf Anhieb fallen mir SLA Industries und Warhammer 40K ein. Gibt es da mehr?

-Silver
 
blut_und_glas schrieb:
Doch, genau das wird es.

Realität? Nein. Ich hänge dem Glauben an, das die Meinung der Mehrheit nicht aus einer Lüge eine Wahrheit macht.
Auch wenn die Mehrheit einer fehlinformation glaubt, bleibt es eine fehlinformation.
Da bin ich ein kleiner Idealist. 8)

blut_und_glas schrieb:
Beziehungsweise etwas anders formuliert: Das ist mit der Grund dafür, dass auch diese Definition in meinen Augen legitim ist.

Tja, in meinen nicht, aber lassen wir es mal dabei bewenden. ;)
Aber ich bin ja durchaus lernfähig und kompromissbereit: Wenn mir wenigstens irgendjemand die von Zornhau erwähnten vielen pulpigen "guter amerikanischer Junge kloppt Nazis die Scheiße aus dem Leib"-Settings nennen könnte...welche sind das denn nun?
 
Sentinel schrieb:
Tja, in meinen nicht, aber lassen wir es mal dabei bewenden. ;)
Aber ich bin ja durchaus lernfähig und kompromissbereit: Wenn mir wenigstens irgendjemand die von Zornhau erwähnten vielen pulpigen "guter amerikanischer Junge kloppt Nazis die Scheiße aus dem Leib"-Settings nennen könnte...welche sind das denn nun?

Godlike?
Indiana Jones RPG (von West End)?
Marvel Superheroes?

Ach ja, die "Weird Wars"-Reihe von Pinnacle, da wird echt kein Klischee ausgelassen.

Würden mir zumindest spontan einfallen.

Bye, Bookwyrm
 
mal mit dem alten get of fenris tribebook beschäftigt? seargant rage und seine "jungs"
"he was metis, but he died like a hero. aaahhhouuuu" ;) auch im neuen tb wird viel um die "bösen" fenrir unter hitler geschimpft.
ist doch ziehmlich amerikanisch eingefärbt das gute.
 
Doomguard schrieb:
mal mit dem alten get of fenris tribebook beschäftigt? seargant rage und seine "jungs"
"he was metis, but he died like a hero. aaahhhouuuu" ;) auch im neuen tb wird viel um die "bösen" fenrir unter hitler geschimpft.
ist doch ziehmlich amerikanisch eingefärbt das gute.

Naja, das hat aber eigentlich nix mit den von Sentinel erfragten Pulp-Spielen zu tun.

Wenn es nur darum geht Nazi-Klischees aufzugreifen, dann fallen mir da noch ein paar mehr ein.

Bye, Bookwyrm
 
Pulp bezieht sich ursprünglich auf die, mit schlechtem Papier aus Sagemühlenabfällen (sog. Pulpwood) hergestellten, Groschenromane.
Das ist zumindest die Definition die ich kenne.
 
der film pulp fiktion bringt eigentlich ganz gut rüber, was die meisten heute darunter verstehen.
will imo heissen. klare fronten/parteien, meistens helden und ne menge unrealismus, den man im rs ja oft haben will. oft macht es spass, wenn gewisse szeenen "pulpig" beschrieben werden, will heissen, der bösewicht grinst nochmal in die kamera, bevor er zum tödlichen schlag ausholt, dem der held durch unerschütterlichen mut, gewandheit, usw. oder einfach nur glück doch noch entgeht.
 
Doomguard schrieb:
der film pulp fiktion bringt eigentlich ganz gut rüber, was die meisten heute darunter verstehen.

Da bin ich überhaupt nicht Deiner Meinung. Pulp Fiction ist ein knallharter Gangsterfilm, der durch seine etwas seltsamen Schnitt und leicht surreale Story auffällt. Mit dem Pulpbegriff hat das nur wenig bis gar nichts zu tun - aus selbigem sind nämlich nur einige, wenige Motive (und das ist auch eher schwer zu konstruieren) übernommen.

Doomguard schrieb:
will imo heissen. klare fronten/parteien,

Mmmhhh, die gibts aber nicht bei Pulp Fiction. Allein schon dadurch, daß die beiden Hauptfiguren zwei bezahlte Killer sind, gibt es da einen Widerspruch zum Pulp. Es werden "ganz ausversehen" Menschen getötet und verstümmelt, eigentlich gute Charaktere (wie Bruce Willis) sind gezwungen böse Sachen zu tun, es werden Sympathien für den "Bösewicht" geweckt, etc. etc. All das ist Anathema für den Pulp.

Doomguard schrieb:
meistens helden und ne menge unrealismus,

IMMER Helden - es mögen nicht zwingend Helden sein, die sich ans Gesetz halten (vgl. Shadow) aber sie tun "Gutes".
Nicht einfach nur Unrealismus, sondern überzocktes, übersteigertes. Pulp ist ein Genre, das nicht realistisch sein will, sondern das den Realismus der Spannung und der Dramatik absichtlich opfert. Gerade in Bezug auf Technik und die Naturgesetze wird da alles solange gebogen bis es in die Story paßt.
Schurken wollen nicht ein wenig Geld verdienen, sie wollen die ganze Stadt erobern, Fort Knox leer machen oder gar die Weltherrschaft an sich bringen. In vielen Fällen wird der Held dann gerne auch mal gefangen genommen und ihm werden "vor dem sicheren Tode" die eigenen Pläne erklärt.

Doomguard schrieb:
der bösewicht grinst nochmal in die kamera, bevor er zum tödlichen schlag ausholt, dem der held durch unerschütterlichen mut, gewandheit, usw. oder einfach nur glück doch noch entgeht.

Nein, er grinst den Helden an bevor er den Todeslaser aktiviert, der den Helden innerhalb der nächsten zwanzig Minuten in zwei Teile zerlegen wird, die dann in ein Becken mit Haifischen fallen.

Klassische Pulpfiguren sind Doc Savage oder The Shadow.

Klassische Pulp-Filme sind "The Shadow" sowie natürlich die Indiana Jones-Reihe.
Neuere Pulp-Filme sind "Liga der Außergewöhnlichen Gentleman" oder "Sky Captain and the World of Tomorrow".
Am Rande des Pulpgenres halten sich so Dinge wie die Romane von Jules Verne oder "Van Helsing" auf.

Das verstehen die Leute unter Pulp.

Aus ihm erwachsen sind weite Teile der modernen Superheldenkultur.

bye, Bookwyrm
 
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