Sonstiges D&D&Blindheit

Ciri

Halbgott
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25. Juni 2019
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Hallo,
Ich interessiere mich schon seit Längerem für Rollenspiele und Pen and Paper Rollenspiele. Ich habe da zwar nicht gerade viel Erfahrung damit und weiß auch nicht, ob die Frage hier komplett Fehl am Platz ist oder völlig bescheuert, aber mich würde mal interessieren, ob es theoretisch möglich wäre, blind D&D zu spielen, weil ich selbst blind bin. Daher kann ich auch kaum RPGs am PC spielen. würde mich freuen, wenn jemand antworten würde und schonmal danke im Voraus.
Gehabt euch wohl,
ciri
 
Schwer zu beurteilen. Das hängt sicher vom Umfeld und den technischen Möglichkeiten ab. Beim Tischrollenspiel wird ja viel gewürfelt. Ich weiß nicht, ob es andere als die normalen sechsseitigen Würfel mit Braille gibt. Viele Rollenspiele arbeiten mit Visualisierungen, sprich, Darstellungen der Situation, die natürlich auf das Sehen angelegt sind. Hier wäre ein Umdenken der Beteiligten erforderlich, aber vielleicht kann man das ja so herstellen, dass man es begreifen kann.
Ansonsten lebt Rollenspiel ja viel vom Erzählen, das müsste dann vor allem die spielleitende Person berücksichtigen und noch mehr Beschreiben als gewohnt.
Ich würde es für möglich halten, wenn sich die Mitspielenden darauf einstellen.
 
Ich spiele mit einigen Personen mit Handicaps zusammen. Blinde waren da bisher nicht dabei, aber eigentlich ist Sehen nun wirklich keine Voraussetzung für Rollenspiele. Würfel und Regeln können auch andere vorlesen und alles andere spielt sich doch eh im Kopf bzw in der Diskussion ab.
 
Es ist schon möglich. Würfel betrachten und gegebenfalls spontane Notizen (z.B. Lebenspunkte deines Charakters) können andere übernehmen.

Ich versetze mich jetzt Mal die Rolle deiner Mitspieler und hätte einige Fragen:
  • Wie nimmst du doe Welt wahr? - damit der Spiellleiter dir diese Reize präziser beschreiben kann.
  • Wie stellst du dir die Welt vor? Und...
  • Konntest du mal sehen oder bist du blind zu Welt gekommen? - denn teilt man z.B. eine gleiche Vorstellung von Farben?
  • Würdest du einen blinden Charakter spielen oder einen sehenden?
Das sind Fragen beziehungsweise Hürden, die man in der Gruppe offen besprechen sollte. Aber ansonsten würde ich mal, so ganz ihne Ahnung, sagen, dass Pen&Paper-Rollenspiel dir mehr als anderes Medien ein gemeinsames Spiel erleben.

Ich würde es zumindest mal versuchen! Und wenn die erste Gruppe vielleicht doof ist, auch nicht zu zögern eine neue zu suchen - Rollenspielgruppen können speziell sein und da muss man erstmal eine Gruppe finden, wo alle zueinander passen... Und natürlich auch eine Gruppe zu finden, wo alle auch auf deine Bedürfnisse Rücksicht nehmen - schließlich kannst du nur so auch an den Erzählungen der anderen Spieler partizipieren.
 
Zu den Würfeln und dem Würfeln: Es gibt tatsächlich einen 20-seitigen Würfel für Blinde, der ist allerdings überdimensional groß und man kann kaum damit würfeln :D Es gibt aber auch Apps und Webseiten wo man die Würfel definieren kann also die Seiten und so und die sind relativ barrierefrei.
Die Regeln kann man sich glaube ich sogar online kaufen also als EBook, bin mir da jetzt aber grad auch nicht sicher.
Aber danke für die lieben Antworten :) jetzt fehlen mir nur noch Mitspieler :D
 
@#4
Weltvorstellung und so kann ich irgendwie schwer beschreiben... Ich denke nicht in Bildern (denn so denken glaube ich sehende Personen), sondern in Geräuschen und so. Leute erkenne ich z.B. an der Stimme statt dem Aussehen. Eine Vorstellung von Farben habe ich keine, denn ich bin blind zur Welt gekommen. Ich glaube, ich würde prinzipiell einen sehenden Charakter spielen, weil die Welt wird ja glaube ich auch beschrieben und so, da kann ich ja das "virtuelle Sehen" genauso einsetzen wie andere auch. Ich muss dazu ja nicht wirklich die Welt oder die Gegner oder was auch immer sehen, sondern es mir vorstellen.
 
Mitspieler kann man über Rollenspielforen, wie z.B. die Blutschwerter, oder auch über spielerzentrale.de finden. Es gibt auch etliche Gruppen die Online über Hangouts, Skype etc. spielen. Das ist nicht so mein Fall aber es ist sicherlich eine Möglichkeit wenn du in deiner Nähe nichts finden kannst. Für den eher unwahrscheinlichen Fall das du tatsächlich in meiner Nähe wohnst (Husum, das ist noch nördlich von Hamburg) könnte ich dir bei uns auf jeden Fall mal einen Probeabend anbieten. Auf jeden Fall schonmal viel Glück das es klappt und das du eine Gruppe findest mit der du spaßige und spannende Stunden erleben kannst.
 
Also,

die Person, welche mich am meisten im meinem Rollenspielverhalten geprägt hat, war jemand, der damals noch eine Sehstärke von 10% hatte, nun ist er vollkommen blind. Er hatte Spaß daran, wir auch, er leitete auch. Die Würfe wurden von ihm offen gewürfelt, wir sagten ihm das Ergebnis. Machte alles viel spannender, wenn die Würfe nicht gefaked werden.
Auch habe ich in einer neuen Gruppe probiert, mit verbundenen Augen eine RP lastige Session zu spielen. Ich muss sagen, dass war für mich als Spielleiter und alle meiner Spieler eine sehr intensive Erfahrung mit hohen Niveau des Rollenspiel Aspektes.

Also keine Sorge, im Rollenspiel gibts keine Benachteiligung. ;)
 
Hallo!

Wir spielen Gelegentlich über Roll20 online. Chat läuft dabei über Discord. Sofern das interessant für dich wäre, schick mir einfach eine PN. Ich weiß jetzt nicht genau inwiefern Roll20 barrierefrei ist, man kann dort halt online würfeln, notfalls kann das natürlich auch jemand anders für dich machen.
 
@Ciri ohne selbst blind zu sein ich habe lange drüber nachgedacht und denke ich kann die Frage beantworten:

Für die Charakterbögen, Bodenpläne und im Zweifelsfall auch die Würfel gibt es sicher Lösungen. Hier können mitspieler Helfen oder man kann einen Chrakterbogen in Braille machen.

All das ist aber nicht, was Rollenspiel ausmacht.
Der Kern des PnP-RPG ist das gemeinsame Erleben einer packenden Geschichte.
Es ist die Möglichkeit in eine Fremde welt einzutauchen, jemanden zu verkörpern, der man selbst nicht ist und Entscheidungen zu treffen, die die Welt beeinflussen.

Abgesehen davon, dass ein guter Spielleiter Rücksicht auf dich nehmen würde und die anderen Sinne in den Beschreibungen stärker betonen würde:

Hast du schon einmal ein Buch (Fiktion) gelesen oder als Hörbuch angehört. Ich glaube zu wissen, dass es Literatur gibt, die speziell auf Blinde zugeschnitten ist. Aber ich rede von einem normalen Roman (von Sehenden für Sehende geschrieben)? Und Falls ja, warst du in der Lage an dieser Geschichte Spaß zu haben oder hat es keinen Spaß gemacht, weil die Beschreibungen von Umgebung und Personen bei dir nichts ausgelöst haben?

Wenn du die zweite Frage mit Ja beantworten kannst, dann willkommen im Hobby!
 
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