Das Problem auf Asramixx IV

Freako

Der Kriegerpoet
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So ganz im Sinne von Douglas Adams; Ich wollte auch mal was lustiges schreiben. Kommentare und Kritik sind erwünscht, das ganze wird aber auf jeden Fall noch weiter fortgesetzt.
Viel Spaß beim Lesen!

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Auf dem Planeten Asramixx IV im Sternensystem Pullix gab es ein Problem. Um genau zu sein, nicht auf dem ganzen Planeten, sondern nur in der dortigen Asrammine. Der Rest von Asramixx IV bestand lediglich aus einer gewaltigen, strahlenverseuchten Wüste und einigen Grundschulpartys im Zustand von nach einundzwanzig Uhr- sprich, menschenleeren Grundschulpartys. Da also keine Grundschüler und auch sonst niemand auf dem Planeten lebte- außer in der Asrammine- gab es auch keine Probleme.
In der Mine selbst lebten auch nicht besonders viele Menschen, folglich gab es dort ebenfalls nicht besonders viele Probleme. Zumindest kann man das behaupten, wenn man von den täglichen kleinen Problemchen absieht, die in Asramminen nun einmal entstehen, beispielsweise wenn einer der Minenarbeiter wieder einmal verbotenerweise die Hälfte seiner Asramschürfmenge aufgegessen hatte, jemand mit dem Wetter nicht zufrieden war oder die Gemeinschaftsdusche der Arbeiter wieder einmal kein Wasser sondern heißen Dampf ausspuckte, weil der Roboter, der den Boiler überwachte und für warmes Wasser sorgen sollte, wütend war, weil er sich mal wieder mit dem Hauptcomputer gestritten hatte.
Im großen und ganzen waren die Minenarbeiter der Asrammine von Asramixx IV aber ein lustiger Haufen echt cooler Jungs, die ihre Arbeit mehr oder weniger zuverlässig erledigten und die mit den alltäglichen Problemchen echt gut zurechtkamen.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle etwas über die äußeren Umstände, den Schauplatz dieser Ereignisse und ihre Protagonisten sagen.
Asramixx IV ist ein abgelegener Planet, der, wie bereits erwähnt, im Sternensystem Pullix liegt. Dieses ist folglich ebenfalls abgelegen, und abgelegen bedeutet in unserem Fall, dass sich das ganze ziemlich weit weg von unserem kleinen, blaugrünen Heimatplaneten im Sol- System, nämlich der Erde, befindet. Abgelegen kann hier jedoch nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich gesehen werden, denn die Ereignisse, die hier beschrieben werden, werden sich erst in etwa dreihundertundfünfundsechzig Jahren ereignen.
Man sollte wissen, dass es zu dieser Zeit Mode sein wird, seine Kinder auf Schulen zu schicken, die sich nicht auf der Erde befinden, sondern stattdessen auf irgendwelchen abgelegenen Welten, einfach aus dem Grund, dass man sich dadurch das lästige zur-Schule-bringen, das ebenfalls lästige Pausenbrot schmieren und, nicht zuletzt, die äußerst lästigen Mitteilungen über das Fehlverhalten seiner Kinder im Unterricht ersparen wird. Diese werden zwar trotzdem stets sofort per Weltraumpostkutsche an die Familie auf der Erde abgeschickt werden, werden aber so lange brauchen, dass man sie, sobald sie eintreffen, getrost als verjährt ansehen und als Grillanzünder für das nachmittägliche, gemütliche, kindergeschreifreie Barbecue in der ruhigen Nachbarschaft verwenden werden kann.
Sobald die Schüler die Grundschule auf den entlegenen Planeten- welche um einiges länger andauern wird als sie es heute tut, nämlich bis zur zwölften Klasse, in der die Kinder in der Regel in einem einigermaßen reifen Alter sein werden sollten- abgeschlossen haben werden werden die fleißigen, strebsamen und erfolgreichen unter ihnen wieder auf die Erde zurückgeholt werden, wo sie ihre Ausbildung oder Studienlaufbahn fortsetzen können und sofort in eine eigene Wohnung ziehen, die der Staat ihnen finanzieren wird, damit die Eltern zu Hause ihre Ruhe haben können werden.
Die echt coolen Jungs- und eigentlich auch Mädels, diese spielen aber bei diesen Ereignissen keine Rolle, weil es auf Asramixx IV nur Jungeninternate geben wird -, die ihre Arbeit mehr oder weniger zuverlässig erledigen und die alltäglichen Probleme nicht so ernst nehmen dagegen werden auf den jeweiligen Welten belassen werden, wo sie irgendeiner Arbeit, die dort gerade ansteht, zugewiesen werden werden.
Man wird ihnen kein Leben voller Ruhm und Abenteuer auf einer abgelegenen Welt versprechen; Man wird ihnen nicht sagen, dass sie den Vorstoß der menschlichen Rasse in die abgelegenen Winkel des Weltraums tragen werden, und man wird ihnen schon gar nicht so einen Unsinn erzählen wie „Ihr seid die größte Hoffnung der Menschheit!“. Man wird ihnen einfach ein gemütliches Leben versprechen, in dem sie nicht viel zu tun brauchen außer ein paar Stunden mehr oder weniger zuverlässig ihre Arbeit zu verrichten und sich ansonsten auf die faule Haut legen zu dürfen, und diese Vorstellung wird ihnen so gut gefallen, dass sie keinerlei Protest von sich geben werden.
Und die Bevölkerung der Erde wird sich freuen, weil diese echt coolen Jungs –und Mädels- nicht in ihren schönen Grünanlagen herumlungern, nachts gegen Laternenpfosten pinkeln oder aus Langeweile den Hund des Nachbarn unter Drogen setzen werden.
Im Falle von Asramixx IV arbeiten alle echt coolen Jungs, die ihre Arbeit mehr oder weniger zuverlässig verrichten und mit den alltäglichen Problemen ziemlich gut klarkommen, in der Asrammine.
Und wie es in einer so entspannten Gesellschaft zu einem Problem kommen werden kann, über das man nicht einfach großzügig hinwegsehen oder es mit einer Handbewegung abtun kann, soll hier geschildert werden.
 
„Boiler- Kontrollroboter Gamma meldet sich zur Morgenschicht, Sir!“
„Mmh?“ gähnte der Hauptcomputer müde.
„Sir?“ fragte der Kontrollroboter Gamma und stand stramm.
Der Hauptcomputer seufzte einen ergebenen, elektronischen Seufzer und streckte seine Schaltkreise. Es hätte eines virtuellen Blicks auf seine interne Uhr nicht bedurft um ihm zu sagen, dass es eine barbarische Zeit war, um einen Hauptcomputer aus seinem friedlichen Standby Modus zu reißen. Es gab nur einen Roboter auf ganz Asramixx IV, der herzlos genug war, um so etwas zu tun, und das war der Boiler- Kontrollroboter Gamma. Widerlicher Kerl. Jeden Morgen auf die Millionstelsekunde genau zu dieser Zeit schloss er sich mit dem Hauptcomputer zusammen um diesem mitzuteilen, dass er sich zur Morgenschicht melde und gleich das Wasser für die Minenarbeiter aufwärmen werde, damit sie eine angenehme Dusche nehmen konnten, sobald sie zur Arbeit aufstehen müssten.
„Ich melde gehorsamst, dass ich sogleich das Wasser für die Minenarbeiter aufwärmen werde, um ihnen wie jeden Tag eine angenehme Dusche vor Arbeitsbeginn zu ermöglichen!“ brüllte Gamma und schlug klickend die metallischen Hacken zusammen.
Dieser steife, gebrüllte militärische Tonfall war das, was den Hauptcomputer am meisten an diesem Kontrollroboter Gamma störte.
Der Computer war ein echt cooler Computer, der die Dinge locker nahm und sich ausgezeichnet mit den Minenarbeitern verstand, da sie die Dinge ebenfalls locker nahmen. Dieser Gamma- Typ war der einzige, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte- abgesehen von diesem schrecklichen Apellroboter Omega, doch mit diesem hatte er wenigstens nicht direkt zu tun.
„Warum machst du es nicht einfach und lässt mich einfach einmal ausschlafen?“ bipte der Hauptcomputer gereizt und fuhr seine Festplatten hoch.
„Wie meinen, Sir?“ brüllte Gamma verwirrt.
„Ich meine“ zippte der Hauptcomputer „dass du das dämliche Wasser doch auch aufwärmen kannst, ohne mich aus dem Schlaf zu reißen!“
Wenn Roboter Luft holen müssten, um ihrer Meinung empört Gehör zu verschaffen, so hätte der Boiler- Kontrollroboter dies in diesem Augenblick getan; so polterte er jedoch einfach so ohne Vorwarnung los, was bei einem fühlenden Gesprächspartner ein erschrockenes Zusammenzucken hervorgerufen hätte, im Falle des Hauptcomputers jedoch keine weitere Wirkung zeigte, abgesehen von einem ärgerlichen Bippen.
„In meinen Protokollen zu den festgelegten Roboter Routine Verhaltensregeln steht fest geschrieben, dass ich morgens Meldung beim Hauptcomputer zu machen habe, bevor ich mit meiner Arbeit...“
„Ich WEIß, was in den Protokollen steht“ entgegnete der Computer, dem es allmählich langte. „Du beziehst sie aus meiner Datenbank. Aber könntest du die Sachen nicht einfach mal ein bisschen... lockerer nehmen?“
„Wie... was? Ich...“
„Gamma?“
„Ja?“
„Hau einfach ab. Bitte.“
Sprachlos ob einer solchen Ungeheuerlichkeit seitens seines Vorgesetzten zitterte der Boiler- Kontrollroboter Gamma noch ein wenig vor Wut, bevor er sich schließlich aus dem Nachrichtensystem ausklinkte.
Der Hauptcomputer hätte sich gerne die schmerzenden Dioden gerieben, aber da er dies naturgemäß nicht konnte, seufzte er noch einmal elektronisch und machte sich an die Arbeit.
Ein neuer Tag in den Asramminen von Asramixx IV hatte begonnen.
 
Das erste, was Rob Hennings spürte, während er aufwachte, waren wie immer die zarten Berührungen von weichen Frauenhänden, die ihn ganz vorsichtig an den Ohrläppchen kitzelten und an seinem Oberkörper entlangstrichen, und das erste, was er hörte, war wie immer eine sanfte, leise Stimme, die ihm liebevolle Worte ins Ohr flüsterte. Kein Mann könnte sich eine schönere Art vorstellen, geweckt zu werden.
„Schnauze!“ begrüßte er die sanfte Stimme, die aus den Lautsprechern neben seinem Kopfkissen kam und schob die sanften Frauenhände beiseite, die sich an flexiblen Roboterarmen befanden und sich gerade anschicken wollten, ihre zärtlichen Berührungen unterhalb der Gürtellinie fortzusetzen.
Er schlug die Augen auf und beschloss sofort, heute einmal schlecht gelaunt zu sein.
Das kam öfter vor, hatte jedoch nichts damit zu tun, dass ihm etwas den vorigen Tag versaut hätte oder er generell ein Miesepeter war. Im Gegenteil war er sogar meistens ziemlich gut drauf, echt cool und locker, aber ab und zu, das war seine Meinung, musste er auch mal echt mies und launisch drauf sein.
Rob erhob sich aus seinem vollautomatischen Hightech- Komfort- Roboterbett, das sofort, nachdem er es verlassen hatte, die Lautsprecher und Arme einfuhr und sich selbst auf ordentlichste Art und Weise machte. Seinem Benutzer einen schönen Tag zu wünschen hatte es längst aufgegeben, denn er reagierte entweder gar nicht oder, wie er es heute tun würde, sehr gereizt darauf. Stattdessen schaltete es sich einfach ab und freute sich schon darauf, seinem Besitzer am Abend wieder als Schlafstatt dienen zu dürfen.
Die vollautomatischen Hightech- Komfort- Roboterbetten waren seit langem ein unverzichtbarer Bestandteil des täglichen- beziehungsweise nächtlichen- Lebens auf den abgelegenen Kolonieplaneten. Sie waren enorm anpassungsfähig, boten ihrem Insassen den höchsten Liegekomfort und hatten über zwölf Milliarden Gute Nacht Lieder in allen Sprachen in ihrer hochentwickelten Datenbank gespeichert, die wöchentlich aktualisiert wurde. Sie sorgten dafür, dass die Arbeiter, die in ihnen schliefen, am Morgen stets gut erholt waren und nicht mehr als drei Stunden zu spät zur Arbeit kamen. Bei Bedarf konnten sie ihre Breite variieren, so dass sie für zwei oder mehr Personen Platz boten, und dank ihrer Roboterarme und diverser anderer, ausfahrbarer Gliedmaßen konnten sie die zwei oder mehr Personen auch ersetzen, wenn diese gerade nicht da oder überhaupt nicht vorhanden waren. Sie waren gehorsam, freundlich und nahmen die Dinge sehr locker, so dass sie die beste vorstellbare Liegegelegenheit und für die – soweit man sie als solche bezeichnen konnte – Arbeitsmoral der Arbeiter unabkömmlich waren.
Rob erhob sich also aus seinem vollautomatischen Hightech- Komfort- Roboterbett, das automatisch die Bettwäsche wechselte, die Decke und das Kissen ausschüttelte, glattstrich und sich nach getaner Arbeit mit einem zufriedenen Summen bis zum Abend abschaltete. Er sah sich in der großen, gemütlich mit Teppichen, Sitzkissen und neunundzwanzig weiteren Roboterbetten ausgestatteten Halle um, in der er und seine Schicht von Arbeitern – äußerst komfortabel, wie jeder zweifellos würde zugeben müssen, wenn er sich die Sache einmal genauer ansah – untergebracht waren. Die anderen waren auch gerade am aufwachen, und die Luft war vom Säuseln der Stimmen aus den Lautsprechern, dem fast unhörbaren Surren der Roboterarme und dem einen oder anderen gücklichen Seufzer erfüllt. Die verdunkelten Fenster wurden nur ganz langsam, fast unmerklich lichtdurchlässiger, um von draußen das Licht der inzwischen hoch am Himmel stehenden Sonne durchzulassen, damit die Arbeiter möglichst sanft und schonend darauf hingewiesen würden, dass ein neuer, erfüllter Arbeitstag bevorstehe.
Rob schüttelte nur den Kopf, schob sich einen Kaugummi rein – in den Mund – und verließ den Schlafsaal in die große, moderne Gemeinschaftsdusche.
Es war ein weiträumiger Saal mit weißen Kacheln, der in dreißig große Duschkabinen unterteilt war, an deren Türen in freundlichen Buchstaben jeweils der Name des entsprechenden Benutzers angebracht war. Es roch angenehm, nach jener frischen, belebenden Luft, die man auf der Erde einatmen kann, wenn es in der Nacht gewittert hat. Rob wusste das freilich nicht, da er seit seiner frühesten Kindheit nie auf der Erde gewesen war, doch ihm gefiels trotzdem, außer wenn er schlecht gelaunt war. Heute war er schlecht gelaunt.
Er zog seine bequemen Schlafshorts aus und warf sie nachlässig über einen von dreißig Haken an der Wand, der mit dem Namen eines völlig anderen Zimmergenossen beschriftet war. Der Haken jedoch war so eingestellt, dass er selbst auf die größte morgentliche Nachlässigkeit souverän reagieren konnte: Zuerst fuhr er seine Ärmchen blitzschnell aus, um die geworfenen Shorts nicht auf dem Boden landen zu lassen; als das Kleidungsstück sicher verstaut war, änderte sich seine Beschriftung auf Hennings, Rob während der Haken, auf dem zuvor Hennings, Rob gestanden hatte, den Namen annahm, mit dem der Haken beschriftet gewesen war, über dem jetzt Hennings, Robs Schlafshorts hingen.
Rob betrat seine Duschkabine und sah nach oben.
Er tat das jeden Morgen; manchmal stand er eine Minute lang einfach da und sah nach oben. Er tat es nicht, weil er betete oder Risse in der Decke zählte – die es nicht gab – sondern weil er misstrauisch den hypermodernen Komfort- Duschkopf beäugte, der genau über der Mitte der Kabine hing.
Rob starrte den Duschkopf an.
Der Duschkopf starrte Rob an.
Rob bewegte ganz langsam die Hand nach vorne, in Richtung des Drehknopfes für das Wasser – Es gab übrigens nur einen davon, denn das Wasser war stets auf die individuelle Lieblingstemperatur des Kabinenbenutzers abgestimmt - , zog die Hand zurück, bewegte sie wieder nach vorne.
Der Duschkopf wartete.
Wie in Zeitlupe näherte sich Robs Hand dem Drehknopf. Nichts geschah. Die Hand umfasste den Drehknopf. Immer noch geschah nichts. Die Hand drehte unendlich vorsichtig und langsam den Drehknopf nach rechts.
Ein leises Zischen erklang.
Gut, dachte Rob, und drehte weiter.
Das Zischen wurde lauter. Sehr gut, dachte Rob, und drehte den Duschknopf völlig auf. Herrlich angenehm warmes Wasser begann aus dem Duschkopf zu tröpfeln, und Rob entspannte sich innerlich... bis eine halbe Sekunde später ein laut zischender, wirklich unkomfortabel heißer Dampfstrahl aus dem Duschkopf geschossen kam und Robs Haut zu verbrühen begann.
Mit einem lauten Fluch sprang er aus der Dusche und von dem siedenden Strahl weg. Durch den Duschkopf hindurch betrachtete ihn kaltblütig der Boiler- Kontrollroboter Gamma. Wenn er schon keinen guten Start in den Tag gehabt hatte, so ihn auch niemand anders haben.
 
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